Autor: ProstetnikVogonJeltz

Miteinander

Vielleicht merkt man es den Texten in diesem Blog bisweilen an – ich bin jemand, der viel nachdenkt. Es ist nicht so, dass ich grübelte, mir den Kopf über irgendwas zermarterte oder irgendwo dumpf vor mich hinstarrend sinnierte. Es ist eher so, dass ich im Alltag irgendein Detail bemerke und dieser kleine Kiesel gerät bei mir im Kopf ins Rollen und stößt dabei andere kleine und größere Steine an, die dann mit ihm zusammen den Gedankenhang herunterkullern. So brachte mich etwa kürzlich ein Zettel an der Eingangstür zu »meinem« Wohnhaus zum Nachdenken über Freundschaft, Nachbarschaft und Geselligkeit.

Auf dem Zettel stellten sich zwei neue Anwohner mit Vornamen vor, die in der näheren Nachbarschaft eine WG begründet haben und nun anregen wollten, den Kontakt unter den Anwohnern »unseres Viertels« zu intensivieren. Sie hätten zwei WhatsApp-Gruppen gegründet und wer wollte, könnte sich unter den genannten Mobilnummern anmelden und fortan von gegenseitigem Austausch, Nachbarschaftshilfe und gelegentlichen Treffen profitieren. Ich überlegte, ob das was für mich wäre und falls ja, ob ich den Zettel abfotografieren sollte, doch dann unterließ ich es zunächst und inzwischen wurde er von unbekannter Hand entfernt.

So richtig bedauert habe ich das nicht, denn ich mag eigentlich keine WhatsApp-Gruppen. Zumindest keine mit einer unbestimmten Anzahl mir (noch) fremder Personen, die womöglich ständig irgendwelche Push-Alarme auf meinem Mobilgerät auslösen, mich zwingen, dem Nachrichteneingang Aufmerksamkeit und Zeit zu schenken, um dann festzustellen, dass mich der Gegenstand ihrer Mitteilungen nicht betrifft, nicht interessiert oder beides.

Wenn ich in Filmen oder Serien wie z.B. »Tales Of The City« (nach Armistead Maupin) eine Nachbarschaft erlebe, in der die Türen aller stets offen stehen, jeder mit seinen Problemen und Anliegen zu jeder Zeit freien Zugang bei allen hat, die Leute einander fortwährend (und meist unangemeldet!) besuchen, zum Kaffee oder zum Klönen, sich gegenseitig aus ihrem Privatleben berichten – so es denn in einer solchen Konstellation noch privat sein kann – oder dazu Ratschläge erteilen, dann kann ich dieses Bild von Nachbarschaft als Setting für die erzählte Geschichte durchaus annehmen und sogar genießen. Für mich selbst jedoch wäre es ein Gräuel.

Ich habe kein Problem damit, z.B. meine Hausmitbewohner zu grüßen, wenn ich ihnen begegne, für Nachbarn Pakete anzunehmen oder im Treppenhaus oder vor dem Haus einen kurzen Plausch mit einzelnen zu halten. Ich habe sogar auf Anfrage schon für neue Nachbarn ein WLAN-Gastnetz aufgespannt, um ihnen zu helfen, die Homeofficezeit bis zur Freischaltung ihres eigenen Neuanschlusses zu überbrücken. Ginge es jedoch darum, einem Nachbarn oder einer Nachbarin während meiner Abwesenheit einen Wohnungsschlüssel zu überlassen, damit er/sie die Pflanzen gießen oder den Briefkasten leeren kann, bekäme ich bereits ein störendes Gefühl. Die Vorstellung, dass jemand in meiner Wohnung herumläuft, den/die ich nur oberflächlich kenne, löst in mir Unbehagen aus. Bei uns im Haus herrscht eine ziemliche Fluktuation; die Mieterin mir gegenüber im ersten Stock und ich, wir sind die langjährigsten Mieter überhaupt (ich seit 1999) und die meisten meiner Nachbarn kenne ich entweder gar nicht oder nur vom Sehen – etwa, wenn sie ihre Pakete bei mir abholen. Am liebsten wäre mir, ich könnte auf irgendeiner Plattform die Bewohner des Hauses gesammelt gelistet sehen und freundlich aber unverbindlich 1:1-Kontakt zu ihnen (und sie zu mir) aufnehmen, falls mal »irgendwas ist«. Ansonsten muss ich mich mit meinen Nachbarn nicht »verbrüdern«, nur weil sie zufällig im selben Haus oder im selben Viertel wohnen wie ich.

Vielleicht tue ich mit dieser Haltung auch einigen Unrecht oder würde etwas verpassen, wenn ich sie nicht kennenlernte. Womöglich hätten wir einige ähnliche Interessen oder Ansichten, eventuell entstünde aus einem Kontakt ja sogar eine Freundschaft fürs Leben. Doch der Weg zu dieser Möglichkeit, insbesondere, wenn er durch eine WhatsApp-Gruppe führt oder die Notwendigkeit mit sich bringt, erstmal die komplette Nachbarschaft kennenlernen zu müssen, um dann zu sehen, ob sich ein oder zwei Nette darunter befinden, ist irgendwie nicht mein Ding.

Das liegt wohl auch mit daran, dass ich mich eher als »Eigenbrötler« bezeichnen würde. Schon als Kind hatte ich nur 2–3 richtig gute Freunde. Ich konnte tagelang alleine in meinem Zimmer sein, lesen, Lego spielen, malen oder basteln, so dass meine Mutter oft besorgt anmerkte, ich solle doch mal »an die frische Luft« gehen und nicht so ein »Stubenhocker« sein. Auch während der Schulzeit bis in die Oberstufe blieb mein Freundeskreis eher überschaubar. Bei »Feten« war ich immer derjenige, dessen mitgebrachte Mixtapes spätestens nach zwei Songs wieder aus der Anlage flogen, weil ich derjenige mit dem komischen Musikgeschmack war (Kraftwerk, Visage, Human League, Yazoo, Depeche Mode) und nichts zur Beschallung mit den mehrheitsfähigen Acts in meinem Jahrgang (Neil Young, Police, Madness, Fischer-Z, Marillion) beitragen konnte. Im Nachhinein rechne ich es mir hoch an, standhaft geblieben zu sein und nicht zu Musik »abgehottet« zu haben, die mich nicht tangiert. Ich erinnere mich noch an einen Aufenthalt in einem Schullandheim an der Ostsee, ich war etwa in der 11. Klasse, bei dem ich lange Strandspaziergänge mit dem Walkman™ und »meiner« Musik in den Ohren der inkompatiblen Geselligkeit in der Unterkunft vorzog. Allein und ein wenig melancholisch vielleicht, aber glücklicher als zwanghaft eingepasst. Vielleicht auch ein Grund, warum ich Klassentreffen schon immer abgewinnen konnte und bis auf eine Ausnahme (die mich in meiner Skepsis bestätigte) nie daran teilnahm. Irgendwann antwortete ich mal auf die Frage, warum ich nicht mit zum Klassentreffen käme, ich hätte doch mit den Leuten schließlich meine Schulzeit verbracht, dass ich mich ja auch nicht mit der an meiner Geburt beteiligten Hebamme treffe, nur weil sie mir einst auf die Welt geholfen hat.

Die geselligste Zeit (ich kann heute nicht mehr wirklich nachvollziehen, wie ich das bewältigt habe), waren tatsächlich die Jahre nach dem Schulabschluss. Während der Pflicht-Bundeswehrzeit und des nachfolgenden Studiums gab es kaum einen Abend oder ein Wochenende, an dem ich nicht mit neugewonnenen Freunden und Kommilitonen unterwegs war oder etwas unternommen habe, in Clubs, zu Hause, im Kino, auf Partys und Motto-Feten, in gemeinsamen Urlauben oder sonstwo beim »Abhängen«. Vielleicht war die Grundkonstellation der mich umgebenden Leute während dieser Zeit zufällig günstiger, vielleicht fiel es mir mit dem Heranwachsen leichter, passende Freunde zu erkennen und auszuwählen, vielleicht war es auch beim Studium der Umstand, dass sich dort durch die Wahl des Studiengangs eine Gruppe mit sehr ähnlichen Interessen, Neigungen und Talenten zusammenfand.

Was ich aber gelernt habe, ist, dass ich für mich Freundschaften (auch einstmals engere) nachträglich in zwei große Gruppen einteilen kann: Die erste Gruppe sind Weggefährten, denen ich in einer bestimmten Phase meines Lebens an einem bestimmten Ort oder in einer bestimmten Gruppe begegnet bin, etwa während des Studiums. Daraus ergaben sich wunderbare Freundschaften, doch nachdem die besagte Phase beendet war, die Freunde wegzogen, man sich seltener sah, telefonierte oder schrieb, wurde spürbar, dass die Grundlage mancher Freundschaft offenbar allein diese temporäre Gruppenzugehörigkeit gewesen war. Nun, da sich die Freunde separate neue Lebensmittelpunkte oder Wohnorte gesucht hatten, wurde die Schnittmenge der Dinge, die zuvor für ein Gefühl der Zusammengehörigkeit und Verbundenheit gesorgt hatten, so klein, dass die Freundschaft schließlich einschlief. Inzwischen bedaure ich dies auch nicht mehr. Es gibt »Lebensabschnittsfreundschaften«, die wunderschön, tief und bereichernd gewesen sein können, aber deren Schicksal es zu sein scheint, auf bestimmte Zeitabschnitte begrenzt zu bleiben. Traf ich solche einstigen Freunde gelegentlich wieder, waren die Begegnungen und Unterhaltungen oft seltsam stockend und ungelenk und ich merkte, dass ich diese Wiedersehen eigentlich lieber beenden und mich lieber der Erinnerungen an diese Freundschaften erfreuen wollte, anstatt ein Revival des Unwiederbringlichen zu erzwingen. Dazu fällt mir immer der populäre Kalenderspruch »Don’t cry because it’s over. Smile because it happened.« ein – wahlweise Konfuzius, Gabriel García Márquez oder Dr. Seuss zugeordnet.

Die zweite Art der Freundschaften sind für mich diejenigen, die ich als Geistes- oder Seelenverwandtschaften bezeichnen würde, auch, wenn diese Begriffe etwas pathetisch daherkommen. Man erkennt sie am besten daran, dass nichts diesen Freundschaften etwas anhaben kann. Sie können »ruhen«, über manchmal lange Zeiträume mit eingeschränktem Kontakt, seltenen Anrufen oder Treffen, entweder, weil beide Seiten beschäftigt sind, es andere Schwerpunktthemen im Leben gibt oder gar die Kontaktdaten verlorengingen. Doch beim nächsten persönlichen Wiedersehen oder Wiederhören am Telefon springt die Freundschaft wie auf Knopfdruck sofort neu an, es gibt kein Hineinfinden, Herumlavieren, Verstellen. Nach ein paar Minuten spätestens ist es wieder so »wie früher«, aber ohne Nostalgie, sondern absolut gegenwärtig, präsent und schön. Doch solche Freundschaften sind selten.

»Gute« Gesellschaft zeichnet sich für mich inzwischen hauptsächlich dadurch aus, dass sie mir Energie zuführt, statt mir welche zu entziehen. Mich mit Menschen zu treffen oder zu unterhalten, mit denen mich wenig bis nichts verbindet, die mich nicht interessieren, mich vielleicht sogar langweilen, nerven oder abstoßen, ist unfassbar anstrengend und ich bin danach regelrecht erholungsbedürftig. Dasselbe gilt für größere Menschenansammlungen. Egal, ob es ein Tag auf einer stark besuchten Messe ist oder eine Familienfeier, ein Empfang oder eine private Party – die schiere Menge der Anwesenden, die Lautstärke, die Vielfalt der Personen und Stimmen sowie die mentale Beanspruchung zehren spürbar an meinen zwischenmenschlichen Kraftreserven. Selbst wenn ich ein solches Treffen doch irgendwie genossen habe, meinen Spaß hatte und nach schönen Gesprächen und Begegnungen wieder nach Hause komme, so brauche ich oft Stunden, um danach wieder »runterzukommen«. Nicht selten blieb ich nach später Heimkehr dann noch bis weit in die Nacht wach, da mich meine innere Aufgekratztheit und Ermattung aufgrund der geballten sozialen Interaktionen ohnehin nicht schlafen ließen.

Am liebsten treffe ich mich entweder einzeln mit Freunden oder in einer kleinen Gruppe mit maximal 3–5 Leuten. Es gibt genug Gelegenheit, sich mit allen gleichberechtigt zu unterhalten, es gibt kein Stimmengewirr, kein Heischen um Hören und Zuhören, keine Reizüberflutung. Zudem ist es die schönste und angemessenste Form, sich mit Freunden wiederzutreffen, die man seltener sieht – man ist nicht gezwungen, das Aufholen und Anknüpfen nach der Kontaktpause zu vielen anderen Zwängen und Einschränkungen während der Begegnung in einer größeren Gruppe zu unterwerfen. Durch solche Treffen wird mein Interaktionsakku oftmals sogar aufgeladen, ich fühle mich belebter und beschwingter als vorher. Alles super, gerne wieder.

Das Alleranstrengendste aber ist die Gesellschaft von Arschlöchern. Die, die nur reden und nicht zuhören können. Die, die permanent nur von sich erzählen und die nicht interessiert, was ihr Gegenüber macht. Die, die alles besser wissen, zu allem eine Meinung haben und keine andere Sicht der Dinge gelten lassen. Die, die über andere herziehen. Die, die alles dominieren, über alle bestimmen wollen, die unentwegt lenken wollen, was zu geschehen hat. Die, die lügen und verbiegen, die hassen und hetzen. Die, die immer zuerst in der Schlange stehen wollen, die nicht teilen wollen, sich vordrängeln, durchmogeln, dazwischenschummeln. Die, die nach oben buckeln und nach unten treten. Die, die intrigieren, betrügen, verletzen und enttäuschen. Die, die es nicht kümmert, wer unter ihnen steht oder nach ihnen kommt. Es gibt diese Frage, die manchmal im Netz gestellt wird: »Was wäre Deine wichtigste Botschaft an Dein früheres Selbst?« und ich denke, »Verbiege Dich nicht, nur um anderen zu gefallen« und »Halte Dein Leben so weit wie möglich frei von Arschlöchern« würden sich die beiden ersten Plätze teilen.

Alle rein in die WhatsApp-Gruppe!

Traumwächter

Letzte Nacht hatte ich einen Traum. Er war ein bisschen spannend, aber nicht sonderlich spektakulär. Darin bewohnte ich anscheinend ein Zimmer in einer Art Ferienhaus, das unmittelbar an der Meeresküste lag. Wenn man aus einem der Fenster zur Meerseite in den größtenteils mit hellem Holz getäfelten Zimmern schaute, musste man schon ziemlich dicht an die Glasscheibe treten, um unten vor der Hausfassade den Sandstrand noch sehen zu können, ansonsten sah man nur Wasser. In meinem Traum war auf irgendeinem unspezifischen Kanal die Warnung bei mir angekommen, es stünde eine Art Flut bevor, die das Bewohnen des Hauses in Kürze unsicher oder gefährlich machen würde. Doch anstatt, dass ich und alle sonstigen Bewohner (von denen zwar gefühlt einige anwesend waren, sich aber im Traum nicht körperlich manifestierten) unverzüglich zur Evakuierung des Hauses geraten wurde, sollten alle Räume zuvor noch sorgsam aufgeräumt werden. Müll in den Zimmern sollte entsorgt werden, die Betten abgezogen, die Wäsche in Sammelkörbe gelegt werden sowie Kleidung und Bettwaren ordentlich zusammengelegt und in Schränken und Regalen verstaut werden. Wie sähe das denn aus, wenn ein Ozean die Herberge flutet und überall sieht es aus wie bei Hempels unterm Sofa. Und so befolgte ich diese Anweisung unbeirrt und sie erschien mir im Traum keineswegs abwegig, obwohl der Wasserstand beim Blick aus dem Fenster stetig stieg.

Im weiteren Fortgang des Traums fand ich in einem der Zimmer eine angebrochene Schachtel sehr verlockend aussehender dunkler Pralinen. Ich konnte nicht widerstehen und aß einige davon. Dann meldete sich eine Stimme in meinem Kopf, die anmerkte, das sei ja jetzt nicht wirklich konform zu meiner (tatsächlich seit Anfang Januar zwecks Gewichtsreduktion laufenden) »Low Carb«-Ernährungsumstellung und ich sollte daher lieber nicht weiternaschen. Dann wachte ich auf.

Neulich, während eines anderen Traumes, geschah etwas ganz Ähnliches: Ich träumte, dass ich mit einigen Ex-Kollegen draußen in einer mir unbekannten Stadt vor einer Art Kiosk oder Trinkhalle stand und mich angeregt mit ihnen unterhielt. Zu meinen Füßen stand mein (real existierender) Laptop-Rucksack, und außer meinem MacBook befand sich darin auch eine sehr innovative, von mir erträumte Mehrfach-Steckdosenleiste. Sie war etwa 50 cm lang, hatte eine zylindrische Form und durch das Verdrehen darin vorhandener Ringsegmente konnte man USB-Buchsen und ausländische Netzadapter in Position drehen, so dass man auf Reisen stets an jedem Ort mit einem kompatiblen Stromzugang versorgt war. Keine so schlechte Idee, eigentlich.

Plötzlich bemerkte ich, dass der Rucksack verschwunden war. Ich bekam einen Schreck und fragte die Kollegin direkt mir gegenüber, ob sie gesehen hätte, dass ihn jemand entwendet hätte. Sie verneinte, aber dann sah ich aus dem Augenwinkel außerhalb der mich umgebenden Personengruppe einen Schatten weglaufen und ich wusste: das ist der Dieb! Geistesgegenwärtig nahm ich mein iPhone zur Hand (ich träume wohl recht modern), denn mit der eingebauten »Wo ist?«-App konnte ich ja problemlos lokalisieren, wo sich mein MacBook befand bzw. wohin der Dieb damit lief. Und tatsächlich sah ich auf der Karte eine blaue Spur, die sich rasch von mir entfernte. Ich rannte dem Dieb (alleine) auf dieser Strecke hinterher, sein Vorsprung betrug nur etwas über 100 Meter, aber ich hatte keinen Sichtkontakt mehr. Da sich die Verfolgungsjagd in einer Stadt abspielte, gab es recht viele Straßen und Nebenstraßen und die getrackte Route des Flüchtenden bog häufig in wechselnde Richtungen ab. Ich rannte weiter, immer die angezeigte Fluchtroute auf dem Display im Blick. Plötzlich blieb die Trackingmarkierung kurz an einem Punkt stehen. Ich hoffte, das würde mir ermöglichen, den Dieb einzuholen. Dann setzte sich der Flüchtende wieder in Bewegung, aber es geschah etwas sehr Seltsames: die dargestellte Fluchtroute spaltete sich an jeder Straßenkreuzung auf und die blaue Markierung auf meinem Smartphone verzweigte sich immer weiter, als gäbe es plötzlich mehrere Computerdiebe, die in alle Richtungen davonliefen. Und dann hörte ich wieder den Traumwächter in meinem Kopf, der anmerkte, das sei ja jetzt eine ziemlich alberne und unrealistische Wendung und es sei jetzt doch angebracht, lieber aufzuwachen. Was dann auch geschah.

Ich finde es interessant, dass sich bei mir Träume zu häufen scheinen, die ich »unter Aufsicht« imaginiere und ich bin mal gespannt, ob sich das weiter fortsetzt. Interessant wird es auf jeden Fall, sollte sich ein Traumgeschehen in Richtung eines wirklich unangenehmen Albtraums entwickeln. Wenn mein nächtlicher Aufpasser dann rechtzeitig interveniert und mir rät, besser aufzuwachen, bevor es emotional anstrengend wird, hätte das ja tatsächlich etwas Gutes. Ich werde berichten.

P.S.: Ich weiß sogar, was mein Unterbewusstsein zu der Idee mit den sich aufspaltenden Wegmarkierungen inspiriert haben könnte: Am selben Abend vor dem Zubettgehen hatte ich auf arte die empfehlenswerte Dokumentation »Der Blob« über Schleimpilze gesehen. Diese faszinierenden einzelligen Wesen sind ja durchaus in der Lage, sich von einem Punkt aus gleichzeitig in mehrere Richtungen zu bewegen. Und vielleicht hat im Traum sogar ein diebischer Schleimpilz mein MacBook gemopst. Doch da ich den Rucksackräuber nie klar gesehen oder eingeholt habe, wird das wohl für immer ungeklärt bleiben.

Vergissmeinnicht

Ein nicht unbeträchtlicher Teil der Speicherkapazität meines Gehirns scheint dafür reserviert zu sein, sich komplett unnütze Dinge zu merken. Oft haben diese Erinnerungen etwas mit Sprache zu tun. So kann ich mich noch heute, nach Jahrzehnten, an Werbeslogans erinnern, die selbst im Internet bisweilen nicht (mehr) auffindbar sind, aber ich weiß, dass es sie gab. So memoriere ich zum Beispiel einen Slogan für den Kinderjoghurt »Fruchtzwerge«, der entweder vor oder nach dem Klassiker »So wertvoll wie ein kleines Steak« kurz auf Sendung war und offensichtlich den besonders erwähnenswerten Calciumgehalt der Milchspeise thematisieren sollte: »Weil Müttern gefällt, was Kinderknochen kräftig hält«. Eine Brotfirma, ich weiß nicht mehr welche, warb für kurze Zeit im Fernsehen mit einem Spruch, der bei den einkaufenden Hausfrauen (Männer kauften damals anscheinend nur als Junggesellen Brot) eventuelle Frischezweifel am eingeschweißten Industriegebäck zerstreuen sollte: »Bevor ich’s kauf, drück’ ich drauf«. Möglicherweise war dieser Slogan auch nur deshalb so kurz in Gebrauch, weil die Wegwerfrate zerdrückter, aber ungekaufter Brotpackungen in den Supermärkten daraufhin sprunghaft anstieg. Ist aber nur eine Vermutung. Und natürlich erinnere ich mich an Dutzende uralter Werbesprüche, die bei meiner Generation quasi zum Allgemeinwissen gehören »Das ist schon einen Asbach Uralt wert«, »Da weiß man, was man hat«, »Wäscht nicht nur sauber, sondern rein«, »Darauf einen Dujardin«, »Alles, was ein Bier braucht«, »Come in and find out«, »Quadratisch. Praktisch. Gut.«, »Alles Müller – oder was?« und und und …

Manche Produkte gibt’s inzwischen gar nicht mehr auf dem Markt (»Hallo, Janine D.!«), bei vielen der beworbenen Artikel gehörte ich weder zur Zielgruppe noch habe ich sie jemals gekauft (»Wer wird denn gleich in die Luft gehen?«) und trotzdem haben die Werbebotschaften einen festen Platz in meinem Kopf. Ziemlich effizientes Marketing, würde ich sagen.

Ein anderer Teil des Sprachspeichers in meinem Gehirn hingegen ist belegt mit auswendigen Sprachsouvenirs aus Filmen, Serien, Hörspielen, Lesungen oder Sketchen von und mit Prominenten. Auch hier teilen sich die erinnerten Textschnipsel in solche, die fast jeder kennt, wie etwa »Palim, palim!« (Dieter Hallervorden), »Mein Name ist Lohse, ich kaufe hier ein!« (Loriot), »Was? Nein! Doch! Oooh …!« (Louis de Funès) und solche, an die sich womöglich außer mir nur wenige erinnern, wie »Deklinieren lernt man nicht in Diskotheken!« (Max Goldt), »Haaalooo! Ist da die Irrenanstalt?« – »Hihihi, kann schon sein …!« (aus dem Film »Im Himmel ist die Hölle los«) oder »Wissen Sie, wohin Sie gähän? Und zu wäm Sie gähän? Bleibän Sie hiiier! Noch könnän Sie zurüück … ich flähä Sie aaan!« (aus dem EUROPA-Schallplattenhörspiel »Dracula«). Millionen Neuronen, blockiert mit irgendwann mal gehörtem Zeug. Es ist unfassbar.

Die dritte Kategorie, die einen nennenswerten Anteil meiner grauen Zellen blockiert, sind Sätze, Wörter oder Unterhaltungsfragmente aus Alltagssituationen. (Mir) fremde Menschen sagen irgendwas, auf der Straße, im Zug oder im Fernsehen und mein Hirn hat nichts Besseres zu tun als zu denken »Oh, das merke ich mir mal, ab in den Langzeitspeicher damit!«. Es folgen ein paar Beispiele – und gleich das erste davon ist übrigens der Impuls für diesen Blogartikel gewesen.

Kürzlich, im ICE von Hamburg nach Berlin

Auf den beiden Sitzplätzen vor mir reisen zwei junge Frauen, geschätzt gerade noch Teenager, eventuell schon in den frühen Zwanzigern. Perfekt geschminkt, frisiert, die fast schon obligatorischen braunerbärdichten falschen Wimpern über den Lidern. Sie unterhalten sich kaum, nach geraumer Zeit trifft offensichtlich ein Anruf auf dem Handy einer der beiden ein. Man muss sich das Gedächtnisprotokokoll des Wortlauts nun vorstellen mit einer sehr genervt klingenden Singsangstimme, das »tt« in »bitte« endet dabei leicht affektiert mit einem Zischlaut:

»Jahaaaa! Was ist deeenn? Ich habe geschlafeeen
»…«
»Ist es wichtiiig? Ich sag’ doch: ich hab’ grad’ geschlafeeen
»…«
»Orrrr! Könn’ wir das bitt-e nachher besprecheeen?«

Einst im Museum für Kunst und Gewerbe

In diesem Museum gibt es eine interessante Dauerausstellung mit historischen alten Musikinstrumenten. Man kann sich diese entweder still für sich selbst anschauen oder an den gelegentlich veranstalteten Führungen teilnehmen, bei denen man neben einigen interessanten Informationen und Anekdoten rund um die Exponate, die dazugehörigen (musikalischen) Epochen, Komponisten und Musiker auch live dargebotene Hörproben auf einigen der spielbaren Instrumente dargeboten bekommt. Als ich einmal an einer dieser Führungen teilnahm, war die moderierende Person eine Frau mit einer sehr zarten, leisen und »kultiviert« klingenden Stimme. Während ihrer ausgesprochen kundigen und interessanten Ausführungen brachte sie jedoch ab und zu etwas durcheinander oder versprach sich, und immer, wenn das geschah, unterbrach sie ihren melodisch intonierten Vortrag mit einem deutlich lauteren, explosiven »QUATSCH!«, um dann sofort wieder in leiseren Tonfall zurückzufallen, sich zu korrigieren und fortzufahren. Man kann sich das ungefähr so vorstellen (da ich nicht mehr genau weiß, was die Dame wörtlich sagte, habe ich einen sinnverwandten Text bei Wikipedia zugrundegelegt):

»… Die Sinfonie Nr. 38 in D-Dur KV 504 komponierte Wolfgang Amadeus Mozart im Jahr 1786. Das Werk, bei dessen Aufführungen durch zeitgenössische Orchester oft auch ein Cembalo als Generalbass-Instrument eingesetzt wurde, trägt den Beinamen ›Wiener Sinfonie‹ … QUATSCH! … ›Prager Sinfonie‹«.

Vor Jahren, am Berliner S-Bahnhof Treptower Park

Wieder treffe ich (Fernbeziehung) aus Hamburg an der Endstation meiner Reise nach Berlin ein. Ich steige aus der S-Bahn und gehe Richtung Treppenabgang und Ausgang. Am Kopf der Treppe passiere ich ein junges Paar (m/w), beide Punks. Es gab offenbar Streit. Der Typ hält die Frau an den Schultern, schüttelt sie energisch (es wirkt etwas verzweifelt, aber nicht gewalttätig) und schreit ihr ins Gesicht »DU BIST DIT LIEBSTE, WATT ICK HABE!!!«. Es war eine der denkwürdigsten Liebeserklärungen, derer ich jemals Zeuge werden durfte.

Damals in der finnischen Sauna

In der Hamburger Ditmar-Koel-Straße, nahe den Landungsbrücken an der Elbe, haben die vier skandinavischen Seemannskirchen aus Schweden, Finnland, Norwegen und Dänemark ihren Sitz. Die zwei Besonderheiten der finnischen Kirche sind erstens ein kleiner Lebensmittelshop mit finnischen Spezialitäten und zweitens eine Sauna (!) im Untergeschoss, die gegen Eintritt für jedermann/jederfrau zugänglich ist. Bei meinem ersten Besuch dort ist unter den Gästen auch ein »waschechter«, der deutschen Sprache mächtiger Finne, mit dem ich und meine Begleitung in Smalltalk kommen. Er erzählt, die deutsche Redewendung, die ihm am besten gefiele und für die es im Finnischen keine Entsprechung gäbe, sei »Malkukken«. Er spricht dieses Wort so original finnisch aus, dass ich es seither häufiger in gesprochener (und in der o.g. Schreibweise auch schriftlich) in meinen Wortschatz übernommen habe.

Irgendwann mal im Privatfernsehen

Bei mir zu Hause auf dem Sofa. Ich zappe durch die Kanäle und bleibe bei der Reality-Show eines Privatfernsehsenders hängen (RTL?), deren Konzept es entweder zu sein scheint, dass ein nach irgendwelchen Kriterien kombiniertes und sehr auf sein Äußeres bedachtes Paar (m/w) in eine Nobelunterkunft im »sonnigen Süden« verfrachtet wird und dort unter Kamerabeobachtung eine zeitlang lebt, oder die Sendung begleitet zu Unterhaltungszwecken wohlhabende oder neureiche Paare bei der Besichtigung luxuriöser Immobilien. Als Prominente sind (für mich) beide nicht zu erkennen. Sie betreten eine unfassbar geräumige, »lichtdurchflutete« und edel eingerichtete weiß getünchte »Finca« und besichtigen die Räumlichkeiten.

Frau (beim Reinkommen): »Boah. Voll groß!«
Mann: »…«
(Sie gehen weiter ins Wohnzimmer, vor der Fensterfront eine herrliche Aussicht auf eine sonnige Landschaft mit Meer und Palmen.)
Frau: »Boah. Voll hell!«
Mann: »…«
(Das Paar geht hinaus auf die Veranda, im Garten: ein riesiger Swimmingpool.)
Frau: »Boah. Voll schön!«
Mann: »…«

Ich zappe weiter. Aber diese Szene werde ich wohl nie wieder vergessen.

Dächte ich jetzt noch eine Weile nach, fielen mir bestimmt noch haufenweise weitere Filmszenen, Alltagsbelauschungen oder Werbesprüche ein, die sich fest in meine Hirnwindungen eingebrannt haben. Einerseits frage ich mich zwar, warum ich mir sowas merke. Aber andererseits denke ich dann, würde der ganze Kram plötzlich gelöscht und der damit belegte Speicher wieder für andere Sachen freigegeben – ich wüsste, ehrlich gesagt, auf Anhieb gar nicht, was ich da reintun sollte.

Zumindest solange, bis ich mal wieder vorm Geldautomaten stehe und versuche, mich an meine Geheimzahl zu erinnern.

Künstliche Zusatzstoffe

Oder: »Foodblogging 2023«

In meinem Bücherregal stehen ungefähr 50 Kochbücher, die ich gerne konsultiere, wenn ich mal wieder was Schönes zubereiten möchte. Noch öfter suche ich aber im Internet nach Rezepten, auf den Seiten von Kochsendungen, Handelsketten, Lebensmittelherstellern, Verlagshäusern – oder auf Foodblogs. In den letzten Jahren hat sich bei Foodblogs die etwas ermüdende Gepflogenheit etabliert, vor dem eigentlichen Rezept einen schier endlosen Schwall an Lesetext zu platzieren, der in den meisten Fällen aus wortreich ausgewalzten Nichtigkeiten oder Allgemeinwissen besteht, bis man dann endlich, ganz unten am Ende der Seite, müdegescrollt und nach dutzenden Fotos desselben angerichteten Tellers aus immer anderen Perspektiven, zum eigentlichen Rezept gelangt. Die Gründe dafür hängen wohl, so hörte ich, mit Vergütungsregeln und Klickzählern zusammen, die lange Texte und Artikel vorteilhafter entlohnen, ranken oder verlinken als kurze. Ich habe die so verfahrenden Foodblogger immer ein bisschen dafür bedauert, dass sie sich mit der Erstellung dieser verbalen Füllmasse herumplagen müssen. Aber dafür gibt es ja jetzt ChatGPT! Also los:

Gekochte Eier

Schwarze Texte: ChatGPT | Farbige Texte: selbstverfasst | Bilder: Pixabay

Gekochte Eier gehören zu den am häufigsten konsumierten Lebensmitteln auf der ganzen Welt. Sie sind eine ausgezeichnete Proteinquelle und enthalten viele Nährstoffe wie Vitamine, Mineralstoffe und Antioxidantien. In der Tat, gibt es viele Gründe, warum Menschen gekochte Eier lieben und in verschiedenen Formen in ihrer Ernährung integrieren. Heute möchte ich Euch ein leckeres, schnelles und gesundes Rezept für gekochte Eier präsentieren, das ich selbst schon viele Male zubereitet habe und von dem ich nie genug kriegen kann!

Gekochte Eier – von außen so unscheinbar und doch innen so köstlich und gesund!

In der Familie sind gekochte Eier ein beliebtes Frühstücks- oder Snack-Lebensmittel. Sie sind einfach zuzubereiten und können auf verschiedene Arten genossen werden. Einige Familienmitglieder essen gerne hart gekochte Eier, während andere weichere Konsistenzen bevorzugen. Gekochte Eier können in Scheiben oder in Würfeln geschnitten werden, um sie in Salaten oder Sandwiches zu verwenden. Einige Familien mögen es auch, Eier als Teil ihres Abendessens zu servieren.

So sieht ein (noch rohes) Ei von innen aus: es besteht aus dem »Eigelb« (die gelbe Kugel in der Bildmitte) und dem flüssigen »Eiweiß«, von dem das Eigelb umgeben ist. Ein wahres Wunder der Natur – und sooo lecker!

Im Freundeskreis sind gekochte Eier ein beliebtes Fingerfood bei geselligen Zusammenkünften. Sie können in verschiedenen Geschmacksrichtungen zubereitet werden, indem man Gewürze oder Saucen hinzufügt. Zum Beispiel können hart gekochte Eier mit Mayonnaise, Senf und Kräutern zu einem köstlichen Eiersalat verarbeitet werden. Oder weich gekochte Eier können mit Salz und Pfeffer gewürzt und mit Toast serviert werden.

So werden Eier auf Märkten und in Geschäften angeboten: in einer speziell geformten »Eierpappe«, die das empfindliche und zerbrechliche Lebensmittel beim Transport und bei der Lagerung schützt.

Auch Prominente schätzen die Vorteile von gekochten Eiern und integrieren sie in ihre Ernährung. Einige Prominente, wie Fitness-Guru Jillian Michaels, empfehlen, Eier als Teil einer gesunden Ernährung zu essen. Andere Prominente wie der Koch Jamie Oliver, verwenden Eier in vielen Rezepten und nutzen ihre vielseitigen Verwendungsmöglichkeiten in der Küche.

Obwohl Eier in Packungen mit zumeist 6 oder 10 Stück, oder auch in größeren Paletten, verkauft werden, kann man sie ohne weiteres einzeln entnehmen und zubereiten. Toll, oder?

Darüber hinaus gibt es auch viele kulturelle Aspekte im Zusammenhang mit gekochten Eiern. In einigen Kulturen, wie zum Beispiel in China, sind hart gekochte Eier ein beliebtes Lebensmittel, das oft als Snack oder als Beilage zu anderen Gerichten serviert wird. In anderen Kulturen werden Eier zu religiösen oder traditionellen Feiern als Symbol der Fruchtbarkeit oder Wiedergeburt verwendet.

Insgesamt ist der Verzehr von gekochten Eiern in vielen Teilen der Welt weit verbreitet und beliebt. Ob als schnelles Frühstück, als Snack oder als Bestandteil einer Mahlzeit, die vielseitigen Verwendungsmöglichkeiten von Eiern machen sie zu einem beliebten und nahrhaften Lebensmittel.

Es gibt weiße Eier und braune Eier. Aber keine Angst – die Farbe hat keinen Einfluss auf den Geschmack und Du kannst Eier beider Farben zur Zubereitung von gekochten Eiern und auch für alle beliebigen anderen Rezepte mit Eiern benutzen.

Ein gekochtes Ei zu essen ist nicht nur ein einfaches, schnelles und erschwingliches Gericht, sondern auch äußerst wohltuend für den Körper. Eier sind reich an Nährstoffen und können in vielen verschiedenen Gerichten verwendet werden. In diesem Text werden wir uns auf gekochte Eier konzentrieren und darüber sprechen, warum sie so wundervoll, lecker und gesund sind.

Achtung! Gekochte Eier lassen sich natürlich nur, wie der Titel des Rezeptes verrät, mit kochendem Wasser zubereiten. Wenn Du sie, wie hier, versuchst, in kaltem Wasser zuzubereiten, wird das Ergebnis nicht optimal ausfallen!

Beginnen wir mit der Einfachheit und Schnelligkeit, ein gekochtes Ei zuzubereiten. Alles was man benötigt, ist ein Topf mit Wasser und ein Ei. Das Ei sollte frisch sein und die Schale unverletzt. Stich das Ei mit einem sog. »Eierpicker« oder »Eierstecher« an (Affiliate Link), damit es beim Kochen nicht platzt. Das Wasser sollte zum Kochen gebracht werden und dann das Ei hineingelegt werden. Je nachdem, wie man das Ei haben möchte, kann es zwischen 3 und 12 Minuten gekocht werden. Wenn Du es kürzer kochst, wird es innen weicher sein, wenn Du es länger kochst, härter. Sobald das Ei fertig ist, kann es einfach mit kaltem Wasser abgeschreckt werden und ist bereit zum Verzehr. Bevor Du es isst, solltest Du die Schale mit einem Löffel anbrechen und mit den Fingern abpellen, denn man kann sie nicht mitessen. Ein gekochtes Ei ist ein schnelles und unkompliziertes Gericht, das zu jeder Tageszeit genossen werden kann.

So ist es schon besser, aber noch nicht ideal: das Wasser wird heiß und bildet kleine Simmerbläschen aus, aber es kocht noch nicht und dadurch kann sich die Zubereitung eines gekochten Eies erheblich verlängern.

Aber was macht ein gekochtes Ei so wundervoll? Der Geschmack ist einfach köstlich! Es hat eine wunderbare Textur, die sich in unserem Mund angenehm anfühlt. Wenn man das Ei aufschneidet und das Eigelb herausrinnt, ist es ein wahrer Genuss. Man kann es so essen oder auf Toast, als Beilage zu einem Salat oder in einer Sandwiches servieren. Die Möglichkeiten sind endlos!

Nun kommen wir zu den gesundheitlichen Vorteilen von gekochten Eiern. Eier sind reich an Protein und Vitaminen, insbesondere Vitamin D und B12. Vitamin D ist besonders wichtig für die Knochengesundheit und das Immunsystem, während Vitamin B12 für die Unterstützung des Nervensystems und die Produktion roter Blutkörperchen bekannt ist. Eier sind auch reich an Mineralien wie Eisen, Zink und Selen. Selen ist ein starkes Antioxidans, das dazu beiträgt, freie Radikale zu bekämpfen und das Immunsystem zu stärken.

So ist es richtig! Das Wasser kocht sprudelnd und hat somit eine Temperatur von ungefähr 100 °C. In wenigen Minuten werden Deine selbstgekochten Eier bereit sein zum Verzehr!

Ein weiterer gesundheitlicher Vorteil von gekochten Eiern ist, dass sie dazu beitragen können, das Cholesterin im Körper zu regulieren. Obwohl Eier einen Ruf haben, den Cholesterinspiegel im Körper zu erhöhen, hat die Forschung gezeigt, dass ein moderater Verzehr von Eiern in der Regel keine negativen Auswirkungen auf den Cholesterinspiegel hat. In der Tat können Eier dazu beitragen, das schlechte Cholesterin im Körper zu senken und das gute Cholesterin zu erhöhen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass ein gekochtes Ei ein wundervolles, leckeres und gesundes Gericht ist. Es ist einfach zuzubereiten, vielseitig und kann zu jeder Tageszeit genossen werden. Eier sind reich an Nährstoffen wie Protein, Vitaminen und Mineralien und können dazu beitragen, das Cholesterin im Körper zu regulieren. Wenn Sie nach einer schnellen, einfachen und nahrhaften Mahlzeit suchen, ist ein gekochtes Ei eine ausgezeichnete Wahl.

Das fertige, aufgeschlagene gekochte Ei. Achte darauf, dass Du die Schale vor dem Essen entfernst. Sie ist zwar nicht giftig, aber die meisten Menschen empfinden das Mundgefühl als störend.

Und hier das Rezept!

Für eine Portion brauchst Du:

1 rohes Ei (Hühnerei!)
einen kleinen Kochtopf
ca. 1 Liter Wasser

Fülle das Wasser in den Topf und stelle ihn auf eine in der Größe passende Herdplatte. Schalte die Platte am Herd auf mittlere bis starke Hitze ein und warte, bis das Wasser anfängt, zu kochen. Du erkennst das daran, dass Luftblasen aus dem Wasser aufsteigen und es beginnt, zu dampfen. Stich das rohe Ei, wie oben schon beschrieben, mit dem Eierpicker an und lege es vorsichtig auf einen Esslöffel. Mit dem am Stiel gehaltenen Esslöffel kannst Du das Ei nun ins kochende Wasser legen, ohne Dich zu verbrühen. Starte eine Eieruhr, einen Kurzzeitwecker (Affiliate Links) oder einen elektronischen Timer, um die Kochzeit für Dein Ei zu bestimmen. Für ein sehr weiches Ei wähle eine Zeit zwischen 2 und 4 Minuten, für ein mittelweiches Ei etwa 5 bis 7 Minuten und für ein hartes Ei 8 Minuten oder länger. Nach einer gewissen Zeit wird das Ei nicht mehr härter, nach spätestens einer Stunde solltest Du es aus dem Wasser herausnehmen. Schrecke es nach dem Kochen unter fließendem kaltem Wasser ab und serviere es.

Du kannst Dein selbst zubereitetes gekochtes Ei nun, nachdem Du die Schale entfernt hast (s.o.) auf vielfältigste Weise genießen: Mit einem Teelöffel aus der Schale gelöffelt, dazu etwas Salz, Kaviar, Mayonnaise, Remoulade, Maggi® oder Fondor® (Affiliate Links) – ganz nach Deinem Geschmack.

Ich hoffe, das Rezept hat Dir gefallen! Hinterlasse gerne einen Kommentar, abonniere auch gerne meinen YouTube-Kanal, ich freue mich auf Dein Feedback! Und nächste Woche verrate ich Dir hier, wie man schnell und einfach ein warmes Bockwürstchen mit Senf zubereitet.


Nährwerte (ohne Beilagen und Toppings):
1 Mittelgroßes Ei, ca. 60 g

Brennwert: 92,4 kcal (387 kJ)
Eiweiß: 7,7 g
Kohlenhydrate: 0,3 g
davon Zucker: 0,1 g
Fett: 6,3 g (davon gesättigte Fettsäuren: 2,1 g)
Salz: 0,18 g
Wassergehalt: 74%
Cholesterin: 237,6 mg
Dazu: Vitamin A, D, E, K, B-Vitamine, Calcium und Eisen

Hallo Partner – danke schön

Diesen Spruch kennt vermutlich von den jüngeren Lesern kaum einer mehr, aber Opa formschub erinnert sich noch gut daran. Bei Wikipedia liest man dazu:

„Hallo Partner – danke schön“ war der Titel der ersten bundesweiten Kampagne des 1969 gegründeten Deutschen Verkehrssicherheitsrates. Sie wurde am 4. Oktober 1971 der Öffentlichkeit vorgestellt. Angesichts steigender Unfallzahlen und vieler Verkehrstoter sollte der „Hallo-Partner“-Slogan mit positiven Leitbildern die Rücksichtnahme und die Hilfsbereitschaft im Straßenverkehr fördern und einen „Klimawechsel im Verkehr“ – so das Motto der Kampagne – herbeiführen. Die Aktion lief von 1971 bis 1974.

Quelle: Wikipedia

Begleitend zur Kampagne wurde ein Aufkleber erstellt, der im Laufe der Kampagne 3,8 Millionen mal verteilt wurde. Zwischen 1970 und 1975 gab es etwa 14 bis 18 Millionen Pkw in Deutschland, so dass rein rechnerisch auf 20–25% dieser Fahrzeuge einer dieser Aufkleber hätte kleben können, wären sie alle genutzt worden.

Bildquelle: Wikipedia, © Deutscher Verkehrssicherheitsrat e. V., Bonn, Vektorisierung: Dr. Schorsch.
Lizenziert unter CC-by-sa 3.0/de

Ich wünschte mir auch heute mal wieder so eine Kampagne. Breit angelegt, multimedial, online, mit Informationsvideos, Dokumentationen und Diskussionen im TV oder auf Social Media. Denn das Klima auf (deutschen) Straßen und Verkehrswegen ist gefühlt für mich so rauh wie noch nie. Autofahrer behindern und attackieren Rettungskräfte, Radfahrer werden bedrängt, Fußgänger werden missachtet, es wird gehupt, beschimpft, gepöbelt, geschnitten und genötigt. Jeder fühlt sich im Recht, schuld an Behinderungen und Zwischenfällen sind immer die anderen – die Radfahrer, die Fußgänger, die Autofahrer. Anstatt Partnerschaftlichkeit und Verständnis sind Grabenkämpfe alltäglich. Dabei ist es insgeheim wohl jedem bewusst, wie subjektiv diese Standpunkte sind. Denn wenn wir als Verkehrsteilnehmer – ob mit oder ohne Fahrzeug – draußen unterwegs sind, beurteilen wir alles um uns herum unweigerlich aus der eigenen Verkehrsperspektive: Als Autofahrer nerven mich Radfahrer, Fußgänger und andere Autofahrer. Als Radfahrer nerven mich Autofahrer, Fußgänger und andere Radfahrer. Und als Fußgänger nerven mich Autofahrer, Radfahrer und andere Fußgänger. Ich selbst mache natürlich in all diesen Rollen nie etwas falsch, aber alle anderen sind unfähige Hornochsen mit Tomaten auf den Augen. Die Selbstwahrnehmung legt hier gerne einen milden Weichzeichner über die Wahrnehmung der persönlichen Verkehrskompetenz, die Beurteilung des eigenen Verhaltens und die Priorisierung von Rechten und Pflichten.

Deshalb habe ich mal ein Gedankenspiel gemacht. Ich war selbst von 1986 bis 2015 Autobesitzer, bis mir bewusst wurde, dass ich in Hamburg eigentlich keines mehr brauche und es mich mehr Geld und Nerven kostete als es mir Vorteile brachte. Trotzdem sitze ich nach wie vor gelegentlich am Steuer, wenn ich zumindest zeitweise mal ein Auto benötige. Ich gehe viel zu Fuß, habe über den Arbeitgeber ein Monatsabo für den ÖPNV, fahre öfter mal mit dem Rad und für längere Strecken nehme ich die Bahn. Ich bin also, wie wohl viele andere, in nahezu allen der drei obengenannten Verkehrsteilnehmer-Kategorien unterwegs. Und jetzt schaue ich mal ganz systematisch auf die jeweils anderen und – auf mich. Im Auto, auf dem Rad und als Fußgänger, mit jeweils fünf Perspektivwechseln pro Abschnitt:

Immer die Autofahrer!

Was mich als Autofahrer an anderen Autofahrern ärgert

  • Wenn sie sich unbedingt »vordrängeln« müssen, beim Reißverschlussverfahren, beim engen Einscheren nach dem Überholen, beim Ausfahren aus einer Einfahrt oder Querstraße
  • Wenn sie mich mit zu geringem Sicherheitsabstand bedrängen, obwohl ich mit der zulässigen Höchstgeschwindigkeit fahre
  • Wenn sie »nur mal eben« rechte Spuren, Radwege und Seitenstreifen zuparken und das Fahrzeug verlassen (am besten noch mit LMAA-Warnblinker), so dass alle anderen ausweichen müssen
  • Wenn sie hupen, obwohl dies die Verkehrssituation weder verbessert noch die Ursache beseitigt
  • Wenn sie bei Stau keine Rettungsgasse bilden
  • Wenn sie bei Schnee, Eisglätte, Starkregen oder Nebel halsbrecherisch schnell fahren und zudem womöglich noch alle gebotenen Abstandsregeln missachten
  • Wenn ich sehe, dass sie im Fahrzeug auf ihrem Handy rumtippen
  • Wenn sie auf der Autobahn wie die Karnickel über mehrere Fahrbahnen hinweg die Spur wechseln, gerne dabei auch mal links überholen, mal rechts
  • Wenn sie rumträumen und nicht anfahren, wenn’s an der Ampel oder im Stau längst weitergeht
  • Wenn sie ihr Fahrzeug als Aggressionsventil oder gar als Waffe nutzen, um andere einzuschüchtern oder zu bedrohen
  • Wenn sie nicht blinken, bevor sie abbiegen
  • Wenn sie unbedingt noch in den Kreuzungsbereich einfahren mussten, aber dadurch dann bei Ampelgrün die Weiterfahrt für den Querverkehr behindern

Was mich als Radfahrer an Autofahrern ärgert

  • Wenn sie mich zu eng passieren oder überholen
  • Wenn sie ohne zu Schauen ihre Tür aufreißen
  • Wenn sie mit Kavalierstart oder Gasgeben an Ausfahrten, aus Parklücken oder Seitenstraßen absichtlich vor mir noch herausspurten, statt kurz zu warten
  • Wenn sie ihr Fahrzeug als Aggressionsventil oder gar als Waffe nutzen, um mich einzuschüchtern oder zu bedrohen
  • Wenn sie auf Radwegen halten oder parken, die sie laut Beschilderung und/oder StVO nicht zu nutzen haben
  • Wenn sie rechts abbiegen ohne nach hinten zu schauen oder gar vorsätzlich ignorieren, dass ich hinter/neben ihnen fahre
  • Wenn sie mich in einer »Radfahrer frei«-Einbahnstraße anhupen oder anpampen, weil sie die Beschilderung nicht sehen/respektieren
  • Wenn sie nicht blinken, bevor sie abbiegen
  • Wenn sie beim vorfahrtbedingten Halten und Warten nicht stillstehen, während ich vorbeifahre, sondern schon ungeduldig vorwärtsrollen

Was mich als Fußgänger an Autofahrern ärgert

  • Wenn ich an einem Zebrastreifen warte und von ihnen vorbeifahrend ignoriert werde
  • Wenn ich eine Seitenstraße überqueren möchte und von ihnen durchfahrend ignoriert werde
  • Wenn sie hupen oder mich drängen, weil die Fußgängerampel schon wieder rot wird, während ich noch die Straße überquere
  • Wenn sie Fußwege und Parkstreifen so eng und rücksichtslos zuparken, dass man sogar ohne Kinderwagen, Rollstuhl oder Gepäck nicht vorbei- oder durchkommt
  • Wenn sie auf Flächen fahren, parken oder halten, die sie laut Beschilderung und/oder StVO nicht zu nutzen haben
  • Wenn sie am Straßenrand minutenlang mit laufendem Motor stehen
  • Wenn sie nicht blinken, bevor sie abbiegen
  • Wenn sie unbedingt noch in den Kreuzungsbereich einfahren mussten, aber dadurch dann bei Ampelgrün den Übergangsbereich für Fußgänger blockieren

Was mich als Autofahrer an mir selbst ärgert

  • Dass ich viele der anderen Autofahrer für unfähige Verkehrsdilettanten halte, nicht nur die, die es tatsächlich sind
  • Dass ich mich schneller als üblich aufrege und in dem Blechkäfig dann oft vor mich hin pöbele
  • Dass ich zu meinem eigenen Vorteil oder für ein besseres Vorankommen Verkehrsregeln übertrete (schnell noch bei Dunkelgelb über die Ampel fahren, bei entspannter Verkehrslage Höchstgeschwindigkeit überschreiten)

Was ich als Autofahrer an mir selbst ganz gut finde

  • Dass ich zunehmend gelassener bin, seit ich kein eigenes Auto mehr habe und zumeist nur gelegentlich am Wochenende oder im Urlaub am Steuer sitze
  • Dass ich gerne entspannt ankomme und dafür lieber ein paar Minuten länger unterwegs bin
  • Dass meine Lieblings-Reisegeschwindigkeit zwischen 110 und 140 km/h liegt
  • Dass ich gerne »smooth« fahre, d.h. ohne abrupte Beschleunigungs- oder Bremsvorgänge und ohne fliehkraftgebeutelte Gegenstände bzw. Insassen beim Durchfahren von Kurven
  • Dass ich in den über 35 Jahren seit ich den Führerschein habe, bislang selbstverschuldet nur zwei kleinere Unfälle mit Blechschaden hatte
  • Dass ich praktische, kleinere Autos viel lieber mag als protzige Poser- oder Raserschlitten
  • Dass ich anscheinend so gut fahre, dass viele Beifahrer schlafen können, während ich sie chauffiere

Typisch Radfahrer!

Was mich als Radfahrer an anderen Radfahrern ärgert

  • Wenn sie auf der »falschen Seite« der Fahrbahn oder in entgegengesetzter Richtung auf dem Radweg fahren
  • Wenn sie mich bedrängen oder aggressiv überholen
  • Wenn sie vor mir ohne Handzeichen plötzlich abbremsen oder abbiegen
  • Wenn sie rote Ampeln, Vorfahrtsregeln und strikte Einbahnstraßenbeschilderungen nur als »Serviervorschläge« ansehen
  • Wenn sie sich mit Kopfhörern vor Warngeräuschen abschotten
  • Wenn sie auf dem Rad bei der Fahrt auf dem Handy rumtippen
  • Wenn sie ihr Rad an engen Fahrradparkbereichen so ungünstig platzieren, dass der Zugang zu noch freien Stellplätzen erschwert oder verhindert wird
  • Wenn sie abends und bei schlechten Sichtverhältnissen ohne Licht unterwegs sind
  • Wenn sie zu mehreren auf einem leidlich breiten Radweg gleich schnell nebeneinander fahren, so dass andere nicht vorbeikommen

Was mich als Autofahrer an Radfahrern ärgert

  • Wenn sie rote Ampeln, Vorfahrtsregeln und strikte Einbahnstraßenbeschilderungen nur als »Serviervorschläge« ansehen
  • Wenn sie mich zu eng passieren oder überholen
  • Wenn sie abends und bei schlechten Sichtverhältnissen ohne Licht unterwegs sind
  • Wenn sie vor mir ohne Handzeichen plötzlich abbremsen oder abbiegen
  • Wenn sie sich mit Kopfhörern vor Warngeräuschen abschotten
  • Wenn sie auf dem Rad bei der Fahrt auf dem Handy rumtippen
  • Wenn sie auf Spuren fahren, die sie laut Beschilderung und/oder StVO nicht zu nutzen hätten, und das, obwohl gut ausgebaute eigene Radspuren vorhanden sind

Was mich als Fußgänger an Radfahrern ärgert

  • Wenn sie ohne Not auf dem Fußweg fahren, insbesondere mit forschem Tempo
  • Wenn sie mir aggressiv den Weg abschneiden
  • Wenn sie an einem Ampelübergang mit Rad- und Fußgängerspur nicht in ihrem zugewiesenen Bereich bleiben

Was mich als Radfahrer an mir selbst ärgert

  • Dass ich manchmal nicht sorgsam genug schaue, wer wo hinter mir fährt, ehe ich halte oder abbiege
  • Dass ich ab und zu mal die Handzeichen vergesse
  • Dass ich auch mal über rote Ampeln oder auf eigentlich nicht für mich gedachten Bereichen fahre, weil’s bequemer ist und/oder schneller geht
  • Wenn ich denke »ach, auf der kurzen Strecke lasse ich den Helm heute mal weg«

Was ich als Radfahrer an mir selbst ganz gut finde

  • Dass ich mich bemühe, das Verkehrsgeschehen um mich herum auch mit den Augen von Autofahrern und Fußgängern zu betrachten
  • Dass ich lieber ruhigere »grüne« oder »gemütliche« Routen und Nebenstraßen nutze als die schnellsten Strecken entlang der Hauptverkehrsadern
  • Dass ich noch nie einen Unfall mit dem Rad hatte

Mal wieder die Fußgänger!

Was mich als Fußgänger an anderen Fußgängern ärgert

  • Wenn sie an engen Stellen (z.B. vor Treppenaufgängen, auf schmalen Wegen, VOR ROLLTREPPEN!) mit mehreren in einer »Menschenkette« nebeneinander hergehen und für alle hinter ihnen eine Barriere bilden
  • Wenn sie desorientiert herumirren oder beim Gehen aufs Handy schauen und mir geistesabwesend in den Weg wanken
  • Wenn sie plötzlich direkt vor mir anhalten oder abrupt die Richtung wechseln
  • Wenn sie zu dicht neben mir stehen, obwohl genug Platz für mehr Abstand wäre

Was mich als Autofahrer an Fußgängern ärgert

  • Wenn sie vor mir plötzlich noch bei Rot über die Ampel spurten
  • Wenn sie eine unübersichtliche, sehr breite oder vielbefahrene Straße unbedingt abseits von Zebrastreifen oder Ampelübergängen überqueren müssen und sich und andere damit behindern oder gefährden

Was mich als Radfahrer an Fußgängern ärgert

  • Dass sie Radwege und deren Fahrbahnmarkierung übersehen oder bewusst ignorieren, sowohl auf den Fahrspuren als auch an Ampelübergängen
  • Dass sie ohne zu schauen über den Radweg oder die Radspur latschen
  • Dass sie beim Ein- und Aussteigen an Tram- oder Bushaltestellen nicht auf herannahende Radfahrer achten

Was mich als Fußgänger an mir selbst ärgert

Dazu fällt mir momentan eigentlich nichts ein.

Was ich als Fußgänger an mir selbst ganz gut finde

  • Dass ich mir in den letzten 2 Jahren den Automatismus angewöhnt habe, vor jedem Betreten oder Überqueren einer markierten Radspur kurz stehenzubleiben und nach links und rechts zu schauen, ehe ich weitergehe
  • Dass ich immer versuche, mich abseits an den Wegesrand zu begeben, wenn ich stehenbleiben muss, um mich z.B. zu orientieren, etwas ausführlicher aufs Handy zu schauen oder zu telefonieren
  • Dass ich grundsätzlich ein zügiges Gehtempo schätze (5–6 km/h)

Ich hätte natürlich auch noch je Abschnitt die Perspektive »Was ich als […] an Autofahrern / Radfahrern / Fußgängern gut finde« hinzufügen können. Aber erstens würde das wohl den Rahmen der akzeptablen Länge für einen Blogartikel sprengen und zweitens machen die anderen ja sowieso nichts richtig und benehmen sich im Verkehr samt und sonders wie die Arschgeigen.

Oder?

Gemischte Gefühle

Es gibt einen Film namens »Das Leben ist ein langer, ruhiger Fluss« und was mich betrifft, stimmte das in den letzten Jahren auch meistens. Ein schöner langer, ruhiger Fluss, muss ich sogar sagen, denn Ruhe muss ja nicht Langeweile bedeuten. Aber manchmal ändert sich das. Dann sinkt plötzlich der Wasserstand im Fluss, der Wasserlauf wird schmaler, gewundener, flacher und man spürt bisweilen, wie Steinbrocken im Flussbett unten am Bootsrumpf entlangkratzen.

Am Mittwoch Vormittag, ein für uns ungewöhnlicher Zeitpunkt, ruft mich der Mann an. Festnetz. Noch ungewöhnlicher. »Irgendwas ist«, denke ich noch beim Abheben. Er ruft von unterwegs an, auf dem Weg zum Bahnhof, sein Vater sei in der Nacht zum Mittwoch gestorben und er nun auf dem Weg zur Mutter, die jeden denkbaren Beistand gebrauchen könne. Es kommt nicht ganz überraschend, eine schwere Erkrankung und deren begleitende, sehr massive medikamentöse Therapie ließen mit ernsten gesundheitlichen Unwägbarkeiten rechnen, aber es ist dann doch noch mal etwas anderes, wenn diese sich manifestieren. Es war ein Tod im Schlaf, unter den gegebenen gesundheitlichen Umständen die denkbar friedlichste Art des Abschieds.

In unserem Bekanntenkreis sind viele etwa in unserem Alter (Mitte fünfzig) und während der letzten zwei, drei Jahre gab es häufiger Todesmeldungen des einen oder anderen Elternteils. Robust formuliert wird das durch den Spruch »Die Einschläge kommen näher«. Logisch formuliert: je länger man sich immer älterer Eltern erfreuen darf, desto mehr steigt die Wahrscheinlichkeit, dass dieses Glück in einem immer kürzer werdenden Zeitraum unweigerlich wird enden müssen. Einerseits ist es ein Segen, dass der menschliche Verstand innerhalb einer friedlichen Alltagsumgebung in der Lage ist, den Tod so effektiv zu verdrängen, andererseits führt diese Verdrängung zu um so größerer Disruption, wenn er sich dann plötzlich unverdrängbar ereignet. Dinge wie das eigene Testament, eine Patientenverfügung, wichtige Vollmachten oder gar die Zusammenstellung eines Dokumentenordners mit gesammelten Informationen und Schriftstücken für Hinterbliebene (so einer war in diesem Fall gottlob vorhanden) schiebe nicht nur ich leichtfertig vor mir her, ich bin doch noch fast jung, was soll schon passieren? Nachlassprokrastination. Das anzugehen, fühlt sich jetzt anders an. Ratsamer, vernünftiger, überfälliger. Der Mann berichtet am Telefon, wie viele Maßnahmen nach einem Todesfall mit extrem kurzen Fristen zu erledigen sind. Wohl niemand möchte als Hinterbliebener, schon genug befasst mit dem eigenen Schmerz, noch hilflos verstreute und unsortierte Unterlagen des Verstorbenen suchen und sichten. Und doch passiert das vermutlich jeden Tag hundertfach.

Ich bin erkältet, seit Mittwoch. Im Lichte der Ereignisse eine Lappalie, es ist immerhin kein Corona, sagen sowohl mein Selbsttest am Morgen als auch der Schnelltest in der Apotheke am Nachmittag. Noch bin ich optimistisch, am nächsten Tag fit genug für die FFP2-bemaskte Teilnahme an einem Kundenmeeting zu sein, aber noch am Abend sage ich ab und gebe der Anwesenheit per Videochat den Vorzug. Zu matt, zu »verrotzt«. Ich frage den Mann am Telefon, ob ich auch anreisen soll, helfen kann, aber wir einigen uns darauf, dass ich einfach jederzeit telefonisch oder per Messenger »da bin«, wann immer er mich braucht. In nächster Zeit werden absehbar auch bereits gebuchte Tickets, Zugreisen, Tischreservierungen, Konzertkarten entweder verfallen oder storniert werden müssen. Nebensachen. Nichtigkeiten.

Am Freitag, ich hatte ihr selbst überlassen, wann, spreche ich erstmals mit der Schwiegermutter. Ich mache mir Gedanken, was ich sagen soll. Floskeln wie »herzliches Beileid« oder »aufrichtige Teilnahme« liegen mir so fern wie nichts anderes. Ich sage einfach, dass ich sehr traurig bin, sie gern umarmen würde. Weinen am Telefon ist eigentlich gar nicht so schlimm. Man fühlt sich besser hinterher. Über sechzig Jahre waren beide verheiratet. Ich kann nur erahnen, welches Loch der Tod in ein so langes gemeinsames Leben reißt, vielleicht kann ich nicht einmal das. Aber auch hier lauert die Logik, der sich jede/r stellen muss, der/die eine Ehe oder eine andere lebenslange Partnerschaft eingeht. Wenn sich zwei Menschen dafür entscheiden, miteinander so alt wie möglich zu werden, kommt eine/r der beiden nicht umhin, den Tod des anderen überleben zu müssen. Ein grausamer, harter Tribut, aber entrichtet für etwas eigentlich Unbezahlbares. Der Tod macht so viele Dinge unermesslich. Das sind auch so Dinge, über die ich nachdenke, in diesen Tagen.

Ein guter Bestatter, noch so ein Thema. In der Hast des Unerwarteten geriet die Familie hier glücklicherweise durch einen Zufall sofort in die Hände der bestmöglichen Betreuung: der nächstgelegene Bestatter, eher intuitiv und praktisch gewählt, erwies sich als unglaublich empathisch, hilfreich, tröstend und sympathisch. Vielleicht auch etwas, das sich »vorher« schon mal zu sondieren lohnte, denke ich und in meinem Kopf ziehen Bilder unangenehmer Bestatter aus Filmen und Serien vorbei, quasi Gebrauchtwagenhändler im Sargbusiness, das würde ich für mich nicht wollen. Auf Twitter folge ich einigen Bestattern, manchmal sehe ich im ÖPNV Werbeaufkleber für Bestatter an den Fenstern, aber so richtig kundig, wer sich an meinem Wohnort in dieser Branche hervortut oder anbietet, bin ich nicht. Und damit wohl gleichsam nicht allein.

Im Supermarkt sehe ich ein Schild an der Kasse. Der Drahthalter, wo sonst die Rezeptzeitungen als Quengelware für Erwachsene lagern, ist leer. Auf der bedruckten Rückfläche steht sinngemäß »Kein Heft mehr da? Nicht wütend werden!« Ich denke, gibt es wirklich Leute, die an der Kasse wütend werden, weil eine Rezeptgazette ausverkauft ist? Ist das Schild schon ein Zugeständnis an die Wutbürger, die Pöbler, Zeterer, Geiferer, die im Netz schon unumgänglich sind, mit ihrer permanent zu kurzen Lunte, stets in Mentos-Cola-Laune? Sind die jetzt auch draußen schon so präsent, dass es vorbeugend solcher Schilder bedarf? Oder bewerte ich das nur über? Kurz darauf begegne ich im Feuilleton eines Mailportals der eher unverfänglichen Überschrift »Sechs Dinge, die Sie besser nicht mit dem Staubsauger aufsaugen sollten«, als erster Kommentar darunter erbost sich ein/e Kommentator*in sinngemäß, leider könne man die inkompetente, an ihren Sesseln klebende linksgrünversiffte Bande der Ampelregierung nicht mit einem Staubsauger einsaugen, ein halbes Dutzend Ausrufezeichen folgen. Mittlerweile sind die Kommentare zu dieser belanglosen Liste »aufgrund zahlreicher Verstöße gegen die Kommentar-Regeln« geschlossen. Es scheint Menschen zu geben, die ernste Probleme mit der Einschätzung der Bedeutsamkeit von Dingen und der eigenen Frustrationstoleranz haben. Es müsste auch ohne Todesfälle eine Möglichkeit geben, die Maßstäbe der Menschen ab und an wieder auf ein gesünderes Maß zurechtzurütteln, denke ich. Die neue Situation hat mir anscheinend eine Brille aufgesetzt, durch die ich vorübergehend fast alles aus einer davon durchdrungenen Perspektive betrachte. Aber vielleicht hat das ja ebenfalls was Gutes.

Ein Satz aus den Telefonaten mit dem Mann ist mir noch im Ohr hängengeblieben. Er ist so kurz, fast lapidar, und doch steckt darin sehr viel von dem, was der Tod mit denen macht, die weiterleben: »Den Aufbahrraum habe ich als ein anderer Mensch verlassen, als der ich hineingegangen bin.« Es ist schon eigenartig – wir möchten uns an Verstorbene erinnern als die Personen, die sie immer waren. Und sie hinterlassen uns durch ihren Tod gleichzeitig so verändert, wie wir zu ihren Lebzeiten nie gewesen sind.

Dass wir erschraken,
da du starbst, nein,
dass dein starker Tod
uns dunkel unterbrach,
das Bisdahin
abreißend vom Seither:
das geht uns an;
das einzuordnen wird
die Arbeit sein,
die wir mit allem tun.

(Rainer Maria Rilke) | Auszug aus »Requiem –
Für eine Freundin (Paula Modersohn-Becker)« [1908]«

Die Lieferung

Es gibt unangenehme Träume, aus denen ich missgestimmt erwache und sogar welche, aus denen ich angsterfüllt hochschrecke. Es gibt massenhaft Träume, an die ich mich nur bruchstückhaft erinnere, belanglose, nach denen ich denke »naja« – und es gibt welche, die auch Stunden nach dem Aufwachen noch sehr präsent sind und ich denke »wow, das war ja cool«. Heute hatte ich mal wieder so einen.

Im Traum befand ich mich in einer Wohnung, die keinerlei Ähnlichkeit hatte mit meiner echten oder einer, die ich persönlich kenne, aber sie war im Traum völlig glaubhaft meine eigene. Eine bestellte Lieferung war angekündigt, ich hatte einen großen Flachbildfernseher bestellt, 55 Zoll. Aus irgendeinem Grund und obwohl ich »zu Hause« war, nahm ich die eintreffende Lieferung nicht persönlich entgegen, sondern bekam eine Nachricht, sie sei in einem Zimmer des Hauses abgestellt worden. Ich ging in den besagten Raum und fand dort eine viel größere Lieferung vor: statt eines großen Fernsehers waren insgesamt fünf davon angeliefert worden, dazu noch zwei Waschmaschinen. Doch im Traum war ich davon nicht ansatzweise beunruhigt oder veranlasst, dies zu reklamieren. Vielmehr begutachtete ich die gelieferte Ware und begann, mit dem Mann (der plötzlich ebenfalls anwesend war) zu besprechen, wie man die Geräte sinnvoll unterbringen und verteilen könne. Der größte Fernseher war mit »65 Zoll« spezifiziert, war aber in seinen Dimensionen etwa doppelt so breit und hoch wie ein reales Gerät dieser Größe. Den sollte der Mann in seine Wohnung mitnehmen, er habe doch zwischen zwei Regalen im Wohnzimmer genug Platz dafür, was sogar tatsächlich hätte hinkommen können. Das zweite Gerät war offensichtlich das tatsächlich bestellte mit 55 Zoll, dieses wollte ich in meiner Wohnung behalten, Die drei weiteren Fernsehgeräte waren alle gleich groß, aber mit wesentlich geringeren Abmessungen, nur etwa 60 cm breit. Die könne der Mann doch mit ins Büro bei sich nehmen und unter den Kollegen verteilen. So wurde es beschlossen und damit war die Fernseherlieferung besprochen. Blieben noch die zwei Waschmaschinen. Diese hatten seltsamerweise keine »Bullaugen«, sondern man konnte sie mit einer Klappe öffnen, wie sonst Geschirrspülmaschinen, und auch das fand ich nicht im geringsten sonderbar oder hinterfragte, wie das wohl funktionieren sollte. Stattdessen öffnete ich beide Klappen und schaute ins Innere der Geräte. In jeder der leeren, hell beleuchteten stählernen Kammern befand sich eine handliche gedruckte Bedienungsanleitung sowie eine kleine klare rechteckige Glasflasche mit einer auberginefarbenen Flüssigkeit und einem schwarzen Drehverschluss. Ich fragte mich, wozu diese Fläschchen wohl gut seien und nahm eine davon in die Hand. Ich schnippte mit einem Fingernagel gegen die Flasche und da geschah etwas Beeindruckendes: ausgehend von dem Punkt, wo der Schnippimpuls die Flasche getroffen hatte, änderte die Flüssigkeit im Inneren in wolkigen, wirbelnden Strukturen ihre Farbe, von dunkelviolett hin zu einem leuchtenden Orange. Als die komplette Flüssigkeit sich umgefärbt hatte, pochte ich erneut mit dem Finger dagegen und der Farbumschlag wiederholte sich in umgekehrter Richtung. Ich war fasziniert, fand das wunderhübsch und schlug in der Bedienungsanleitung nach, welchen Zweck Flasche und Flüssigkeit haben. Dort stand zu lesen, dass es sich um eine Art Ablenkungsköder für Mäuse handelt. Man solle den schwarzen Schraubverschluss abdrehen und das Fläschchen in einiger Entfernung zur angeschlossenen Maschine auf den Boden stellen. »Die Mäuse« (woher immer die kommen sollten) würden dann von der Flasche angezogen und sich demzufolge nicht mehr der Maschine nähern (warum auch immer sie dies tun sollten). Ich nahm das völlig unverwundert zur Kenntnis und begann erneut, mit den faszinierenden verschlossenen Flaschen zu experimentieren. Ich nahm metallene Bolzen, meine Finger und andere kleine Gegenstände und brachte die Flüssigkeit im Inneren wieder und wieder mit unterschiedlich starken und pointierten Impulsen zu ihren wechselnden, strudelnden Farbumschlägen, wobei die Farbigkeit zunehmend bunter wurde: rosa, violett, gelb, rot.

Dann wachte ich auf.

Es ist eigentlich unmöglich, Traumbilder real zu illustrieren, aber ungefähr so sah das aus.

Reklamationsarchäologie

Zu Beginn eines neuen Jahres schaue ich bevorzugt einmal meine laufenden kostenpflichtigen Verträge durch und erwäge hier und da, nach Möglichkeit etwas zu optimieren. Günstigere Tarife, neue Konfigurationen, bessere Kündigungsbegingungen, andere Anbieter, Versicherungen, Internet, Mobilfunk, Festnetz und so weiter. So frage ich mich zum Beispiel, wozu ich eigentlich noch einen Festnetzanschluss brauche. Früher™ zu Zeiten analoger Telefonanschlüsse hatten Telefone noch eine separate Stromversorgung, die gegebenenfalls noch funktionierte, wenn das Haushaltsstromnetz ausgefallen war. Dieser (zudem kleine) Vorteil hat sich inzwischen erübrigt. Strom weg heißt: Router aus = Telefon aus. Die einzigen Gespräche, die ich über das angeschlossene Heimtelefon noch führe, sind bisweilen welche mit dem Mann oder engeren Familienmitgliedern, aber auch das lässt allmählich nach. Mailbox aka »Anrufbeantworter« ist auch im Mobiltelefon drin, ebenso ein Nummernverzeichnis. Fazit: doppelt gemoppelt, kann weg. Nun muss ich mal schauen, ob es überhaupt Anbieter gibt, die einen Vertrag mit »Nur schnelles Internet für zu Hause, aber ohne Festnetztelefonie« anbieten. Tipps dazu nehme ich gerne auch hier entgegen.

Bei der Durchsicht meiner Vertragsordner auf der hiesigen Festplatte entdeckte ich ein altes Beschwerdeschreiben an die damals noch T-Mobile genannte Telekom, dessen Datum im März diesen Jahres tatsächlich seinen 20jährigen Jahrestag hätte. Mein erstes Handy, ein Siemens C25, erwarb ich 1999, zusammen mit dem ersten Mobilfunkvertrag beim Anbieter e-plus. Vier Jahre später wollte ich dann zu T-Mobile wechseln und meine bisherige Rufnummer mitnehmen. Ein günstiges Angebot dazu gab es auch. Und damit nahm das Service-Elend seinen Lauf …

(Namen und andere personenbezogene Daten habe ich aus dem Schreiben entfernt.)

Betr.:
Kundennummern: █████ oder ████ oder █████
Auftragsnummern: ████ oder █████ oder █████
Kundenkonten: █████ oder █████
(verwirrend, nicht wahr?)

Sehr geehrte Damen und Herren,

ich stehe kurz davor, mein seit ca. zwei Wochen bestehendes Vertragsverhältnis mit T-Mobile bereits jetzt schon wieder zu kündigen. Nicht zuletzt deshalb, weil ich seit fünf Tagen auf keinen der vertraglich zugesicherten Mobilfunkdienste Zugriff habe. Aber das ist noch nicht alles. Bitte machen Sie sich anhand der nachfolgenden chronologischen Schilderung der Ereignisse ein eigenes Bild – ich erwarte dazu anschließend eine möglichst umgehende Rückmeldung:

Anfang März 2003:
Noch bin ich e-plus Kunde, mein dortiger Vertrag wird Mitte April auslaufen. Ich erwäge aufgrund meiner Unzufriedenheit mit der Netzabdeckung bei e-plus einen Wechsel des Mobilfunk-Providers. Nach eingehender Meinungsforschung in meinem Freundeskreis beschließe ich einen Wechsel zu T-Mobile, jedoch unter Mitnahme meiner bisherigen e-plus- Rufnummer. Ich formuliere und versende fristgerecht ein Kündigungsschreiben an e-plus.

12.03.2003:
Erster Anruf im Service-Callcenter von T-Mobile. Eine freundliche Dame informiert mich, dass das neue Handy meiner Wahl (NOKIA 6310 i) aktuell, jedoch nur für begrenzte Zeit, zum Aktionspreis von EUR 1,– angeboten werde. Da mir noch keine Kündigungsbestätigung von e-plus vorliege, so die nette Dame, könne ich den Auftrag zwar noch nicht erteilen, wohl aber vormerken – und so trotzdem den Aktionspreis wahrnehmen. Dies geschieht.

15.03.2003:
Ich erhalte einen Brief von T-Mobile. Man könne leider meinen Auftrag nicht ausführen, da mein bisheriger Mobilfunkvertrag noch nicht verbindlich gekündigt sei. Ich möge meinen Auftrag nach Erfüllung dieser Voraussetzung bitte erneut erteilen.

20.03.2003:
Ich erhalte einen weiteren Brief von T-Mobile. Man habe meine Vormerkung erhalten und freue sich über den Auftrag.

Ich denke zum ersten Mal „Hä?“

Einige Tage später:
Die Kündigungsbestätigung von e-plus trifft ein.

ca. 25.03.2003
Zweiter Anruf im Service-Callcenter von T-Mobile. Eine freundliche Dame nimmt meinen verbindlichen Auftrag entgegen und verkündet heiter, das neue Handy inklusive T-Mobile SIM Karte mit alter e-plus Nummer werde umgehend verpackt und mir „zugeschickt“. Nähere Angaben zur Versandart macht sie nicht.

ca. 30.03.2003:
Ich finde in meinem Briefkasten eine Benachrichtigungskarte der Deutschen Post Express vor. Eine Sendung sei abzuholen.

ca. 31.03.2003:
Auf meiner zuständigen Paket-/Postfiliale teilt man mir nach Vorlage der Benachrichtigung mit, für diese spezielle Art von Sendungen befände sich die Abholstelle rund 10 km entfernt am Stadtrand Hamburgs. Eine telefonische Rückfrage dort ergibt, dass weder eine Abholung vor Ort noch eine erneute Zustellung an meine Wohnadresse zeitlich mit meinen Arbeitszeiten vereinbar ist. Und eine Umleitung der Sendung an meine Arbeitsstelle sei nur über T-Mobile direkt möglich.

Dritter Anruf im Service-Callcenter von T-Mobile.
Von einer munter gestimmten Dame erhalte ich nach Schilderung meines Problems die Auskunft, das sei „überhaupt kein Problem“. Sie empfehle allerdings statt der langwierigen Umleitung, die Sendung „zurück­ zuordern“ und erneut an mich zu versenden, diesmal an meine Arbeitsstelle. Ich gebe ihr die entsprechende Postanschrift an.

14.04.2003:
Endlich! Nach weiteren zwei Wochen – einen Tag vor Ablauf meines alten e-plus Mobilfunkvertrages – trifft das neue Handy an meiner Arbeitsstelle ein und wird von mir in Empfang genommen. Es ist unversehrt und funktionstüchtig. Allerdings liegt der Lieferung eine Rechnung über EUR 49,95 bei – nicht über EUR 1,– wie bei Auftragsvormerkung in Aussicht gestellt.

Ich denke zum zweiten Mal „Hä?“

15.04.2003:
Ich erhalte einen Brief von T-Mobile. Eine Gutschrift über einen Betrag von EUR 49,95 für ein NOKIA 6310 i Handy inklusive SIM-Karte. Der Betrag werde meinem Kundenkonto gutgeschrieben.

Ich denke zum dritten Mal „Hä?“

Da aber minus und plus zusammen Null ergibt, lasse ich die Angelegenheit zunächst auf sich beruhen und fahre gelassen mit dem neuen Handy in Osterurlaub.

16.–22.04.2003:
Im Urlaub telefoniere und SMSe ich problemlos mit meinem neuen Handy. Schließlich werde ich von einem SMS-Empfänger darauf aufmerksam gemacht, dass meine SMS-Nachrichten über eine ungewohnte neue Rufnummer zugestellt werden (0160-████) – und nicht über meine eigentlich mitgenommene „alte“ e­plus­Nummer (0177-████).

Ich denke zum vierten Mal „Hä?“

23.04.2003:
Aus dem Urlaub zurück, wähle ich vom Festnetz aus probehalber beide obengenannten Rufnummern an. Unter der „alten“ e­plus­Nummer begrüßt mich eine Mailbox, auf die ich jedoch weder mit meiner alten noch mit meiner neuen PIN Zugriff erhalte. Unter der „neuen“ Nummer klingelt mein neues Handy.

Ich denke zum fünften Mal „Hä?“

24.04.2003:
Ich erhalte zwei getrennte Briefe von T-Mobile. Beide Brieftexte heißen mich „willkommen bei T­-Mobile“. Jeder der beiden Briefe nennt in der Kopfzeile eine andere Mobilnummer. Welche? Erraten! Es sind die „alte“ mitgenommene e­plus­ Nummer und die „neue“ 0160-­Nummer.

Ich denke zum sechsten Mal „Hä?“

Vierter Anruf im Service-Callcenter von T-Mobile.
Eine frohgemute Dame nimmt meinen Anruf und meine ausführliche Problemschilderung entgegen. Ihre Analyse lässt vermuten, dass das ursprüngliche, nicht zustellbare Handy-Paket die richtige SIM-Karte samt mitgenommener „alter“ e­plus­Rufnummer enthielt. Im Rahmen der Rückorderung und erneuten Zustellung wurde anscheinend nicht dasselbe Paket, sondern ein komplett neu verpacktes Paket versandt und dabei mit einer neuen SIM-Karte versehen.

Die Service-Mitarbeiterin verspricht Abhilfe. Innerhalb von zwei Tagen, also bis Samstag, den 26.04., bekäme ich eine neue SIM- Karte mit der richtigen, „alten“, mitgenommenen e­plus­-Rufnummer auf dem ganz normalen Postwege in einem Briefumschlag zugestellt.

Wenige Stunden später verkündet mein eingeschaltetes neues Handy, dass die eingelegte SIM-Karte (Rufnummer 0160-████) gesperrt wurde. Darauf hatte mich die Service-Mitarbeiterin nicht vorbereitet. Ich kann von nun an keinerlei Mobilfunkdienste mehr in Anspruch nehmen.

26.04.2003:
Samstag. Es trifft keine neue SIM-Karte bei mir ein.

29.04.2003:
Ich erhalte einen Brief von T-Mobile, unterschrieben vom Leiter T-Mobile ServiceCenter. Man entschuldige sich für die versehentliche Freischaltung der T-Mobile-Karte. Es trifft weiterhin keine neue SIM-Karte bei mir ein.

Ich habe nach all dem nun wirklich keine Lust mehr. Keine Lust, dauernd widersprüchliche Post von T-Mobile in meinem Briefkasten vorzufinden. Keine Lust mehr auf heitere Damen im Call-Center, die zwar glaubhaft Kompetenz suggerieren, aber dann nur bedingt Abhilfe schaffen. Keine Lust auf mehrfache Ruf-, Auftrags- und Kundennummern für ein­ und denselben Vorgang. Keine Lust mehr, dauernd „Hä?“ sagen zu müssen. Und vor allem keine Lust mehr, schon fast eine Woche mein Handy nicht nutzen zu können. Was seit dem 15.04. auf meiner „alten“ Rufnummer an Anrufen und SMS-Nachrichten liegen mag, kann ich nicht einmal erahnen – da ich keinen Zugriff darauf habe. Und eigentlich habe ich auch keine Lust, T-Mobile womöglich für diese „Totzeiten“ noch Gebühren zu zahlen.

Ich fordere Sie hiermit ultimativ auf, diesem Tohuwabohu nun endgültig Abhilfe zu schaffen*. Wie Sie dies tun, überlasse ich Ihnen. Die moderate Formulierung dieses Briefes soll nicht darüber hinwegtäuschen, dass ich inzwischen ziemlich genervt und sauer bin und meinen Entschluß zu T-Mobile zu wechseln nach knapp vier Wochen schon wieder geneigt bin, zu bereuen.

Mit entnervten Grüßen

Witzigerweise wurde mir fast zeitgleich der Link zu einem aktuellen Erfahrungsbericht im Blog Draußen nur Kännchen zugespielt, in dem ganz ähnliche Verwicklungen mit einem Anbieter von Glasfaseranschlüssen im Jahr 2022/23 geschildert werden. Genauso absurd, genauso kafkaesk.

Und das beweist doch eigentlich sehr eindrücklich: Chaotischer, ineffizienter Kundenservice ist zeitlos.

* Es gab dann übrigens ein Happy End. Und meine allererste Handynummer habe ich bis heute.