Kategorie: Haar in der Suppe

Alles, was schlechte Laune macht

Olympi … adé

Würde die Sportberichterstattung in den Medien bei mir nicht ohnehin schon auf umfassendes Desinteresse stoßen (vielleicht mal abgesehen von Billard und Minigolf), wäre es spätestens jetzt soweit. Das omnipräsente Faken, Heucheln, Polemisieren, Dementieren, Zensieren und Euphemisieren rund um die anstehenden »Spiele« (haha) geht mir inzwischen so was von auf den Sack, dass ich schon jetzt meine Daumenreflexe trainiere, um absolut jeden Sendeschnipsel dieser Veranstaltung im Bruchteil einer Sekunde wegzappen zu können.

Mag sein, dass das Ganze partiell auch Chancen für Land und Bevölkerung bringt. Dann sollen sich alle Nutznießer herzlich gern daran erfreuen. Aber ohne mich als Medienkonsument. Mir reicht’s.

Ist doch wahr …

Grundsätzlich bin ich ja ein geduldiger Mensch. Ich warte in der Kassenschlange, bis ich dran bin, pumpe an der roten Ampel nicht nervös mit dem Fuß auf dem Gas rum und koste erst dann vom frischgebackenen Kuchen, wenn er wirklich abgekühlt ist. ABER WANN, ZUM HENKER, BRINGT IHR LAHMARSCHIGEN FILMSTUDIOS ENDLICH MAL DIE WIRKLICH GUTEN FILME UND SERIEN AUF DVD RAUS, AUF DIE ICH SCHON EINE VERDAMMTE EWIGKEIT WARTE? WELCHE?? NA, DIE HIER:

In anderen Ländern geht es doch auch.

Ächz hoch stöhn

Potenz ist in. Nicht nur im Bett, sondern anscheinend auch bei Designern und Werbern – und zwar im mathematischen Sinn. Nach den wochenlangen Diskussionen in Presse und Web um Logo und Slogan der Standortkampagne fürs Ruhrgebiet (»Ruhr hoch n« bzw. »Ruhr hoch R«, siehe z.B. die fontblog-Beiträge dazu im März und im Mai), entdecken nun weitere Marketingtreibende die Kraft der erigierten Zahlen für sich. Doch Hochgefühle wecken die Hochzahlen selten.

So hat Mariah Carey (sic!) ihre neue CD mit »E=MC²« betitelt, was wohl weniger daran liegt, dass sie neuerdings in Videodrehpausen Einstein liest, vielmehr entdeckte sie in der populären Formel eine komplett neue Bedeutung für ihren ganz eigenen kleinen Kosmos: »Alle sagen mir ja immer, dass ich so superschlau rüberkomme. Also der Titel bedeutet, Emanzipation ist gleich Mariah Carey zum Quadrat!« Ahja.

Aber zurück zu den wirklich wichtigen Dingen. Kondome, zum Beispiel. Heute morgen trieb mir bei einem Ampelhalt das untenstehende Plakat Grübelfalten auf die Stirn. Erst dachte ich an Eiscreme, wegen der Herzform, der langnesigen Farben und des appetitlich anmutenden Folienquaders. Dann jedoch sah ich die Kondomschachteln und die Headline: »LIEB ES² BEWEIS«. Also nicht Eis, sondern ES – und Kondome. Doch was ist ES? Und warum soll ich ES lieben? Eigentlich geht es doch um ER und SIE? Hat es was damit zu tun, dass die beiden ES gerade treiben? Das Foto ist ja schließlich der BEWEIS. Ach, nee: LIEBESBEWEIS! Aber wer beweist wem was – und womit? Ein gedanklicher Interruptus nach dem anderen lähmte mein Hirn. Inzwischen weiß ich immerhin, dass das Kondom so heißt: ES steht für »Extra Sensitive«. Klar, schreit einen ja aus den winzigen Randzeilen der Pariserpäckchen schließlich laut genug an. Aber warum zum Quadrat, zum Teufel? Egal, bleibt ja noch der Abbinder: »LifeStyles | We care more²« Schon wieder ein obskurer Verbal-Exponent. Wir deuteln munter weiter: LifeStyles – offenbar der Hersteller – kümmert sich. Und zwar nicht nur mehr, sondern hoch zwei. Aber worum? Um leicht verständliche Werbung sicherlich nicht. Vielleicht um das ES von vorhin? Um Kondome ohne Löcher? Um die beiden erregten Turteltäubchen? Oder bald um eine neue Plakatkampagne? Letzteres wäre zu hoffen. Echt².

Kondomplakat

Wegsehenswürdig

Das Design Tagebuch berichtet heute von den gelungenen Städteillustrationen für die acht Host Cities der UEFA EURO 2008.

Das erinnerte mich spontan an meine letzten Autobahnfahrten, auf denen mir viele der braunen Schilder am Wegesrand mit ihren stilisierten Darstellungen von Kulturdenkmälern oder Sehenswürdigkeiten grafisch unangenehm aufgefallen sind. Im Fachjargon heißen sie »Unterrichtungstafeln« und eine Webrecherche ergab, dass die Gemeinden für Beantragung, Erstellung und Gestaltung hauptverantwortlich sind. Aufstellung und Motiv müssen zwar von der Straßenbaubehörde genehmigt werden, aber dass dort Grafik-Designer arbeiten, ist nicht nur aufgrund der Qualität der Motive eher unwahrscheinlich.

Es gibt keine einheitlichen stilistischen Richtlinien zur Gestaltung dieser Schilder, und selbst die wenigen Vorgaben (braune Farbe, Schrift in DIN-Antiqua) werden in vielen Entwürfen nicht befolgt oder verändert. Auch wie viele Schilder es deutschlandweit gibt, ist unbekannt, da keine zentrale Behörde dafür zuständig ist. Ich finde es schade, dass an derart prominenten Stellen mit so lieblos bis unprofessionell erstellten Motiven in völlig uneinheitlichem Stil geworben wird. Die klumpigen Äffchen unten sind da nur ein noch harmloses Beispiel von vielen weiteren Gestaltungmissgriffen. (Edit: auf dieser Seite gibt es auch noch ein paar Exemplare zu besichtigen.)

Das Wikipedia-Projekt »Unterrichtungstafeln« fordert Teilnehmer dazu auf, Fotos der Tafeln hochzuladen, um eine möglichst komplette, kategorisierte Bildersammlung zu erstellen. An den wenigen bereits eingestellten Motiven kann man es aber schon deutlich sehen: uneinheitliche Formensprache, wechselnde Typographie und nur wenige gelungene Bildkompositionen. Dagegen haben es die Gastgeberstädte der UEFA EURO 2008 richtig gut.

Unterrichtungstafel

Danke, ich bin bedient!

Lousy_Service

Wenn sich Ereignisse auffällig häufen, kann das Zufall sein. Muss aber nicht. Bei mir jedenfalls häufen sich in jüngster Zeit Erlebnisse mit schlechtem bis impertinentem Service. Dass das eher kein Zufall ist, zeigen auch kürzliche Blogeinträge von Anke Gröner, Herrn Paulsen und Syberia.

Mein erstes Erlebnis widerfuhr mir beim Betreten eines, sagen wir »Copyshops« (Kopien, Ausdrucke, Folienschriften, T-Shirt-Druck usw.). Zunächst wurde ich von dem Herrn, der direkt vor mir an seinem Schreibtisch auf den PC-Monitor starrte, mehrere Sekunden keines Blickes gewürdigt, von einer Begrüßung ganz zu schweigen. Dann sagte er, ohne aufzublicken: »Sprechen Sie. Ich höre mit den Ohren und nicht mit den Augen.« So kann man mit einem einzigen Satz seinen Laden im Nu von unliebsamen Kunden räumen.

Am vergangenen Wochenende wurde ich dann in einer Autowaschstraße mit einem dermaßen unverfrorenen Kasernenton empfangen und bedient, dass mich nur mein schon vor Seifenlauge triefendes Auto an einer sofortigen Kehrtwende hinderte. In meiner Ohnmacht blieb mir nur ein frostiges Downgrade auf das billigste Autopflegepaket. Und auf meine Bemerkung, ich sei andernorts schon freundlicher bedient worden, schleuderte mir der stiernackige Einschäum-Dumpfbolzen nur ein »Na, super« entgegen.

Und jetzt reicht’s. Wenn mir so etwas noch einmal passiert, werde ich nach Verlassen solcher Service-Todesstreifen nonchalant den obigen von mir gestalteten Sticker im Eingangsbereich hinterlassen. Als Warnung für weitere Kunden und als Quittung für den inakzeptablen Bedienungs-GAU. Für alle Sympathisanten stelle ich den Sticker hier (6 Stück auf einem A4-Bogen) gratis zum Download und zur uneingeschränkten Verteilung bereit.

Lasst uns die Servicewüste begrünen. Wir sind viele.

Press(e)freiheit

Als Grafik-Designer bin ich ein visueller Mensch. Und deshalb tut es mir in den Augen weh, wenn Fernseh- und Videomacher ohne Rücksicht auf Ästhetik einzelne Szenen ungeachtet ihres Bildschirmformats 16:9 oder 4:3 beliebig pressen, stauchen oder dehnen, anschließend völlig unbekümmert zusammenmontieren und senden. So z.B. geschehen in den Tagesthemen am gestrigen Abend – aber es geschieht auch anderswo. Immer wieder, Tag für Tag, vielleicht gerade jetzt. Das Schreien der Bilder ist förmlich zu hören. MERKT DENN DAS KEINER???

Tagesthemen quetsch
© Standbild: © Das Erste / Tagesthemen

Modenschau

File under: Vermischtes

Ich kann keine Ed Hardy T-Shirts mehr sehen.

Hairstylisten dieses Landes: lasst Euch mal wieder was anderes einfallen als diese bewusst bettig schräg nach vorne gewuschelten Hauptstadtfrisuren mit Ponygardine.

Ich ersehne den Tag, an dem Lippen-, Zungen- und Augenbrauenpiercings gleichzeitig auf der Out-Liste von Bravo, Brigitte und Bild-Zeitung auftauchen.

Es bleib ein Mysterium der modernen Verhaltensforschung, warum Heerscharen von Frauen allen Alters sich potthässliche, aber sauteure Klotzhandtaschen mit einem Dekor wie Muttis Sechziger-Jahre-Schrankpapier umhängen.

Bitte, bitte, lieber Gott: verbanne Bundfaltenhosen endlich in ein weit, weit entferntes Paralleluniversum.

Wer erklärt mir das Vorgehen von Frauen, die sich komplett die Augenbrauen rausreißen, um sie sich anschließend anatomisch völlig deplaziert wieder aufzumalen? Und warum arbeiten die immer bei Discountmärkten an der Kasse?

Leute beiderlei Geschlechts, die sich notorisch zu kurze Hosen kaufen, sollten von der Krankenkasse eine Beinverkürzung erstattet bekommen.

Noch jemand da draußen, der das Wort »angesagt« für genauso sinnlos und überflüssig hält wie ich?

Ich hoffe, dass Forscher bald das verantwortliche Gen für ein natürliches Eleganz- und Stilgefühl entdecken und einen Weg finden, es in Deutschland für eine flächendeckende Therapie übers Trinkwasser zu verbreiten.

Warte, warte nur ein Weilchen …

Nein, hier gibt es keine iPhones umsonst. Das ist auch kein Touristenstau vor der Airport-Sicherheitsschleuse mit Flugziel USA. Und erst recht kein nostalgischer Schnappschuss vom Einkaufsalltag im DDR-Konsum. Sondern eine ganz normale Hamburger Postfiliale heute mittag um kurz nach eins. Und der gelbe Kreis markiert was? Richtig: den einzigen geöffneten Schalter. Erst nach einer Viertelstunde wurden weitere geöffnet, vermutlich, um gewalttätigen Übergriffen des zürnenden Mobs vorzubeugen. Und nach weiteren lächerlichen 15 Minuten war ich dann auch schon dran. Argh.

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