Gelesen habe ich diesen Fragebogen gegen Ende der letzten Jahre bei meinen Lieblingsbloggern schon öfter, jetzt mag ich auch mal Bilanz ziehen. Mein 2010 war zwar nicht arm an Schönem und Interessantem, aber es war ein seltsam unentschlossenes Jahr. Was ihm zu danken bleibt, ist der Verzicht auf schmerzliche Ereignisse. Da kann 2011 gerne anknüpfen, nur bitte mit ein bisschen mehr Prickeln im Champagnerglas des Lebens.
Ich wünsche allen regelmäßigen und zufälligen Besuchern dieses Blogs einen stimmungsvollen und genussreichen Jahreswechsel und alles erdenklich Gute für 2011.
Zugenommen oder abgenommen?
Zugenommen, langsam, aber stetig. Inzwischen ein gleichbleibendes Hochplateau erreicht, von dem aus ich sehnsüchtig hinunter ins Wunschgewichttal blicke. Aber mit etwas mehr Bewegung ist der Abstieg auf 8 kg tiefer vielleicht ohne Askese zu schaffen. Aber ich esse auch einfach zu gerne.
Haare länger oder kürzer?
Sowieso schon immer sehr kurz, mit Tendenz zum eher noch kürzeren.
Kurzsichtiger oder weitsichtiger?
Gleich. Zumindest, was die Augen betrifft …
Mehr Kohle oder weniger?
Mehr Verantwortung, mehr Kohle. Wenn das heißt: mehr Mitbestimmung, war’s das wert. Wenn es heißt: mehr Stress, dann nicht.
Mehr ausgegeben oder weniger?
Mehr, weil mehr da war. Das ist wie mit größeren Festplatten.
Mehr bewegt oder weniger?
Privat gab’s nicht viel zu bewegen, das bewegt sich fast von selbst in die richtige Richtung. Beruflich mehr Chancen in Aussicht gestellt bekommen, etwas zu bewegen. Den Einklang von Theorie und Praxis bewerte ich 2011.
Der hirnrissigste Plan?
Offline an einem Adventssamstag in der City Weihnachtsgeschenke zu kaufen versuchen.
Die gefährlichste Unternehmung?
Einen kleinen elektrischen Schlag in die Nase bekommen, als ich mit einem Spannungsprüfer meine Wohnzimmerlampe gecheckt hab. Helles Köpfchen, ich.
Der beste Sex?
Sollte man nicht immer sagen: »kommt noch«? Sonst hätte man’s ja hinter sich.
Die teuerste Anschaffung?
Mein neues MacBook Pro (schon im März).
Das leckerste Essen?
Übers Pfingstwochenende im Roten Hahn und im Gänsbauer, beide in Regensburg. Dicht gefolgt von einigen Besuchen im Mövenpick Restaurant im Hamburger Sternschanzenpark und einem Candlelight Dinner im Le Compagnon in Berlin.
Das beeindruckendste Buch Die beeindruckendste Lektüre?
2010 habe ich definitiv zu viel in der Holzpresse, viel im Internet, aber zu wenige Bücher gelesen. Wieder ein Vorsatz für 2011. Aber ich erinnere mich stark an den Erzählungsband »Der Gefesselte« von Ilse Aichinger. Lesestoff mit Nachhall. Online beeindruckt mich immer wieder aufs Neue das Blog von Anke Gröner. Sympathische Frau, tolle Texterin und inzwischen – sofern lesend zu beurteilen – auch ’ne super Köchin.
Der ergreifendste Film?
Als Kinomuffel schaue ich Filme meist etwas zeitverzögert auf DVD und bin daher nicht immer à jour mit den Erscheinungsterminen angesagter Blockbuster, aber das ist ja für den Rückblick hier ohne Belang. Ein ergreifender Film in dem Sinne, dass er mich zu Tränen rührt (auch, wenn ich mich scheue, dem freien Lauf zu lassen), war um den Jahreswechsel 2009/2010 das Großstadtmärchen Angel*A von Luc Besson. Die Szene, in der der Protagonist sich buchstäblich selbst erkennt, während er in einen Spiegel blickt, hat mich schon sehr bewegt. Auch der absolut ungewöhnliche schwedische (ich mag das Wort gar nicht sagen, weil es viele abschrecken wird, die sagen »solche Filme interessieren mich nicht«) Vampirfilm »So finster die Nacht« hat sich mit seiner stillen, anrührenden, bösen und zärtlichen Geschichte sowie dem unglaublichen Soundtrack einen Platz in meinen persönlichen Top Ten 2010 erobert. Weitere Highlights: »Das Weiße Band«, »A Single Man«, »Julie & Julia«, »Up in the Air«. Jeder für sich ein Beweis dafür, dass Special Effects völlig unwichtig sind, wenn es darum geht, gute Filme zu machen.
Die beste CD?
Pop: »Philharmonics« von Agnes Obel. Klassik: »Trittico Botticelliano« auf der CD »Orchestral Songs« von Ottorino Respighi. Und viele, viele Neuentdeckungen einzelner Künstler und Songs durch Empfehlungen via last.fm, iTunes, durch Soundsamples mit Shazam und den neuen Hamburger Radiosender 917xfm. Loving the age of digital music.
Das schönste Konzert?
Das Konzert »Junge Instrumentalisten« am 21. Oktober 2010 in der Laeiszhalle Hamburg. Das NDR Sinfonieorchester unter Leitung von Matthias Foremny sowie der russische Pianist Andrei Korobeinikov (24) und die südkoreanische Geigerin Hyeyoon Park (18) spielten das Klavierkonzert g-Moll von Camille Saint-Saëns und das Violinkonzert von Erich Wolfgang Korngold. Endlich mal wieder ein Programm jenseits der endlos breit ausgelatschten Gassenhauerpfade von Mozart, Beethoven und Co. Es gibt so unendlich viel geniale Klassik zu entdecken, nur wird davon kaum etwas öffentlich aufgeführt. Dafür ein »Buh!«
Die meiste Zeit verbracht mit …?
… dem Mann und guten Freunden.
Die schönste Zeit verbracht mit …?
… dito.
Vorherrschendes Gefühl 2010?
Im Wartezimmer.
2010 zum ersten Mal getan?
Einen Text verfasst, der in einem Magazin abgedruckt wurde. Twitterer »in echt« getroffen (to be continued).
2010 nach langer Zeit wieder getan?
Für eine Mottoparty ein Kostüm zusammengestellt und getragen.
Weihnachten nicht in Skandinavien, sondern in der eigenen Wohnung in Hamburg verbracht.
Drei Dinge, auf die ich gut hätte verzichten mögen?
Mein Hang, zu viel über Künftiges nachzudenken. (Polit-)Talkshows, in denen sich immer wieder dieselben 18 Gäste unentwegt ins Wort fallen und anschreien. Regierungs-, Planungs- und Gesetzgebungsmurks (JMStV, Stuttgart21, LoveParade …).
Die wichtigste Sache, von der ich jemanden überzeugen wollte?
Dass es keinen Zusammenhang zwischen beruflicher Arbeitsleistung und Anwesenheit am Arbeitsplatz gibt.
Das schönste Geschenk, das ich jemandem gemacht habe?
Zuhören. Aufmuntern. Da sein. Was von den gekauften Sachen das schönste war, mag ich nicht selbst beurteilen.
Das schönste Geschenk, das mir jemand gemacht hat?
Zuhören. Aufmuntern. Da sein. Und mehrere Kurzreisen zu wundervollen Orten und in fantastische Unterkünfte in Deutschland und Europa.
Der schönste Satz, den jemand zu mir gesagt hat?
»Ich dich auch.«
Foto: © formschub