Seitdem ich blogge (etwa seit Ende 2006), poste ich hier auch Rezepte, meistens mit einem Foto der zubereiteten Speise. Und seitdem es Twitter, bzw. jetzt Mastodon gibt und ich dort Zeug poste (2008 bzw. Ende 2022), habe ich Kochergebnisse, Backresultate, Restaurantgedecke, Tellergerichte, Salatschüsseln, Suppenterrinen mit allerlei selbst zubereiteten oder von externen Kochkönnern servierten Speisen immer wieder gerne dokumentiert und erläutert. Es macht mir Spaß, meine Genusserlebnisse im Netz zu teilen, anderen Appetit zu machen, Interesse für kulinarisches Neuland oder interessante Rezepte zu wecken und natürlich auch, mich später selbst an wohlschmeckende Anlässe wieder zu erinnern.
Irgendwann begann ich, meine Foodfotos einfach immer ganz schlicht von oben zu fotografieren. Das hat auch ästhetische Gründe, aber hauptsächlich ist es ein recht effizienter »Kniff«, Essen ansprechend, authentisch und unaufwendig abbilden zu können:
- Man muss sich nicht um irgendwelche Hintergründe kümmern, außer dass die Tisch- oder Untergrundfläche einigermaßen ansehnlich und aufgeräumt sein sollte. In meiner Küche ist nicht viel Platz, ich nenne weder eine pittoreske Landhausküche mein eigen, noch habe ich einen Garten, einen Innenhof, eine Veranda o.ä., wo ich meine Fotos in einem passenden Ambiente anfertigen könnte.
- Durch den engen Bildausschnitt braucht man nur ein Minimum an Platz. Hauptsache, das Essen bzw. der relevante Teil des Serviergeschirrs ist im Bild. Es kommt der Entstehung von Fotos auch in Restaurants oft zugute, wenn man mit wenig Aufwand, geringem Aufsehen und ohne andere Personen mit im Sucher zu haben, fotografieren möchte oder muss.
- Das Essen steht absolut im Fokus, nicht das Geschirr, nicht Besteck, Servietten, Trinkgefäße oder andere Teile der Tischdekoration. Ich selbst besitze nur eine, wenn auch recht komplett ausgestattete Geschirrgarnitur in weiß mit hellgrüner Rand-/Außenglasur. Und trotzdem kann ich damit auf diese Weise Fotos machen, die auf den ersten Blick alle völlig unterschiedlich aussehen.
- Die Fotos bekommen eine Art »Seriencharakter«, obwohl sie an völlig verschiedenen Orten, zu unterschiedlichen (Tages-)Zeiten und bei jedesmal anderer Beleuchtung aufgenommen wurden.
- Das quadratische Fotoformat mit dem inliegenden oder angedeuteten Kreis hat eine ganz eigene, schöne, stringente Ästhetik und Symmetrie – quasi eine Art Wes-Anderson-Look, nur auf Foodfotos adaptiert.
- Diese Art der Aufnahme kann mit der Zeit auch eine Art »Markenzeichen« werden, so dass Follower gleich erkennen, von wem das gerade neu gepostete Foodfoto wahrscheinlich wieder stammt.
Als ich heute eine frisch gebackene Brombeerwähe in ihrer Springform fotografiert und gepostet hatte, fragte ich mich, wieviele Fotos ich wohl schon auf diese Art gemacht habe – und schaute mal interessehalber in meinem Archiv nach. Es waren über 300. Eine Auswahl von 289 habe ich daraufhin einmal in einem 17 x 17 -Raster arrangiert und ich finde, das sieht auch als Mosaik sehr appetitanregend aus.
Ich glaube, ich mache einfach genau so weiter. 🙂
Vielen Dank für diese Art des Fotografierens: Ich möchte bei Rezeptfotos in allererster Linie, Kilometer vor allem Anderen, bitteschön wissen, wie das Gericht fertig aussieht, ohne Mogeln. Dass bei Pampe in Rost oder Gelb oder Braun ein Kräuterzweiglein die Monochromie bricht, akzeptiere ich durchaus.
Danke! Wenn ich mir meine Motive in chronologischer Reihenfolge anschaue, bemerke ich schon eine gewisse Veränderung: die besseren Kameras im Smartphone (Bildauflösung, Schärfe, Lichtempfindlichkeit), etwas mehr Sorgfalt beim Anrichten (es sei denn, die Gier grätscht dazwischen) sowie ein bisschen mehr Nachbearbeitung (minimale Retuschen von Krümeln und Flecken, Licht/Farbe optimieren, ggf. Hintergrund durch einfarbige Fläche ausblenden) können schon viel bewirken, ohne zu verfälschen. Und, ja: wenn ein Curry, eine Cremesuppe oder ein Spinatgericht mal nach Pampe aussehen, aber trotzdem munden, dann ist das eben so. Da zählt dann das »Trotzdem posten« als solches eher als Empfehlung zum Nachkochen/Ausprobieren als das schiere Bild.