Kategorie: Haar in der Suppe

Alles, was schlechte Laune macht

Männerschatten

Ich habe einen Schatten. Er wird nicht um so sichtbarer, je heller es ist. Er ist stärker in der Dunkelheit, aber manchmal auch spürbar am Tage. Er wird dunkler, wenn es fast menschenleer um mich ist, aber damit er erscheint, muss eine mir fremde Frau anwesend sein. Ich bemerkte ihn schon öfter, aber in den letzten Wochen gehäuft. Ich mag ihn nicht.

Am Tage nach meiner Agenturweihnachtsfeier, es war gegen 18:00 Uhr und schon dunkel, ging ich von der S-Bahn-Station in der Nähe des besuchten Lokals zu meinem Auto, das ich dort wohlweislich am Abend zuvor zu Gunsten einer Taxifahrt hatte stehen lassen. Auf dem Weg zum Parkplatz, auf der Großen Elbstraße in der Nähe des Hamburger Fischmarkts, näherte ich mich von hinten einer Frau, die in dieselbe Richtung ging. Es war niemand sonst in Sichtweite. Ich glaubte zu spüren, dass sich die Frau unwohl fühlte, vielleicht sogar Angst hatte, als sie meine Schritte hinter sich hörte. Ich steuerte bewusst an den äußersten Rand des Gehsteigs, um sie mit größtmöglichem Abstand zu überholen und ihr zu signalisieren, dass sie keinen Grund zur Besorgnis hat, ehe ich abbiegen konnte, zu meinem Wagen ging und sich unsere Wege trennten.

Kaum zwei Wochen später machte ich während meines Jahresendurlaubs einen Spaziergang mit meinem Mann in der Nähe eines Meißener Weingutes. Weite Felder, ein paar Rebstöcke, eine einsame Landstraße, Feldwege. Kein Mensch, so weit das Auge reicht. Auf einem teils matschigen, schnurgeraden Feldweg wanderten wir unter dem diesigen, grauen Dezemberhimmel am früheren Nachmittag dahin, als vor uns in der Ferne eine Person sichtbar wurde, die offensichtlich auf uns zujoggte. Etwa hundert Meter, ehe wir einander passierten, erkannten wir, dass es sich um eine Frau handelte. Und da setzte das Gefühl wieder ein. Zwei Männer, eine Frau, niemand sonst in der Nähe. Ich wandte mich meinem Freund zu und wechselte ein paar Worte mit ihm, um das Unbehagen, das seitens der Joggerin spürbar war, zu zerstreuen. Wortlos auf den Boden blickend lief sie an uns vorbei.

Ich bin ein friedfertiger Mensch. Ich habe mich nur einmal – da war ich etwa 9 Jahre alt – mit einem anderen Menschen, einem Mitschüler, geprügelt. Ich verabscheue Gewalt, Aggression, sinnloses Zerstören von Dingen. Ich finde Nötigung, Misshandlung, Vergewaltigung absolut inakzeptabel, unentschuldbar und verabscheuenswert. Ich bin überdies als schwuler Mann ohnehin der falsche Adressat dieses bedrückenden Gefühls (auch, wenn man mir das nicht ansieht). Und dennoch verschwindet dies im Dunkel meines »Männerschattens«, wenn ich in ähnlichen Situationen wie geschildert, einer Frau begegne. Ich werde unfreiwillig zu einem Repräsentanten derjenigen Männer – wie viele es davon auch geben mag (hoffentlich immer weniger) – die jeden Tag in Wort und Tat, unverblümt oder angedeutet, in vollem Ernst oder mit sexistischen Witzchen, einzeln oder im Rudel, Frauen diskriminieren oder sogar angreifen.

Ich will das nicht. Aber ich bin auch unsicher, was ich in einer solchen konkreten Situation tun soll, um meinen »Männerschatten« zumindest aufzuhellen. Die Frau freundlich ansehen? Gar anlächeln? Schneller gehen, um sie zu überholen und ihr das Gefühl des Verfolgtwerdens zu nehmen? Langsamer gehen? Die Straßenseite wechseln? Den Abstand vergrößern? Etwas sagen? Garnichts tun? Vielleicht finden die Blogleserinnen unter meinen Besuchern ja meine Gefühle und Gedanken dazu auch komplett bescheuert. Aber wissen würde ich es gerne.

Update: Sophie Montag hat in ihrem Blog eine Antwort auf meinen Artikel geschrieben, die ich gern als Leseempfehlung verlinke.

Männerschatten
Foto (Bildmontage): © formschub

Ich, Du, Er, Sie, Es …

Der 1. Dezember jeden Jahres ist Welt-Aids-Tag. Viele Menschen sind von dieser schrecklichen Infektion betroffen. Und ebenfalls viele Menschen beteiligen sich daran, die Forschung, Prävention und Behandlung zu unterstützen – mit Spenden, in ihrem alltäglichen Job, durch ehrenamtliche Mitarbeit oder als Aufklärer und Botschafter.

Aber dieser Tag ist auch immer wieder ein Tag, an dem im Internet und in anderen Medien dumme, hasserfüllte, ignorante, unbedachte oder unwitzige Bemerkungen über homosexuelle und/oder HIV-infizierte Menschen aufflammen. Es ist leicht, sich über vermeintliche Minderheiten lustig zu machen oder sie zu verspotten, wenn man selbst der Meinung ist, nicht dazuzugehören. Mal angenommen, ich definiere eine Minderheit als etwa 10% der Bevölkerung.

Google, was meinst Du dazu? Hier die Antworten:

  • Jeder zehnte Deutsche hat hohe Schulden
  • Jeder zehnte Deutsche leidet an Inkontinenz
  • Jeder zehnte Deutsche liest E-Books
  • Jeder zehnte Deutsche ist behindert
  • Jeder zehnte Deutsche ist tätowiert
  • Jeder zehnte Deutsche hat schon mal sein Mobiltelefon verloren
  • Jeder zehnte Deutsche hat Angst, ausgelacht zu werden
  • Jeder zehnte Deutsche verzichtet beim Essen auf Fleisch
  • Jeder zehnte Deutsche hat eine Osteoporose
  • Jeder zehnte Deutsche hat jüdische Vorfahren
  • Jeder zehnte Deutsche ist mit seinem Sexleben unzufrieden
  • Jeder zehnte Deutsche hat eine private Krankenversicherung
  • Jeder zehnte Deutsche ist ein Zähneknirscher
  • Jeder zehnte Deutsche bestellt mindestens einmal pro Jahr bei einem Teleshoppingsender
  • Jeder zehnte Deutsche leidet unter einer sozialen Phobie
  • Jeder zehnte Deutsche hat Diabetes
  • Jeder zehnte Deutsche arbeitet schwarz
  • Jeder zehnte Deutsche leidet an einer Schlafstörung
  • Jeder zehnte Deutsche wird 100 Jahre alt
  • Jeder zehnte Deutsche verstirbt an den Folgen eines Schlaganfalles
  • Jeder zehnte Deutsche hat eine Allergie
  • Jeder zehnte Deutsche ist schon einmal aufgrund von Nachbarschaftsstreit umgezogen
  • Jeder zehnte Deutsche hat Potenzprobleme
  • Jeder zehnte Deutsche hat Probleme mit seinen Gelenken
  • Jeder zehnte Deutsche hat bereits schon eine oder mehrere Schönheits-OPs hinter sich

Jetzt möge mal jeder in die Liste schauen, ob er oder sie sich dort wiederfindet. Und falls ja, dann seid Ihr tatsächlich auch eine Minderheit. Wir alle sind Minderheiten. Das kann sehr schön sein, wenn man sich gegenseitig unterstützt, hilft und miteinander solidarisiert. Denkt mal drüber nach.


Foto: © formschub

Under control(l)

Fast 4.000 Menschen haben in den letzten drei Tagen den Blogbeitrag zu meinem Bahnerlebnis gelesen, es gab zahlreiche Links, Retweets, Kommentare und »Likes«.

Ich begrüße dieses große Echo, nicht, weil mich Zugriffszahlen per se beglücken, sondern, weil ich es für gut halte, wenn Unternehmen generell bewusst(er) wird, dass ihre Fehler und die ihrer Mitarbeiter heutzutage online nahezu in Echtzeit öffentlich werden können. Das ist eine große Chance für die Unternehmen, schnell und effizient zu reagieren, auf Kritik einzugehen, ihr Image, ihren Service oder ihre Produkte zu verbessern und ihren Kunden gegenüber Wertschätzung zu zeigen.

Es geht nicht um Pauschalurteile, digitales Anprangern oder – wie so oft im Internet – wildes Rumpöbeln gegenüber den vermeintlich »bösen« Konzernen. Insofern bin ich recht froh, dass die Zahl derjenigen User, die in ihren Kommentaren aus meiner Sicht emotional etwas übers Ziel hinausgeschossen sind, (bis jetzt) erfreulich gering war. Vielleicht kriegt das Internet diesbezüglich irgendwann ja doch noch die Kurve. Ich würde das begrüßen.

No_riot

Mir fehlen die Worte

Auf der Bahnfahrt im IC von Hamburg Richtung Amsterdam. Der Zug auf dem ersten Streckenabschnitt bis Osnabrück ist ziemlich durchreserviert, deshalb nehme ich an einem leeren Tisch im nur leicht besetzten Bordbistro Platz. Kurze Zeit später kommt ein männlicher Schwarzer Mensch an den Tisch und nach seiner fragenden Geste und meinem Zunicken nimmt er Platz und beginnt, eine Mahlzeit einzunehmen.

Dann betritt der Kontrolleur den Bereich und prüft die Tickets der anwesenden Passagiere. Als er den Mann mir gegenüber nach der Fahrkarte fragt, deutet dieser in Richtung des Wagens hinter sich und sagt in leicht gebrochenem Deutsch »Meine Frau hat die Karten«. Daraufhin der Kontrolleur: »Sieht die auch so aus wie Sie? Ich meine, ist die auch so verbrannt im Gesicht? ’Tschuldigung, ist nicht so gemeint …« und lacht jovial. Ich bekomme vor Verblüffung nur »Na, das war ja jetzt richtig lustig.« heraus und verdrehe die Augen in Richtung meines Tischgenossen, der mich nur resigniert lächelnd ansieht und eine abwinkende Handbewegung macht.

Als der Bahnbedienstete den Wagen verlassen hat, komme ich mit meinem Gegenüber auf Englisch für eine runde halbe Stunde ins Plaudern und erfahre, dass er der Vorsitzende der Handelskammer Surinames ist und an den Tagen zuvor in Hamburg in offizieller Mission mit lokalen Politikern zusammentraf und unter anderem das Airbus-Werk besichtigte. Darüber hinaus ist er Inhaber einer Goldmine in Suriname und war nun auf dem Wege in die Niederlande, um dort Verwandte zu besuchen.

Ich hoffe, dort wird er respektvoller behandelt. Ich schäme mich.
(Der Vorfall wird von mir an zuständige Stellen berichtet werden.)

Update: Weder mein Befremden und meine Scham noch meine Initiative zur Weiterleitung dieses Vorkommnisses stehen in Bezug zu Status, Beruf oder Funktion dieses Fahrgastes, ich hätte ohne Kenntnis dieser Details genauso reagiert. Den Gesprächsinhalt habe ich lediglich wiedergegeben, um den Fortgang meiner Begegnung mit ihm zu schildern.

Ich sehe das QRitisch …

Über die – meiner Meinung nach oft ebenso überflüssigen wie fehlplatzierten – QR-Codes wollte ich hier auch schon immer mal was schreiben, aber jetzt hat Gerrit van Aaken das bei praegnanz.de getan. Und seinem Blogbeitrag habe ich kein Wort hinzuzufügen. Außer vielleicht diese »Musterbeispiele«. Hihi.

QRCode
QR-Code created with QR-Code Generator via kaywa.com

Kleine Business-Twittiquette

Eben gerade stellte @claudine in meiner Twitter-Timeline eine interessante Frage an ihre :

Eure Meinung ist gefragt: die absoluten »don’t do it« von Firmen auf twitter?

Mit diesem Thema beschäftige ich mich derzeit aus eigenem Interesse, da ich für Agentur, die ich mit zwei Partnern Anfang des Jahres gegründet habe, auch einen (noch jungen) Twitteraccount angelegt habe. Da stellt sich natürlich die Frage: was twittert man da? Und was/wie besser nicht?
Ich habe Claudine 10 Punkte genannt, die mich ganz persönlich an gewerblichen Twitterern nerven und die ich als Business-Twitterer auf jeden Fall versuchen würde, zu vermeiden:

1. Nur senden
Es gibt kaum etwas Langweiligeres als Accounts, die einen Tweet nach dem anderen raushauen und so tun, als seien sie völlig alleine bei Twitter. Da wird nicht gefragt, auf keinen Follower reagiert, ein häppchenweiser Monolog heruntergeleiert – ohne Interesse an dem, was im Netz und bei Twitter eigentlich zählt: die Menschen. Langweilig wie eine Bahnsteigansage.

2. Desinteresse an Dialog suggerieren
Auch der Inhalt der Tweets kann abschottend wirken. Wer sich selbst nur zelebriert, ohne Feedback anzuregen, Lobhudeleien über Marke und Business als einzigen Content anbietet, also als reine Reklameschleuder agiert, kann auch Funkwerbung buchen. Das »Please don’t disturb«-Schild am Türchen des Twitteraccounts.

3. Auf Fragen nicht/schleppend reagieren
Ganz schlimm wird es, wenn Follower von sich aus etwas fragen, und der Firmentwitterer partout nicht aus dem Quark kommt. Bei E-Mails gilt eine Antwortfrist von 24 Stunden als gerade noch akzeptabel, bei Twitter würde ich diese gut und gern vierteln. Eine gewisse Wartezeit ist nicht unklug, da ggf. andere Follower des Unternehmens als Community agieren und dem Fragenden ihrerseits kompetente Antworten bieten. Das kann das Unternehmen aufgreifen und so einen fruchtbaren Gruppendialog anregen und mitführen. Aber spät oder gar nicht antworten geht gar nicht.

4. Kritik negieren/ignorieren
Follower sind kein Lobvieh, sie haben auch Probleme. Produkte gehen kaputt, enttäuschen Erwartungen oder werfen Fragen auf. Gewerbliche Twitterer, die dies abwiegeln, schneiden sich ins eigene Fleisch. Eine Antwort, die mich in Geschäften und bei Hotlines nach Schilderung von Problemen regelmäßig in Rage bringt, ist »Das kann eigentlich nicht sein«. Wer Kritik nicht ernst nimmt und als Chance zur Verbesserung bergeift, nimmt seine Kunden nicht ernst. Und wenn die dann weglaufen, ist das kein Schmollen, sondern verständlich.

5. Zu oft twittern
Hier geht es mir wie mit Newslettern. Einmal pro Woche ist gerade noch okay, alle zwei bis drei Tage ist schnell die Nervschwelle erreicht. Da stellen sich mir die Fragen »Wieso packen die ihre gesammelten News nicht in weniger E-Mails?« oder »Befürchten die, dass ihre Kunden gleich eine Insolvenz vermuten, wenn mal drei Tage kein Newsletter kommt?«. Also bitte nicht alle 20 Minuten einen Tweet abschicken, das ist so penetrant wie an der Haustür Sturm klingeln.

6. Zu selten twittern
Das Gegenteil ist genauso kritisch. Verwaist anmutende Twitteraccounts, durch die man im Geiste schon digitale Tumbleweeds kugeln sieht, lassen vermuten, das Unternehmen sei entweder desinteressiert oder mit dem Kanal inhaltlich bzw. personell überfordert. Manchmal mag diese Vermutung sogar die Wahrheit sein. Wer als Unternehmer einen Twitteraccount anlegt, muss sich klar darüber sein, das dies engagierte Pflege, Zeit und personelle Ressourcen erfordert. Der große Name an der Tür oder ein tolles Produkt reichen noch lange nicht, um Follower länger bei der Stange zu halten.

7. Pausenlos dieselben selbstbezogenen Tweets wiederholen
Unverständnis befällt mich, wenn ich manche meiner Neufollower-Accounts anklicke und dort gebetsmühlenartig immer wieder dieselben drei bis vier Tweets lese: »Unser neues Produkt XXX ist ab sofort erhältlich!«, »Gehe jetzt zu YouTube/Facebook etc. und vote für das Video unseres neuen Produkts XXX!«. Wie Bart und Lisa Simpson auf der Rückbank des Wagens, die ohne Unterlass krakeelen »Sind wir bald da? Sind wir bald da? Sind wir bald da? Sind wir bald da? …« Steter Tropfen höhlt hier nicht den Stein, sondern das Hirn. Und weckt schnell Fluchtimpulse.

8. Humorlos twittern
»Verschenke ein Lächeln, und Du bekommst eins zurück.« Sollte eigentlich so sein, ist es aber leider nicht immer. Denn genau so befremdlich wie Unternehmen, die nicht auf Kritik reagieren, sind jene, die keinen Spaß verstehen. Twitter wird von spontanen geistreichen bis groben Frotzeleien im Sekundentakt angetrieben – für mich einer der großen Anreize dieses faszinierend lebendigen Social Networks. Firmen, die diesem Treiben hilflos, verständnislos oder sogar ablehnend gegenübertreten, haben hier entweder nichts verloren oder keine große Zukunft.

9. Orthographisch schlampig twittern
Schnellebigkeit verführt zu Hast und Hast fördert Flüchtigkeitsfehler. Jeder Tweet, und sei er noch so »BREAKING!«, sollte vor dem Absenden noch einmal korrekturgelesen werden. Idealerweise, nachdem er von einem Autor verfasst wurde, welcher der deutschen Sprache in Stil und Orthographie hinreichend mächtig ist. Wer als Unternehmen oder Marke die vielbeschworenen »Praktikanten« (ich sage lieber Hilfskräfte) ohne Aufsicht oder kompetente Einarbeitung schlampig runtergeschrubbte Tweets raushauen lässt oder selber auf die Schnelle lieb- und stillose Meldungen einstreut, denen man anmerkt, dass sie nur lästige Pflichtübungen sind, darf nicht glauben, dass dies von den Followern als Wertschätzung oder Kompetenz interpretiert wird.

10. Nix Eigenes schreiben/nur Fremdtweets bzw. Links weiterverteilen
Wer keinen eigenen Content hat, steht im Internet in einem blühenden Garten Eden, wo die fremden Früchte verführerisch niedrig hängen. Da gibt es Newsmeldungen, Links, witzige Videos, Testberichte, Hilfsportale und und und … Das mag alles nützlich sein, vielleicht sogar für die Follower von Gewerbetreibenden, möglicherweise hat es sogar einen Bezug zu Marke oder Produkt. Aber wenn zu selten oder niemals eigene Inhalte in den Tweets auftauchen, stellt dies die Eigenständigkeit und Unverwechselbarkeit des Unternehmens massiv in Frage – vielleicht sogar bis hin zu der Vermutung, auch die Produkte könnten womöglich nur auf fremden Ideen basieren. Profilieren kann sich nur jemand, der außer Selektieren und Kombinieren auch das Kreieren beherrscht.

Soweit meine Meinung zu den zehn »No gos« für gewerbliches Twittern. Ich freue mich wie immer über Kommentare und Ergänzungen. Und hoffe, dass ich und meine Kollegen es besser machen. Vielleicht mag uns ja der eine oder andere der Leser dieses Artikels folgen und uns ein bisschen beaufsichtigen …

Twittikette
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Badvertising

Eben gerade erfuhr ich via Twitter von einem Postzustellerlebnis, das mir selbst vor kurzem ganz ähnlich widerfahren ist. Der Gedankengang dahinter seitens der Absender scheint in beiden Fällen derselbe zu sein, daher versuche ich mal, ihn hier nachzuvollziehen:

  1. Eine bekannte Firma möchte (neue) Kunden für ein (neues) Produkt begeistern und beauftragt ihre Agentur, sich was einfallen zu lassen.
  2. Die Agentur denkt sich »Mailing geht immer« und entwickelt eine fancy designte, mit Werbung bedruckte Verpackung für ein billiges, im schlimmsten Fall mindernützliches »Giveaway« – etwa ein Schlüsselanhänger, ein Kuli oder gar etwas mit witzigem Bezug zum beworbenen Produkt oder der Headline, die der Agenturtexter gebiert, z. B. ein Fläschchen Tabasco für die Kamera mit den jetzt »extra scharfen« Bildern.
  3. Wichtig! Der Mailingkarton muss in versandfertigem Zustand etwas höher oder breiter sein als ein üblicher Hausbriefkastenschlitz!
  4. Das Mailing wird an tausende ausgewählte Adressen verschickt, ohne dass einer der Empfänger es bestellt hätte. Niemand rechnet also mit Post.
  5. Der Postbote scheitert bei dem Versuch, das Mailing am Zielort in den Briefkasten zu werfen. Auf den Kasten stellen? Zu riskant. Beim Nachbarn abgeben? Keine Zeit oder keiner da. Kleiner Tipp an die kreativen Agenturen: Berufstätige sind oft tagsüber nicht da.
  6. Der Postbote hinterlässt eine Benachrichtigung zur Abholung auf dem zuständigen Postamt im Briefkasten.
  7. Der Empfänger bekommt die Nachricht und wundert sich. Nicht bestellte abholpflichtige Post ist meistens entweder wertvoll oder wichtig oder beides.
  8. Er macht sich in der knappen Zeit vor, zwischen oder nach der Arbeit auf den Weg zum Postamt und muss nicht selten eine Weile anstehen, um die geheimnisvolle Sendung zu erhalten.
  9. Er erhält und öffnet den Mailingkarton. Wertloser Krempel und die Werbebotschaft eines Markenherstellers purzeln ihm entgegen.

Und nun sei zu raten, wo auf einer Skala zwischen 1 und 10 die Begeisterung des Empfängers anzusiedeln ist.

Bei mir war es die Autofirma mit den vier Ringen, die mich einen silbernen Pappkarton mit einem Minifläschchen Olivenöl von der Post abholen ließ.
Für welches Fahrzeugmodell? Keine Ahnung. Ich habe den Brief nicht gelesen.

Das Öl hab ich als Entschädigung behalten.

Bad_Idea

Vorbildfunktionsstörung

Nachdem Rainald Grebe zweifellos Horst Köhler im Kopf hatte, als er sein brillantes Lied textete, keimt in mir aktuell die Sehnsucht nach einer Variante, die besser zum derzeitigen Amtsinhaber passt. Vielleicht fallen Euch ja auch noch ein paar passende Zeilen ein.

Ich bin der Präsident.
Guten Tag, ich grüße Sie.
Ich bin der Präsident.
An mich erinnert man sich nie.

Ich bin der Präsident.
Ich mache dies und das.
Ich hab ja jetzt bald Urlaub,
das wird bestimmt ein Spaß.

Hallihallo, der Präsident.
Ich bin Moralinstanz.
Das ist ein hoher Anspruch,
doch ohne Relevanz.

Ich bin der Präsident,
ich kenne Prominente.
Die sind sehr nett, die haben Geld
und geben mir Prozente.

(…)

Praesident
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