Kategorie: Von der Tageskarte

Kaum passiert, schon gebloggt

At least 10 reasons to visit Great Britain (5)

#05 – The view from the hills. Here: panoramic image from Sutton Bank on the Cleveland Way over Whitestone Cliff, capturing Roulston Scar (left), Hood Hill and the 20,000 year old Gormire Lake (right) that has neither a contributing stream nor an outlet and according to local folklore is bottomless.
www.northyorkmoors.org.uk · www.walkingenglishman.com

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(Click on image to view a larger version)
Foto: © formschub

At least 10 reasons to visit Great Britain (3)

#03 – The incredible delicious variety of British sausages, e. g. Pork & Sweet Chili Sausages · Pork, Fresh Leek & Chive Sausages · Pork & Fresh Garlic Sausages · Tomato & Basil Pork Sausages · Pork & Apple Sausages with Thyme · Lamb & Redcurrant Sausages · Duck & Sour Cherry Sausages · Old Spot Breed Pork & Sage Sausages · Aberdeen Angus Beef & Black Pepper Chiploatas · Cider & Sage Sausages · Lamb & Coriander Sausages …
Try them from a local supermarket, but if you come across a good butcher, all the better.

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Foto: © formschub

Death in the Afternoon

In einem Frankfurter Bürogebäude wurde gestern die Leiche eines Angestellten entdeckt, der offenbar vor 3 Monaten dort unentdeckt an seinem Arbeitsplatz in normaler Sitzhaltung verstarb. Die Todesursache ist bislang ungeklärt, die Polizei vermutet akutes Herzversagen. Durch die trockene klimatisierte Luft und die schädlingsfreie, nahezu hermetisch abgekapselte Umgebung im 39. Stock war der Körper des Toten fast völlig geruchlos mumifiziert worden. Der Mitarbeiter war in einem Einzelbüro mit der Erstellung gedruckter Gebrauchsanweisungen beschäftigt; das aktuelle Dokument auf seinem Bildschirm war noch geöffnet. Die Geschäftsführung des Arbeitgebers, die deutsche Niederlassung eines multinationalen Konzerns, bedauerte den Vorfall schriftlich, war aber zu einem Interview nicht bereit. Seine Kollegen äußerten sich schockiert über den Vorfall.

Ich habe mir noch letzte Woche einen Tacker von ihm geliehen. Er war halt auch so ein ganz Stiller, darum fiel mir gar nichts Besonderes auf.
(Heike M., Produktmanagerin)

Ich hatte mich schon gewundert, dass er in letzter Zeit so wenige Reisekostenabrechnungen eingereicht hatte. Ach, dachte ich, dann hat er wohl endlich Wurzeln hier in der neuen Stadt geschlagen.
(Stefanie S., Buchhalterin)

War schon komisch, dass er die letzten Systemupdates nicht mitgemacht hat, aber es gibt ja auch Late Adopter, da habe ich mir nichts dabei gedacht.
(Jörg W., Systemadministrator)

Dass ihm das Essen in der Kantine nicht schmeckte, wusste ich, seit ich ihm einmal seine heruntergefallene SpongeBob-Brotdose aufhob, die er wohl jeden Tag mitbrachte. Darum wunderte es mich nicht, dass ich ihn nie in der Mittagspause traf.
(Robert T., Telefonmarketing)

Mochte ich den Mann, war auch immer länger im Büro wie andere hier, aber ist wenigstens beim Putzen nicht hin- und hergelaufen immerzu, konnte ich gut arbeiten. Und unterhalte ich mich mit den Leuten hier sowieso nicht, will ich niemanden stören und muss ich mich beeilen, damit ich schaffe alle Büros.
(Jana P., Raumpflegerin)

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Photo: © Kevin McShane on flickr | Licensed under CC BY-NC 2.0

Schnörkellos. Fast.

Als kulturell interessierter Mensch nehme ich mir gelegentlich in Ticketbüros die aktuellen Flyer und Prospekte der lokalen Musik-, Theater- und Bühnenensembles mit. Als Metropolenbewohner (Hamburg/Berlin) muss man ja wissen, was im Kessel der Großstadt gerade Heißes so kocht. Heute nach dem Frühstück blätterte ich im neuen Saisonprogramm des Rundfunkchores Berlin, das von außen noch nicht ahnen ließ, welch angenehm frisches Design mich auf den Innenseiten erwartete.

Schlicht weiß, mit glänzend goldener Heißfolienprägung kommt die Titelseite recht unspektakulär daher, wenn da nicht ein paar kleine Schnörkel an einigen Buchstaben hingen, die an die tropfenförmigen Formen an Bass- und Violinschlüssel bei der Notenschrift erinnern. Und gleich auf der nächsten Seite löst diese zarte Andeutung des Besonderen ihr Designversprechen ein:

In einem sehr variablen, aber dennoch aufgeräumt wirkenden Seitenraster, das aus einander überlappenden Rechtecken besteht, werden mit feinem Sinn für Farben und Seitenkomposition tolle und abwechslungsreiche Layouts gebildet. Die Seiten sind gut gegliedert und nicht überfüllt, die einfühlsame und zurückhaltende Typografie lädt zum Lesen ein, und gelungene, teils gewagt beschnittene Fotos von Interpreten, Publikum und Ensemble bilden zusammen mit großzügigen Schmuckbildern einen hochwertigen, modernen und frischen Look, der sofort Lust auf einen Besuch der Vorstellungen macht.

Besonders gefällt mir an dem Gestaltungskonzept das wiederkehrende Stilmittel eines Rasters aus unregelmäßigen rechteckigen Punkten (siehe Abbildung unten), deren Struktur sehr ansprechend und dezent Takt und Textur komplexer Musikarrangements visualisiert und den Rhythmus der Seitenlayouts im Kleinen nochmals unterstreicht.

Im PDF des Programmhefts kann man die wunderschöne Auszeichnungsschrift Archer des Schriftbüros Hoefler & Frere-Jones identifizieren; offenbar einst exklusiv für die Zeitschrift Martha Stewart Living der US-amerikanischen Heimdeko-Ikone entwickelt, doch die Exklusivlizenz ist inzwischen ausgelaufen, so dass der Font nun für jeden erhältlich ist. Sein Grundduktus erinnert an klassische geometrische Egyptienne-Schriften wie Rockwell oder Memphis, wird aber aufs Schönste bereichert durch die erwähnten kleinen »Schlenker« an einigen wenigen Zahlen und Buchstaben (siehe Abbildung unten) und macht diesen Type für meinen Geschmack zu einer perfekten Vermittlerin zwischen Kopf und Bauch, Klassik und Gegenwart.

Für längere Texte kommt die TheSans von Lucasfonts (Lucas de Groot) zum Einsatz.
Für die Gestaltung und Umsetzung verantwortlich zeichnet laut Impressum die Berliner Werbeagentur Heymann Brandt de Gelmini. Das Corporate Design wurde allerdings bereits 2010 mit dem – inzwischen freiberuflich tätigen – Creative Director Robert Körtge entwickelt.

RCB_2-3_Inhalt

RCB_46-47_Mahler

RCB_50-51_Requiem

RCB_Font_Archer
Abbildungen: © Rundfunkchor Berlin