Gestern hatte ich mal Zeit und Lust, während einer ausgedehnten Runde durch Hamburg eine kleine Wiederaufnahme des Spaß-Projekts anzusetzen, über das ich in einem Blogbeitrag im August 2022 schon mal berichtet hatte: ein »I see letters«-Alphabet aus Schnappschüssen von Alltagsgegenständen, die zufällig wie Buchstaben geformt sind. Der vorhandene Satz analoger Fotoabzüge umfasst 23 Versalien, aber drei Lettern aus dem Alphabet fehlen: »B«, »L« und »U«. Ob ich diese Motive damals nicht finden konnte oder ob mir vorhandene Abzüge abhanden kamen, kann ich nicht mehr rekonstruieren.
Also dachte ich mir, wieso sollte ich nicht jetzt mal die Augen offenhalten und versuchen, diese Lücken zu schließen? Eine Kamera im Smartphone habe ich ja ohnehin ständig dabei. Und da ich etliche Erledigungen in der Innenstadt zu beschicken hatte, sah ich mich auf meinem Weg um. Und tatsächlich wurde ich fündig und nun ist das Alphabet komplett – zumindest die Großbuchstaben.
Nun überlege ich, ob ich nicht noch weitermache. Vielleicht mit allen Kleinbuchstaben, dazu Ziffern? Vielleicht einige Satzzeichen? Oder noch mal alles von vorn und Dubletten der Versalien sammeln? Ich entscheide mich unterwegs. Was mir immer wieder auffällt, wenn ich mit dieser Art suchendem »Kamerablick« unterwegs bin, ist die bemerkenswerte Schärfung der Beobachtungsgabe. Ich sehe die Umwelt mit einem ganz anderen Fokus. Viel aufmerksamer, wacher für die Details, Gebäude und Muster am Wegesrand. Stellen, an denen ich schon dutzende Male achtlos vorüberging, betrachte ich durch diese mentale Brille plötzlich ganz neu.
Für das Alphabet habe ich mir zudem vier »Regeln« für die Auswahl der Motive auferlegt, die ich konsequent einhalte:
- Das fotografierte Zeichen darf nicht einen Teil einer handgeschriebenen oder maschinell erstellten tatsächlichen Beschriftung darstellen (also z.B. ein Buchstabe aus einem Werbeschild oder einem Graffiti). Es muss ein natürliches oder künstliches Objekt sein, das nur zufällig aussieht wie ein Buchstabe, aber dessen ursprünglicher Zweck es niemals war, ein Schriftzeichen darzustellen.
- Das Bildmotiv darf nicht von Hand umarrangiert werden, es ist nicht erlaubt, z.B. Kabel, Seile o.ä. so zurechtzulegen, dass ein Buchstabe entsteht. Die Ähnlichkeit muss in dem Objekt gegeben sein, so wie es vorgefunden wird (siehe z.B. »N« und »Q« oben im Foto)
- Es ist nicht erlaubt, Motive nachträglich am Computer so zu retuschieren, dass der Buchstabe entsteht
- Drei Stilmittel sind beim Einfangen der Alltagszeichen gestattet:
• Das Drehen des Motivs (siehe »C«, »D« und »B«)
• Die Wahl eines Bildausschnittes bzw. die Aufnahme des Details eines größeren Objekts (siehe »F«, »K« und »R«)
• Die Wahl einer speziellen Perspektive bzw. eines bestimmten Blickpunkts auf das fotografierte Objekt, so dass ggf. dadurch die Ähnlichkeit zu einem Buchstaben überhaupt erst entsteht (siehe »A« und »U«)
Ich kann’s nur empfehlen, das selbst mal auszuprobieren! Und die Ergebnisse gerne hier teilen oder verlinken!