Heute ließen wir das Auto mal stehen und beschlossen eine Wanderung, die direkt am Ferienhaus ihren Ausgangs- und Endpunkt hatte: Von der Unterkunft aus führte sie zunächst hinunter zum örtlichen Strand und von dort aus durch die Dünen hinauf auf die felsige Küstenlinie des »Hammeren« (auch »Hammerknuden« oder nur »Hammer«), der Nordspitze der Insel. Vorbei an historischen Ruinen, an meerumtosten Klippen (es war immer noch ziemlich windig), an knorrigen, von Efeukorsetten eingezwängten Bäumen und immer wieder mit einer fantastischen Aussicht auf das Meer Richtung Nordwesten. Der böige Wind war eine zustzliche Herausforderung an manchen schmalen Pfadpassagen, aber als geübte Wanderer und mit gutem »Schuhwerk« war das kein Problem. Etwas über 11 km lang war die heutige Strecke (Komoot-Link), so dass sich der Bierdurst, trotz der mitgeführten Wasserflaschen, gegen Ende schon etwas drängender meldete. Auf dem Weg übers Feld auf der letzten Etappe der Strecke lag am Wegesrand der teilweise skelettierte Kadaver eines Hasen oder Kaninchens. Mich fasziniert bei solchen Funden jedes Mal aufs Neue der fantastische und perfekte Recycling-Ansatz der Natur, der totes Leben binnen kürzester Zeit wieder in den Stoffkreislauf zurückführt. Etwas abstoßend ist das für mich meist nur kurz zu Beginn, solange ein totes Tier noch blutig oder entstellt daliegt, danach überwiegt das sachliche Interesse.
Zurück zum Bierdurst: Der Mann hatte spontan am Vorabend während unseres Umtrunkes einen Blick in die Speisekarte des Bierlokals geworfen und einen Tisch reserviert, die kreativen und vortrefflich klingenden Smørrebrød-Kreationen hatten es ihm angetan. Und so konnten wir uns nach der Ankunft in der »Ølstauan« nicht nur auf frisch gezapfte Inselbiere freuen, sondern auch auf eine köstliche Mahlzeit. Ich entschied mich für Smørrebrød mit Eismeerkrabben, Kaviar, Zitrone, Mayonnaise und Ei sowie Schweinebraten mit kaltem Rotkohl und Orangenscheiben, der Mann nahm Smørrebrød mit gebratenem Fisch, Krabben und grünem Spargel und Roastbeef mit geraspeltem Meerrettich, Röstzwiebeln und Kapern. Ich bin ja spätestens seit meinem zweimaligen Besuch im grandiosen Kopenhagener Craft-Beer- und Smørrebrødrestaurant »Selma« der Ansicht, dass ein Lokal mit dem Angebot »Craft-Bier & kreative Smørrebrød-Kombinationen« auch in einer deutschen Stadt wie Hamburg oder Berlin sehr gut ankommen würde. Vielleicht nimmt sich ja demnächst mal ein hiesiger Startup-Gastronom dieser Idee an – ich wäre bald ein Stammgast!
Nach der Rückkehr in die »eigenen« vier Wände stand heute ein Science-Fiction-Klassiker auf dem Abendprogramm: »The Thing« in der Originalverfilmung von 1951. Schwarzweiß, recht kurz und aus heutiger Sicht etwas betulicher, zahlreicher besetzt und deutlich dialoglastiger als das doch drastisch blutigere Remake John Carpenters (1982) oder das gelungene Prequel aus dem Jahre 2011, aber durchaus sehenswert und ein Klassiker des Genres. Dennoch war der Film für heutige Sehgewohnheiten nicht gruselig genug, um schlechte Träume anzustoßen, und so war eine gute Nacht nach diesem sportlichen Tag absehbar.