Oh, Mann … ich will und sollte mal wieder so was von bloggen, aber im Moment durchwehen meinen Alltag zu viele To-Dos. Bis das vorüber ist, poste ich dann eben erstmal – hoffentlich interessanten – Drittcontent. Heute z.B. einen brandneuen Track einer meiner Lieblingsbands, Orbital. Das neue Album erscheint voraussichtlich im April 2012, begleitet von einer Tour durch Großbritannien.
Ein besonderes Bonbon zum Überbrücken der Wartezeit: der Track steht auf der offiziellen Website der Band als Gratis-mp3 zum Download bereit. Enjoy!
Kategorie: Ins Netz gegangen
Linktipps und Seltsamkeiten aus dem Internet
Lafer, Lichter, Schuhbeck, …
… ich komme! Nachdem ich vor einigen Monaten (via Twitter, natürlich) die famose Zufallskochrezeptseite scheissewaskocheichheute.de (Edit: inzwischen offline) entdeckt und dort eins meiner selbstkomponierten Lieblingsrezepte hochgeladen hatte, fragte mich im August Anna aus dem Projektteam, ob ich etwas dagegen hätte, wenn mein Rezept als eins von 55 in das bald erscheinende Kochbuch zur Website aufgenommen würde. Hatte ich nicht.
Geld gab es zwar keines, aber natürlich Ruhm und umgehende Aufnahme in den Olymp der Küchengötter. Und heute kamen die Belegexemplare, das heißt: das Buch ist im Handel. In einer auf 999 Exemplare limitierten Auflage ist es ab sofort hier zu bestellen. Internetseiten kann man schließlich nicht verschenken – damit hat das Werk doch auf jeden Fall schon mal eine hinreichende Existenzberechtigung. Und ich freue mich natürlich gleichermaßen doll, falls jemand das Rezept mal ausprobieren mag, ganz egal, ob aus dem Netz oder von der Buchseite. Guten Appetit!
Und hier noch der Link zur englischsprachigen Vorreiterwebsite: whatthefuckshouldimakefordinner.com
Bücherfragebogen [♂] – 16
16 Das 9. Buch in deinem Regal von rechts
Wie schon bei der ähnlich formulierten Frage 15 nehme ich mir die Freiheit, das Regal für diese Positionsangabe selbst auszuwählen – und finde an der angegebenen Position … ein Taschenbuch: »Geschnitten oder am Stück?« von Elke Heidenreich, damals alias Else Stratmann, aus dem Jahr 1986.
Elke Heidenreich erschuf die Kunstfigur und von ihr selbst verkörperte Rolle der »Metzgersgattin aus Wanne-Eickel« 1975, zunächst fürs Radio. Bei den Sendern WDR 2 und SWF 3, später auch im Fernsehen, zog sie in herrlich schnoddrigen Monologen über das Tagesgeschehen, Politik, Promis und gekrönte Häupter her. 1987 machte Elke Heidenreich »Schluss« mit Else Stratmann und wandte sich anderen literarischen Themen zu.
Der Rowohlt-Verlag veröffentlichte ab 1984 insgesamt vier Taschenbücher mit den gesammelten Kolumnen der Ruhrpottikone: »Darf’s ein bißchen mehr sein? – Else Stratmann wiegt ab«, »Geschnitten oder am Stück? – Neues von Else Stratmann« (s.o.), »Mit oder ohne Knochen? – Das Letzte von Else Stratmann« und »Datt kann donnich gesund sein – Else Stratmann über Sport, Olympia und Dingens …«. Bei mir im Bücherregal stehen sie alle in den Erstauflagen aus den Achtzigern, und eins davon als neuntes von rechts …
Für alle, die Else Stratmann nicht kennen: Der YouTube-User vinterhjerte hat ein rundes Dutzend Audioclips von und mit Else Stratmann/Elke Heidenreich hochgeladen, und auf der Website des Rowohlt-Verlages wird die eine oder andere Leseprobe im PDF-Format aus den nach wie vor erhältlichen Buchbänden angeboten.
Weil Elke Heidenreich keine neuen Texte ihres damaligen Alter Ego mehr nachschiebt, tröste ich mich inzwischen durchaus angemessen mit der Lektüre des famosen Blogs ihrer Dialektgenossin Ingeborch Schubiak, die sich beim WAZ-Webportal Der Westen ihre Weltsicht von der Seele schreibt (Update: das Blog ist leider mittlerweile offline oder hinter einer Paywall, aber bei den Ruhrbaronen kann man Frau Ingeborch noch lesen). Vielleicht gibt’s das ja auch irgendwann mal in Buchform …
Der komplette Fragebogen im Überblick.
Bücherfragebogen [♂] – 14
14 Ein Buch aus deiner Kindheit
Ach! Wo soll ich da anfangen? Ein paar der liebsten Bücher aus meiner Kindheit stehen noch immer bei mir im Regal, vergilbt, zerlesen, bekritzelt oder mit zum Teil ausgemalten Illustrationen (ein frühes Hobby), neu eingebunden, bestempelt … aber ein wirklich gutes Buch entstellt nichts.
Da wäre zum Beispiel Mein Freund der Zauberer von J. B. S. Haldane. Es erzählt die Geschichte, wie der Autor, Professor Haldane, mitten in London einen älteren Herrn davor bewahrt, beim unachtsamen Überqueren der Straße von einem Auto überfahren zu werden. Der Gerettete, der sich als Mr. Leakey vorstellt, lädt seinen Schutzengel daraufhin zum Dank in seine Wohnung zum Abendessen ein – und spätestens bei Tisch stellt sich heraus, dass der Gastgeber ein waschechter Zauberer ist: die Vorsuppe wird aus seinem Zylinder auf die Teller gegossen, ein riesiger Oktopus trägt von der Decke herab das Essen auf, ein etwa dackelgroßer, zahmer Hausdrache grillt den Fisch in seinen heißen Klauen, eine grüne Miniaturkuh spendet Sahne und ein geflügelter arabischer Dämon holt in Windeseile frische Erdbeeren aus Neuseeland fürs Dessert, während an den vier Ecken des Tisches im Zeitraffer Obstbäume mit saftigreifen Mangos und Pfirsichen wachsen. Die beiden Herren verstehen sich bestens, und der Professor erlebt mit seinem neuen magischen Freund im weiteren Verlauf des Buches noch eine ganze Reihe aufregender und seltsamer Dinge.
Ein nicht minder seltsames Buch, das ebenfalls in England spielt, ist Professor Hirnschlags unglaubliche Abenteuer von Norman Hunter (einen Link fand ich nur zur englischen Ausgabe, wo der Protagonist »Professor Branestawm« heißt). Professor Hirnschlag ist ein sehr, sehr kluger, erfinderischer, aber auch extrem zerstreuter Mensch. Das beginnt bei seinen fünf Brillen: eine zum Lesen, eine zum Schreiben, eine zum Ausgehen, eine, um andere Menschen darüber hinweg anzusehen und eine, um nach den anderen vier zu suchen, weil er sie natürlich ständig verlegt.
Zusammen mit seinem Freund, dem zackigen Oberst Haudrauf und der Haushälterin Frau Schnüffelschnauz stolpert der Professor in 14 Kapiteln durch seinen chaotischen Alltag. Er erfindet eine Frühjahrsputz-Putzmaschine, die so gründlich arbeitet, dass sie alle Möbel in den Garten des Hauses katapultiert. Oder er verlegt alle Exemplare ein und desselben Buches aus zwölf Stadtteilbibliotheken bis auf eins, das er dann reihum immer rechtzeitig vor Ablauf der Leihfrist wieder zurückbringen kann. Einmal erweckt er mit einem stinkenden Elixier versehentlich ein komplettes Fotoalbum zum Leben, woraufhin seine Wohnung von den abgelichteten Personen überschwemmt wird, inklusive am Bildrand angeschnittener, halber Passanten und unscharfer Hintergrundfiguren. Es sind in der Tat unglaubliche Abenteuer, die der Professor erlebt.
Gleich zwei Bände gab es von den heißgeliebten Geschichten des märchenhaften Abenteurers Jeremias Schrumpelhut: Die Reise zum Stern Traumatia und Mit König Eierbatz im Märchenwald, die von Wolf-Dieter von Tippelskirch verfasst wurden. Auch diese beiden Bücher bersten förmlich vor fantastischen Geschichten und Gestalten: Es gibt Mondschafe, die ihre wuchernde kunterbunte Wollpracht selbst verstricken können, mit Kitzelspießen bewaffnete Kobolde, Traumgespenster, echte riesenohrige Angsthasen, den lachhaft gekleideten Herrscher Mieselfratz, der seinen Untertanen bei Strafe verbietet, über ihn zu lästern, Rüsselschnurpse, Mollekieken, den schnellsten Zwerg der Welt, die Riesenschnupfenbazille Schnuppdiwupp oder den friedlichen Drachen Kukifex. Wie oft ich diese Geschichten las und im Kopf die Abenteuer miterlebte – ich weiß es nicht.
Unbedingt mit auf die Liste muss noch Der verzauberte Kater von Barbara Sleigh – eines der Bücher, von denen ich mir nach wie vor eine Verfilmung ganz grandios vorstellte. Das in London (schon wieder England!) spielende Buch erzählt die Geschichte der 12jährigen Rosemary, die während der Sommerferien mit Putzdiensten ein wenig zum kargen Einkommen ihrer alleinerziehenden Mutter beisteuern möchte. Dazu kauft sie auf dem Flohmarkt auf der Suche nach billigen Putzwerkzeugen bei einer seltsamen alten Frau für ein paar Schilling einen Reisigbesen. Der schwarze Kater, der am Stand herumstreicht, ist im Preis inbegriffen. Rosemary staunt nicht schlecht, als der Kater, Carbonel, auf dem Nachhauseweg zu sprechen beginnt und ihr offenbart, dass er ein verzauberter Katzenprinz ist und sie bittet, den auf ihm liegenden Fluch zu brechen. Doch dazu braucht Rosemary Zauberutensilien, welche sich zum Teil noch im Besitz der alten Flohmarkthändlerin – einer Hexe im Ruhestand – befinden. Ein aufregendes und magisches Ferienabenteuer beginnt …
Völlig ohne Gepäck und Geld begibt sich Jasper auf eine Reise rund um den Globus, nachdem er in einem Jasminbusch des Amsterdamer Vondelparks auf den winzigen Reisegeist Korilu trifft und von diesem dazu angestiftet wird. Weltreise mit Korilu heißt dieses ebenso lehrreiche wie fesselnde Kinderbuch von Thea Beckman, den ich ebenfalls mehr als nur einmal verschlang. Jasper lernt überall auf seinem Weg durch die Fremde neue Menschen kennen, muss hart arbeiten, gerät in manche Gefahr, schließt Freundschaften und lernt, was es heißt, Abschied zu nehmen. Dabei ist der kleine Korilu, der sich vor fremden Blicken in Jaspers dichtem Haarschopf versteckt, ihm oft ein erfahrener und nützlicher Ratgeber.
In der Akademie des Meisters Klex, einem Internat ganz besonderer Art, werden nicht nur ausschließlich Jungen aufgenommen, sondern ihr Vorname muss zudem auch mit A beginnen. In diesem elitären Kreis sind die Schulfächer, die der Gründer, Direktor und einzige Lehrer Meister Klex unterrichtet, dann auch entsprechend außergewöhnlich: Klecksographie, Buchstabenspinnen oder Möbelmedizin. Vom Garten der Akademie aus führen zahlreiche Pforten in verschiedene Märchenwelten, wo die Schüler den Figuren aus Andersens oder Grimms Märchen begegnen und in der Mensa wird feinstes Essen aus bunten Scherben und Farblösungen gezaubert. Doch das größte Geheimnis der Akademie ist der sommersprossige, bunthaarige Meister Klex selbst. Und keiner der Schüler ahnt, dass bald eine Schöpfung des Meisters zur größten Gefahr für seine eigene Akademie werden wird … Das fantastische Kinderbuch des polnischen Autors Jan Brzechwa erschien in der Erstausgabe bereits 1946.
Sicherlich war es die Fülle meiner Kindheitsbucherinnerungen, die dazu führte, dass ich diese Bücherfrage so lange vor mir hergeschoben habe. Ich könnte noch viele weitere Bücher nennen, die mich als Kind und Jugendlichen in Lichtjahre entfernte Welten versetzt haben: Der Zauberer von Oz, Momo, Die unendliche Geschichte … In späteren Jahren begeisterten mich Science-Fiction-Geschichten, das Herr-der-Ringe-Epos und Stephen King, aber ich habe mich für diesen Beitrag bewusst auf etwas unbekanntere Bücher beschränkt. Die meisten davon – wie an den Links ersichtlich – sind heute, wenn überhaupt, nur noch antiquarisch erhältlich. Manchmal ist der ständige Drang des Menschen nach immer Neuem, Frischem zum Lesen, Anschauen, Hören ein Fluch. Denn so viele famose Werke verschwinden im Strudel des unaufhörlich Nachströmenden und gehen so für die Kinder von heute quasi verloren. Ein Jammer, wenn man bedenkt, wieviel eigentlich zeitlose Fantasie, Spannung und Witz darin stecken.
Der komplette Fragebogen im Überblick.
Schnörkellos. Fast.
Als kulturell interessierter Mensch nehme ich mir gelegentlich in Ticketbüros die aktuellen Flyer und Prospekte der lokalen Musik-, Theater- und Bühnenensembles mit. Als Metropolenbewohner (Hamburg/Berlin) muss man ja wissen, was im Kessel der Großstadt gerade Heißes so kocht. Heute nach dem Frühstück blätterte ich im neuen Saisonprogramm des Rundfunkchores Berlin, das von außen noch nicht ahnen ließ, welch angenehm frisches Design mich auf den Innenseiten erwartete.
Schlicht weiß, mit glänzend goldener Heißfolienprägung kommt die Titelseite recht unspektakulär daher, wenn da nicht ein paar kleine Schnörkel an einigen Buchstaben hingen, die an die tropfenförmigen Formen an Bass- und Violinschlüssel bei der Notenschrift erinnern. Und gleich auf der nächsten Seite löst diese zarte Andeutung des Besonderen ihr Designversprechen ein:
In einem sehr variablen, aber dennoch aufgeräumt wirkenden Seitenraster, das aus einander überlappenden Rechtecken besteht, werden mit feinem Sinn für Farben und Seitenkomposition tolle und abwechslungsreiche Layouts gebildet. Die Seiten sind gut gegliedert und nicht überfüllt, die einfühlsame und zurückhaltende Typografie lädt zum Lesen ein, und gelungene, teils gewagt beschnittene Fotos von Interpreten, Publikum und Ensemble bilden zusammen mit großzügigen Schmuckbildern einen hochwertigen, modernen und frischen Look, der sofort Lust auf einen Besuch der Vorstellungen macht.
Besonders gefällt mir an dem Gestaltungskonzept das wiederkehrende Stilmittel eines Rasters aus unregelmäßigen rechteckigen Punkten (siehe Abbildung unten), deren Struktur sehr ansprechend und dezent Takt und Textur komplexer Musikarrangements visualisiert und den Rhythmus der Seitenlayouts im Kleinen nochmals unterstreicht.
Im PDF des Programmhefts kann man die wunderschöne Auszeichnungsschrift Archer des Schriftbüros Hoefler & Frere-Jones identifizieren; offenbar einst exklusiv für die Zeitschrift Martha Stewart Living der US-amerikanischen Heimdeko-Ikone entwickelt, doch die Exklusivlizenz ist inzwischen ausgelaufen, so dass der Font nun für jeden erhältlich ist. Sein Grundduktus erinnert an klassische geometrische Egyptienne-Schriften wie Rockwell oder Memphis, wird aber aufs Schönste bereichert durch die erwähnten kleinen »Schlenker« an einigen wenigen Zahlen und Buchstaben (siehe Abbildung unten) und macht diesen Type für meinen Geschmack zu einer perfekten Vermittlerin zwischen Kopf und Bauch, Klassik und Gegenwart.
Für längere Texte kommt die TheSans von Lucasfonts (Lucas de Groot) zum Einsatz.
Für die Gestaltung und Umsetzung verantwortlich zeichnet laut Impressum die Berliner Werbeagentur Heymann Brandt de Gelmini. Das Corporate Design wurde allerdings bereits 2010 mit dem – inzwischen freiberuflich tätigen – Creative Director Robert Körtge entwickelt.
Abbildungen: © Rundfunkchor Berlin
Nölplattformen
Bewertungen im Internet sind eine tolle Sache. Endlich haben Verbraucher eine Stimme! Fast ungefiltert und in Echtzeit kann jeder mit Internetzugang mittels Mundpropaganda (nicht zu verwechseln mit Mund-zu-Mund-Beatmung!) Produkte und Dienstleistungen empfehlen oder verteufeln. Davon profitieren alle! Die Suchenden werden sowohl mit Tipps und guten Erfahrungen auf die richtige Fährte gesetzt als auch durch Warnungen und fundierte Kritik vor Enttäuschungen gewarnt.
Wenn’s denn so wäre. Denn immer wieder finden sich in den Userkommentaren zu Firmen, Produkten oder Dienstleistungen vereinzelt Einträge, die in mir eine der Urfragen der Menschheit neu aufwerfen: Woher kommt der Mensch? Was will er von mir? Und warum schreibt er sowas?
Ich habe selbst schon beste Erfahrungen mit Qype-Rezensionen gemacht (Update: Qype wurde nach einiger Zeit assimiliert vom Konkurrenzportal Yelp). Und ich amüsiere mich über Spaßrezensionen wie beim schon legendären Amazon-Allmachtstaschenmesser. Aber jenseits dessen beginnt die Twilight Zone der Nutzerbewertungen, in der Menschen u.a. mit der Fähigkeit leben, Dinge zu bewerten, die sie gar nicht richtig genutzt haben. Die Bewertungen verfassen, die mit dem getesteten Ding oder seiner bestimmungsgemäßen Nutzung rein gar nichts zu tun haben.
Drei Beispiele. Suche ich z.B. bei Qype nach Bewertungen für Restaurants, die ich selbst oft und gerne besuche, stoße ich u.a. auf Folgendes:
»Wir haben hier nicht übernachtet und auch nicht wirklich richtig gegessen, eigentlich kann ich recht wenig sagen.«
– Bewertung: ★★★✩✩
User kitchenhero zum Mövenpick Hotel Hamburg Sternschanze
»Ich nehme mir Gänsebraten (frühmorgens!), Salzkartoffeln und Rotkohl, schliesslich ist (bald) Weihnachten. Später noch einmal Nachschlag, das ist erlaubt. Noch den ganzen Tag werde ich später daran erinnert, dass derartige Gerichte mit viel Fett (Gänseschmalz) zubereitet werden. Nach einem guten Gänsebraten muss man den ganzen Tag aufstoßen vom vielen Fett und das hat immer so einen öldichten Nachgeschmack.«
– Bewertung: ★★✩✩✩
User Thomas Go… zum Brauhaus Rixdorf, Berlin (inzwischen geschlossen)
»Ich mag es nicht, wenn in einem Restaurant grundsätzlich alle Tische vorreserviert sind.«
– Bewertung: ★✩✩✩✩
User annshee zur Trattoria Libau, Berlin (noch ohne Website)
Da könnte man sich schon fast einen Spaß draus machen, sich einige kausal ähnlich gelagerte Bewertungszitate auszudenken – etwa für Amazon-Produkte – und die Leser raten zu lassen, ob auch echte dabei sind oder nicht …
- »Ein Vorteil hat das Gerät, es ist Robust, als ich es vor kurzem vor Wut gegen die Wand gepfeffert habe ist nix kaputt gegangen.«
- »Leider konnte ich das eingeschweißte Produkt nicht öffnen, da ich eine Zellophanallergie habe.«
- »Das Buch hat sehr viele Seiten und wird leider nicht durch Bilder aufgelockert, damit sich die Augen mal etwas ausruhen können.«
- »Das Produkt ist genauso nutzvoll wie Scheiße unterm Schuh. Mehr braucht man dazu nicht mehr sagen …«
- »Ich hasse Rezensionen, die gemacht werden, bevor ein Spiel auf den Markt ist. Um so paradoxer ist es, dass ich gerade eben dies gerade tue.«
- »Leider kann ich mich den meisten anderen Rezessionen nicht anschließen.«
- »Der Schreibstil dieses Buches ist sehr primitiv. Alle Sätze sind sehr kurz gefasst. Nicht empfehlenswert.«
- »Meine Nachbarn haben die DVD gekauft und ich muss sagen, die Bässe bei den Explosionen sind viel zu laut eingestellt.«
- »Ich konnte zu keiner der in der Handlung vorkommenden Personen eine Beziehung aufbauen.«
- »Der Postbote, der das Paket brachte war sehr ungepflegt und hatte mundgeruch.«
- »Ich habe die DVD nicht angesehn, werde sie mir auch nicht kaufen, aber möchte trotzdem eine gutgemeinte Warnung aussprechen: Finger weg.«
- »Das Cover ist ansprechend, der Klappentext auch. Der Rest, naja.«
(Auflösung: die Zitate 2, 3, 8 und 10 sind frei erfunden.)
Photo: © cesarastudillo | Some rights reserved
Klare Ansage
Durch Zufall bin ich dieser Tage mal wieder auf ein paar sehr gelungene legale Freefonts gestoßen, die ich den Schriftfreunden unter meinen Lesern nicht vorenthalten möchte. Alle vier folgen dem ungebrochen aktuellen Trend zu klaren Fonts mit irgendwie »skandinavischer« Anmutung und damit auch meinen ganz persönlichen Fontvorlieben:
Die im Moskauer Fontstudio Cyreal entstandene Artifica erfreut das Auge nicht nur mit einem klaren, offenen Schriftbild, sondern auch mit ihrer harmonischen Verbindung aus Druck- und Handschriftduktus und zahlreichen originellen Details, wie etwa dem nach rechts tretenden »Füßchen« am Versal-A.
Die Banda von Typedepot in Sofia, Bulgarien, erinnert mit ihren voluminösen Minuskeln und kleinen Ober- und Unterlängen u.A. an Museo oder Neuzeit Grotesk, besitzt aber durch die kleinen organischen Schlenker in ihren An-/Abstrichen ein emotionaleres Gesicht.
Die Collator soll laut ihrem Entwerfer, dem in Kanada lebenden Gestalter Vince Lo, eine formale Brücke zwischen asiatischen und lateinischen Schriftzeichen schlagen, was auch gelingt. Doch auch bei ihr findet man Anklänge an derzeit populäre, kantig-organische Fonts wie Klavika, Neo Sans (Hausschrift Kabel 1) oder den exklusiven Corporate Font der dänischen Supermarktkette Super Brugsen. Besonders angetan hat es mir mal wieder das kleine »g«. I love it.
Die Play des Kopenhagener Schriftenbüros Playtype erinnert etwas an den Schriftzug der Sony PlayStation, vielleicht rührt daher der Name. Was ich an ihr mag, ist der gelungene Einklang von sympathischer Offenheit und rechteckigen Formen, was sie für mich zu einer sehr schönen Alternative zur inzwischen ziemlich ausgelutschten Eurostile macht.
Update: Artifika und Play sind übrigens inzwischen auch bei Google web fonts für die Darstellung auf Webseiten verfügbar.
Man sieht: auch in (Ost)europa tut sich was in Sachen Typedesign.
Bücherfragebogen [♂] – 20
20 Das beste Buch, das du während der Schulzeit als Lektüre gelesen hast
Die Paarung der Wörter »Lektüre« und »Schulzeit« ruft bei mir oft wenig erbauliche Erinnerungen hervor. Das Lesenmüssen von als öde oder unergiebig empfundenen Texten – und die meist folgenden Klausuren darüber – ließ mich so manche Unterrichtsstunde verfluchen.
Ich gähnte bei Siegfried Lenz (»Das Feuerschiff«), Max Frisch (»Homo Faber«) und Bertolt Brecht (»Der gute Mensch von Sezuan«). Erweckend hingegend fand ich viele Kurzgeschichten, etwa von Heinrich Böll (»Es wird etwas geschehen«), Friedrich Dürrenmatt (»Der Tunnel«), Marie Luise Kaschnitz (»Das dicke Kind«) oder die Lektüren im Englischkurs, beispielsweise von Nevil Shute (»On the Beach«), Bram Stoker (»Dracula«) und Aldous Huxley (»Brave New World«).
Eine der typischen Darreichungsformen der Schullektüre waren und sind bis heute die kanariengelben Reclam-Heftchen, die nicht nur aufgrund ihrer handlichen Größe, sondern auch der kleinen Preise wegen sehr schülerkompatibel sind. Aus dieser Verlagsbibliothek stammte auch meine Lieblingslektüre: »Das Fräulein von Scuderi« von Ernst Theodor Amadeus (E. T. A.) Hoffmann. Es geht um ein miss-marple-esques Edelfräulein, hilfreiche Mätressen, rätselhafte Morde, wertvolle Juwelen, mysteriöse Intrigen und eine junge Liebe im Paris des Jahres 1680. Hach! Von Anfang an funkelt Hoffmanns Sprache wie die Schmuckstücke, die das Motiv der geheimnisvollen Mordserie der Erzählung zu sein scheinen:
Die Sonne schien hell durch die Fenstergardinen von hochroter Seide, und so kam es, dass die Brillanten, welche auf dem Tische neben dem offenen Kästchen lagen, in rötlichem Schimmer aufblitzten. Hinblickend verhüllte die Scuderi voll Entsetzen das Gesicht, und befahl der Martiniere, das fürchterliche Geschmeide, an dem das Blut der Ermordeten klebe, augenblicklich fortzuschaffen.
Die Lösung des Rätsels werde ich hier nicht verkünden, nur soviel, dass in der Psychologie in Anlehnung an diese Novelle der Begriff des Cardillac-Syndroms (Spoiler!) entstand, das wohl jedem Künstler bekannt ist, der von Hand geschaffene Unikate kreiert.
Dass E. T. A. Hoffmann ein talentierter Schriftsteller war, ist allgemein bekannt. Dass er sich zudem schon lange vor dem Schreiben auch als Komponist klassischer Musik sowie als Zeichner hervortat, weniger. Auf dem YouTube-Kanal MaiwaldBroadcast z.B. sind einige Stücke eingestellt, die einen kleinen Einblick in Hoffmanns musikalische Begabung verschaffen. Ein Multitalent.
Der komplette Fragebogen im Überblick.