Autor: ProstetnikVogonJeltz

Sauer macht lustig

Hach, schön. Eine der »ältesten« von mir regelmäßig besuchten Cartoonseiten im Netz, »Nichtlustig« (inzwischen umgezogen zu joscha.com) mit dem ganz eigenen Humor ihres zeichnenden Urhebers Joscha Sauer, wurde am 29. April 2011 aktualisiert und bietet nun die Möglichkeit, Cartoons via iFrame direkt im eigenen Blog oder auf der eigenen Website einzubinden.

Die ältesten Dateien meiner von dort heruntergeladenen Lieblingscartoons haben das Downloaddatum »Dezember 2001« – jetzt darf ich sie endlich mit meinen Blogbesuchern teilen. Spread the News!

Innen toll, außen oll

Über mein Faible für schöne und hochwertige (Lebensmittel-)Verpackungen habe ich schon den einen oder anderen Blogbeitrag verfasst. Um so mehr ärgert es mich, wenn Hersteller solcher Produkte den Lapsus begehen, für ihre Verpackungen Designer zu engagieren, die zwar originelle Ideen, aber kein typographisches Feingefühl haben.

Gleich zwei Edelspirituosen aus dem wunderbaren Delikatessenladen mutterland in der Nähe des Hamburger Hauptbahnhofs sprangen mir diesbezüglich besonders ins Auge. Der bayerische (!) Gin »The Duke« z.B., ein unglaublich dichtes, aromatisches Wacholderdestillat mit Anklängen an Lavendel und Zitrusfrüchte, viel zu schade, um damit Longdrinks zu mixen, reißt in der Unterzeile »Munich Dry« auf seinem Etikett die schwungvollen Buchstaben der gewählten Schreibschrift »Bickham Script« brutal auseinander. Das tut weh.

Typolapsus_01

Nicht minder schmerzt es die Gestalterseele, was die Feinbrennerei Simon’s – nicht nur auf dem Etikett ihres delikaten alten Apfelbrands »Wolfsschluchtwasser« – mit dem eigenen Firmennamen veranstaltet. Dass sich Unternehmen entschließen, ihrem Namen ein Apostroph vor einem Genitiv-s zu spendieren (wie bei Kaiser’s Supermärkten oder Joey’s Pizza Service) sei ihnen unbenommen. Aber dass dieses Satzzeichen in der wunderschönen Handschrift »Cezanne« dann auch noch falsch gesetzt als französischer Accent Grave und ohne jeden feintypographischen Ausgleich zentimeterweit entfernt vom dazugehörigen Wort in der Luft hängt, ist für mich ein gestalterisches Armutszeugnis.

Typolapsus_02

Wäre ich als Grafik-Designer auf der Suche nach einem Präsent für Freunde oder Bekannte, die im gleichen beruflichen Umfeld arbeiten, wären solche Fehlgriffe für mich ein Grund, ein anderes Produkt zu verschenken – da mag der Inhalt noch so sehr schmecken.

Falls unter den werten Lesern jemand noch andere Beispiele zur Hand hat, die solche Designschlaglöcher auf hochwertig verpackten Produkten enthüllen, freue ich mich auf jeden Hinweis in den Kommentaren. Bilddateien bitte nur beifügen, falls Ihr die Rechte an den Fotos besitzt, ansonsten bevorzuge ich Links zu den Quellen.

Fotos oben: © formschub

Extended Version

Meine Inspiration zur folgenden kurzen Geschichte war dieser heutige Tweet:

Als sich der Staub legte, hielten alle den Atem an. Der letzte, komplizierte Durchbruch in die größte Kammer des unterirdischen Stollens hatte, wie geplant, kaum etwas von der innenliegenden extrem widerstandsfähigen Wandfläche beschädigt. Das Forschungsteam betrat den riesigen, fast 200 Meter durchmessenden, perfekt kugelförmigen Raum. Die Ultraschallsondierungen der Gesteinsschichten hatten nicht gelogen: es war der älteste unzweifelhaft künstlich erzeugte Hohlraum, den die Wissenschaft je im Bauch der Erde lokalisiert hatte – fast anderthalb Kilometer unter dem Meeresspiegel und in einer der härtesten Gesteinsschichten, die den Geologen bekannt war.

Wer hatte diese Struktur geschaffen? Und wann? Die Lichtfinger der Grubenlampen betasteten die wie geschmolzen wirkende Felsoberfläche. Irgendwo aus dem Raum glühte dazu ein diffuser gelblicher Schein, der die faszinierten Gesichter der Forscher erhellte. Eine künstliche Lichtquelle? Hier unten? In der Mitte der Kaverne ragte eine gigantische, mit regelmäßigen Rippen und Strukturen versehene, altarähnliche Metallkonstruktion in die Höhe. Die Wände der Grotte waren mit kryptischen, piktogrammähnlichen Symbolen bedeckt, die an nichts erinnerten, was die Archäologen und Semiotiker des Teams je erblickt hatten. Dr. Kay, der Teamleiter der Expedition, gab die Anweisung, mit der Kartographierung, Dokumentation und Vermessung des Raumes und der Artefakte zu beginnen. Sie hatten Fotoapparate, Infrarotkameras, Lasermessgeräte, geologische Probensets und 3D-Scanner dabei.

Ein Geigerzähler gehörte nicht zur Ausrüstung des Teams. Nur er hätte den Forschern augenblicklich mit kakophonischem Knistern ihren unvermeidlichen Tod ankündigen können. Keiner aus der rund 20 Mann starken Gruppe sollte das Licht des Tages wiedersehen, in wenigen Minuten würden die ersten unter ihnen die Symptome der massiven Strahlenbelastung bemerken. Das Warnkonzept der Baumeister des Stollens hatte versagt. Keiner der vor mehr als 18.000 Jahren in weitem Umkreis des Endlagers angebrachten Warnhinweise vor dem tödlichen, radioaktiven Inhalt des Depots hatte die Zeit überdauert oder war richtig gedeutet worden.

Es war zu spät.

Grotte
Photo: © bradley.hague | Some rights reserved

In Kürze

Ab und zu kommt die Muse zu mir und sagt: »Hey, schreib doch mal was Kurzes, Lyrik oder so.«
Dann sag ich: »Ich twittere doch, ist das nicht kurz genug?« — »Nee«, sagt sie dann, »anders.« Und dann mach ich das.
Hier mal vier Kostproben.

Müde

Das dämmrige Licht, schmal.
Die Zeit schiebt sich seitlich
daran vorbei.
Krümel im Kopf. Ohne Augen
sehe ich: Schlaf
rinnt zäh ins Zimmer.

Nachthunger

Und dann biss ich einfach
ein Stück aus der Nacht.
Sie war bitter, eisblau,
mit Zucker bestreut,
kaute sich wie Lakritz,
am Gaumen ganz weich.

Verlust

Die Welt reißt auf,
ist nur noch Schlucht,
es bleibt kein Halt.
Und alles Sein
ist Schmerz
und Fallen
in Dein Fehlen.

Am Meer

Das Meer ist Gestern
und ist Morgen,
war Quell des Lebens
und wird die Tränen sein,
die wir in Gräber weinen.

Schnipsel
Foto: Klebereste an einem Laternenmast in Salzburg | © formschub

Bachgemurmel

Leiser Wind rauscht in den Baumwipfeln, vereinzelt zwitschert ein Vogel, ein Reh durchstreift das Unterholz auf der Suche nach Futter und dazwischen ertönt – ein Bach. Und zwar kein perlendes klares Gewässer, sondern die Kantate BWV 147 »Jesus Bleibet Meine Freude« von Johann Sebastian Bach. Doch ein Musiker ist weit und breit nicht zu sehen.

Eine faszinierende Synthese aus Natur und Musik, auf einem schier endlos langen, handgefertigten Holzxylophon in einem Wald nahe Kyushu in Japan. Wunderschön.

Kreiert wurde der 3minütige minimalistische Film von der japanischen Kreativagentur Drill Inc. als Werbespot für das Handymodell Touch Wood SH-08C des Mobilfunkbetreibers NTT DOCOMO. Kreativdirektor Morihiro Harano entwickelte das Instrument gemeinsam mit Kenjiro Matsuo von Invisible Designs Lab, Fukuoka. Auf der Website von DoCoMo gibt es auch ein Video zum Making Of.

(Via @kriminalistin ihr Gezwitscher.)

Bücherfragebogen [♂] – 12

12 Ein Buch, das du von Freunden/Bekannten/… empfohlen bekommen hast
Da entscheide ich mich spontan für »Hartmut und ich« von Oliver Uschmann, das ich während eines Dänemarkurlaubs von einem mitreisenden Freund empfohlen und auch gleich ausgeliehen bekam.

Es gibt ja immer wieder so »Wellen« in der populären Literatur. Eine der ersten war die Welle der »witzig-modernen Frauenromane«: »Beim nächsten Mann wird alles anders« von Eva Heller ebnete den Weg für eine ganze Serie ähnlicher Bestseller von Hera Lind (»Das Superweib«), Gaby Hauptmann (»Suche impotenten Mann fürs Leben«), Amelie Fried (»Traumfrau mit Nebenwirkungen«) oder Helen Fielding (»Das Tagebuch der Bridget Jones«). Und so kann man auch dieses Buch inmitten einer Reihe ähnlich getakteter Werke sehen – nennen wir sie »lakonisch-chaotische Männer-erwachsenwerd-Romane« wie »Herr Lehmann« von Sven Regener, »Vollidiot« von Tommy Jaud, »Fleisch ist mein Gemüse« von Heinz Strunk oder »Dorfpunks« von Rocko Schamoni.

Worum geht es? Hartmut und der namenlose Ich-Erzähler leben in einem ziemlich heruntergekommenen Bochumer Mietshaus auf 120 qm in einer Zweier-Männer-WG. »Ich« arbeitet als Packer für einen Paketdienst, Hartmut studiert Philosophie. Beide lieben ihre Playstation, Wannenbäder und »Pommes Spezial«. Das Buch erzählt dabei keine durchgehende Romanhandlung, sondern eine Serie in sich abgeschlossener kurzer Episoden hauptsächlich rund um die ungewöhnlichen Ideen und Initiativen Hartmuts, die das Leben in der ohnehin schon chaotischen Konstellation zusätzlich durcheinanderbringen. Ich habe beim Lesen oft geschmunzelt und manchmal herzhaft gelacht, ein Buch, das niemandem wehtut und durchaus geeignet ist, sich im Urlaub oder in Alltagspausen zu zerstreuen. Sascha Lobo pflegt in seinem Debütroman »Strohfeuer« – so empfand ich es während einer seiner Lesungen daraus – einen durchaus ähnlichen Stil. Keine hohe Literatur, aber ein okayes Buch.

Der komplette Fragebogen im Überblick.

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Foto: © formschub

Highspeed-Spende

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Über zwei Wochen ist es nun schon wieder her, dass Japan von dem Erdbeben und der Tsunami heimgesucht wurde. Die Hilfs-, Bergungs- und Aufräumarbeiten werden wohl noch Monate dauern, der Wiederaufbau Jahre, unzählige Menschen werden noch vermisst. Viele Privatpersonen und Organisationen beteiligen sich mit Geld und anderweitigen Maßnahmen daran, den Überlebenden dieser furchtbaren Katastrophe zu helfen.

Über das Blog von creezy wurde ich in eine Aktion involviert, die der Schweizer Schokoladenhersteller my swiss chocolate am 21. März 2011 initiierte: 10 anfänglich ausgewählte Blogger wurden als »Starter« kontaktiert und erhielten bei (freiwilliger) Teilnahme einen Gutschein über 1 kostenlose Schokoladentafel geschenkt. Jeder der mitmachenden Blogger konnte nun seinerseits wieder bis zu 10 Blogger nominieren, bei Teilnahme (Backlink zur Aktionsseite) erhielten auch diese wiederum einen Gutschein zugestellt. Pro Teilnehmer verpflichtete sich der Hersteller, 2,– CHF an die Hilfsorganisation Glückskette zu spenden. Eine Mindestspendensumme von 1.000,– CHF war garantiert, die maximale Spendensumme betrug 10.000,– CHF.

Vorgestern wurde ich als Teilnehmer nominiert und wollte heute in einer ruhigen Wochenendstunde hier die Kette der Nominierungen fortsetzen. Offenbar traf die Aktion jedoch so schnell auf ein so großes Echo, dass die Höchstsumme bereits erreicht wurde und ich den Stab nun nicht mehr weiterreichen kann. Respekt!

Leichten Herzens verzichtete ich daher auf meinen Schokoladengutschein und spendete »solo« an eine der weiteren vertrauenswürdigen Organisationen, welche die Bundesregierung auf ihrer Website listete, einen Beitrag, der mein Zuspätkommen hoffentlich kompensiert.

Weise Worte

Der Hauptunterschied zwischen etwas, was möglicherweise kaputtgehen könnte und etwas, was unmöglich kaputtgehen kann, besteht darin, dass sich bei allem, was unmöglich kaputtgehen kann, falls es doch kaputtgeht, normalerweise herausstellt, dass es unmöglich zerlegt oder repariert werden kann.

Quelle: Douglas Adams (1952–2001) – »Einmal Rupert und zurück« (»Mostly Harmless«), fünfter Teil der Reihe »Per Anhalter durch die Galaxis«, erschienen 1992.

Fukushima
Eine der wiederholten Explosionen im japanischen Kernkraftwerk Fukushima,
hier in Block 3 am 14.03.2011.