#07 Die Sprache
Vorgestern war eigentlich ein erneuter Ausflug nach Karlskrona geplant, wieder mit dem Zug, wieder am Nachmittag. Erst eine Wanderung in einem Waldgebiet am Stadtrand mit dem kuriosen Namen »Gummilunden«, danach vielleicht wieder ein Stadtbummel und/oder Einkehr in die dem Hotel »Arkipelag« angegliederte Craftbier-Bar der Karlskrona Mikrobryggeri. Eigentlich. Aber das elektronische Display am Bahngleis kündigte zuerst fünf, dann zehn Minuten Zugverspätung an und dann schließlich einen »Zugausfall aufgrund technischer Probleme«, so dass der Nachmittagsplan geändert werden musste. Ein Glück, dass es das schriftlich gab, denn die einzig auf Schwedisch durchgegebene Lautsprecheransage war für mich komplett unverständlich.
Doch auf Schwedisch klingt sogar die Ankündigung eines Zugausfalls – der ja eine eher unerfreuliche Nachricht ist – in meinen Ohren optimistisch und positiv. Die Intonation und Sprachmelodie, irgendwo zwischen Kölsch (Hörprobe) und Chinesisch (Hörprobe), dazu das gemütlich rollende R und ein paar skurrile Silbenfetzen – ich mag einfach den »Sound« (auch wenn ich selbst nur ein paar Brocken verstehe, und wenn, dann eher schriftlich als akustisch).
Einige schwedische Wörter lesen sich, als seien sie aus Berlin eingewandert: balkong, refräng, restaurang, terräng, följetong, säsong. Es gibt in der schwedischen Alltags- und Umgangssprache (»vardaglig«, abgekürzt: vard.) hunderte wunderbarer Vokabeln und Wortschöpfungen, von denen man von mir aus gerne einige ins Deutsche übernehmen könnte. Die Schweden haben ein paar Wörter, die kaum oder nur umständlich übersetzbar sind, wie »Tidsoptimist« (lit.: Zeitoptimist – jemand, der die verfügbare Zeit bis zu einem Termin regelmäßig überschätzt und deshalb gewohnheitsmäßig zu spät kommt) oder »Smultronställe« (lit.: Walderdbeerstelle – ein versteckter/geborgener Ort, an dem man sich glücklich fühlt), aber auch einige »ganz normale« Wörter finde ich ausgesprochen hübsch:
- glasögon = Brille
- grönsaker = Gemüse (Grünzeug)
- hastighet = Geschwindigkeit
- kram = Umarmung
- gammel = alt
- slickepinne = Lutscher
- trängsel = Menschenmenge (Gedränge)
- utkik = Ausguck
- sjuksköterska = Krankenschwester
- björnbär = Brombeeren
- bubbel = Sekt
- pimpelfiska = Eisfischen
- vispgrädde = Schlagsahne
- sjukhus = Krankenhaus (Seuchenhaus)
- dröm = Traum
- snigel = (Nackt)schnecke
- torktumlare = Wäschetrockner
- drottning = Königin
Schwedisch ist für mich, wie Italienisch oder Portugiesisch, eine Sprache, die ich gerne höre, auch wenn ich das meiste nicht verstehe. Wer mag: Einfach mal die Augen schließen und lauschen.
Foto: © formschub
Danke für den Zeitoptimisten. Jetzt hat das Kind … aka chronisch verspätete Freundin … nach 37 Jahren einen Namen!