Es gibt unangenehme Träume, aus denen ich missgestimmt erwache und sogar welche, aus denen ich angsterfüllt hochschrecke. Es gibt massenhaft Träume, an die ich mich nur bruchstückhaft erinnere, belanglose, nach denen ich denke »naja« – und es gibt welche, die auch Stunden nach dem Aufwachen noch sehr präsent sind und ich denke »wow, das war ja cool«. Heute hatte ich mal wieder so einen.
Im Traum befand ich mich in einer Wohnung, die keinerlei Ähnlichkeit hatte mit meiner echten oder einer, die ich persönlich kenne, aber sie war im Traum völlig glaubhaft meine eigene. Eine bestellte Lieferung war angekündigt, ich hatte einen großen Flachbildfernseher bestellt, 55 Zoll. Aus irgendeinem Grund und obwohl ich »zu Hause« war, nahm ich die eintreffende Lieferung nicht persönlich entgegen, sondern bekam eine Nachricht, sie sei in einem Zimmer des Hauses abgestellt worden. Ich ging in den besagten Raum und fand dort eine viel größere Lieferung vor: statt eines großen Fernsehers waren insgesamt fünf davon angeliefert worden, dazu noch zwei Waschmaschinen. Doch im Traum war ich davon nicht ansatzweise beunruhigt oder veranlasst, dies zu reklamieren. Vielmehr begutachtete ich die gelieferte Ware und begann, mit dem Mann (der plötzlich ebenfalls anwesend war) zu besprechen, wie man die Geräte sinnvoll unterbringen und verteilen könne. Der größte Fernseher war mit »65 Zoll« spezifiziert, war aber in seinen Dimensionen etwa doppelt so breit und hoch wie ein reales Gerät dieser Größe. Den sollte der Mann in seine Wohnung mitnehmen, er habe doch zwischen zwei Regalen im Wohnzimmer genug Platz dafür, was sogar tatsächlich hätte hinkommen können. Das zweite Gerät war offensichtlich das tatsächlich bestellte mit 55 Zoll, dieses wollte ich in meiner Wohnung behalten, Die drei weiteren Fernsehgeräte waren alle gleich groß, aber mit wesentlich geringeren Abmessungen, nur etwa 60 cm breit. Die könne der Mann doch mit ins Büro bei sich nehmen und unter den Kollegen verteilen. So wurde es beschlossen und damit war die Fernseherlieferung besprochen. Blieben noch die zwei Waschmaschinen. Diese hatten seltsamerweise keine »Bullaugen«, sondern man konnte sie mit einer Klappe öffnen, wie sonst Geschirrspülmaschinen, und auch das fand ich nicht im geringsten sonderbar oder hinterfragte, wie das wohl funktionieren sollte. Stattdessen öffnete ich beide Klappen und schaute ins Innere der Geräte. In jeder der leeren, hell beleuchteten stählernen Kammern befand sich eine handliche gedruckte Bedienungsanleitung sowie eine kleine klare rechteckige Glasflasche mit einer auberginefarbenen Flüssigkeit und einem schwarzen Drehverschluss. Ich fragte mich, wozu diese Fläschchen wohl gut seien und nahm eine davon in die Hand. Ich schnippte mit einem Fingernagel gegen die Flasche und da geschah etwas Beeindruckendes: ausgehend von dem Punkt, wo der Schnippimpuls die Flasche getroffen hatte, änderte die Flüssigkeit im Inneren in wolkigen, wirbelnden Strukturen ihre Farbe, von dunkelviolett hin zu einem leuchtenden Orange. Als die komplette Flüssigkeit sich umgefärbt hatte, pochte ich erneut mit dem Finger dagegen und der Farbumschlag wiederholte sich in umgekehrter Richtung. Ich war fasziniert, fand das wunderhübsch und schlug in der Bedienungsanleitung nach, welchen Zweck Flasche und Flüssigkeit haben. Dort stand zu lesen, dass es sich um eine Art Ablenkungsköder für Mäuse handelt. Man solle den schwarzen Schraubverschluss abdrehen und das Fläschchen in einiger Entfernung zur angeschlossenen Maschine auf den Boden stellen. »Die Mäuse« (woher immer die kommen sollten) würden dann von der Flasche angezogen und sich demzufolge nicht mehr der Maschine nähern (warum auch immer sie dies tun sollten). Ich nahm das völlig unverwundert zur Kenntnis und begann erneut, mit den faszinierenden verschlossenen Flaschen zu experimentieren. Ich nahm metallene Bolzen, meine Finger und andere kleine Gegenstände und brachte die Flüssigkeit im Inneren wieder und wieder mit unterschiedlich starken und pointierten Impulsen zu ihren wechselnden, strudelnden Farbumschlägen, wobei die Farbigkeit zunehmend bunter wurde: rosa, violett, gelb, rot.
Dann wachte ich auf.