Autor: ProstetnikVogonJeltz

Aliens kidnapped my Pellkartoffelgabel

Ich habe mir vor einigen Tagen eine neue Digitalkamera gekauft. Anlass war ein Knipserlebnis während meines hier bereits erwähnten jüngsten Dänemarkurlaubs auf der Insel Fanø. Es gibt an der Südspitze der Insel eine Sandbank, auf der sich bei Ebbe Dutzende Seerobben räkeln. Wenn man als Inselbesucher*in den Gezeitenkalender hinzuzieht, kann man zeitlich passend den betreffenden Strand aufsuchen und zu Fuß noch etwa einen Kilometer bis in die Nähe dieser Sandbank laufen, um das regelmäßige Naturschauspiel zu betrachten. Die Robben räkeln sich dort nämlich nur deshalb in aller Seelenruhe, weil sie genau wissen, dass die neugierigen menschlichen Beobachter*innen nicht direkt bis zu ihnen vordringen können: ihre Sandbank bleibt nämlich trotz Ebbe durch eine recht tiefe Meerwasserfahrrinne vom Strand getrennt, so dass keine/r der Gezeitenbesucher*innen näher als etwa 100 Meter an sie herankommt. Ein paar sehr neugierige der Flossenfüßer wagen es bisweilen, sich von der Sandbank zu Wasser zu lassen und bis auf etwa 10 Meter ans »Menschenufer« heranzuschwimmen. Das gibt dann immer ein besonderes Hallo bei den Zweibeinern und ich bin sicher, wenn die Robben Smartphones oder Kameras hätten, würden sie sicher den einen oder anderen Schnappschuss von den Touristenscharen machen.

Umgekehrt passiert das natürlich reichlich. Fast jede/r der Robbenspotter*innen versucht mit dem Handy oder Fotoapparat die sonnenbadenden oder heranschwimmenden Tiere zu knipsen – so auch ich. Mein iPhone hat einen 2fachen optischen Zoom und so dachte ich, das würde ausreichen, um aus der gegebenen Entfernung einigermaßen scharfe Beweis- und Ergötzungsfotos zu erstellen. Doch leider liefert die Optik, so gut sie im Alltag für allerlei Knipsereien von nah und fern zu sein scheint, bei der anspruchsvolleren Robbenablichtung nur unzureichende Ergebnisse. Man erkennt zwar, was das Motiv zeigt, aber von detailreicher Abbildung kann keine Rede sein, es läuft auf unscharfe, sich im Sand sonnende Klumpen hinaus.

Sommer, Sonne, Sand und unscharfe Seehunde

Damit war ich unzufrieden und beschloss, mir für Reise und Urlaub nach etlichen Jahren erneut eine Digitalkamera zuzulegen, um künftig besser in die Ferne fotografieren zu können. Ein anständiges Zoomobjektiv sollte sie haben, von einem renommierten Hersteller sein und zudem handlich, klein und schön leicht, damit das zusätzlich mitgeführte Equipment bei Ausflügen nicht zur Last fällt. Nachdem ich online ein passendes und gut bewertetes Modell recherchiert hatte, galt es »nur noch« die derzeitigen Verfügbarkeitsimponderabilien aufgrund gestörter Lieferketten, mangelnder Lagerhaltung oder großer Nachfrage zu überkommen und alsbald – es war am 13. September – konnte ich die Kamera postalisch entgegennehmen. Zum unverzüglichen Einfriemeln und Vertrautmachen mit dem neuen Gerät gehörte neben der Lektüre der Bedienungsanleitung, dem Aufladen des Akkus und einigen ersten intuitiven Bedienungsversuchen auch das Einfädeln der mitgelieferten Trageschlaufe in die am Gerät befindliche, ins Gehäuse eingelassene Öse. Nach ein paar schweißtreibenden Dröselversuchen mit den bloßen Fingern merkte ich: so wird das nix, ich brauche ein spitzzinkiges Werkzeug. Da ich ohnehin am Küchentisch saß, wurde ich gleich in der Besteckschublade fündig: meine Pellkartoffelgabel mit ihren drei nadelspitzen Zinken schien mir dafür perfekt geeignet – und so war es auch. Nach dem gelungenen Einfädeln probierte ich noch etwas mit der Kamera herum und ging dann zu anderen Beschäftigungen, inklusive Haus- und Erwerbsarbeit über.

Als ich nach getaner Arbeit den Küchentisch aufräumen wollte, die Kamera und die Bedienungsanleitung verstauen, mein Laptop, tagsüber benutzte Trinkgefäße sowie Notizbuch und andere Arbeitsutensilien auf- und abzuräumen, fiel mir ein, dass ja auch die Pellkartoffelgabel wieder zurück in die Schublade gehörte. Aber sie war weg. Nicht auf dem Tisch, nicht unter dem Tisch. Nicht in der Besteckschublade, nicht in einer anderen Küchenschublade, nicht im Geschirrspüler, im Brotkorb, in der Laptoptasche, in der Kameraschublade, im Bedienungsanleitungsordner, im Mülleimer, auf dem Schuhschrank, im Bad, im Schlafzimmer, im Wohnzimmer. Nirgends. Verlor ich den Verstand? Hatte ich einen Filmriss? Besaß ich am Ende gar keine Pellkartoffelgabel und hatte nur mit einem Phantombesteck hantiert?

Ich zweifelte an meinem Geisteszustand und grübelte noch bis abends beim Fernsehen auf dem Sofa über das rätselhafte Verschwinden nach. Auf ZDFinfo lief eine Dokumentation, in der ganz normale Bürger*innen wie Du und ich in lebhaften Farben schilderten, wie sie UFOs begegnet waren. Einige der Interviewten waren nach eigenen Angaben sogar von Aliens entführt worden, mit Traktorstrahlen auf die Raumschiffe transportiert, in eine andere Galaxie auf einen fremden Planeten verschleppt und dort allerlei seltsamen und zum Teil unangenehmen Untersuchungen unterzogen worden. Vielleicht, dachte ich, entführen Aliens ja hinter unserem Rücken auch menschliche Gebrauchsgegenstände, um sie auf ihren Heimatplaneten zu untersuchen. Am hellichten Tag beamen sie mit unsichtbaren Traktorstrahlen Pellkartoffelgabeln, Eierschneider, Füllfederhalter, Tesaroller, Nagelfeilen, Knirschschienen, Nasenhaarschneider und andere kleinteilige Dinge unbemerkt, lautlos und am hellichten Tag in ihre Flugscheiben und hinterlassen ratlose Exemplare der Spezies homo sapiens, die noch tagelang in ihren Behausungen umherirren und vergeblich nach den gezeugnappten Utensilien suchen.

Die Irritation aufgrund des verschwundenen Dreizacks hielt noch einige Tage an, dann beschloss ich, sie hinter mir zu lassen. Aktuell hegte ich keine Pellkartoffel­zubereitungsabsichten und sobald sich welche abzeichnen sollten, würde ich eben in den sauren Neuanschaffungsapfel beißen müssen, so sonderbar es auch wäre.

Heute ist der 22. September. Wie an jedem Werktag beginnt meine Arbeitsroutine mit dem Herrichten des Homeofficearbeitsplatzes am Küchentisch und mit der Zubereitung eines Kaffees. Hafermilch kommt hinein, also muss umgerührt werden. Ich öffne zum Zwecke der Entnahme eines Teelöffels meine Besteckschublade und da liegt sie: meine Pellkartoffelgabel. Obenauf, nicht versteckt, verdeckt oder untergehoben. Es ist dieselbe Besteckschublade, die ich seit dem 13. September eigentlich täglich mehrmals benutzt habe, auch gestern abend noch. Das letzte Ausräumen des Geschirrspülers ist drei Tage her. Ich habe keine Kinder und keine Haustiere, hatte keinen Besuch (außer dem Mann, und der hatte während seiner Anwesenheit nachweislich weder Pellkartoffeln zubereitet noch Kamerahalteschlaufen eingefädelt) und Handwerker oder Einbrecher waren auch nicht hier. Und Einbrecher, die was bringen! Das ist ja noch unrealistischer als Aliens.

Die Entführungsopfer aus der UFO-Doku hatten genau dasselbe berichtet: dass sie nach ihrer Verschleppung bewusstlos an genau dem Ort abgelegt wurden bzw. erwachten, an dem sie sich unmittelbar vorher befanden. Okay, das trifft jetzt hier nicht exakt zu, denn die Gabel verschwand vom Küchentisch, wo sie benutzt wurde und tauchte neun Tage später in der Schublade, wo sie hingehört, wieder auf. Es sind also sehr nette Aliens, finde ich, sehr ordnungsliebend und hilfsbereit. Falls sie mal einen schmutzigen Teller kidnappen, würde mich wirklich brennend interessieren, ob sie ihn vielleicht sogar hinterher sauber abgewaschen wieder in den Geschirrschrank zurückteleportieren.
 

Bildmontage. Ausgangsmotiv via Dall-E mini / craiyon.com

Lass uns Fremde bleiben

Als ich neulich auf Twitter meine Follower nach Ideen für Blogbeiträge fragte, lautete eine der Rückmeldungen »Erworbene Misanthropie. Je mehr Menschen man kennt, desto weniger mag man.«

Ich habe lange über diese Anregung nachgedacht und ich denke, es ist einerseits etwas Wahres dran, aber andererseits auch nicht. Es ist natürlich unvermeidlich, dass man umso mehr Menschen wahrnimmt, auf sie trifft oder sie persönlich kennenlernt, je älter man wird. Und damit erhöht sich zwangsläufig auch die Anzahl der Menschen, die man nicht mag. Aber dass man manche Menschen nicht mag, andere aber schon – liegt das nur an den Menschen selbst – oder ebenfalls am eigenen höheren Lebensalter? Denn das Alter bringt ja nicht nur mit sich, dass die Zahl der Begegnungen mit Menschen stetig zunimmt, sondern auch die Erfahrungen, die man im Laufe des Lebens mit Menschen macht. Und aus den unangenehmen Erfahrungen kann man dann nach und nach ableiten, welchem »Schlag« Menschen man selbst künftig besser aus dem Wege zu gehen versucht bzw. mit Menschen welchen Charakters und welcher Gesinnung man sich fürderhin eher umgeben möchte. Das ist eine Erkenntnis, die man als junger Mensch per se noch gar nicht in dem Maße haben kann, weil das persönliche Dooffindraster ja noch in der Entstehung begriffen ist.

Im Alter wird man (zumindest ich) sich aber auch zunehmend der Endlichkeit des eigenen Lebens bewusst – und damit der Erkenntnis, dass die verbleibende Zeit im Kreise der existierenden Menschen begrenzt ist. Und damit kommen zwei Fragen auf: »Welchen dieser Menschen will ich überhaupt noch meine immer wertvoller werdende Zeit schenken?« bzw. »Für welche dieser Menschen ist mir meine begrenzte verbleibende Zeit schlicht zu schade?« Zwei Fragen, die ich mit zunehmendem Alter immer rigoroser beantworte, was dann dazu führt, dass Menschen, die ich ggf. einige Jahre zuvor schlimmstenfalls noch als »nervtötend« erduldet hätte, irgendwann in der Ausschlussgruppe landen. Lieber widme ich mich den Netten, den Gleichgesinnten, den Bereichernden, den Wohlwollenden, Amüsanten, den Erkenntnisbringenden, Lehrenden, Geliebten oder Seelenverwandten – und zwar, so lange ich noch kann.

Unsicher bin ich, ob der persönliche Prozentsatz doofgefundener Leute rein statistisch gegenüber früheren Zeiten derselbe geblieben ist. Bis in die 1970er Jahre konnte man nur die Leute doof finden, die man persönlich traf, von denen man in Büchern, Zeitungen oder Zeitschriften (Leserbriefe!) las oder die einem im Radio oder in den drei bis fünf ausgestrahlten öffentlich-rechtlichen Fernsehsendern begegneten. Ab Mitte der 1980er Jahre kam dann das Privatfernsehen hinzu und damit ein nicht unbeträchtliches Potenzial zur Auffrischung der angewandten Misanthropie. Und dann, ab Mitte der 1990er Jahre, strömte schubweise nahezu die gesamte Menschheit ins Internet. Seit spätestens 2003 konnte theoretisch jeder technisch interessierte und bewanderte Nutzer online der ganzen Welt auf einer eigenen Website, einem Blog oder in den aufkommenden Sozialen Medien seine Ansichten und seinen Charakter offenlegen. Nie zuvor gab es ein größeres Potenzial, massenweise Menschen nicht zu mögen. Doch stieg mit den neuen sichtbaren Mitmenschen auch die Dooffindquote? Oder nahmen die Doofgefundenen bloß in absoluten Zahlen zu – und wurden damit präsenter? Ich habe keine Ahnung.

Es ist ja eigentlich auch gar nicht schlimm, wenn man einen Großteil der Menschen nicht mag oder unsympathisch findet. Fände man alle Leute super, sähe man sich dem Dilemma gegenüber, zeitlebens diejenigen daraus zu erkiesen, mit denen man sich gerne umgäbe. Unmöglich! Eine gesunde Misanthropie sorgt daher angenehmerweise für eine Erleichterung der Auslese, da man sich nur noch zwischen den übriggebliebenen netten Leuten entscheiden muss. Im Prinzip ist das Dooffinden anderer Menschen somit eine sehr nützliche Grundattitüde.

In einem Tweet hatte ich kürzlich grob ausgerechnet, wie viele Menschen übrigblieben, wenn man nur 1% der Weltbevölkerung nicht doof fände. Laut Wikipedia leben auf der Erde derzeit (2022) gut 7,95 Milliarden Menschen (7.950.000.000). Ein Prozent davon wären 79,5 Millionen (79.500.000). Wollte man jeden davon persönlich treffen, blieben ohne Schlaf-, Essens-, Trink- und Toilettenpause während einer gängigen Lebensspanne von gut 68 Jahren als heranwachsender und erwachsener Mensch dafür knapp 25 Sekunden Zeit pro Begegnung. Das lässt kaum Spielraum für tiefergehende Gespräche.

Man tut also gut daran, strenge Kriterien anzusetzen und den Kreis der nicht doofgefundenen Leute möglichst klein zu halten. Umso weniger Mühe macht dann darunter die Auswahl derjenigen, die man sich als Gefährten, Partner und Freunde auserwählt. Ich persönlich lege jedoch bei der anfänglichen Leutebeurteilung Wert auf die milderen Ausgangsformulierungen »doof finden« bzw. »nicht mögen«, die ich als Defaulteinstellung für die angewandte Misanthropie empfehlen möchte. Sollten sich einzelne Zeitgenoss*innen bei einer direkten Begegnung dann tatsächlich als echte Arschlöcher entpuppen, kann man nachträglich nach Bedarf natürlich Abscheu, Verachtung oder gar begründeten Hass bei der Einordnung nachtragen.

Wer sich damit schwer tut, Leute aus dem Bauch heraus doofzufinden, für den/die mag die folgende Liste hilfreich sein, mit der ich einmal versucht habe, hundert Gründe dafür zu finden, warum und welche Leute ich nicht mag. Einiges ist nicht ganz trennscharf, anderes vielleicht sogar doppelt, das meiste aber auf jeden Fall hochgradig subjektiv. Vielleicht findet ja der/die eine oder andere Leser*in sogar ein paar derselben Arten von Menschen doof wie ich.

Und das wäre dann eigentlich schon wieder fast ein Grund, einander zu mögen.


  1. Ich mag keine Menschen, die aggressiv sind.
  2. Ich mag keine Menschen, die ihre Interessen im Alltag mit Gewalt durchsetzen.
  3. Ich mag keine Menschen, die nicht zuhören können.
  4. Ich mag keine Menschen, die auf Waldspaziergängen oder in freier Natur laut Musik abspielen.
  5. Ich mag keine Menschen, die andere bestehlen oder betrügerisch abzocken.
  6. Ich mag keine Menschen, die Tiere quälen oder misshandeln.
  7. Ich mag keine Menschen, die immer nur von sich erzählen.
  8. Ich mag keine Menschen, denen Besitz wichtiger ist als immaterielle Werte.
  9. Ich mag keine Menschen, denen Profit und Rendite wichtiger sind als Ethik und Moral.
  10. Ich mag keine Menschen, die beim Sprechen spucken.
  11. Ich mag keine Menschen, die bewusst die Grenzen anderer übertreten.
  12. Ich mag keine Menschen, die andere verspotten, beleidigen, demütigen oder emotional verletzen.
  13. Ich mag keine Menschen, die sich bewusst vordrängeln.
  14. Ich mag keine Menschen, die bedenkenlos Müll und Zigarettenkippen wegwerfen.
  15. Ich mag keine Menschen, die »das Recht des Stärkeren« über alles stellen.
  16. Ich mag keine Menschen, die Minderheiten diskriminieren.
  17. Ich mag keine Menschen, die Unwissenheit bei anderen lächerlich machen.
  18. Ich mag keine Menschen, die nicht vergeben können.
  19. Ich mag keine Menschen, die nicht teilen, abgeben oder Nachfolgenden etwas übriglassen wollen.
  20. Ich mag keine Menschen, die ein »Nein« nicht akzeptieren können.
  21. Ich mag keine Menschen, die Meinungsfreiheit mit einem Widerspruchsverbot verwechseln.
  22. Ich mag keine Menschen, die den Klimawandel leugnen oder nachweisliche Falschbehauptungen darüber verbreiten.
  23. Ich mag keine Menschen, die seriöse Erkenntnisse der Wissenschaft abstreiten.
  24. Ich mag keine Menschen, die im Straßenverkehr nur auf ihre eigene Ansprüche pochen.
  25. Ich mag keine Menschen, die stets nur ihre Rechte einfordern, sich aber um ihre Pflichten drücken.
  26. Ich mag keine Menschen, die die BILD-Zeitung lesen und ernst nehmen.
  27. Ich mag keine Menschen, die von ihnen besuchte Orte oder Räume verdreckter hinterlassen, als sie sie vorgefunden haben.
  28. Ich mag keine Menschen, die glauben, ihr Geld gäbe ihnen das Recht, damit entlohnte Personen schlecht zu behandeln.
  29. Ich mag keine Menschen, die eigene Unzulänglichkeiten und Fehler bei sich übersehen, aber bei anderen lautstark kritisieren.
  30. Ich mag keine Menschen, die mir bewusst körperlich zu dicht auf die Pelle rücken.
  31. Ich mag keine Menschen, die nicht aufhören, mich in ein Gespräch zu verwickeln, nachdem ich ihnen signalisiert habe, dass ich kein Interesse an einer Unterhaltung habe.
  32. Ich mag keine Menschen, die glauben, ihr Hass sei eine Meinung.
  33. Ich mag keine Menschen, die nicht imstande sind, andere um Verzeihung zu bitten.
  34. Ich mag keine Menschen, die sich vor ihrer Verantwortung drücken, wenn sie nachweislich einen Fehler begangen haben.
  35. Ich mag keine Menschen, die denken, nur weil andere Gesetze, Moral und Anstand missachten, sei das eine Rechtfertigung für sie, dies ebenso tun zu dürfen.
  36. Ich mag keine Menschen, die nur nett zu mir sind, weil sie sich einen Vorteil oder eine Gunst von mir erhoffen.
  37. Ich mag keine Menschen, die andere aufgrund ihres Aussehens verachten oder niedermachen.
  38. Ich mag keine Menschen, die sich bewusst sexistisch oder rassistisch verhalten.
  39. Ich mag keine Menschen, die ihr Alter oder ihre Jugend zum Anlass nehmen, jüngere oder ältere Mitmenschen abzuwerten.
  40. Ich mag keine Menschen, die glauben, Kranke oder Behinderte seien »weniger wert« als sie selbst.
  41. Ich mag keine Menschen, die mich oder andere – wozu auch immer – missionieren wollen.
  42. Ich mag keine Menschen, die Gruppenzwang ausüben.
  43. Ich mag keine Menschen, die Exzessen frönen.
  44. Ich mag keine Menschen, die sinnlos und übermäßig Ressourcen verschwenden.
  45. Ich mag keine Menschen, die das Leistungsprinzip vergöttern.
  46. Ich mag keine Menschen, die es bewusst ignorieren, unter welchen Arbeitsbedingungen oder mit welchen Umweltfolgen für sie Waren hergestellt oder Dienstleistungen erbracht werden.
  47. Ich mag keine Menschen, die extremistischem Gedankengut anhängen, egal ob politisch oder religiös.
  48. Ich mag keine Menschen, die Kinder misshandeln oder missbrauchen.
  49. Ich mag keine Menschen, die sich für die Todesstrafe aussprechen.
  50. Ich mag keine Menschen, die anderen absprechen, selbstbestimmt über ihre Identität und Sexualität zu entscheiden.
  51. Ich mag keine Menschen, die glauben, Freiheit könne ohne Rücksicht und Respekt existieren.
  52. Ich mag keine Menschen, die die Demokratie zerstören oder abschaffen wollen.
  53. Ich mag keine Menschen, die bewusst Kriege oder Konflikte anzetteln.
  54. Ich mag keine Menschen, die wissentlich Verbrechen vertuschen.
  55. Ich mag keine Menschen, die andere körperlich verletzen oder gar töten.
  56. Ich mag keine Menschen, die alles pauschal in »Schubladen« packen.
  57. Ich mag keine Menschen, die die Gesellschaft bewusst spalten und darauf hinwirken, dass »Grabenkämpfe« entstehen.
  58. Ich mag keine Menschen, die gegen die Gleichberechtigung von Frauen handeln und reden.
  59. Ich mag keine Menschen, die glauben, man müsse Kinder nicht ernst nehmen.
  60. Ich mag keine Menschen, die glauben, wer arm, krank oder ohne Arbeit ist, sei »selber schuld«.
  61. Ich mag keine Menschen, die zur Naherholung in der Natur immer bis auf den letzten Meter mit dem Auto fahren müssen.
  62. Ich mag keine Menschen, die in Städten oder Ortschaften an öffentlich zugänglichen Stellen ihre Ausscheidungen hinterlassen.
  63. Ich mag keine Menschen, die in der Gegend rumrotzen, andere anniesen oder anhusten.
  64. Ich mag keine Menschen, die der Ansicht sind, Höflichkeit sei überflüssig.
  65. Ich mag keine Menschen, die glauben, man könne sich allein durch Anschreien Recht oder Respekt verschaffen.
  66. Ich mag keine Menschen, die glauben, ihre Herkunft wäre mit irgendeiner Art von Überlegenheit verbunden.
  67. Ich mag keine Menschen, die humorlos sind.
  68. Ich mag keine Menschen, die nicht auch mal über sich selbst lachen können.
  69. Ich mag keine Menschen, die glauben, Einsicht, Reue, Selbstreflexion oder Zweifel seien Zeichen von Schwäche.
  70. Ich mag keine Menschen, die sich eigennützig oder unbedacht Tiere oder Kinder »anschaffen«, ohne sich die Konsequenzen dieses Schrittes oder ihre Verantwortung gegenüber diesem Lebewesen bewusst zu machen.
  71. Ich mag keine Menschen, die arrogant sind.
  72. Ich mag keine Menschen, die in vertrauter Gesellschaft nicht auch mal bewusst gemeinsam schweigen können.
  73. Ich mag keine Menschen, die aufgrund ihres hohen Alters bewusst danach handeln, dass ihnen die Zukunft der Erde und nachfolgender Generationen gleichgültig ist.
  74. Ich mag keine Menschen, die über andere hinter deren Rücken abfällig reden, aber in deren Anwesenheit sie Freundlichkeit vortäuschen.
  75. Ich mag keine Menschen, die von mir verlangen oder erwarten, dass ich blind für sie Partei ergreife, wenn sie über Dritte abfällig reden.
  76. Ich mag keine Menschen, die die Position eines Vorgesetzten innehaben, sich aber keinerlei bewusste Gedanken über gute Führungskultur machen.
  77. Ich mag keine Menschen, die mich kontrollieren oder nach ihrem Willen manipulieren wollen.
  78. Ich mag keine Menschen, die bi-, trans-, inter- oder homophob sind (siehe auch Punkt 50).
  79. Ich mag keine Menschen, die an einen Gott glauben, der die Menschen für was auch immer bestrafen würde.
  80. Ich mag keine Menschen, die nicht akzeptieren, dass ich Atheist bin.
  81. Ich mag keine Menschen, die nur Opfer bringen, um dafür Dank oder Gegenleistungen einfordern zu können.
  82. Ich mag keine Menschen, die geizig um des Geizes willen sind.
  83. Ich mag keine Menschen, die anderen das Recht absprechen, selbst über ihren eigenen Körper zu entscheiden.
  84. Ich mag keine Menschen, bei denen »bitte« und »danke« nicht zum aktiven Wortschatz zählen (siehe auch Punkt 64).
  85. Ich mag keine Menschen, die sich in Räumen und an Orten mit entsprechenden gültigen Infektionsschutzvorschriften weigern, zugunsten anderer eine Maske zu tragen.
  86. Ich mag keine Menschen, die auf Autobahnen rasen oder mit sonstigen Verhaltensweisen im Straßenverkehr offenbaren, dass ihnen §1 der StVO entweder komplett unbekannt oder scheißegal ist.
  87. Ich mag keine Menschen, die blind an Autoritäten glauben.
  88. Ich mag keine Menschen, die sich an Orten mit Sitzgelegenheiten absichtlich physisch »breiter machen«, um anderen den Platz zu verwehren.
  89. Ich mag keine Menschen, die den Faschismus verharmlosen oder den Holocaust leugnen.
  90. Ich mag keine Nazis.
  91. Ich mag keine Menschen, die es gezielt ausnutzen, dass andere von ihnen abhängig sind – egal, ob materiell, sozial oder emotional.
  92. Ich mag keine Menschen, die glauben, sie seien der Nabel der Welt und alle müssten nach ihrer Pfeife tanzen.
  93. Ich mag keine Menschen, die medizinisches Personal oder Rettungs- und Pflegekräfte attackieren.
  94. Ich mag keine Menschen, die oberflächlich sind und sich z.B. nur über Kleidung und Aussehen definieren.
  95. Ich mag keine Menschen, die zurück wollen zu einem nationalistischen Europa statt weiterhin an einem demokratischen, solidarischen und geeinten europäischen Kontinent mit freiem Grenzverkehr zu arbeiten.
  96. Ich mag keine Menschen, die meinen, »wahrer« Urlaub sei nur mit einer Flugreise oder einer Kreuzfahrt möglich.
  97. Ich mag keine Menschen, deren Auffassung von Status allein auf Karriereerfolgen, der beruflichen Position oder den mit Lohnarbeit verbrachten Stunden beruht.
  98. Ich mag keine Menschen, die »Verschwörungstheorien« fördern und weiterverbreiten oder andere in ihre Gedankenstrudel mit hineinziehen wollen.
  99. Ich mag keine Menschen, die mir mit Hass begegnen, weil ich diese Liste verfasst habe und sie sich darin wiedergefunden haben.
  100. Ich mag keine Menschen, die nicht daran glauben, dass eine Welt möglich ist, in der diese Liste deutlich kürzer sein könnte.

Wenn aus Zuneigung Abneigung wird. | Foto: © formschub

Mikrokicks und Tiefgier

Während ich diesen Beitrag schreibe, befinde ich mich gerade für zwei Wochen im Urlaub in Dänemark. Die erste Woche verbrachte ich am schönen Limfjord. Letzten Samstag erfolgte dann ein »Umzug« auf die kleine Insel Fanø nördlich von Sylt. Fanø ist recht klein, gerade mal 15,7 km lang und 5,3 km breit und hat rund 3.500 Einwohner, der feine, ebene Sandstrand an der Westküste ist bis zu einem Kilometer breit.

Das Ferienhaus am Limfjord hatte riesige Fenster. Fast die gesamte Westseite des geräumigen Wohnzimmers war eine einzige Fensterfront mit Blick über eine zum Garten gehörende Blumenwiese auf das Wasser des Sallingsund und dahinter auf die Insel Mors. Jeden Abend konnte man vom Wohnzimmer aus den Sonnenuntergang verfolgen und jeden Abend sah er anders aus. Mal war der Himmel wolkenlos und bestand nach dem Versinken der Sonne ausschließlich aus einem zarten Verlauf von Orange über Gelb zu Blau (wobei ich mich immer frage, wie das geht, in der Mitte das Grün als eigentlich logische Mischfarbe auszulassen), mal überspannten flammend rot gesäumte, langgestreckte violette Dramawolken die Meerenge. Ich hatte schon einige Wochen zuvor bei einem längeren Aufenthalt im Havelland während des abendlichen Feierabendausklangs im Innenhof der dortigen Unterkunft bemerkt, dass der Himmel jeden Abend anders aussah. Anderes Licht, unterschiedlich viele Wolken in verschiedensten Formen, andere Farben, andere Stimmung. Ich dachte noch, beim nächsten Mal nehme ich eine kleine Zeitrafferkamera mit, stelle die gleich am ersten Tag auf einem Stativ nach oben gerichtet auf, lasse sie die ganze Zeit meines Aufenthaltes über alle zehn Minuten ein Bild knipsen und schaue mir dann hinterher das Video an, das müsste atemberaubend schön aussehen. Schon vor über 10 Jahren hatte ich hier im Blog schon mal vier sehr verschiedene Fotos desselben Meeresblicks auf Bornholm gepostet. Ich finde es faszinierend, wie ein Ort allein durch Licht, Wetter, Farbe und Zeit total verändert erscheinen kann.

Gestern Nachmittag dann machte ich eine erste kleine Wanderung durch einen Kiefernwald in den Dünen Fanøs. Die karg wirkende, sandige Heidelandschaft besteht auf den ersten Blick kilometerweit fast nur aus Kiefern, Birken, Heidekraut, Moos und trockenen Gräsern. Doch als ich meinen Blick beim Gehen auf die Details der Vegetation zu meinen Füßen richtete, wurde eine bemerkenswerte Vielfalt sichtbar: es gab verschiedene Sorten Heidekraut, mit unterschiedlich voluminösen Blüten in verschiedenen Rosa- und Purpurtönen, im Gras versteckt leuchteten winzige kleine vierblättrige gelbe Blumen, daneben etwas wie Mini-Kornblumen, mit kaum einem Zentimeter großen leuchtendblauen zottigen Kelchen. Es wuchsen fahlgrüne Puschel von Strauchflechten am Boden und an einer Stelle fanden sich zwischen Gras und Binsen sogar zahlreiche rotgrüne Sterne glitzernd lockstoffbetropfter Sonnentaupflanzen. Die vermeintliche Eintönigkeit der Landschaft löste sich in bunte Vielfalt auf, ich musste ihr nur Zeit und Aufmerksamkeit widmen.

Ich denke dann immer: bin ich langweilig? Ein Lieblingswort von Off-Sprechern in Naturdokus ist »spektakulär«. Es kommt beim Publikum offenbar gut an, wenn etwas spektakulär ist, groß, imposant, beeindruckend, gewaltig, anders, ungewöhnlich. Sicher, auch mich faszinieren Riesenwellen, Vulkanausbrüche, Steilküsten, Schluchten und Canyons. Aber genauso interessant sind doch die kleinen, wunderschönen, stillen Dinge. Und sie sind meiner Meinung nach unendlich zahlreicher. Wenn Menschen nach ihren Hobbys und Freizeitbeschäftigungen gefragt werden, antworten manche: Fallschirmspringen, Bergsteigen, Paragliding, Bungeejumping, Wellenreiten. Sie suchen nach dem »Kick«, dem Besonderen, möchten Action, Adrenalin, Herzklopfen. Oder Leute sagen, sie bräuchten Abwechslung, mal ganz was Anderes. Ich frage mich dann oft, wie genau die Menschen überhaupt hinsehen, wenn sie dann dem ganz Neuen gegenüberstehen. Reicht es ihnen, in der Umgebung eine zeitlang eine fremde Sprache zu hören, mal anderes Essen auf dem Teller zu haben, für eine Weile aus dem Auto oder im Vorbeiwandern von weitem ungewohnte Landschaften zu betrachten, ein paar Erinnerungsfotos zu schießen und dann meinen, alles Sehenswerte gesehen zu haben? Wie viele sehen genauer hin? Ist das Neue um des Neuen willen wirklich etwas Neues?

Das gilt nicht nur für Reisen. Ich liebe z.B. den Geschmack von Walderdbeeren. Und gerade deshalb bin ich meist wenig begeistert, wenn im Frühsommer die Erdbeersaison im Einzelhandel beginnt. Dann gibt es zwar »Erdbeeren« zu kaufen, knallrot, groß und saftig, aber der Geschmack ist für mich zumeist enttäuschend: wässrig, zu sauer, wenig aromatisch. Doch diesen Sommer gab es an einigen Ständen Erdbeeren zu kaufen, die einen Namen hatten: »Malwina«. Eine Erdbeersorte, die mir erstmals einen Genuss verschaffte, der an Walderdbeeren erinnert. Und dann frage ich mich: warum interessieren sich Kunden offenbar nur bei einigen Öbsten und Gemüsen für »Sorten«? Man kennt Kartoffelsorten – Linda, Annabelle oder Gala – und vielleicht kaufen einige Kunden diese auch gezielt ein, aufgrund ihres Geschmacks oder ihrer Kocheigenschaften. Sehr vertraut sind die Apfelsorten – Gravensteiner, Granny Smith, Cox Orange, Elstar, Boskop, Golden Delicious, Braeburn oder Jonagold und bestimmt hat fast jeder Apfelliebhaber seinen persönlichen Favoriten. In den meisten Supermärkten kann man zwischen verschiedenen Tomatensorten wählen, im Herbst locken verschiedene Kürbissorten. Aber warum besteht kein Interesse an Gurkensorten, Spinatsorten, Auberginensorten, Paprikasorten, Porreesorten, Zwiebelsorten, Zitronensorten? Ich hätte großes Vergnügen daran, die feinen Unterschiede zu schmecken und beim Kochen auszuprobieren. In einer Dokumentation über Peru lernte ich, dass es dort 50 verschiedene Maissorten gibt (und 3.000 verschiedene endemische Kartoffelsorten!). Sicher sind auch exotische »Trendfrüchte« und -Gemüse wie Yuzu, Pitahaya, Salak, Taro, Acai, Aronia und Goji nicht uninteressant. Aber mein Kick sind Nuancen, Varianten meine Abwechslung!

Bis vor etwa zehn Jahren war es auch völlig normal, dass zwar beim Wein feinste Unterscheidungen gemacht wurden, beim Bier jedoch waren allenfalls Pilsener, Lager, Alt, Kölsch, Weizen, Stout, Porter und Bayerisch Hell oder Dunkel bekannt. Seit dem Aufkommen der »Craft Biere« etwa um das Jahr 2010 erobern sich immer mehr neue und alte, sowohl traditionelle als auch experimentelle Biersorten die Zapfhähne und ich finde das großartig. Gleiches gilt für Kaffee. Noch nie gab es so viele kleine Kaffeeröstereien wie jetzt, die Herkunft, Sorte und Röstung der Kaffeesorten bieten eine unglaubliche Geschmacksvielfalt. Und seit ich selber regelmäßig Brot backe, habe ich große Freude daran, fast jede Woche neue Rezepte mit anderen Mehlen, Zutaten oder Zubereitungsarten auszuprobieren.

Fern halte ich mich hingegen von den kultartigen Auswüchsen, die manche der begrüßenswerten Vielfalt-Trends mit sich bringen. Beim Kaffee etwa sind dies der Hype um Baristas in Coffeeshops, die Kunstform »Latte Art« oder die geradezu explodierenden Sparten des Berufsbildes »Sommelier« – es gibt inzwischen nicht nur Wein- und Käsesommeliers, sondern auch Bier-, Brot-, Sake-, Gin-, Fleisch-, Fisch- und sogar Wassersommeliers. Mich hatte mal jemand gefragt, als ich ihm gegenüber von einigen meiner liebsten Weinsorten schwärmte, ob ich ein Weinkenner sei und ich antwortete, ich kenne viele Weine und wenn mir einer schmeckt, ist das für mich ein guter Wein. Die Freude am Ausprobieren und die persönliche Wahrnehmung, Einordnung und Bewertung der Sinneseindrücke sind das, was mir wichtig ist und was mich inspiriert. Was mir nicht gefällt oder schmeckt, ist nicht weiter interessant für mich und was medial angesagt ist oder hochgelobt wird, muss mir nicht automatisch gefallen. Wenn ich erstmals in einem neuen Restaurant esse, wähle ich aus der Karte entweder etwas, was ich noch nie probiert habe oder etwas, was ich schon Dutzende Male gegessen habe, um zu schmecken, wie speziell dieses Lokal dieses vertraute Gericht interpretiert. Auf diese Weise bin ich einerseits z.B. mit Nattō (–), Bries (±), geräucherten Miesmuscheln (+) und Ceviche (+) in Kontakt gekommen und andererseits zu der Auffassung, dass (zumindest in Deutschland) das Straciatella-Eis die Visitenkarte einer guten Eisdiele und die Wan-Tan-Suppe diejenige eines guten China-Restaurants ist. Man kann bei Rezepten aus ganz wenigen Zutaten unglaublich viel falsch machen und es sind die simplen Gerichte, die solche Fehler am schonungslosesten offenbaren. Wenn ich in einem anderen Land Urlaub mache, streife ich am liebsten ausgiebig durch lokale Lebensmittelgeschäfte oder Supermärkte. Was ist mir vertraut? Was kenne ich, aber anders? Was habe ich noch nie gesehen? Warum gibt es das nur hier und nicht auch woanders? Wie schmeckt das?

Ich dachte oft, ich sei »neugierig«, aber das trifft es nur zum Teil. Denn ich interessiere mich eben nicht nur für das komplett Neue, sondern für die unzähligen Details, Schattierungen und Unterschiede des schon Bekannten. Ich mag es, mir die Welt wie ein Apfelmännchen anzuschauen, je genauer ich hinschaue, je tiefer ich eindringe, desto mehr kann ich entdecken. Das gilt für Reisen, Essen, Trinken, Wandern, Kunst, Musik – für alles. Vielleicht bin ich ja nicht neugierig, sondern tiefgierig.

Knospenmeditation

»Je dois peut-être aux fleurs d’avoir été peintre.«
»Vielleicht verdanke ich es den Blumen, dass ich Maler geworden bin.«

(Claude Monet)

Auf meinem Balkon wächst dieses Jahr eine der Zucchini verwandte Pflanze, ein sogenannter »Melonenkürbis«. Ich hatte 2021 eine dieser in Osteuropa beliebten Früchte, geerntet im Garten seiner Eltern, von einem Freund geschenkt bekommen und die Samen entnommen und getrocknet. Sie wird wohl keine Früchte ausbilden, denn die beiden anderen Pflanzen daneben, die ich zwecks Bestäubung mit ausgesät hatte, sind eher kümmerlich geraten und entwickeln sich nicht mehr nennenswert weiter. Diese eine aber wächst und gedeiht und hat sogar einige schöne Blüten ausgebildet. Die Knospen sind wunderschön gezwirbelt (siehe Bild 1) und entfalten sich jeweils nur für einen einzigen Tag zu einem leuchtend orangegelben Stern, ehe sie wieder in sich zusammenfallen.

Die Natur gibt sich ja generell optisch ziemlich viel Mühe mit allem, was sie so hervorbringt – gerade und insbesondere bei blühenden Pflanzen. Dabei ist es ihr auch egal, wie lange die Schönheit andauert. Man könnte fast meinen, sie ist eine Perfektionistin. Schon vor dem Erblühen gibt es zahllose kreative Knospenformen, in denen Blütenblätter auf ihre Entfaltung warten: geschraubt (Bild 2), korbförmig (Bild 3 und 7), umeinandergewickelt (Bild 4), übereinandergeschichtet (Bild 5) oder tütenförmig gefaltet (Bild 6). Man könnte meinen, der Natur nachzueifern würde bedeuten, sich immerzu und jedesmal etwas tolles Neues einfallen lassen zu müssen. Alles muss wohlgeformt sein, makellos, harmonisch strukturiert. Wenn man aber genau hinschaut, gibt es auch Knospen, deren Innenleben ziemlich dahingeschludert wirkt, zum Beispiel bei der Mohnblume (Bild 9). Wie eine zerknüllte Brötchentüte wirken die roten Blütenblätter, ohne Form und Struktur in die haarige Hülle gestopft, als ob die Natur keinen Bock mehr hatte und dachte »Meh, Vielfalt hin, Perfektionismus her, ich lass’ das jetzt so.« Und trotzdem sind auch diese Knospen wunderschön. Vielleicht ist es das, was man von der Natur lernen kann: Perfekte Dinge müssen nicht makellos und fehlerfrei sein. Es reicht völlig, wenn man in ihnen etwas Schönes erkennen kann.

Die Welt(en) hinter den Buchstaben

Die ersten Buchstaben, an die ich mich erinnern kann, waren die eines ABC-Lernspiels. Die kleinen quadratischen Kunststoffkärtchen zeigten jeweils auf der einen Seite einen schwarzen Großbuchstaben, auf der anderen Seite die einfarbige Zeichnung eines Gegenstandes, der mit diesem Buchstaben begann. Mein Onkel, damals Grundschullehrer, lehrte mich mit diesem Spiel lesen, noch bevor ich vier Jahre alt war.

14 Jahre später, Mitte der Achtziger Jahre, brachte die Popband »Art Of Noise« das Album »In Visible Silence« heraus. Auf dem Cover war der Name der Band in fotografierten »Accidental Letters« zu lesen. Das inspirierte mich und ich zog mit meiner kleinen Analogkamera los, um für eine Weile auf Schritt und Tritt mein eigenes Alphabet dieser Art zu knipsen. Die Fotos habe ich immer noch, lediglich die Buchstaben B, L und U fehlen, ob die Abzüge verschollen sind oder ich sie aus unbekanntem Grund nicht fotografiert habe, ist ungewiss.

Etwa zeitgleich pflegte ich meine selbst aufgenommenen Mixtapes mit sogenannten »Rubbelbuchstaben« zu beschriften. Es gab einen dicken Katalog der Firma Letraset mit hunderten verschiedener Alphabete, natürlich jedes in verschiedenen Schriftgrößen erhältlich und ich hatte etliche dieser Beschriftungsbögen in meinem Besitz. Oft verfremdete ich Buchstaben, indem ich mit einem feinen Skalpell Teile davon noch vor dem Aufrubbeln entfernte oder aus Segmenten mehrerer Buchstaben verschiedener Schriften neue, eigene Lettern zusammensetzte. Einige derart beschriftete Cassetten haben die Jahre überstanden, aber meine Rubbelbuchstabenphase war irgendwann vorbei.

Auch heute in meinem Beruf als Artdirektor und Grafik-Designer habe ich fast täglich mit Buchstaben zu tun. Es macht mir Spaß, für Kunden mit Schriften zu gestalten, Texte zu setzen oder Medien damit zu layouten. Ganz besonders mag ich die Recherche nach einer passenden Schrift, wenn ein Kunde ein neues Logo für sein Unternehmen oder ein neues Produkt in Auftrag gibt. Welche Schrift sieht »maritim« aus (z.B. für einen Kunden aus dem Bereich Schiffsautomation) oder »juristisch« (etwa für eine Anwaltskanzlei)? Ich kann stundenlang die Datenbanken der Schriftanbieter durchsuchen, um nach einem Font zu suchen, der die Branche und das Image des Kunden mit dem neuen Logo typografisch auf den Punkt bringt und ich denke, meist gelingt mir das ganz gut.

Doch die Arbeit mit Schriften in meinem Job bewegt sich meistens auf dem Gebiet der »glatten« Typografie. Professionelle Fonts haben detailliert und präzise ausgearbeitete Buchstabenformen und obwohl es auch tausende Schriften gibt, die »handgemacht« oder »grungy« gestaltet sind, sieht ein und derselbe Buchstabe immer stets 100% gleich aus oder aber ein Algorithmus wechselt beim Tippen zufällig zwischen mehreren leicht unterschiedlichen Formvarianten desselben Buchstabens, so dass organische Variationen in Wörtern simuliert werden, aber es bleibt eine Simulation – berechnet, technisch und artifiziell.

Kommt ein und derselbe Buchstabe einer Computerschrift in einem Wort mehrmals vor, sieht er entweder immer gleich aus oder die Software »rotiert« durch mehrere Formvarianten. Wird der betreffende Buchstabe häufiger verwendet, als es Varianten gibt, wiederholen sich die Letterformen wieder von vorn. Im unteren Beispiel sind offenbar drei verschiedene e-Varianten in der Schrift hinterlegt, das vierte getippte e sieht daher wieder aus wie das erste. Diese Unzulänglichkeit fällt insbesondere bei abgewetzt oder handgeschrieben aussehenden Schriftarten auf.

Und genau an diesem Punkt beginnt meine Begeisterung für besondere Schriften und außergewöhnliche Buchstaben. Ich finde Formen, Schriftzüge und Beschriftungen eigentlich am interessantesten, wenn sie zum Unikat werden. Entweder hat sich ein Laie, ein professioneller Schriftmaler oder ein Gestalter speziell für die zu lösende Aufgabe oder Anwendung eine individuelle Lösung einfallen lassen und diese umgesetzt, mit absichtlich eigens kreierten Lettern und/oder unvermeidbaren, handwerklich bedingten Formabweichungen – oder die Schriftformen bekamen nachträglich durch äußere Einflüsse wie z.B. Verwitterung einen einzigartigen Look. Dann fangen Buchstaben für mich an, Geschichten zu erzählen, die über den dargestellten Text hinausgehen.

Manchmal erkennt man handgezeichnete Schriften sofort, aber bisweilen sind sie auch gut getarnt. Ein Beispiel dafür sind die Titel der deutschen Fernsehserie um die hessische »Familie Hesselbach« aus den 1950er Jahren. Hier enthüllt nur genaueres Hinsehen, dass diese tatsächlich von Hand erstellt wurden, da sich einzelne gleiche Buchstaben formal ganz leicht voneinander unterscheiden. Interessant für typografische Erbsenzähler, aber visuell eher unaufregend.

Interessanter wird es, wenn die Besonderheiten der Buchstaben und Schriftzüge kaum mehr zu übersehen sind. Spätestens seit ein Smartphone mein ständiger Begleiter ist, knipse ich auf jeder Reise, auf alltäglichen Wegen, im Urlaub, beim Einkaufen oder auf Ausflügen typografische »Sehenswürdigkeiten« und poste diese auch unregelmäßig hier im Blog (siehe die Linkliste zu den bisherigen Beiträgen am Ende dieses Postings) und ich möchte im Folgenden mal eine ganze Reihe davon vorstellen, die ich thematisch etwas übersichtlicher gruppiert habe.

Eyecatcher

Dies sind Fundstücke, die eine (manchmal nur kleine) typografische Besonderheit aufweisen, die eindeutig zum Hingucker wird. Mich begeistert immer wieder der Erfindungsreichtum der Skandinavier bei der Formgebung des kleinen Buchstabens »g«, aber auch ein »Buchstabenfriedhof« mit ausgemusterten Leuchtbuchstaben oder das Logo eines dänischen Zimmermanns, der sich mit kindlicher Experimentierfreude jeglichen branchenüblichen Konventionen widersetzt.

Eingeritzt

Bei manchem Naturspaziergang finden sich außer narbigen Liebesgleichungen gelegentlich auch noch andere typografische Botschaften in der einen oder anderen Baumrinde, die zum Nachdenken über die Urheber oder auch zum Gruseln anregen.

Handgeschrieben

Hier ist der Inhalt meistens nicht von der Form zu trennen. Wer hat das wohl geschrieben? In welcher Stimmung war die schreibende Person und inwiefern hat sich ihre Gemütsverfassung vielleicht auch auf die Form der Buchstaben ausgewirkt? Ist das noch »Graffiti« oder irgendwas anderes? Auf jeden Fall sind es sehr persönliche Botschaften.

Eigenwillig

Hier ist der Hintergrund der kreierten Buchstaben und Schriftzüge schon etwas professioneller: der Absender betreibt ganz offensichtlich ein Gewerbe und möchte seine potenziellen Kunden darauf hinweisen oder darüber informieren. Jedoch ist weder typografisches Know-how vorhanden noch ist der Urheber willens oder in der Lage, Geld in professionelle Gestaltungshilfe zu investieren. Und demzufolge buhlen schließlich ungelenke Botschaften und schiefe selbstgebastelte Logos um die Gunst der Kundschaft – auffallend sind sie aber allemal.

Unvollkommen

Hochprofessionell ist der Anspruch, edel die Materialien, teuer die Anbringung (zumindest bis auf das letzte Beispiel). Und doch unterlief den Buchstaben während bzw. nach der Anfertigung oder Installation ein Missgeschick, das erst auf den zweiten Blick auffällt, daher ist diese Bildergalerie mit Erläuterungen versehen.

Ausgelassen

»Hereinspaziert, meine Damen und Herren! Wer hat noch nicht, wer will nochmal? Jedes Los ein Gewinn!« – auf der Kirmes, dem Jahrmarkt, der Dult, dem Schützenfest tummeln sich die handgefertigten Schriftzüge der Schausteller zuhauf und versuchen die vergnügungswilligen Besucher zu Buden und Fahrgeschäften zu locken. Fröhlich und auffällig muss es sein. Und möglichst bunt.

Dahingegangen

Das Gegenteil der Kirmes ist vermutlich der Friedhof. Hier ist nun endgültig Schluss mit lustig, aber typografisch spannend bleibt es trotzdem. Schaut man sich die Sterbedaten auf den Grabmalen an (sofern sie noch zu lesen sind), wirken einige der Buchstabenformen überraschend modern für jene Zeit.

Vernachlässigt

Der Zustand des Bahnnetzes in Deutschland ist desolat. Seit der Bahn-Reform im Jahr 1994 hat die Deutsche Bahn mehr als 5400 Kilometer ihres Streckennetzes abgebaut, inklusive vieler Stationen. Davon betroffen sind auch etliche teils prunkvolle Bahnhofsgebäude oder Stellwerkposten, die im Vorbeifahren aus dem Zugfenster oder beim Aussteigen als Relikte des dort einst regen Bahnverkehrs ins Auge fallen. Doch sowohl die architektonischen Details als auch die Beschriftungen lassen noch einen Hauch der früheren Pracht erahnen.

Nostalgisch

Die Fünfziger und Sechziger Jahre waren die Glanzzeit der Reklame und des Kinos. Erste Wahl für Werbebeschriftungen jener Zeit waren oftmals handgeformte Neon-Schriftzüge. Spätestens seit dem Einzug preiswerter LED-Leuchtelemente sind die aufwendig gefertigten gasgefüllten Glasgebilde zum teuren Luxus geworden. Aber an manch altem Gebäude, das die Zeit überdauert hat, kann man sie noch sehen, an Lichtspielhäusern, Bars oder Geschäften. Die Formen der Buchstaben sind oft ebenso ästhetisch und eigenwillig wie charakteristisch für die Aufbruchsstimmung und den Zukunftsglauben der Nachkriegszeit. Eine meiner Lieblingsrubriken für famose Buchstabenformen. Als Bonus am Ende dieser Galerie noch zwei Fundstücke aus anderen Bereichen, die aber dennoch ihren gestalterischen Ursprung etwa in derselben Zeit haben.

Geschichtsträchtig

Noch älter als »Retro« und zumeist nicht beleuchtet, aber oftmals entweder überraschend gut erhalten oder liebevoll restauriert, finden sich auch abseits von Bahnhöfen und Kinos historische Schriftzüge mit sehr schönen, individuellen und handgefertigten Buchstabenformen. Manche als großformatige Ladenbeschriftungen, manche nur auf kleinen Tafeln oder Hinweisplaketten. Hinschauen lohnt sich.

Verwittert

Darunter fällt der weitaus größte Teil meines typografischen Fotobestandes. Wenn es keinen Grund mehr gibt, eine Inschrift instand zu halten, weil das Geschäft, Restaurant, Hotel, Unternehmen etc. schon lange nicht mehr existiert, sind die Buchstaben dem Zahn der Zeit ausgesetzt. Sie blättern ab, bleichen aus oder werden übermalt und mit der Zeit bleibt nur noch ein kläglicher, aber interessanter Rest zurück. Ich frage mich oft, wie es wohl aussah und zuging an diesen Orten, als die Beschriftungen entstanden, in welcher Zeit das war und welche Geschichten die Buchstaben erzählen würden, wenn sie es könnten.

Geisterhaft

Noch unscheinbarer als verwitterte Buchstaben sind die Schriftzüge, von denen nur noch ein Schatten ihrer selbst übrig blieb. Die eigentlichen Buchstabenkörper, Schriftfolien oder Leuchtelemente wurden längst entfernt, vielleicht entwendet, sind von selbst abgefallen oder im Laufe der Jahre komplett unkenntlich geworden. Was bleibt, ist wie nach dem Abhängen eines alten gerahmten Bildes an der Wand nur noch ein Umriss, oft kaum noch lesbar. Buchstabenphantome.

Erheiternd

Manche Buchstabensichtung bringt auch einen stillen Humor mit sich. Keine Brüller oder Schenkelklopfer, aber auf eine gewisse Art kleine typografische Pointen.

Das war die vorerst letzte Galerie aus meinem Buchstabenarchiv. Wer sich die Blogbeiträge mit den Ausbeuten meiner typografischen Fotosafaris durch etliche deutsche und europäische Städte anschauen mag, kann die Links der nachfolgenden Liste anklicken. Es lohnt sich auf jeden Fall, zu Hause und auf Reisen selber mal die Augen offenzuhalten und nach Buchstaben zu suchen, die Geschichten erzählen. Es gibt viel zu entdecken.

Typografische Fundstücke von unterwegs

Zeug

Etwa ein Jahr »vor Corona« schaute ich aus Neugier mal einige Folgen der Netflix-Serie »Aufräumen mit Marie Kondo«. Darin hilft eine etwas animehaft wirkende japanische Dame verschiedenen Menschen während mehrerer Besuche, deren sämtliche in Haushalt und Wohnung aufbewahrten Besitztümer zu sortieren, zu bewerten, auszumisten und letztlich etliches zu entsorgen. Auch ich hatte danach tatsächlich ebenfalls einige Stellen in meinem eigenen Zuhause neu sortiert – vorrangig dort, wo mich die verknäuelte oder gestapelte Lagerung von Dingen schon länger genervt hatte.

Zum gleichen Thema gibt es (natürlich auch von Frau Kondo, aber nicht nur) auch haufenweise Ratgeberbücher, sie heißen »Simplify your Life«, »Einfach entrümpeln« oder »Besser aufräumen, freier leben«. Der Markt dafür ist zweifellos groß, sicher lagert wohl jeder in seiner Wohnung, im Keller oder auf dem Dachboden »Zeug«. Ich persönlich versuche – schon allein, weil meine Wohnung und der dazugehörige Dachboden nicht besonders groß sind – in unregelmäßigen Abständen Dinge auszusortieren und wegzuwerfen, vielleicht auch, weil es in meiner weiteren Verwandtschaft einen moderat ausgeuferten Fall von Sammelwut und Hortmanie gibt, was mich dazu veranlasste, ein Erbe auszuschlagen. Ich hätte das Sortieren der Hinterlassenschaft weder bewältigen wollen noch können.

Ein Anlass zum Abwerfen von Ballast war z.B. vor einigen Jahren die Anschaffung einer neuen Regalwand im Wohnzimmer, was ich zum Anlass nahm, den Inhalt der alten gnadenlos auszumisten. Letztes Jahr zeigten sich dann Ermüdungserscheinungen an der Aufhängung eines Hängeschrankes in der Küche – ebenfalls ein Grund, mich rigoros von kaum genutztem Geschirr und Gläsern zu trennen. Es tut nicht weh, macht Platz und in 99% aller Fälle vermisse ich die entsorgten Dinge hinterher nicht, ja, ich vergesse sogar oft, dass ich sie je besaß.

Trotzdem gibt es eine gewisse Kategorie an Dingen in meinem Besitz, die sich – glücklicherweise in geringer Menge – solchen Revisionen hartnäckig entzieht. Zeug. Und zwar eine bestimmte Art von Zeug, denn Zeug hat tatsächlich Kategorien. Ich habe fünf davon ausfindig gemacht, aber vielleicht gibt es ja sogar noch mehr.

Da ist zunächst (1) das Krempelzeug, das eigentlich ganz klar Müll ist, aber schwer zu entsorgen: Sondermüll wie alte Leuchtstoffröhren, Lack- und Farbreste, Autobatterien oder Reifen, alte Möbelstücke. Das lagert meist irgendwo weit außerhalb des Blickfelds, bis es mich bei einem Wiedersehen schließlich so sehr nervt, dass ich mich aufraffe und endlich den ordnungsgemäßen Abtransport organisiere.

Weiterhin gibt es (2) das Tarnzeug, das ebenfalls unzweifelhaft in die Tonne gehört, das sich aber geschickt inmitten der eigenen Besitztümer versteckt, bis eine Sichtung und Sortierung es zutage bringt: Verpackungskartons oder Gebrauchsanweisungen für längst entsorgte Elektrogeräte, abgetragene oder nicht mehr passende Kleidungsstücke oder Schuhe, alte Handys, Router oder Netzteile, schon lange abgelaufene Lebensmittel und Gewürze im Vorratsschrank – Zeug, das sich harmlos in Schränken und Schubladen als gebrauchsfähiges Relikt tarnt, aber eigentlich nur unnütz Platz wegnimmt, bis man es als Müll entlarvt und sich dessen entledigt.

Danach kommt (3) das sentimental kontaminierte Zeug – so könnten Dinge bezeichnet werden, die schon längst weggeworfen worden wären, wenn nicht im Hinterkopf eine hartnäckige Stimme einwenden würde »… Aber das war doch damals ein Geburtstagsgeschenk von Tante Erna!« oder »… Aber das hat Dir doch Deine Mutter extra als Andenken aus dem Urlaub von Mallorca mitgebracht!«. Sprich: Dinge, die zwar als aufrichtig nett gemeinte Gaben in meinen Besitz gelangten, die ich jedoch selbst niemals angeschafft hätte, die weder meinen Geschmack noch meine Interessen treffen und die ich aus Pietät gegenüber einer verbundenen Person (oft zu lange) nicht der Entrümpelung übergebe.

Meine nächste Kategorie ist (4) das Andenkenzeug. Das sind meist Fotos, Erbstücke, Geschenke oder Mitbringsel, an denen mir tatsächlich etwas liegt. Gegenstände, bei deren Gebrauch oder Betrachtung ich gerne oder auch wehmütig an die damit verbundenen Menschen denke. Manches davon hätte ich mir wohl ohne diesen emotionalen Kontext ebenfalls niemals selber gekauft, aber die schönen Gefühle werten die Optik oder den Gebrauchswert derart auf, dass diese Kombination Grund genug ist, sich nicht davon zu trennen. Vielleicht verblassen die Erinnerungen im Laufe der Zeit bei dem einen oder anderen Gegenstand dann doch irgendwann einmal so sehr, dass das Loslassen und Aussortieren ratsam erscheint, aber wenn nicht, ist das auch okay. Eine Kategorie Zeug, die bleiben darf.

Die letzte Kategorie, mit der ich am häufigsten hadere, ist (5) das Eigenzeug. Das sind Dinge, die irgendwie zu mir, zu meinem Leben oder Lebensphasen, meiner Persönlichkeit, meiner Prägung gehören und mit denen mich oft viele schöne oder bedeutsame Erinnerungen verbinden. Aber dennoch merke ich allmählich, dass ich diese Dinge nicht mehr »benutze«. Das können z.B. Bücher sein, die mich als jüngeren Menschen tief beeindruckt oder bewegt haben, von denen ich aber nahezu sicher bin, dass ich sie nie wieder lesen werde. Das sind CDs mit famoser Musik und Songs aus der Partyzeit »damals™« in Clubs, die heute ungehört im Regal verstauben, ebenso wie Vinyl-Alben von Künstlern, deren innigster Fan ich einst war und deren Musik ich nach wie vor liebe. Dabei besitze ich inzwischen nicht einmal mehr einen Plattenspieler. Auch ein paar VHS-Videocassetten stehen noch in einem Regal, meistens welche, die danach (noch) nicht wieder auf digitalen Medien veröffentlicht wurden, deren Inhalte ich aber sehr mag oder mochte. Doch auch einen Videorecorder zum Abspielen gibt es bei mir nicht mehr, ebenso wie einen Cassettenplayer für die überschaubare Auswahl an »Mixtapes«, die in einer Schublade lagern.

Vielleicht fällt es mir so schwer, mich von diesem größtenteils ungenutzten Eigenzeug zu trennen, weil ich damit irgendwie auch einen Teil von mir selbst wegwerfen würde. Die Musik, die Bücher, Texte, Filme, Bands, Künstler gehören zu mir, sind ich, haben mich begleitet, begeistert, geprägt, bereichert. Ich schaue darauf, nehme vielleicht manchmal etwas davon in die Hand und denke »Ach, ja …«. Und stelle es dann wieder zurück an seinen Platz. Und solange der Anteil dieses Zeugs nicht überhand nimmt, werde ich wohl erstmal damit weiterleben.

(Ich freue mich auf Kommentare, wie Ihr zu Zeug steht, damit umgeht, darüber nachdenkt, was Euch dazu einfällt – auch gerne in Eurem eigenen Blogeintrag. Oder habt Ihr am Ende gar kein Zeug und seid so rigoros bei der privaten Inventur, dass Euer Hausstand zeugfrei ist?)

Es geht voran

Ich stehe in Hamburg Hauptbahnhof an einem Bahngleis. Der gesamte Bahnsteig ist schwarz vor Menschen. Ein Zug fährt ein und die aus den Türen quellende Menge an Passagieren versucht sich einen Weg durch die wartenden Fahrgäste zu den Ausgängen oder Anschlussgleisen zu bahnen. Sicherheitspersonal der Bahn weist die Menschen darauf hin, doch bitte die schraffierte Sicherheitszone an der Bahnsteigkante freizuhalten. Manchmal klappt das, manchmal schwappt die Menschenmenge wie zur Seite geschobener Pudding gleich nach dem Abgang der Security wieder zurück vor die weiße Linie. Ein ICE fährt im Schrittempo an uns vorbei und verschafft sich deutlich nachhaltiger Abstand und Respekt durch ein gellendes Hornsignal. Für meinen Zug wurden erst 5 Minuten Verspätung angekündigt, dann 15. Inzwischen ist seit 20 Minuten noch kein Zug zu sehen und keine Ansage gibt ein Update. Ein Gleiswechsel für einen anderen Regionalzug wird durchgesagt. Auf der elektronischen Anzeigetafel rutscht die Meldung für den ersatzlosen Ausfall eines weiteren Regionalzuges nach oben ins Blickfeld. Ein paar Teenager haben es sich auf dem Asphalt neben ihrem Gepäck niedergelassen und vertreiben sich die Zeit mit ihren Smartphones.

Endlich wird »mein« Zug angesagt, 25 Minuten später als geplant. Langsam fährt der »Metronom« ein. Es ist ein Pendelzug, der unentwegt zwischen zwei Regionalbahnhöfen pendelt. Die Verspätung sei begründet in »Verzögerungen aus vorhergehender Fahrt«, heißt es. Der Zug hält, die Türen öffnen sich (glücklicherweise eine davon direkt vor mir) und die Passagiere ergießen sich auf den vollen Bahnsteig. Ungeduldig warten die neuen Fahrgäste seitlich der Türöffnungen auf das Versiegen der aussteigenden Menge Reisender, dann werden Wagen, Abteile und Gänge sofort wieder in Beschlag genommen. Ich bekomme einen Einzelsitzplatz im oberen Deck, die meisten Reisenden sind offenbar zu mehreren unterwegs und möchten gerne zusammen sitzen. Ich habe nicht viel Gepäck, deshalb bin ich nicht auf die völlig unterdimensionierten »Gepäckablagen« über den Sitzen angewiesen. Der Zugführer ermahnt die Fahrgäste per Durchsage, zurückzutreten und nicht fortwährend ihre Köpfe aus den Türen zu stecken, man wolle nun gerne möglichst umgehend abfahren. Ein Schwatzen und Lärmen liegt in der Luft. Irgendwo weint ein Kind, eine Spieluhr wird aktiviert, »Schlaf, Kindchen schlaf« klingelt hell durch den Wagen. Bei jedem Halt kommt Bewegung in die Menge, Menschen stehen auf, kommen durch, wollen raus, machen Platz. Erneute Durchsage des Zugführers, gleiches Thema wie vorhin, nur eine Spur bestimmter in der Tonlage. Gleich danach formuliert eine weibliche Zugbegleiterin dieselbe Bitte nach zügigem Aus- und Zustieg und Freihalten der Türöffnungen noch mal etwas freundlicher, so als würde Mama noch mal sanfter formulieren, was Papa zuvor kommandiert hat. Der Zug hat nun rund 30 Minuten Verspätung, die Hoffnung auf meinen Umstieg an meiner Zwischenstation innerhalb der fahrplanmäßig veranschlagten 5 Minuten habe ich bereits in Hamburg am Hauptbahnhof fahren lassen. Ich habe keine Termine, bin nicht auf pünktliches Ankommen angewiesen. Mein Laptop habe ich im Rucksack dabei, ich kann beim Fahren oder beim Warten an Unterwegsbahnhöfen arbeiten, glücklicherweise ist im Büro ein wenig »Sommerloch« und es gibt nur wenige, größtenteils entspannte Deadlines für meine Projekte.

Wir erreichen den Zielbahnhof dieses Zuges, Uelzen. Ein Bahnhof mit einer sonderbaren Gleisnummerierung und sehr schmalen Bahnsteigen, an denen nur einseitig Züge halten, die andere Seite wird durch ein Metallgitter begrenzt. Wir fahren an Bahnsteig 302 ein, für mich geht es weiter an Gleis 304. Alle Fahrgäste müssen gleichzeitig den Zug verlassen, der Bahnsteig ächzt förmlich unter der Last der aussteigenden Menschen. Selbst bei pünktlicher Ankunft hätte ich nie im Leben innerhalb von 5 Minuten mein Anschlussgleis erreicht, das wird mir nun klar. Egal. Ich habe mich bereits unterwegs informiert – 30 Minuten später fährt bereits der nächste Regionalzug, mit dem ich meine Reise fortsetzen kann. Ich folge der Bewegung der Menschenmenge langsam in Richtung der einzigen schmalen Treppe, die zu den anderen Gleisen und zum Ausgang führt. Manche Reisende führen monströs große Rollkoffer mit sich, neben denen sie fast winzig wirken, angesichts des engen Abgangs ohne Rolltreppe verschattet sich ihre Miene. An meinem Anschlussgleis warten deutlich weniger Menschen, die Weiterfahrt scheint etwas entspannter zu werden. Als der Zug einfährt, bekommen fast alle Fahrgäste einen Sitzplatz. An einem Vierertisch kommen einander fremde Reisende ins Gespräch. Einer hat ein Laptop dabei, die Kameralinse ist abgeklebt, er gibt seinen Sitznachbarn anhand der Bahn-Website Hinweise für die Fortsetzung ihrer Reise. Im hinteren Teil des Wagens schreit ein Kleinkind, laut, unentwegt, zornig und in sehr hochfrequenten Tönen. Ich hole meine Noise-Cancelling-Ohrhörer heraus und dämpfe so den Trubel, zumindest ein wenig. Die Schar der Passagiere ist bunt gemischt: Familien, Alleinreisende, Senioren, verschiedenste Hautfarben, von elegant über casual bis leicht abgetragen gekleidet. Eine Zugbegleiterin kontrolliert die Fahrscheine. Der Zug fährt pünktlich weiter von Station zu Station, mit der geringeren Anzahl an Fahrgästen reduzieren sich die Verzögerungen bei den Zwischenhalten. Ich muss nun noch ein weiteres Mal umsteigen, diesmal allerdings mit einer Wartezeit von 90 Minuten, denn der letzte Teilzug verkehrt nur alle zwei Stunden, ohne die Verspätung des ersten Zuges hätte ich nur 30 Minuten zu warten gehabt.

Am letzten Zwischenhalt, Stendal, hole ich mir im Kiosk in der Bahnhofshalle ein »Warte-Eis«. Ich setze mich auf eine metallene Sitzreihe am nahegelegenen Busbahnhof und warte auf die Bereitstellung meines letzten Anschlusszuges. Mit dem Eis, dem Beobachten der Menschen um mich herum und etwas Arbeit am Computer vergeht die Zeit vergleichsweise schnell, der erwartete Zug fährt bereits 30 Minuten vor Abfahrt hinter mir am Gleis ein. Ich suche mir im fast leeren Wagen einen Sitzplatz und setze meine Arbeit fort. Nach und nach füllt sich auch dieser Zug, die Menschen wirken nun eher so, als lebten sie hier in der Gegend und nutzten den Zug zum Pendeln, Einkaufen, einander besuchen. Erneut ist die Abfahrt pünktlich, ich erreiche mein Ziel, Rathenow, um 18:55 Uhr, eine Stunde später als anfangs geplant. Der Mann holt mich am Bahnhof ab.

Ein großer Teil der oben geschilderten Ereignisse, Abläufe und Beobachtungen auf meiner Reise besteht aus ungeplanten Zwischenfällen, Verzögerungen, Beeinträchtigungen. Bin ich deshalb genervt oder sauer? Auf die Bahn oder auf die Fahrgäste? Nein. Ich habe das 9-Euro-Ticket genutzt, wie vermutlich die meisten anderen meiner Mitreisenden. Wäre dieselbe Verbindung eine Fernverbindung zum »Normalpreis« gewesen, hätte ich der Bahn einen nicht unerheblichen Geldbetrag in Erwartung der Erbringung einer möglichst reibungslosen Beförderungsleistung übergeben. Dann wäre ich genervt von Verspätungen, Änderungen, verpassten Anschlüssen. Das 9-Euro-Ticket hingegen kostet zwar immer noch Geld, aber eigentlich ist es ein Geschenk. Ein Geschenk an sehr sehr viele Leute, die sich bislang solche Reisen tatsächlich nicht leisten konnten oder die Bahn als Verkehrsmittel für sich schlicht nicht »auf dem Schirm« hatten. Sie alle können sich nun alternativ fortbewegen, frei nach eigenem Ermessen und auch auf längeren Strecken, ohne eigenen Pkw. Sie können eine Reise machen, einfach zur Erholung oder um nahestehende Menschen zu besuchen, sie können Urlaub machen, am Leben und an mehr Mobilität teilhaben. Sicher, wenn man am Ziel seiner 9-Euro-Fahrt einen wichtigen feststehenden Termin hat, das Ticket zum möglichst pünktlichen Pendeln zur Arbeitsstätte nutzt, oder spät abends unterwegs irgendwo unerwartet »strandet«, hat man allen Grund, sich darüber zu ärgern und wird vielleicht beim nächsten Anlass wieder gezwungenermaßen auf das verlässlichere Verkehrsmittel Auto ausweichen (sofern es auf der Route keine Staus gibt). Aber das Gros der Fahrgäste profitiert von diesem Geschenk. Und über Geschenke regt man sich eigentlich nicht auf. Für die Bahn und alle Verkehrsträger sollte, ja, muss dieses Experiment ein Ansporn sein. Ein Ansporn, Kapazitäten, Infrastruktur, Verbindungen und Angebote in bisher ungekanntem Maße auszubauen und zu verbessern. Vermutlich wird das 9-Euro-Ticket nicht zu denselben Konditionen fortgesetzt, es wird teurer werden, hoffentlich mit einem gestaffelten Tarif- und/oder Gültigkeitssystem, das dann nicht »zurückfällt« und finanziell schlechter Gestellte wieder wie zuvor benachteiligt oder ausschließt. Ich hoffe darauf. Und für mich ist nach einigen Fahrten das 9-Euro-Ticket ein Ereignis, das ich eigentlich noch eher als ein »Sommermärchen« bezeichnen würde als damals die Fußball-WM 2006.

Foto: T. Bregenzer

Burrata mit Tomaten-Vanille-Ragout

Im vorhergehenden Blogbeitrag erwähnte ich eine vortreffliche italienische Vorspeise, die ich gleich zwei Mal im italienischen Restaurant Bellini in Stralsund genossen hatte. Schon beim ersten Mal nahm ich mir vor, zu versuchen, dieses Gericht zu Hause »nachzubauen«. Das habe ich inzwischen getan und ich bin mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Nun müsste man in bester Kitchen Impossible-Manier natürlich das Original mit meiner »Fälschung« vergleichen, um die letzten Unterschiede zu erschmecken und ggf. auszugleichen. Aber es schmeckt zu 100% wie in meiner noch frischen Erinnerung und das ist ja eigentlich das Wichtigste.

Falls Interesse am Nachkochen besteht, hier das rekonstruierte Rezept.

Zutaten (für 2 Portionen):

2 Kugeln Burrata (leicht gekühlt, aber nicht kühlschrankkalt)
1/2 EL Butter
250 g möglichst aromatische Cherrytomaten, geviertelt
2 Blätter Basilikum, in schmale Streifen geschnitten
sowie einige ganze Basilikumblätter zum Garnieren
2 cl (ca. 1 Schnapsglas voll) Portwein oder Madeira
2 cl Wasser
1 Msp. Vanilleschote, gemahlen (oder ausgekratztes Vanillemark)
1/2 Msp. Cayennepfeffer
1 TL Ahornsirup
etwas Pfeffer
Salz
Balsamico

Die Butter bei starker Hitze schmelzen, bis sie leicht schäumt. Die Cherrytomaten, Vanille und Basilikum zugeben, Hitze reduzieren und 3 min unter gelegentlichem Umrühren köcheln lassen. Mit Portwein und Wasser ablöschen und weitere 5 min mit geschlossenem Deckel dünsten lassen. Dann Ahornsirup, Cayennepfeffer und Pfeffer zugeben und unterrühren. Mit Salz und Balsamico mild-fruchtig abschmecken. Das Ragout sollte nicht zu dessert-süß und nicht zu tomatensoßig-salzig sein, und die unterschwellige Schärfe von Pfeffer und Cayennepfeffer sollte auf der Zunge deutlich spürbar werden, sie wird später von der sahnigen Frische der Burrata wieder gemildert.

Die abgetropften Burrata jeweils in die Mitte eines tiefen Tellers legen, mit dem heißen Tomatenragout überschöpfen und mit etwas Basilikum garnieren.

Aus meiner Sicht eine perfekte Vorspeise für den Sommer.