Hachschön. Die dunkle Jahreszeit ist da. Beim Aufwachen leckt dir feuchtgedimmtes Grau wie eine klamme Zunge durchs Gesicht, der Wind presst kalten Niesel in den Mantelkragen und wenn der Feierabend dräut, hat das Dämmerdunkel schon wieder ein paar Stunden Vorsprung. Erst hat’s mich in den letzten Wochen ziemlich genervt. Aber ab heute werden Trotzhormone ausgeschüttet. Und Weihnachts(vor)botenstoffe. Erste Auswirkung: Der kleine Ertrag aus der Auflösung eines uralten Postsparbuches wurde posthum (haha) in eine DVD-Box investiert :»Star Trek – The Borg Fan Collective«. Nicht besonders weihnachtlich, aber gemütlich. Sofa. Glas Rotwein. Film. Resistance is futile. Auch die Option eines heißen Wannenbades rückt wieder häufiger ins Blickfeld abendlicher Entspannungsrituale. Je nach Lebens-, Stimmungs- und Wohnsituation können bei beiden Anlässen weitere Beteiligte durchaus die Gemütlichkeit steigern.
Bestimmt sind es dieselben biochemische Prozesse, die Nagetiere ihre Nester vor dem Frost kuschlig auspolstern lassen, welche mich in einschlägige Läden und Kaufhausetagen pushen, um vor den Regalen plüschig-glitzernde Dekoideen für ein saisongemäßes heimisches Ambiente durchzuspielen – mit Filzsternen, Trockenduftpotpourris, Bienenwachskerzen oder Lichterketten. Die Nase wird wieder empfänglicher für Gewürz-, Mandarinen- und Schmalzkuchenduft. Öde Zartbitterschokolade wird verächtlich verschmäht, erst ein Stäubchen Kardamom, ein Hauch Zimt, ein Quentchen Marzipan rechtfertigt den Kauf. Bereitwillig lasse ich mir an Prä-Adventsbuden ein Tütchen gebrannte Mandeln andealen und schwelge zunehmend in Geschenkideen für den Kreis meiner Lieblingsmenschen. Kritisch beäuge ich Muster und Farben der aktuellen Geschenkpapierkollektionen und stimme sie mit farblich harmonierenden Satin- und Organzabändern aus dem Begleitsortiment ab.
Konsequent umgeschichtet wird auch der Wandschrank kulinarischer Gewohnheiten. Ab nach hinten mit dem Sommerzeug! Wer braucht Hüttenkäse, Friséesalat und Putenbrust? Grünkohl, Rotkohl, Sauerkraut, Bratwurst, Schmalz und Gänsekeule rücken wieder in den verdienten Fokus. Winter ist, wenn das Bratenfett in den Mundwinkeln glänzt. Möge das gemütliche Flackern brennender Kalorientabellen die Fenster erleuchten!