Autor: ProstetnikVogonJeltz

Lachsburger Royal

Heute war mir nach einem Luxusburger. Die Kombination der Zutaten ist frei improvisiert, das Ergebnis war ausgesprochen schmackhaft. Es heißt ja, man sollte sich jeden Tag mindestens einmal etwas Gutes gönnen. Für heute: check!

Zutaten
für eine Portion:

1 großes dunkles Brötchen, z.B. Roggen oder Vollkorn
2 EL Frischkäse
1 Handvoll Rucola
1 ca. 4 mm dicke Scheibe aus einer Fenchelknolle
2 Scheiben Tomate
2 hauchdünne Scheiben Biozitrone mit Schale
200 g Lachsfilet (1 Stück)
1 Scheibe milder Käse (z.B. Edamer)
1 TL Wasabipaste und 1-2 EL Mayonnaise, verrührt
Meersalz
1/2 TL Rosa Pfeffer, gemörsert
Olivenöl

Das Brötchen aufschneiden, antoasten und mit Frischkäse bestreichen. Den Rucola und die Tomatenscheiben darauflegen. In einer schweren Pfanne das Olivenöl erhitzen und die Fenchelscheibe goldbraun anbraten, herausnehmen, ganz leicht salzen und auf die Tomatenscheiben legen. Das Lachsfilet in die Pfanne legen und von beiden Seiten bei mutiger Hitze je ca. 3 Minuten braten, idealerweise bleibt es im Inneren leicht glasig. Mit Rosa Pfeffer und Meersalz bestreuen und auf das Brötchen betten. Nun kommt die Käsescheibe auf das heiße Lachsfilet und wird mit den Zitronenscheiben und der Wasabimayonnaise getoppt. Zum Schluss die obere Brötchenhälfte darauflegen. Sofort servieren.

Lachsburger
Fotos: © formschub

Loriot ist überall

Neulich, im Bordrestaurant eines ICE von Hamburg nach Berlin.

Bedienung (an einen gegenüber sitzenden Herrn): »Was darf ich Ihnen bringen?«
Herr: »Ich hätte gerne einen Weißwein.«
Bedienung (zuckt bedauernd die Schultern): »Da hab’ ich aber nur noch den Riesling …«
Herr: »Wieso? Ist der nicht gut?«
Bedienung: »Och … wenn man Riesling mag …«
Herr: »Dann nehme ich den.«

Riesling
Photo: © happeningfish | Some rights reserved

Alleluja

Seit Wochen habe ich nicht beim Follow Friday mitgemacht. Vermutlich halten mich einige bei Twitter schon für eigenbrötlerisch. Der Grund ist aber, dass ich mich gerade absolut nicht entscheiden will, wen ich empfehlen sollte, ohne den Rest meiner Timeline zu »entwerten«. Ich genieße derzeit das bunte Rauschen Eurer Vielfalt als Ganzes. Und daher lautet mein #ff heute: Ihr alle.

Damit dieser Eintrag bei Twitterausfällen und Accountlöschungen jetzt oder später nicht optisch zerfällt, habe ich alle Avatare in ihrer aktuellen Version lokal gespeichert. Wer damit nicht einverstanden ist, möge sich gerne bei mir melden, dann ersetze ich seinen/ihren Avatar permanent durch das Standard »Twitter-Ei«.

Ein Tag im Leben der Edith K.

Vielleicht kennt sie ja tatsächlich jemand (noch) nicht, die kleinen, fiesen Kurzgeschichten des britischen Autors Roald Dahl (1916–1990), die hierzulande schon vor Jahrzehnten u.a. in den beiden Buchbänden »Küsschen, Küsschen« und »…und noch ein Küsschen« erschienen? Allen gemeinsam war ein unvorhersehbares, oft sehr schwarzhumoriges Ende. Als ich 1984–86 die Oberstufe des Gymnasiums besuchte, waren die bösen Miniaturen Dahls gerade sehr en vogue – und eines Tages kam auch mir ein Einfall für eine solche Geschichte. Ich habe das damals auf der elterlichen Schreibmaschine verfasste Manuskript sorgfältig aufbewahrt und nun mit dem gebührenden zeitlichen Abstand hier und da ein wenig nachbearbeitet. Bis heute gefällt mir die zugrundeliegende Idee sehr, auch wenn ihr leider keine ähnlichen folgten. Von einem Buch à la Dahl bin ich also weit, weit entfernt. Aber dafür hab ich ja schließlich mein Blog.

Der rote Wagen fuhr schnell. Am Horizont verschwanden eben die Spitzen der Wolkenkratzer der Stadt, die er hinter sich zurückgelassen hatte. Wie die Wirbelschleppe eines Jets schlossen sich die morgendlichen Nebelschwaden hinter ihm über dem feuchten Asphalt. Auf der Straße war zu dieser Zeit niemand sonst unterwegs. Plötzlich wurde die weite, hier und dort von Gräsern, Büschen und einigen Waldstücken bewachsene Ebene von einem hoch aufragenden, stählernen Gitterzaun unterbrochen. Das riesige Areal dahinter schien das Ziel des Fahrers zu sein, denn der Wagen bog wie auf Schienen fahrend in eine breite, von zwei Betonpfeilern flankierte Einfahrt ein und hielt vor einer massiven Schranke. Der Schemen hinter der Scheibe des Pförtnerhäuschens winkte der Person im Fahrzeug wie einem guten Bekannten zu, dann hob sich die Barriere.

Der Zufahrtsweg hinter der Schranke führte auf einen massiven, einer kubistischen Festung gleichenden Gebäudekomplex zu, in dessen Mauern nur wenige Fenster eingelassen waren. Das Licht des blauen Neonschriftzuges auf dem Dach spiegelte sich in den Karossen der Autos auf dem riesigen Parkplatz wider, wo nun auch der eingefahrene Wagen zum Stehen kam: »MEGATOY«. Der Motor verstummte. Aus dem Fahrzeug stieg eine ältere Frau, die nun mit entschlossenen Schritten auf den verglasten Eingang des Gebäudes zuhielt, während sie suchend in ihrer Handtasche wühlte. Dort angekommen, zog sie ein weißes Plastikkärtchen hervor und schob es in einen kaum sichtbaren Schlitz in der Wand. Die Glastür glitt zur Seite.

Die Türen an den Wänden des endlos langen Korridors im Inneren der Konzernzentrale erschienen alle gleich groß, gleich weiß und gleich langweilig. Trotzdem blieb die Frau vor einer gezielt stehen und tippte eine Zahlenkombination in ein weiteres Sicherheitsschloss ein. Der Öffnungsmechanismus summte und sie betrat ihr Büro. Kaum hatte sie ihren Mantel abgelegt, da ertönte aus der Sprechanlage auf ihrem Schreibtisch eine verzerrte Stimme: »Frau Kott, guten Morgen. Bitte kommen Sie gleich einmal rüber zu mir und bringen sie den Führungsplan mit …« Seufzend entnahm sie einem großen dunkelgrünen Blechschrank eine Mappe und verließ den Raum durch eine zweite Tür in den benachbarten Raum.

Das leuchtend weiße Haar, das die Glatze des Direktors einrahmte, der in einem kastanienbraunen Ledersessel hinter seinem Schreibtisch saß, passte irgendwie nicht zu der dunklen Einrichtung seines Büros. Seine bebrillten blauen Augen musterten die eintretende Sekretärin. »Gut, dass Sie da sind. Bitte setzen Sie sich.« Sie nahm Platz, wobei ihr üppiger Haardutt eine seltsame Hüpfbewegung machte. »Herr Barten ist heute morgen nicht zur Arbeit erschienen.«, begann er und bemerkte nicht, wie sie eine Augenbraue hob. »Er hat sich krankgemeldet und kann somit die für heute angesetzte Führung durch die Produktion nicht leiten. Wir erwarten nämlich gegen zehn Uhr eine Gruppe japanischer Ingenieure, die allzu gern einen möglichst tiefen Einblick in die Abläufe der größten Spielwarenfirma unseres Landes bekommen würden …« Er lachte. »Ich möchte daher Sie mit der Vertretung von Herrn Barten betrauen. Wären Sie damit einverstanden?« Sie nickte. »Selbstverständlich dürfen unsere werten Besucher nur die auf dem Plan verzeichneten Abteilungen besichtigen. Wie Sie wissen, sind ja die Sektoren Planung, Entwurf und Design der Öffentlichkeit und Besuchern aus Konkurrenzgründen nicht zugänglich. Sie werden also bitte nur die Produktion und die Endkontrolle vorführen, okay?« Wieder Nicken. »Achten Sie bitte auf eine besonders freundliche Behandlung. Servieren Sie ihnen gerne Tee, einen Imbiss, irgendwas. Unsere Gäste kommen nämlich aus der Elektronikbranche und wären hervorragend geeignet, für unsere neue Turnpuppe das ,Gehirn’ in Auftrag zu nehmen. Selbstverständlich verstehen alle Englisch, und im Zweifelsfalle ist auch noch ein Dolmetscher dabei. Alle anderen Aufgaben können warten.« Das Telefon läutete. »Sie können jetzt gehen und alles vorbereiten. Ich rufe Sie, falls ich Sie noch einmal brauche.«

Sie erhob sich. Japaner! dachte sie. Die geschäftlichen Repräsentanten dieser fremden Kultur, meist Männer, korrekt in Anzug und Krawatte gekleidet, waren ihr nie geheuer gewesen. Sie hatte zwar mit ihnen noch keine Führung durchgeführt, war aber doch schon einigen bei Verhandlungen begegnet. Immer höflich und zurückhaltend, dabei aber geradezu exzessiv neugierig. Sie vom Fotografieren abzuhalten, würde nicht einfach sein, aber sie musste es einfach auf sich zukommen lassen. Sie verließ das Büro und schloss die Tür hinter sich. Die Stimme des telefonierenden Direktors verebbte zu einem dumpfen Murmeln.

Der Bus war angekommen. Kaum hatten sich die Türen geöffnet, strömte schon ein Schwarm der schwarzgekleideten Gestalten heraus, die sofort die nähere Umgebung fotografisch assimilierten. Ein Pförtner geleitete die etwa zwanzig- bis dreißigköpfige Gruppe ins Innere des Gebäudes, wo der Tee schon wartete. Sie schob die Gardine wieder zurück und trat von ihrem Fenster zurück. Auf in den Kampf. Schon bevor sie die Besucher sehen konnte, hörte sie auf dem Weg über den Korridor die fremdartigen Sprachfetzen an ihr Ohr dringen.

Die routinierte englische Begrüßung kam ihr wie selbstverständlich über die Lippen: »Willkommen in der Zentrale der Firma Megatoy, meine Herren. Mein Name ist Edith Kott und ich werde Sie auf dieser Führung durch die größte Spielwarenfirma des Landes begleiten. Sollten dabei Fragen auftauchen, stehe ich Ihnen gern zur Verfügung. Ich bitte Sie jedoch, das Fotografieren innerhalb der einzelnen Abteilungen zu unterlassen. Bitte folgen Sie mir …« Sie hatte Enttäuschung erwartet, sah jedoch nur freundlich lächelnde Gesichter, deren Besitzer schweigend die Verschlusskappen auf ihre Objektive stülpten.

Ein Blick auf den Führungsplan, den sie bei sich hatte, war unnötig. Die erste Station beherbergte die Kunststoffpressen des Werkes. Ihre letzte Führung lag schon einige Zeit zurück, und obwohl sie den offiziellen Text noch bestens kannte und mit freundlichem Tonfall zum besten gab, erschrak sie doch ein wenig, als sie die Presshalle betraten. Die computergesteuerten Containerwagen, die wie von Geisterhand bewegt durch die fast menschenleere Halle rollten, waren ein gewohnter Anblick. Ungewohnt waren nur die Massen erstaunlich echter, hautfarbener Gliedmaßen, die diese Wagen bis über den Rand füllten und deren Realismus seit der letzten Führung erstaunlich zugenommen hatte. Pausenlos kamen neue, leere Wagen angerollt, während sich die vollen leise summend entfernten. Köpfe, Beine, Hände, Arme und Rümpfe, für die verschiedensten menschenähnlichen Puppen bestimmt, fielen ohne Unterlass aus stampfenden Maschinen. Sie gingen weiter. Jetzt war es zwar weniger menschlich, was die Maschinen ausspieen, aber nicht weniger bizarr. Flügel, Klauen, Flossen und Schwänze, bestimmt für Spielzeuge in Gestalt der unterschiedlichsten möglichen und unmöglichen Tiere, rollten kreuz und quer in der Halle umher.

In der nächsten Abteilung wurden die Teile montiert. Dies erledigten versierte Arbeiterinnen, die in langen Reihen mit blauen Hauben und Kitteln an Bändern saßen, auf denen die Einzelteile vorbeizogen. Von hier aus gelangten viele der hohlen Körper in die Elektronikmontage, wo oft beeindruckend komplexe Motoren und Schaltungen eingebaut wurden. So gab es Puppen, die liefen, sprachen, aßen, tranken, lachten, weinten, sangen, nuckelten oder ihre Windeln nassmachten. Monster, die brüllten, zuckten, geiferten oder harmlose Laserblitze abschossen, elektronisches Feuer spuckten oder sogar ein bisschen bissen. Katzen, die schnurrten und kleinen Bällen nachjagten, Teddys, die brummten, Mäuse, die piepten, ja, sogar eine Klapperschlange, die täuschend echt züngelte und zischte.

Hier erwachte dann auch das Interesse der japanischen Besucher. Lebhaft tauschten sie geflüsterte Bemerkungen aus, noch als sie die nächste Halle betraten. Hier entstand das Äußere der zahlreichen Spielzeugwesen. Haare, Pelze und Plüsch in allen Regenbogenfarben wurden angeknüpft und -geklebt, Lippen aufgemalt, Augen eingesetzt und Wimpern fixiert, Schuppen, Klauen, Zähne und Schnurrbarthaare angebracht. Stichproben der fertigen, mehr oder weniger niedlich beziehungsweise furchterregend aussehenden Produkte gelangten dann schließlich in die Testabteilung, dem nächsten Punkt auf dem Führungsparcours. An jeder der zahlreichen Stationen wurde eine an die Produkte gestellte Anforderung simuliert, was zuweilen ziemlich seltsam erschien. So gab es etwa ein Labor, in dem die Fall- und Stoßbelastung der Spielzeuge geprüft wurde. Dazu waren ganze sieben Mitarbeiter angestellt, die in Vollzeit Teddys durch die Luft wirbelten, Puppen auf den Boden warfen oder Kuscheltiere einquetschten. War ein Spielzeug nach hundert Testdurchgängen noch vollständig intakt, galt der Test als bestanden, anderenfalls musste nachgebessert werden.

Im darauf folgenden Labor widmeten sich die Tester der »zweckgerechten Belastungssimulation«. Hier wurde gekuschelt, geknuddelt, geritten, gefüttert und verhätschelt in einem Maße, dass es sogar bei Kindern lächerlich gewirkt hätte, erst recht jedoch bei den Erwachsenen, die das hier nach streng wissenschaftlichen Maßstäben vollzogen. Der Besuch dieses Labors führte regelmäßig zu Heiterkeitsausbrüchen bei den Besichtigungsgruppen, doch auch hier hielten sich die Japaner zurück. Als sie die Gruppe wieder hinaus auf den Korridor führte, fiel ihr sofort auf, dass die Tür eines gegenüberliegenden Labors offenstand, das zu dem der Öffentlichkeit vorenthaltenen Planungs- und Testkomplex gehörte. Obwohl sie die Tür fast augenblicklich verschloss, konnte sie nicht mehr verhindern, dass die asiatischen Besucher den Mitarbeiter dahinter bemerkten, der verzweifelt versuchte, rund ein Dutzend Testmodelle einer elektronischen Monsterfigur aus dem Stoff seines Kittels zu entfernen, in den sie sich wohl etwas zu kräftig verbissen hatten. Die Japaner warfen einander irritierte Blicke zu, aus denen nun selbst das allgegenwärtige Lächeln gewichen war.

Nachdem sie die Ingenieure sowohl durch die ganze Laborabteilung geschleust hatte und auch die Produktions- und Testabteilungen für Spielzeugautos, Geduld- und Gesellschaftsspiele nicht unbesichtigt geblieben waren, verabschiedeten sich die Besucher. Jetzt ein schöner, heißer Kaffee, dachte sie, nachdem auch der letzte der weitgereisten Gäste unter zahlreichen Verbeugungen in dem Reisebus verschwunden war, der das Fabrikgelände rasch Richtung Flughafen verließ.

Die Uhr auf ihrem Schreibtisch zeigte kurz vor Vier, als sie ihr Büro wieder betrat. Sechs Stunden Führung! Die Japaner waren aber auch zu wissbegierig gewesen. Hoffentlich hat der ganze Aufwand wenigstens etwas eingebracht, dachte sie, während sie die Kaffeemaschine befüllte.

Kaum hatte sie in ihrem Bürostuhl platz genommen und einen Schluck des heißen Getränks genossen, als die Sprechanlage nochmals loskrächzte: »Frau Kott, sind Sie wieder da? Bitte kommen Sie doch noch zu einem Diktat zu mir …“ Sie seufzte. Auch das noch! Sie nahm Kaffee und Stenoblock und betrat das Chefzimmer. »Ah …«, begrüßte sie der Direktor, der ebenfalls eine Tasse Kaffee vor sich hatte, »Setzen Sie sich doch bitte. Es dauert nicht lange, nur ein Schreiben an die Firma Gunboker wegen der neuen Sicherheits-Zündplätzchen für Zimmerkanonen.« Sie nahm Platz und zückte den Stift. »Sehr geehrte Herren, …«, diktierte er, »… hiermit möchten wir die kürzlich begonnene Zusammenarbeit unserer Unternehmen nachhaltig vertiefen. Ich freue mich, dass die Verhandlungen zu den Konstruktionsdetails der neuen … neuen Zünd … Zündpläää …«

Erschrocken sah sie auf. Der Direktor verdrehte die Augen und rang nach Luft. »… blää …« lallte er. Sie sprang auf. Kaffee und Block fielen zu Boden. Sie trat heran und öffnete das Hemd des nun regungslos Dasitzenden. Er hat sich wieder einmal überanstrengt, dachte sie. Gottseidank wusste sie, was zu tun war. Wo zum Teufel bewahrte er die verdammten Dinger auf? Ah! Sie öffnete die unterste Schreibtischschublade und nahm ein grünes Päckchen heraus. Gleich würde er wieder auf den Beinen sein. Geschafft! Mit einem routinierten Griff hatte sie die rechteckige Klappe auf der Brust des Direktors wieder geschlossen. Die verbrauchten Akkus hielt sie in der Hand. Der Direktor schlug die Augen auf. »Vielen Dank, Frau Kott. Wir können weitermachen.«

Monsterspielzeug
Text: © formschub | All rights reserved.
Photo: © Parvati | Some rights reserved

Flusskrebscocktail »Sverige«

Diese ungewöhnliche Kombination aus Flusskrebsfleisch und geriebenem Käse wurde mir erstmals serviert bei einem köstlichen Menü im Bordrestaurant der schwedischen Fähre »Aurora«, die im Linienverkehr an der Stelle des kürzesten Seeweges auf dem Øresund zwischen Helsingør (Dänemark) und Helsingborg (Schweden) pendelt.

Es gelang mir, die Zusammensetzung des dort servierten Rezeptes durch Augenschein und konzentrierte Geschmacksanalyse ziemlich genau nachzuempfinden und seither gehört es zu meinem Standardrepertoire leckerer Cocktailsalate mit Krabben, Shrimps oder Flusskrebsen. Der leichte Salat ist fix zubereitet und gerade jetzt im Sommer durch die frischen Aromen von Zitrone und Dill eine famose Vorspeise.

Zutaten
für 2–3 Portionen (Vorspeise):

200 g Flusskrebsfleisch
75 g schwedische »Västerbotten«-Käse, ersatzweise Jarlsberg oder milder Appenzeller, grob gerieben
1/2 TL abgeriebene Schale einer unbehandelten Zitrone
1 TL Zitronensaft
2 EL gehackter frischer Dill
4 EL Mayonnaise
4 EL Crème fraîche
etwas Milch
Salz, Pfeffer

Mayonnaise, Crème fraîche, Milch, Zitronenschale, Zitronensaft und Dill zu einem glatten Dressing verrühren und mit Salz und Pfeffer abschmecken. Flusskrebsfleisch und geriebenen Käse unterheben, in Portionsschalen füllen und einige Zeit bis zum Servieren im Kühlschrank durchziehen lassen.
Dazu passt Knäckebrot.

Flusskrebssalat_Kaese
Foto: © formschub

Stiefobst

So nenne ich Früchte, die in der Gastronomie oft ein trauriges Schicksal erleiden: nicht selten werden sie Tausende von Kilometern aus tropischen Ländern auf unsere Märkte und in unsere Läden geflogen, um allein ihres exotischen Aussehens wegen als Garnitur neben angerichteten Speisen drapiert und dann von ahnungslosen, übersättigten oder unachtsamen Gästen ungegessen an den Tellerrand geschoben zu werden.

Zu diesen traurigen Früchten gehören z.B. die Sternfrucht oder Karambole, die Drachenfrucht (Pitahaya) – oder die Physalis, auch Kapstachelbeere genannt.
Ich selbst mag Physalis sehr gerne und klaube mir gern von Tellern und Buffetplatten die verschmähten Früchtchen zusammen, um sie vor der Entsorgung zu bewahren. Beim Zubeißen erinnern sie an winzige Tomaten, auch ihr Aroma hat eine cherrytomatenartige Note, ist aber intensiver, fruchtiger und hat Anflüge von Erdbeere und duftigen Blüten.

Die Ähnlichkeit mit Tomaten – mit denen sie als Nachtschattengewächs sogar verwandt sind – regte mich zu der Frage an, wie denn wohl ein Salat mit Tomaten und Physalis schmecken könnte. Heute habe ich das Experiment gewagt, und das ist dabei herausgekommen:

Tomaten-Physalis-Salat mit Ziegenfeta und Kichererbsen

Zutaten
für 1–2 Portionen

6–10 aromatische Cherry- oder kleine Rispentomaten
100 g Physalis, enthüllt und abgespült
100 g Ziegenfeta
100 g Kichererbsen aus der Dose, abgespült und abgetropft
4 EL gutes Olivenöl
1–2 EL weißer Balsamico
1 EL frische Thymianblättchen
1 TL Thymianhonig oder anderer Honig
Salz und frisch gemörserter schwarzer Pfeffer

Die Tomaten vierteln, die Physalis halbieren und den Feta in ca. 10 x 10 x 5 mm große Würfel schneiden. Mit den Kichererbsen in eine kleine Salatschüssel geben und mit dem Thymian vermengen. Öl, Balsamico, Honig und Gewürze zu einer Vinaigrette verrühren und über den Salat gießen. Alles gut durchmischen und mindestens 15 Minuten durchziehen lassen.

Ich fand die Kombination beim Erstverzehr sehr gelungen. Tomaten und Physalis rufen im Mund abwechselnd »Obst!« und »Gemüse!«, die Süße der Physalis findet einen interessanten Gegenpart in Salz, Pfeffer und Thymian, die Kichererbsen sorgen für einen angenehm gehaltvollen Biss und der Ziegenkäse nimmt mit seinem charakteristisch-milden Aroma das Ganze cremig-krümelig in die Arme. Ich könnte mir sogar vorstellen, nächstes Mal noch ein paar entsteinte schwarze Oliven unterzuheben.

Falls einer unter meinen Bloglesern den Salat einmal selbst ausprobiert, würde ich mich über Euer Feedback oder Anregungen zu Euren eigenen Variationen des Rezepts in den Kommentaren sehr freuen. Guten Appetit!

Physalissalat
Foto: © formschub

Bücherfragebogen [♂] – 28

Stimmt, den angefangenen Bücherfragebogen gibt’s ja auch noch. Ich merke allerdings, dass es mir schwerfällt, einige der noch verbliebenen 10 Fragen zu beantworten – teils, weil mir dazu so viel einfällt, dass ich kaum wüsste, wie ich die Fülle der Gedanken in einem Blogartikel unterbringen soll, teils, weil ich Mühe habe, überhaupt eine Antwort zu finden. Aber Bangemachen gilt nicht, darum geht es heute hiermit weiter:

28. Zum Glück wurde dieses Buch verfilmt!
Ganz klarer Favorit: Der Herr der Ringe von J. R. R. Tolkien in der grandiosen, opulenten, effektreichen, epischen Verfilmung von Peter Jackson aus den Jahren 2001–2003. Ich besitze die Trilogie in Buchform nicht selbst, hatte sie seinerzeit während der Oberstufe aus der Schulbibliothek meines Gymnasiums entliehen und nahezu auf einen Streich verschlungen – gefolgt von der Vorgeschichte, »Der kleine Hobbit«.

Kurz nach der Lektüre sah ich damals im Kino eine Wiederaufführung des 1978 entstandenen ersten Versuchs einer Verfilmung des amerikanischen Regisseurs Ralph Bakshi. Die Mischung aus verfremdetem bzw. nachgezeichnetem Realfilm (Rotoskopie) und neu gezeichneten Trickfilmsequenzen empfand ich als Enttäuschung. Die Bilder auf der Leinwand hatten mit denen in meinem Kopf nichts gemeinsam. Darüber hinaus endet die Handlung des Films kurz vor dem Schluss des ersten Bandes der Trilogie, die Fortsetzung wurde später nur im US-Fernsehen gezeigt.

Peter Jackson kannte ich als Regisseur schon vor seinem Durchbruch, wenn auch als Schöpfer der ziemlich kruden Trash-(Splatter-)Produktionen »Meet the Feebles« und »Braindead«, an denen ich als bekennender Freund unterhaltsamer Horrorfilme nicht vorbeikam. Beide Werke befinden sich teils deutlich jenseits der Grenze des guten Geschmacks (machen aber Fans des Genres nichtsdestotrotz Spaß).

Um so neugieriger machte mich die Ankündigung einer derart monumentalen, eher auf ein Mainstream-Publikum zielenden Filmproduktion Jacksons. Und sicher war ich dann, als es endlich soweit war, nicht der Einzige, der nach jedem der mehrstündigen Epen greinend das Kino verließ, weil die Wartezeit auf die Fortsetzung dieses Meisterwerks so endlos in der Zukunft liegen sollte. Ich habe bis heute keinen Film mit so viel Liebe zum Detail in der Ausstattung, einer so treffenden Besetzung, so grandiosen (Landschafts-)Kulissen, so famosen Masken und Kostümen und so gleichermaßen beeindruckenden wie sich der Handlung unterordnenden Special-Effects gesehen – obwohl der Kinostart des ersten Teils nun schon zehn Jahre her ist. Sicher sieht man den damals bahnbrechenden CGI-Sequenzen – z. B. jenen mit Gollum – ihren Stand der Technik aus heutiger Sicht an, aber das mindert weder den Unterhaltungswert noch die Faszination dieses Werkes. Bleibt zu hoffen, dass diejenigen, die noch vor dem Buch mit dem Film in Kontakt kommen und kamen, dadurch nicht von der Lektüre des Originals abgehalten werden. Denn das lohnt es sich auf jeden Fall trotzdem zu lesen.

Unter meinen weiteren Favoriten an Literaturverfilmungen befinden sich vergleichsweise viele Stephen-King-Adaptionen, allen voran diejenige der fantastischen Geschichte »Der Nebel« – im Original kein Roman, sondern eine etwa 190 Seiten umfassende Novelle. Das – in der geschriebenen Vorlage so nicht enthaltene – Ende gehört zum gleichzeitig genialsten und beklemmendsten, was ich je in einem Film sah (wer die Chance hat, die vom Regisseur favorisierte Schwarzweißfassung zu sehen, sollte sie der farbigen auf jeden Fall vorziehen!).

Auch »Carrie« (1976, Regie: Brian de Palma, mit Sissy Spacek, Piper Laurie und dem jungen John Travolta), »Christine« (1983, Regie: John Carpenter), »The Dead Zone« (1983, Regie: David Cronenberg, mit dem genialen Christopher Walken), »Der Feuerteufel« (1984, Regie: Mark L. Lester, mit der damals 6jährigen Drew Barrymore), »Shining« (1980, Regie: Stanley Kubrick, mit Jack Nicholson) und »Friedhof der Kuscheltiere« (1989, Regie: Mary Lambert) halte ich für Umsetzungen, die den geschriebenen Vorlagen vollauf gerecht werden, wenngleich es mich mit der Zeit ziemlich strapazierte, dass nahezu jeder Regisseur dieser und weiterer Stephen-King-Verfilmungen es für nötig hielt, am Ende des Films einen »Shock Twist« (YouTube-Link zur Schlusssequenz aus Carrie) einzubauen, um den Zuschauern per Paukenschlag einzubläuen, dass das eben noch besiegte Böse mitnichten schon tot ist. Aber so kann das Böse auf Dauer auch ganz schön rumnerven.

Der komplette Fragebogen im Überblick.

Books_28
Foto: © formschub

»A«

Alltäglicher Abend. Anna, Angestellte, außerdem Anton, Anwalt (Annas Angetrauter), aßen Abendbrot: Antipasti, Aufschnitt, Appenzeller. Alltäglicher Austausch, angeregt albernd – als Anton abrupt abbrach:

Anton: Aah …
Anna (argwöhnisch): Anton …?
Anton (aufstehend): Atemnot …
Anna, Arges ahnend: Allmächtiger!
Anton (apathisch): Arzt …!
Anna, Anton auffangend: Anton! Atme!
Anton, auf Alabaster ausgebreitet: Anna …!
Anna alarmiert augenblicklich Ambulanz. Als Arzt ankommt, agiert Anna als Assistentin.
Arzt analysiert Anton:
Arzt: Aha. Aha!
Anna (aufgebracht): Aha? Antwort! Analyse abgeschlossen? Anton ansteckend? Abszess? Angina? Alzheimer?
Arzt (abwiegelnd): Aber, aber! Alles ausgeschlossen. Alle auftretenden Anzeichen augenscheinlich: Atemnot, azurblaues Anlaufen, Apathie. Attestiere Allergie!
Anna (angstvoll): Allergie?
Arzt: Aß Anton Artischocken?
Anna: Allerdings. Antipasti – Artischocken, Auberginen, Anchovis …
Arzt: Aha. Als Anton Artischocken aß, aktivierte Abwehrsystem Antikörper. Atemnot, Anfall, Ambulanz.
Anna: Abhilfe absehbar?
Arzt: Aber absolut. Allergischer Anfall abnehmend. Anton abschotten. Ausruhen, ausschlafen, abschalten. Appetit anregen. Alles außer Artischocken akzeptabel: Äpfel, Avocado, Aprikosen, Apollinaris, Amselfelder … Außerdem ausreichend Auslauf, ausspannen, abwarten.
Anna (aufatmend): Ausgezeichnet!
Anton (aufwachend): Anna …
Anna: Armer Anton! Alles ausgestanden! Arzt attestierte Allergie: Artischocken. Anfall aufgetreten.
Arzt: Also – Anna, Anton … adieu!
Anna: Adieu! Angenehm. Aufregender Abend!
Arzt: Allerdings! (Abgang.)
Anna: Ach, Anton … (ausgelassen) Aquavit auf Aufregung?
Anton: Ausgezeichnet!

(entdeckt in meinem Skizzenbuch, ca. 1999, zweifellos inspiriert durch Heinz Erhardt)

Artischocke
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