Während – oder vielleicht auch aufgrund – des Corona-»Lockdowns« ab März/April 2020 habe ich mein Blog und das Bloggen wiederentdeckt. Zwischendurch lag das arme Ding sehr lange brach. Es gab immer schon mal kleinere »Lücken« von 2–3 Monaten (2007), von 2008 bis 2014 war ich recht regelmäßig aktiv, aber ab 2015 ging’s dann bergab. Es war mir lange gar nicht bewusst, warum eigentlich – ich war weder dauerhaft im Stress bzw. hatte keine Zeit noch hätte es mir an Themen oder Ideen gemangelt. Inzwischen habe ich eine Vermutung, aber davon erzähle ich gleich …
Backup-Fuck-up.
Während der langen Blogpause kam hinzu, dass sich Malware Zugang zu meinem Webhosting-Account verschaffen konnte und mein Provider aufgrunddessen die Domain kurzerhand offline nahm. Ich hatte zwar noch Zugang zu allen Daten auf dem Server und diverse rudimentäre, ältere Backups, aber im Prinzip gab es keine aktuelle und vollständige Kopie des Blogs vor der Abschaltung. Mit sehr kompetenter und netter Unterstützung von Thomas Renger (@dentaku) konnte ich im Herbst 2018 einen großen Teil meiner gesicherten alten Daten mit einer komplett neuen WordPress-Installation neu aufsetzen. Es gingen dabei leider etliche Kommentare verloren, aber die Blogbeiträge, Links und Bilder ließen sich rekonstruieren (sowas nennt man dann wohl »Web-Archäologie«). Mit frischem Kennwörtern, Schutz-Plugins und Updates kommt es nun hoffentlich nicht nochmal zu so einem »Blackout«.
Schädlinksbekämpfung.
Im Frühjahr folgte jetzt der zweite Schritt des »Refreshs«: ich implementierte ein »Recent Tweets«- und ein Cookie-Banner-Plugin, nahm etwas grafische Kosmetik vor, aktualisierte die Datenschutzerklärung und entfernte flattr- und Facebook-Like-Buttons, stattdessen können jetzt mit einem Klick datenschutzkonforme social-media-unabhängige Likes am Ende jedes Beitrags hinterlassen werden. Doch eine große Aufgabe (siehe Tweet zu Beginn dieses Beitrags) stand mir noch bevor: die Revision aller jemals geposteten Links. Es hatten sich insgesamt über 3.300 seit 2006 in allen Postings angesammelt. Glücklicherweise gibt es zum Auffinden ebenfalls ein hilfreiches Plugin, dennoch war das Ergebnis ernüchternd: etwa 300 Links wurden als »broken« klassifiziert, nochmal 180 weitere als »kritisch« (Timeout, Server Error, 403 Forbidden o.ä.). Fazit: »das Internet vergisst nichts« ist ein Mythos, im Gegenteil: es hat ein erschütternd löchriges und schnelllebiges Gedächtnis.
Vieles ließ sich »reparieren«, z.B. die Einbindung von YouTube-Videos, geänderte Links zu Unternehmens- oder Produkt-Websites, zu Bild- und Kartenmaterial oder Protokolländerungen von http zu https. Manches war irreparabel, aber verzichtbar, dann habe ich Links entfernt und dies in den Blogartikeln vermerkt. Tote Links, die essenziell für den Kontext des Blogartikels waren, erscheinen nun durchgestrichen, so dass man immerhin noch sieht, dass und unter welchem Namen dort einst ein Link existierte. Gut 1.500 Links wurden vom Plugin als »umgeleitet« gekennzeichnet, hier habe ich bislang nur Stichproben geprüft, diese Kategorie scheint insgesamt aber die unkritischste zu sein. Ich registriere ohnehin wenige Besucher, die im Archiv stöbern und ältere Beiträge lesen (obwohl es sich lohnt 😉), aber man hält ja auch gemeinhin jene Zimmer der Wohnung einigermaßen in Ordnung, die ein Besucher womöglich unerwartet betritt. Ergo: Frühjahrsputz erledigt!
Lang. Kurz. Kurz, kurz, kurz. Lang.
Während der kompletten Link-Durchsicht aller Blogeinträge gelangte ich aber auch zu der anfangs erwähnten Vermutung, warum mir das Bloggen zwischenzeitlich so sehr »abhanden kam«: es ist eine Mischung aus »Twitter ist schuld« und »mir fällt nichts ein für einen längeren Beitrag«. Vom Zeitpunkt meines Blogdebüts im Oktober 2006 bis etwa 2011 hatte ich keinerlei Hemmungen, sogenanntes »Microblogging« mit Bildern und/oder Beiträgen bis etwa 140 Zeichen (dem Twitter-Limit bis November 2017) auch hier im Blog zu betreiben – hier mal drei Beispiele: eins, zwei, drei. Nach 2011 verlagerte sich wohl unbewusst mein Schwerpunkt für solchen »Kleincontent« fast ausschließlich auf Twitter – hier im Blog erschienen nur noch Beiträge mit längeren Texten, wie etwa Rezepte, Erlebnisberichte oder selbst verfasste Kurzprosa.
Diese Erkenntnis weckte in mir die Absicht, künftig auch hier öfter mal wieder »Kleinkram« zu posten, anstatt solche Contenthäppchen immer und ausschließlich Twitter zuzuschieben. Ergänzend gibt es dafür ab sofort (auch für alle älteren Kurzbeiträge!) die neue Blogkategorie »Häppchenkost«. Denn einen weiteren Dornröschenschlaf meines Blogs möchte ich – zumindest nach meiner derzeitigen Stimmung – erstmal bis auf weiteres vermeiden. We’ll see …