Autor: ProstetnikVogonJeltz

Ist denn nichts mehr heilig?

Dass sich auf der Suche nach immer neuen, exotischen Geschmacksreizen das menschliche Beuteraster stetig erweitert, zeigen schon jetzt Menükreationen mit Alligator-, Springbock- und Straußenfleisch auf den Speisekarten exklusiver Gourmettempel. Doch jetzt ist die Grenze erreicht: kleine, rosige Englein werden brutal abgeschlachtet und als Puttenklein in dubiosen »Feinkostläden« an die gierige, neureiche Kundschaft verschachert. Ich prangere das an!

Puttenfleisch

(Gesehen in Hamburg-St. Georg)

Schacka Lacka

Einer der krisensichersten Berufe unserer Zeit muss wohl derjenige des Flugzeuglackierers sein. Kam mir so in den Sinn, als heute in den Nachrichten Fusionspläne aus der deutschen Airlinelandschaft kursierten. Und wenn Airlines heiraten und sich dann zwangsläufig umbenennen, reicht es eben nicht, wenn nur ein neues Leuchtschild überm Check-In-Schalter baumelt, sondern dann heißt es: Fliegerflotte in den Hangar und Airbrushpistole raus.

Man erinnere sich: erst hieß Condor Condor, dann Thomas Cook (*umlackier*), dann wieder Condor, aber im neuen Look (*umlackier*). Auch die altbekannte TUI bekam ein neues Corporate Design (*umlackier*), die Hapag-Lloyd Flug wurde zur TUI-zugehörigen Hapagfly (*umlackier*) und wenig später fusionierten Hapag Lloyd Express und Hapagfly zu TUIfly (*umlackier*) (*umlackier*). Da konnte auch LTU nicht abseits stehen und verpasste sich und seinen Vögeln ein neues Design (*umlackier*). Nicht zu vergessen das entzückende, mich irgendwie an Siebziger-Jahre-DDR-Haarpflegeprodukte erinnernde Emblem, welches seit dem kürzlichen Relaunch die Air-Berlin-Flotte schmückt (*umlackier*).

Also, wenn jetzt echt Germanwings, TUIfly (ist die Farbe eigentlich schon trocken?) und Eurowings fusionieren, dann wird’s eng auf dem Lackmarkt. Wer also noch ’ne alte Kommode umstreichen will, sollte besser vorher zum Baumarkt fahren.

Modenschau

File under: Vermischtes

Ich kann keine Ed Hardy T-Shirts mehr sehen.

Hairstylisten dieses Landes: lasst Euch mal wieder was anderes einfallen als diese bewusst bettig schräg nach vorne gewuschelten Hauptstadtfrisuren mit Ponygardine.

Ich ersehne den Tag, an dem Lippen-, Zungen- und Augenbrauenpiercings gleichzeitig auf der Out-Liste von Bravo, Brigitte und Bild-Zeitung auftauchen.

Es bleib ein Mysterium der modernen Verhaltensforschung, warum Heerscharen von Frauen allen Alters sich potthässliche, aber sauteure Klotzhandtaschen mit einem Dekor wie Muttis Sechziger-Jahre-Schrankpapier umhängen.

Bitte, bitte, lieber Gott: verbanne Bundfaltenhosen endlich in ein weit, weit entferntes Paralleluniversum.

Wer erklärt mir das Vorgehen von Frauen, die sich komplett die Augenbrauen rausreißen, um sie sich anschließend anatomisch völlig deplaziert wieder aufzumalen? Und warum arbeiten die immer bei Discountmärkten an der Kasse?

Leute beiderlei Geschlechts, die sich notorisch zu kurze Hosen kaufen, sollten von der Krankenkasse eine Beinverkürzung erstattet bekommen.

Noch jemand da draußen, der das Wort »angesagt« für genauso sinnlos und überflüssig hält wie ich?

Ich hoffe, dass Forscher bald das verantwortliche Gen für ein natürliches Eleganz- und Stilgefühl entdecken und einen Weg finden, es in Deutschland für eine flächendeckende Therapie übers Trinkwasser zu verbreiten.

Det is Balin, wa?

Nach langer – eigentlich unbegründeter – Pause regte sich gestern mal wieder der Appetit auf Mexikanische Küche. Eine kurze Netzrecherche und wir erkoren übereinstimmend das Alcatraz (Bundesplatz 6) zum Versuchsobjekt. Und können es nach ausgiebigem Testessen uneingeschränkt weiterempfehlen: Gemütliche Ausstattung, angenehm gedämpftes Licht, nette Atmosphäre, durchweg leckeres Essen und freundliche Bedienung. »Unsere« war ein rustikal temperiertes Berliner Original und sorgte von Anfang an beim Servieren mit launigen Sprüchen für Stimmung.

Schließlich orderte ich abschließend noch ein Hefe im Kleinformat (nulldrei). Und ihr lautstarker Kommentar beim Servieren brachte den Anblick des zierlichen Weizenbierglases dann stimmungsvoll auf den Punkt: »Is det nich süß? Det is doch süß, wa? So wat süßet!«.

Jawoll. Isset.