Schön, dass es im Zeitalter des Internet so was wie das Regenradar gibt. Anderenfalls hätte uns das unentschlossen verhangene Wetter bestimmt davon abgehalten, am Sonnabend in Berlin das Dinner draußen einzunehmen. So jedoch war die Zugbahn des Regens klar abzusehen und weit genug weg, um im Restaurant Sarah Wiener am Hamburger Bahnhof einen der schönen Außenplätze am Berlin-Spandauer Schifffahrtskanal einzunehmen.
Auf der wöchentlich wechselnden Karte: wie immer eine kleine aber feine Auswahl an Suppen, Salaten, Fisch-, Fleisch- und vegetarischen Gerichten. Meine Entscheidung fiel diesmal auf Entenlebermousse mit gegrilltem Aalfilet an frischem Salat mit Holundervinaigrette und Lachsforellenfilet auf der Haut gebraten mit Sepiagnocchi und Karotten.
Die zunächst etwas gewagt erscheinende Kombination von Geflügelleber und Fisch erwies sich als überraschend harmonisch. Der leicht angebräunte Aal bildete einen zarten Kontrast ohne allzuviel Fischgeschmack zu der geradezu wolkig-fluffigen, milden Mousse und der tragende, knusprig-dünne Gebäckboden des Arrangements fügte dem Spiel der Aromen noch einen frechen Hauch Zimt hinzu. Zusammen mit dem frischen Salatbukett und der wildfruchtigen Holundervinaigrette eine absolut gelungene Vorspeise.
Die Lachsforellenfilets auf knuspriger Haut waren auf den Punkt gegart und die Karotten bildeten mit milder Würzung und angenehmem Biss das ideale Bindeglied zu den zarten Sepiagnocchi und der leichten, mit Safran gewürzten Sauce. Insgesamt weniger Avantgarde und mehr Klassik als der Gang zuvor, aber geschmacklich durchaus auf gleichem Niveau.
Während die Dame des Hauses also offenbar in Hamburg bei der Eat’n’Style Foodmesse das Publikum live bekochte, konnte man sich guten Gewissens der Kompetenz und Obhut der zurückgelassenen Küchen- und Servicekräfte überlassen. Sarah Wieners Restaurant am Hamburger Bahnhof bleibt weiterhin für mich eine der empfehlenswertesten kulinarischen Adressen in Berlin, die ich kenne.