Kategorie: Außer Haus

Unterwegs in Stadt und Land, im Urlaub und auf Reisen

Plopp, gieß, schüttel, back, mampf!

Vor ein paar Tagen stieß ich in meinem Vorratsschrank auf ein kurzzeitig vergessenes Lebensmittel-Mitbringsel aus dem letzten Dänemark-Urlaub, das ich bei einem Streifzug durch einen lokalen Supermarkt entdeckt hatte. Der Name, Just Bake, trifft es auf den Punkt: eine Backmischung für ein Bio-Sauerteig-Roggenbrot, die in der eigenen Verpackung angemischt und gebacken(!) werden kann.

Das klingt zunächst ziemlich strange (weshalb ich es auch gekauft hatte), aber es ist wirklich genial: die hitze- und wasserfeste Kartonverpackung hat die Form eines Kastenbrotes und ist mit einer zu 100% aus Biozutaten bestehenden, haltbaren Backmischung gefüllt (Weizen- und Roggenmehl, Weizen- und Roggenflocken, Grahammehl, Stärke, Sonnenblumenkerne, Leinsamen, getrockneter Roggensauerteig, Jodsalz, Trockenhefe, Pflanzenfett und Glukose). Für die Zubereitung wird einfach ein kleiner Kunststoffverschluss in der Verpackung entfernt, 450 ml handwarmes Wasser eingefüllt und die Form wieder verschlossen. Eine Minute kräftig schütteln, den Pappdeckel der Verpackung abziehen und die Form mit dem Brotteig ca. eine Stunde an einem warmen Ort gehen lassen. Im vorgeheizten Backofen bei 200 °C eine Stunde backen – fertig (s.u.).

Es duftet und schmeckt herrlich, macht keinen Abwasch und gelingt mit Sicherheit auch absoluten Backstümpern. Leider habe ich so etwas in den Regalen hiesiger (Bio-)Supermärkte noch nicht finden können – beim nächsten Trip ins Land der Dänen wird auf jeden Fall für Nachschub gesorgt.

Just Bake Rugbrød
Images: © Just Bake/Millstone A/S (above), formschub (below)

Trois jours à Paris

A Ohne zu wissen, worauf man sich da genau einlässt, zum Abendessen Andouillettes probieren (eigentlich ganz lecker).
B Beim Glacier Berthillon die Eis-Saison eröffnen (Caramel au Beurre Salé, Vanille, Pistache).
C Von der Metrostation Place de Clichy aus die Ausflüge in die Stadt beginnen.
D Sich mal wieder von einem »Top Ten«-Kurzreiseführer von Dorling Kindersley kundig durch die Stadt leiten lassen.
E Den Eiffelturm diesmal nur aus der Ferne betrachten.
F Im Pub Le Frog and Rosbif bei einem Nachmittagsimbiss neue Energie tanken.
G Der französischen Kultur trotzen und zwischendurch auch mal ein Guinness trinken.
H Nach all dem köstlichen Essen zur besseren Verdauung an einem edlen Himbeergeist (»Eau de Vie de Framboise sauvage«), gekauft im lokalen Supermarkt, nippen.
I Einen ausgedehnten Frühlingsspaziergang über die Îles Parisiennes unternehmen.
J Im Konservatorium der Cité de la Musique in der Avenue Jean-Jaurès in den Genuss einiger schöner Clavichordkonzerte kommen.
K Überraschenderweise trotz hochgradig eingerosteter Französischkenntnisse keine Probleme mit der Kommunikation (en Français!) haben.
L Sich fragen, wie viele Millionen Stunden Arbeit in den unzähligen steinernen Skulpturen und Reliefs der Fassade des Louvre stecken.
M Gleich um die Ecke im Restaurant Mont Liban zum Dinner die Verlockungen der libanesischen Küche genießen.
N Zum Nachtisch im Restaurant Bistro les Batignolles natürlich Crème Brûlée wählen.
O Als passendes abendliches Unterhaltungsprogramm die charmante Komödie »Odette Toulemonde« auf DVD im Gepäck dabeihaben.
P Rund um den Place de la Madeleine einen Schaufensterbummel entlang der luxuriösesten Pariser Delikatessengeschäfte machen (Chateau Mouton Rothschild im Angebot: statt über 600 jetzt nur noch 480 EUR).
Q Quoi de plus beau que Paris en printemps?
R Mit der Regionalbahn RER B vom und zum Flughafen Paris Charles de Gaulle fahren.
S In der Senfboutique der Renommiermarke Maille ein Vier-Sorten-Probierset für die kommende Grillsaison erwerben (Olive-Zitronengras, Mandarine-Pistazie, Parmesan-Basilikum, Nuss).
T Spontan dem Impuls nachgeben, ein Stück der zentimeterdick mit safrangelbem Pudding bedeckten Tarte au Flan in der Auslage eines Konditors zu kaufen.
U Mal ganz bewusst nicht auf die Uhr gucken.
V Sich den Gepflogenheiten im Pariser Verkehr fügen und wie alle anderen Fußgänger über die Straße gehen, wann immer sie frei ist – egal welche Farbe die Ampel zeigt.
W Die erlebnisreichen Tage in der gemütlichen Appartementwohnung abends mit einem Glas Wein (rot) ausklingen lassen.
X Mit einem X im Stadtplan die lohnenswerten Locations fürs nächste Mal ankreuzen.
Y Nous y reviendrons.
Z Mit einer Zehnerpackung Metrobillets im Portemonnaie komfortable Bewegungsfreiheit genießen.

Paris Chichi

Kochen auf Schloss Schmarsow

Was schenken, wenn der Geburtstag des Partners naht? Gemeinsame schöne Erlebnisse liegen nicht nur im Trend, sondern haben auch deutliche Vorteile gegenüber industriellen Massenprodukten. Und wenn man dann auch noch gemeinsame Hobbies wie das Kochen teilt, liegt der geeignete Geschenktipp klar auf der Hand: ein Kochkurs für zwei, gebucht bei der kulinarischen Buchhandlung und Kochschule Kochlust in Berlin.

Rund 25 Kochkurse mit den verschiedensten Themen stehen monatlich auf dem Programm, die meisten in der hauseigenen Küche. Doch ein bis zwei Kurse pro Monat bieten geneigten Hobbyköchen eine kulinarische Fortbildung in ganz besonderem Rahmen: dem rund 220 km von Berlin entfernten barocken Schloss Schmarsow. Das etwa 1620 erbaute Gemäuer, heute im Besitz einer Architektin, wurde liebevoll renoviert und teils stilecht mit antikem oder restauriertem Interieur ausgestattet, teils mit originellen innenarchitektonischen Details, die behutsam eine Brücke in die Gegenwart schlagen. So sind statt in museal gedeckten Tönen die Wände in einem der Schlosszimmer in sakralem Purpur gestrichen, oder Türstürze und Wände mit Textmalereien verziert, die einen leisen Humor in den Raum senden.
Darüber hinaus beherbergt das Schloss vier Ferienappartements, was außer uns noch sechs Kochkursteilnehmer nutzen, zu einem absolut fairen Preis den durchkochten Tag ohne abendlichen Abreisezwang ausklingen zu lassen.

Unser Kurs beginnt am Samstag nachmittag pünktlich um 15 Uhr. Neun Teilnehmer haben sich für die heutige Küchenschlacht angemeldet. Auf dem Programm steht ein italienisches Buffet: Hühnerlebercrostini, marinierte rote Paprika, Tomaten-Bohnen mit Finocchiona-Salami, gefüllte Mortadellapäckchen, Salat mit gewürztem Nusskrokant, Käsecreme mit Gemüsesticks, frittierte Auberginen mit Tomatenconfit und Ziegenkäse, buntes Ofengemüse und Apfeltartes Tatin mit Blätterteig und Karamell. Nach dem ersten Rezept, das einige der Lernwilligen unter Anleitung der Kursleiterin Denise vorkochen, wird die Gruppe aufgeteilt und arbeitet simultan, von Denise ebenso gutgelaunt wie straff koordiniert, an den weiteren Leckereien. Ein unschätzbarer Luxus im nun einsetzenden Küchengewusel sind die zwei dienstbaren Assistentinnen, die permanent alle benutzten Kochwerkzeuge, Schüsseln, Abfälle und Verpackungen diskret wegräumen oder gleich wieder abspülen. So was zu Hause wär schön. Überall wird geschnibbelt, geschält, gehackt und geknetet, frittiert, gebacken, gekocht und gerührt. In faszinierendem Tempo nehmen die geplanten Gerichte Gestalt an. Nebenan im Speisesaal ist ein großer Tisch festlich gedeckt und schon nach etwa drei Stunden biegt sich die Tafel unter der Last des kollektiv kreierten Büffets. Kaum zu glauben, dass nur kurz zuvor alle Zutaten noch roh und verpackt auf der Küchenanrichte lagen.

Der Rest des Abends vergeht mit ungehemmtem Schlemmen, weiterem gegenseitigem Kennenlernen, geselligen Gesprächen, spritzigen Anekdoten, bunten Reisegeschichten, kulinarischem Erfahrungsaustausch und so manchem Glas Wein. Erst gegen Mitternacht zeigt die bunt gemischte Runde allmählich Ermüdungserscheinungen und auch wir ziehen uns in unser Schlossgemach zurück. Was bleibt, ist das tolle Gefühl, einen außergewöhnlichen und schönen Tag verbracht zu haben, an den sich wohl alle Beteiligten noch lange erinnern werden. Einen Tag wie ein Geschenk.

Kochkurs Schmarsow
Fotos: © formschub

Schøne Køstlichkeiten

Wieder aus dem Urlaub zurück, spüre ich immer noch das wohltuende Echo der Natur, der Ruhe und der freundlichen Mentalität der Menschen in Dänemark und Schweden in mir nachklingen. Und auch wieder ihren Sinn für Design. In ganz normalen Supermärkten entdeckte ich Lebensmittel, die mich allein durch ihre klaren, ungewöhnlichen und ansprechenden Verpackungen begeisterten. Hier eine kleine Auswahl:

  1. Als exklusive Außenseiter im Snackregal präsentieren sich die Kartoffel- und Wurzelgemüsechips der Marke Rootfruit: die von einer edlen schwarzen Kartonblende umgebenen transparenten Beutel bieten einen ehrlichen Blick auf Qualität und Menge der eingefüllten Knusperchips. Auch die originellen Gemüsesorten (Blaue Kartoffeln, Pastinaken) machen neugierig auf ungewohnte Geschmackserlebnisse.
  2. Neben den bunten Primärfarbverpackungen der Wettbewerber fallen die Milchprodukte der dänischen Søvind Mejeri (Update: leider nicht mehr erhältlich) in ihren schlichten, schwarz-weißen Verpackungen unweigerlich auf, nicht zuletzt wegen des spannenden Kontrasts zwischen dem ornamentalen Logo und der modernen, organisch-geometrischen Typographie. Milch und Käse kann man offenbar nicht nur mit weidenden Kühen und in Holzzubern rührenden Omas verkaufen.
  3. Die unglaublich leckeren schwedischen Knäckebrotsorten von Vilmas hatte ich ja geschmacklich bereits angepriesen und musste mich auch diesmal ordentlich wieder damit eindecken. Zu loben ist aber auch das Verpackungsdesign: Die rustikalen, zurückhaltenden Kartons aus brauner Wellpappe sind mit kleinen Klebebanderolen versiegelt, die mit appetitlich gestylten Fotos der Brotspezialitäten oder Zutaten locken.
  4. Der 38jährige dänische Spitzenkoch Morten Heiberg kochte bereits am Hofe der dänischen Königin, ehe er mit »Heibergs Dessertcircus« eine eigene Produktlinie auf den Markt brachte. Nun erweitert er sein Sortiment neben Schokolade, Saucen, Marmeladen, Eis und anderen Desserts auch auf Kräuter und Öle. Alles in bester Qualität und in wunderschönen Verpackungen – besonders »angemacht« hat mich das Design der Olivenölflasche.
  5. Raffinierte Gewürze und Öle sind auch die Kernkompetenzen der dänischen Marke Spize (Update: leider nicht mehr erhältlich), die eine ganze Reihe verschiedenster Ingredienzien für den designbewussten Hobbykoch anbietet. Die Optik der stylischen Alu-Gewürzcontainer oder der puristischen Ölflaschen weckt nicht nur Appetit und Neugier, sondern auch das Habenwollen.

Wer Lust hat, die genannten Links zu besuchen, wird merken, dass die Wertschätzung der Hersteller für Design nicht bei ihren Verpackungen endet, sondern sich auch auf deren Websites fortsetzt. Ich jedenfalls habe schon wieder Hunger nach Skandinavien.

Scandinavian Packaging
Photos: © Rootfruit Scandinavia AB (1), Søvind Mejeri A/S (2), Vilmas Knäckebröd AB (3), Heibergs Dessertcirkus A/S (4), Zelected Foods A/S (5).