#06 Die Netzabdeckung
Etwa alle 14 Tage fahre ich mit dem ICE von Hamburg nach Berlin und einige Tage später wieder zurück. Und etwa genauso oft durchfahre ich auf dieser Strecke – die mit 6,1 Mio. Fahrgästen pro Jahr oder fast 17.000 Reisenden pro Tag eine der am stärksten genutzten Fernzugverbindungen Deutschlands ist – Streckenabschnitte ohne oder mit ermüdend schlechter Netzqualität (das on-board WLAN der Bahn inbegriffen). Bei der Fahrt mit der Hamburger U-Bahn kenne ich die Stellen, an denen die mobile Datenverbindung oft abreißt, inzwischen auswendig (Schlump) und auch mitten in Berlin stehe ich hin und wieder mit gerunzelten Brauen und einem »E« für EDGE auf dem Display herum.
Sicher, es wird allmählich Schritt für Schritt besser. Aber nach wie vor stellen Tester der Netzqualität in Deutschland ein ernüchterndes Zeugnis aus und verweisen es im europäischen und internationalen Vergleich auf hintere Plätze.
»Bei der LTE-Netzversorgung in der Fläche liegt Deutschland auf dem drittletzten Platz – noch hinter Albanien. (…) Auch in Sachen Daten-Tempo gehört Deutschland zu den Schlusslichtern.«
Quelle: logitel.de (April 2020)
Am vergangenen Montag machten wir hier in Südschweden einen Tagesausflug mit dem Regionalzug nach Karlskrona. Die Betreibergesellschaft Krösatagen befährt die nur 10 Stationen lange Strecke über Land mit putzigen, nostalgisch anmutenden, zwei Waggons langen Elektrozügen. In den Wagen weisen große Schilder auf das Gratis-WLAN-Angebot im Zug hin. Und auch später während des Stadtbummels bot fast jedes Geschäft einen kostenlosen Zugang für Besucher und Kunden an.
Bei anderen Ausflügen nutzten wir eher das Auto, denn zu den ausgewählten Wanderstrecken in der Region konnte uns kein Zug bringen. Was uns auf den ausgedehnten Routen durch Wälder, über Täler und Hügel im ländlichen Südschweden immer begleitete, war ein Mobilfunknetz in LTE-Qualität, höchstens in Ausnahmefällen mal kurzzeitig 3G. Die gefühlt bessere Abdeckung wird auch auf der Netzabdeckungskarte der schwedischen Post sichtbar: bis in die nördlichsten Regionen mit durchschnittlich nur 2–3 Einwohnern pro Quadratkilometer liegt die Abdeckung bei über 95%.
Ein Urlaub in Schweden (und anderswo in Europa) ist somit anscheinend nicht nur eine Auszeit von Alltag und Arbeit, sondern auch eine mit deutlich weniger Funklöchern.
Fotos: © formschub