Wohl jeder Hobbykoch kommt früher oder später an den Punkt, wo er improvisieren will – oder muss: Bei spontanen Kochanfällen die heimischen Vorräte abzuscannen und überlegen, was daraus komponiert werden könnte, zum Beispiel. Oder aber angesichts nahender Gäste plötzlich siedendheiß feststellen zu müssen, dass eine der wichtigsten Zutaten für das zu kredenzende Dinnermenü fehlt. Dann wird aus Kochen Jazz. Dieser Gedanke gefiel mir so gut, dass ich ihn – eher für mich – in ein kleidsames T-Shirt-Design umgesetzt habe. Ich habe mir schon selbst eins bedrucken lassen, aber vielleicht gefällt es ja auch noch anderen Küchenkünstlern.
Autor: Thomas
Typographische Impressionen
Gesammelt in Salzburg – einer Stadt, die vor fotogenen Motiven nur so strotzt. Hier nur eine kleine Auswahl dessen, was ich in den vergangenen zwei Tagen in Gassen, an Fassaden, auf Friedhöfen und Schildern entdeckte.
Fotos: © formschub
Fotoblogstöckchen (I)
Meiner reizenden Blognachbarin creezy ist es zu verdanken, dass der schon fast totgeglaubte Brauch des Blogstöckchens eine wunderbar nostalgische Frischzellenkur erfuhr. Sie rief dazu auf, Gegenstände aus dem eigenen Haushalt zu fotografieren, die mit einprägsamen Kindheitserinnerungen verbunden sind – und deren Geschichte(n) zu erzählen. Ein Stöckchen, das ich gerne fange, weil es mich sofort auf eine Kopfreise durch Schrankfächer und Schubladen schickte. Aus Zeitgründen möchte ich meine Beiträge dazu auf mehrere Blogeinträge verteilen. Hier kommt der erste:
Ich war eben auf meinem Dachboden und habe ein Stückchen Vergangenheit heruntergeholt. Es ist ein kleiner Zettel, etwa so groß wie eine Postkarte. Ich wusste, dass er dort oben liegt. Ich habe ihn mit anderen kleinformatigen Papiersouvenirs in einem braunen Briefumschlag aufbewahrt. Es stehen acht handgeschriebene Zeilen darauf, in einer wunderschönen, doch für viele Menschen nahezu unleserlichen Schrift: Sütterlin. Und verfasst hat ihn meine Oma Margarethe, genannt »Oma Gretchen« – irgendwann im Sommer 1978. Da war ich elf.
Oma Gretchen lebt schon lange nicht mehr, sie starb 1983 in dem kleinen Ort mitten im Harz, wo sie den größten Teil ihres Lebens verbrachte, der Gegend, aus der meine Familie stammt. Oma Gretchen lebte, seit sie verwitwet war, in einer kleinen Etagenwohnung im Haus meiner Tante. Dort oben besuchte ich sie oft als Kind, an Wochenenden oder auch während der Schulferien, wenn ich abwechselnd ein, zwei Wochen bei meinen Harzer Omas verbrachte.
Die Wohnung von Oma Gretchen war sehr braun, schön warm und irgendwie weich. Dunkle Holzschränke, ein federkerngepolstertes Sofa, ein riesiges, unendlich nachgiebiges Bett, Spiegel, Vitrinen, Fußschemel und Deckchen. Es roch nach Holz, Latschenkiefer, Stoff und ein bisschen nach Vanille. Eine Omawohnung wie die korpulente und gemütliche Oma, die darin wohnte.
Auf dem großen Vitrinenschrank im Wohnzimmer, ganz oben, neben der hölzernen Kaminuhr, die mit einem gemütlichen Gongschlag die Stunden in Omas Wohnung durchnummerierte, stand ein Hund aus Porzellan. Ich musste diesen Hund gemocht haben damals, denn ich erinnere mich, dass ihn Oma oft vom Schrank holen musste. Vermutlich habe ich ihn nur angesehen, bewundert, berührt, denn Porzellan ist empfindlich und kein Spielzeug für Kinder. Ich fand ihn nie kitschig, denn er ist nicht bunt bemalt, nur ein paar graue und schwarze Farbflecken akzentuieren das Fell und die Augen. Er trägt kein Halsband und keine Leine, er ist nicht »niedlich«, sondern schlank und, wie ich finde, von einer vornehmen Wildheit. Er sitzt nicht brav bei Fuß, sondern ist draußen unterwegs, streift durchs Gras, apportiert vielleicht einem Jäger. Ich gab ihm nie einen Namen, er war einfach »der Hund«.
Nach dem Tod Oma Gretchens bekam ich nicht mit, was mit dem Nachlass in ihrer Wohnung geschah. Die Zimmer wurden renoviert, neu eingerichtet, ein Nähzimmer für die Tante, ich war selten wieder dort oben. Mit 16 macht man keine Ferien mehr bei Tanten und Omas. Sie war nicht mehr da, ebensowenig wie der vertraute Geruch, wie die Farben und Möbel, die alte Kaminuhr und das federnde Sofa. Oma war weg.
Dann wurde mir plötzlich der Porzellanhund gegeben, meine Tante oder meine Mutter überreichten ihn mir, ich erinnere mich nicht mehr genau. Beim Herunterholen vom Schrank hatte sich im hohlen Sockel des Hundes der handgeschriebene Zettel gefunden, den ich eben vom Dachboden holte. Ich kann ihn entziffern, denn meine Oma schrieb mir auch zum Geburtstag oft Karten von Hand:
Sommer 1978
Ich, der schöne Porzellan-Hund gehöre meinem Frauchen-Gretchen. (Auch Omchen, Omi oder Omichen)
Sollte mein Frauchen mich einmal verlassen, so möchte mich der Thomas (…) gerne haben.
Er freut sich.
Ich habe ihn gern aufgenommen. Er hat es gut bei mir, oben auf dem Schrank.
Fotos: © formschub | (to be continued)
Typographische Impressionen
Gesammelt in Meißen und Umgebung.
Fotos: © formschub
Gerüstbauarbeiter mit Humor
Direkt gegenüber. Jeden Morgen beim ersten Blick aus dem Fenster ein Schmunzeln wert.
Kresse im Haar
Hätte Anke Gröner diesen Tweet 24 Stunden früher vom Stapel gelassen, wäre sie auf jeden Fall schon gestern abend bei meinen 10 illustrierten Empfehlungen zum selbstgewählten Motto »Followfriday Absurd« dabei gewesen. Bleibt mir also nichts anderes übrig als eine Fortsetzung. Aber jetzt gehe ich erstmal meinen Quark bügeln.
![](https://www.formschub.de/blog/wp-content/uploads/2020/07/ff_Absurd.jpg)
Update: Leider sind viele der oben im Bild illustrierten damaligen User und Tweets bei Twitter nicht mehr zu finden (von wegen »Das Internet vergisst nichts«!). Ich konnte jedoch bis auf einen alle aus meinen archivierten Twitterdaten rekonstruieren:
»huch, kurz wurde mir schwindelig. stünde ich nun irgendwo, fielen womöglich dreizehn orangen dramatisch auf den asphalt.«
(@HerrTwiggs)
»Ah, lecker Taubensaft zum Morgen. Tauben – das Obst der City.«
(@MarkKnochen)
»Hätte ich einen Balkon, saugte ich ihn.«
(@brainqueen)
»Die Zahnpasta ist alle.“ „Nimm doch Schinkenbutter.«
(@JoSilberstein)
»Mir folgt ein Schatten aus Plüsch.«
(@Fledermaus)
»Mein Gemüt wurde vom Grinsen eines Erpels zertrümmert.«
(@Epitymbidia)
»die gesichter, die die raufasertapete bildet, flüstern mir stets, dass ich keine drogen brauche. eines schielt.«
(@augenblicklicht)
»Gestern beim Italiener: Oh Gott – MEIN WEIN ATMET NICHT MEHR!! Dramatische Szene, Stühle fallen um. Man hört aufgeregte Stimmen.«
(@UhrwerkOrange)
»Liebes Tagebuch. Heute ist ein guter Tag. Die Blätter sind gelb und die Luft riecht nach Enzymen.«
(@wiekeine)
Stimmen zur Bundestagswahl
»Deutschland braucht mehr Enthusiasmus!«
Freitagstexter – Gewinner
Danke, danke, danke! Eine Laubwolke aus 31 herr(bst)lich bunten Beiträgen wirbelte durch mein offenes Blogfenster in die Kommentarstube, wunderbar subtil, genial vulgär, wortreich, pointiert und sehr amüsant. Es fiel mir nicht leicht, wenigstens für die oberen drei Plätze überhaupt eine Reihenfolge zu finden. Alle anderen landen selbstverständlich gleichberechtigt auf dem 4. Platz. Und nun: Tusch!
3. Platz
Enno: »Neue Aufgabe für 1-Euro-Jobber: Dienst als Fahrradständer.«
2. Platz
Ad: »laub, forrest, laub!«
1. Platz
giardino: »Ich hab ja noch nie kapiert, was an diesen Loseblattsammlungen praktisch sein soll.«
Auf ein neues lädt am kommenden Freitag, den 25. September, somit Herr giardino in seinen Garten. Herzlichen Glückwunsch!
Bei Bedarf gibt’s für die Folgerunden hier die original Freitagstexter-Banner zum Mitnehmen.