Tag 2 auf Amrum. Gleich nach dem üppigen Frühstücksbuffet ist das Ausleihen zweier Fahrräder beim hoteleigenen Verleih unausweichlich, um die Kalorienbilanz vertretbar zu halten. Über den etwas schotterigen, aber landschaftlich schönen Waldradweg Richtung Süden strampeln wir der ältesten Siedlung Amrums, Nebel, entgegen. Der erste Zwischenstopp an einer Aussichtsdüne belohnt mit einem weiten Rundblick fast über die ganze sonnige Insel.
Einige Kilometer weiter parken wir die Räder erneut für einen kurzen Abstecher über den »Kniepsand«, einen kilometerbreiten, weitläufigen Sandstrand, bis direkt ans windbewegte Meer. Ein paar Urlauber haben Strandkörbe belegt, auf den leerstehenden sonnen sich Möwen, aber baden will bei 17 °C Wassertemperatur niemand.
Wir steigen wieder aufs Fahrrad und radeln zur nächsten Station unserer Tour, der 1240 erstmals erwähnten Kirche St. Clemens in Nebel. Neben den vielen schönen, uralten und aufwendig gemeißelten Seefahrergrabsteinen auf dem umgebenden Friedhof fasziniert mich vor allem das vor dem Altar ausliegende Gästebuch, in dem zahllose Besucher Einträge hinterließen – von jugendlicher Begeisterung (»Die Kirche ist super!«) über praktische Hinweise (»Man darf auch auf den linken Seiten schreiben«) bis zu fast intimen, sehr persönlichen Schicksalsberichten. Das meistgeschriebene Wort ist aber eindeutig »Danke«.
Bei der nachfolgenden Ortsbesichtigung geht seltsamerweise vom örtlichen Fischgeschäft die größte Anziehungskraft aus. Schuld daran ist die ungeniert aushängende Tafel mit den angebotenen knusprigen Zwischenmahlzeiten. Wie in Trance ordern wir zweimal Backfisch mit Pommes. Im lauschigen Garteneck des Café Nautilus planen wir für die Rücktour nach Norddorf eine Strecke entlang der sehenswerten Wattküste zu nehmen und nach kurzer Aufbruchsverzögerung durch einen sommerlichen Platzregen sind wir bald darauf zurück im Hotel.
Wer auf Amrum Rad- und Wandertouren plant, kommt an den seltsamen Straßennamen nicht vorbei: Oodwai, Degelk, Lunstruat, Poppenaanj, Neistigh und Ledj Nuurd – was aussieht wie verzweifelte Wortkreationen beim Scrabble, hat altfriesische Wurzeln und findet sich auch bei der Benennung vieler Wirtshäuser wieder. So auch beim »Ual Öömrang Wiartshüs«, in dem wir heute zu Abend essen. Hier bedient die wohlbeleibte Chefin noch mit, und nicht nur sie, sondern auch die reichlich portionierten Gerichte (»Omas Fischpfanne«) passen perfekt zum rustikalen Friesen-Wohnstuben-Flair der gemütlich eingerichteten Kate. Hier kommen wir gern ein zweites Mal her.