Autor: ProstetnikVogonJeltz

Freitagstexter, 14.11.2008

Auch für mich ist es eine Premiere. Das hier – und dass ich einer am Boden liegenden Dame eine Auszeichnung verdanke. Verantwortlich dafür sind diese Bürofachkraft sowie die Prämierung durch Herrn Ad – und so habe ich heute die Ehre, die schöne Tradition dieser wöchentlichen Textpolonaise fortzuführen.

Die Regeln sind simpel: hinterlasse Deine Bildunterschrift zum Wochenmotiv in den Kommentaren. Sei witzig, scharfzüngig, dramatisch, poetisch, einsilbig, wortreich, tiefsinnig oder absurd – aber auf jeden Fall so gut, wie Du kannst. Am Dienstag der nächsten Woche ist Einsendeschluss. Der Gastgeber kürt nach eigenem Gusto den Gewinner und gibt ihn am Mittwoch an gleicher Stelle bekannt. Und mit dem Autor des prämierten Textes steht auch der nächste Veranstalter fest.

Und jetzt Ihr. Viel Vergnügen.

Freitagstexter 141108

Klare Sache

Eigentlich bin ich kein sonderlich religiöser Mensch und würde mich eher als Agnostiker bezeichnen. Aber der wärmenden Aura eines festlichen oder besinnlichen klassischen Kirchenkonzerts mit Orgel oder Gesang kann ich durchaus etwas abgewinnen – gerade in der kalten und dunklen Saison.

Auf der aktuellen Suche nach interessanten Konzerten in Hamburg und Umland blieb mein Auge auf der Website der Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche sofort am Logo hängen, das mir spontan sehr gefiel. Die schlichte, schöne und pointierte visuelle Identität setzt sich auch in den Werbemitteln fort, etwa für die aktuelle Kirchenvorstandswahl. Und neben zeitgemäßer Öffentlichkeitsarbeit zeigen die Verantwortlichen auch subtilen Humor – denn die Möglichkeit, religiöse Rundfunksendungen, z.B. des NDR, per Download zu abonnieren, wird angeboten als »Godcast« (Update: der Podcast wurde inzwischen eingestellt).

Nordelbische Kirche
Logo und Abbildungen: © Nordelbische Evangelisch-Lutherische Kirche
(Prospekttitel und Plakat vom Downloadbereich der Website)

Little Genius II

Der kleine Künstler war wieder am Werk. Irgendjemand hatte in der Zwischenzeit den Sockel des Hauseingangs und damit die makabre untere Hälfte des Œuvres überstrichen und der Vogel schwebte einige Monate allein am Putzfirmament. Doch die Kreide ist mächtiger als der Pinsel. Ein Einhorn. Symbol für Unschuld und Güte. Der Sieg der Poesie über das Profane. Ich sag’ ja: aus dem Kind wird mal was.

Little Genius II

Tischlein, deck Dich!

Als alter Schlemmer mit regelmäßigen Aufenthalten in Berlin stolperte ich irgendwann beim abendlichen TV-Zapping auf dem lokalen Sender FAB über das kurzweilige Gastromagazin Ars Vivendi. Vorgestellt vom genussfreudigen Rezensenten und Moderator Manuel Werner, werden in Berlin und Umland ansässige Restaurants und Hotels besucht und ausgiebig (kulinarisch) getestet. Mit dabei: das ewig hungrige Kamerateam, das regelmäßig am Ende der Sendung, nach getaner Arbeit, ebenfalls ungehemmt zugreifen darf.

Das Spektrum vorgestellten Lokale reicht dabei vom kiezigen Eckrestaurant bis zum ländlichen Romantikhotel und überrascht selbst eingeborene Berliner mit neuen, interessanten Adressen.

Auf der Website des Magazins lassen sich etliche der Restaurantberichte per Streaming abrufen, daneben die nächsten Sendetermine und weitere Schlemmer- und Gastrotipps. Das Beste aber passiert im Kopfbereich. Endlich mal eine Flash-Animation mit Witz, Hand und Fuß (unten im Screenshot sieht man noch nix – selber angucken!).

Ars_Vivendi
Screenshot: © FAB – Fernsehen aus Berlin

Äh, Dings …

Wie heißen die im Flüssigkeitsfilm vor der Pupille schwimmenden Flusen, die bei geistesabwesendem Starren langsam durchs Blickfeld treiben? Oder der kleine, ungenießbare Fruchtfleischzipfel am Boden einer abgelösten Bananenschale? Trotz der geschätzten 500.000 Begriffe des deutschen Wortschatzes klaffen darin immer noch erhebliche Lücken. Doch was tun bei akutem Vokabelnotstand? Wenn selbst Anglizismen versagen und auch in diesem Standardwerk* kein Eintrag weiterhilft, sind eigene Wortschöpfungen gefordert. Hier drei nützliche, alltagstaugliche Vokabeln aus eigener Produktion (und ein versteckter Vorschlag zur Beantwortung der anfangs gestellten Frage):

  • Schamspurt: Der übertriebene, unnötige und meist unbeholfene Kavalierstart, den Autofahrer oft hinlegen, nachdem sie beim Umspringen der Ampel auf »Grün« versehentlich den Motor abgewürgt und dann hektisch wieder angelassen haben.
  • Brutschubse: Unübersehbar schlecht gelaunte, schmallippige Mütter, die Ihr temporär unausgeglichenes Befinden kompensieren, indem sie Buggy oder Kinderwagen (und ihrem unschuldigen Nachwuchs darin) ungerührt als Waffe gegen ihre Mitmenschen einsetzen.
  • Hetzmajuskeln: Durch schnelles, flüchtiges Tippen entstehende Ballungen von Großbuchstaben am Wortanfang (z.B. »SEhr geehrte…«), sehr beliebt bei E-Mail-, Twitter- oder Chatbotschaften.

(* Die Originalausgabe erschien in englischer Sprache)

Stierflusen

Was Buntes gegen das Trübe

Erst dachte ich, es sei der neueste Spot von SONY Bravia nach den Knetkaninchen, aber dann entpuppte es sich doch als Musikvideo des schwedischen Minimal-Techno-Projekts Minilogue von Marcus Henriksson und Sebastian Mullaert. Zu den pluckernden Beats des Tracks »Animal« liefert die Choreographie der putzigen animierten Kreaturen – teils offenbar leicht sadomasochistisch veranlagt – das perfekte Quentchen schrägen Humors (bei Timecode 00:43 auf den unscharfen Kinderwagen am linken Bildrand achten!). Weird, sagt der Nerd und guckt strange.

Minilogue – Animals from ljudbilden on Vimeo.