Kategorie: Von der Tageskarte

Kaum passiert, schon gebloggt

In Kürze

Ab und zu kommt die Muse zu mir und sagt: »Hey, schreib doch mal was Kurzes, Lyrik oder so.«
Dann sag ich: »Ich twittere doch, ist das nicht kurz genug?« — »Nee«, sagt sie dann, »anders.« Und dann mach ich das.
Hier mal vier Kostproben.

Müde

Das dämmrige Licht, schmal.
Die Zeit schiebt sich seitlich
daran vorbei.
Krümel im Kopf. Ohne Augen
sehe ich: Schlaf
rinnt zäh ins Zimmer.

Nachthunger

Und dann biss ich einfach
ein Stück aus der Nacht.
Sie war bitter, eisblau,
mit Zucker bestreut,
kaute sich wie Lakritz,
am Gaumen ganz weich.

Verlust

Die Welt reißt auf,
ist nur noch Schlucht,
es bleibt kein Halt.
Und alles Sein
ist Schmerz
und Fallen
in Dein Fehlen.

Am Meer

Das Meer ist Gestern
und ist Morgen,
war Quell des Lebens
und wird die Tränen sein,
die wir in Gräber weinen.

Schnipsel
Foto: Klebereste an einem Laternenmast in Salzburg | © formschub

Bachgemurmel

Leiser Wind rauscht in den Baumwipfeln, vereinzelt zwitschert ein Vogel, ein Reh durchstreift das Unterholz auf der Suche nach Futter und dazwischen ertönt – ein Bach. Und zwar kein perlendes klares Gewässer, sondern die Kantate BWV 147 »Jesus Bleibet Meine Freude« von Johann Sebastian Bach. Doch ein Musiker ist weit und breit nicht zu sehen.

Eine faszinierende Synthese aus Natur und Musik, auf einem schier endlos langen, handgefertigten Holzxylophon in einem Wald nahe Kyushu in Japan. Wunderschön.

Kreiert wurde der 3minütige minimalistische Film von der japanischen Kreativagentur Drill Inc. als Werbespot für das Handymodell Touch Wood SH-08C des Mobilfunkbetreibers NTT DOCOMO. Kreativdirektor Morihiro Harano entwickelte das Instrument gemeinsam mit Kenjiro Matsuo von Invisible Designs Lab, Fukuoka. Auf der Website von DoCoMo gibt es auch ein Video zum Making Of.

(Via @kriminalistin ihr Gezwitscher.)

Bücherfragebogen [♂] – 12

12 Ein Buch, das du von Freunden/Bekannten/… empfohlen bekommen hast
Da entscheide ich mich spontan für »Hartmut und ich« von Oliver Uschmann, das ich während eines Dänemarkurlaubs von einem mitreisenden Freund empfohlen und auch gleich ausgeliehen bekam.

Es gibt ja immer wieder so »Wellen« in der populären Literatur. Eine der ersten war die Welle der »witzig-modernen Frauenromane«: »Beim nächsten Mann wird alles anders« von Eva Heller ebnete den Weg für eine ganze Serie ähnlicher Bestseller von Hera Lind (»Das Superweib«), Gaby Hauptmann (»Suche impotenten Mann fürs Leben«), Amelie Fried (»Traumfrau mit Nebenwirkungen«) oder Helen Fielding (»Das Tagebuch der Bridget Jones«). Und so kann man auch dieses Buch inmitten einer Reihe ähnlich getakteter Werke sehen – nennen wir sie »lakonisch-chaotische Männer-erwachsenwerd-Romane« wie »Herr Lehmann« von Sven Regener, »Vollidiot« von Tommy Jaud, »Fleisch ist mein Gemüse« von Heinz Strunk oder »Dorfpunks« von Rocko Schamoni.

Worum geht es? Hartmut und der namenlose Ich-Erzähler leben in einem ziemlich heruntergekommenen Bochumer Mietshaus auf 120 qm in einer Zweier-Männer-WG. »Ich« arbeitet als Packer für einen Paketdienst, Hartmut studiert Philosophie. Beide lieben ihre Playstation, Wannenbäder und »Pommes Spezial«. Das Buch erzählt dabei keine durchgehende Romanhandlung, sondern eine Serie in sich abgeschlossener kurzer Episoden hauptsächlich rund um die ungewöhnlichen Ideen und Initiativen Hartmuts, die das Leben in der ohnehin schon chaotischen Konstellation zusätzlich durcheinanderbringen. Ich habe beim Lesen oft geschmunzelt und manchmal herzhaft gelacht, ein Buch, das niemandem wehtut und durchaus geeignet ist, sich im Urlaub oder in Alltagspausen zu zerstreuen. Sascha Lobo pflegt in seinem Debütroman »Strohfeuer« – so empfand ich es während einer seiner Lesungen daraus – einen durchaus ähnlichen Stil. Keine hohe Literatur, aber ein okayes Buch.

Der komplette Fragebogen im Überblick.

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Foto: © formschub

Highspeed-Spende

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Über zwei Wochen ist es nun schon wieder her, dass Japan von dem Erdbeben und der Tsunami heimgesucht wurde. Die Hilfs-, Bergungs- und Aufräumarbeiten werden wohl noch Monate dauern, der Wiederaufbau Jahre, unzählige Menschen werden noch vermisst. Viele Privatpersonen und Organisationen beteiligen sich mit Geld und anderweitigen Maßnahmen daran, den Überlebenden dieser furchtbaren Katastrophe zu helfen.

Über das Blog von creezy wurde ich in eine Aktion involviert, die der Schweizer Schokoladenhersteller my swiss chocolate am 21. März 2011 initiierte: 10 anfänglich ausgewählte Blogger wurden als »Starter« kontaktiert und erhielten bei (freiwilliger) Teilnahme einen Gutschein über 1 kostenlose Schokoladentafel geschenkt. Jeder der mitmachenden Blogger konnte nun seinerseits wieder bis zu 10 Blogger nominieren, bei Teilnahme (Backlink zur Aktionsseite) erhielten auch diese wiederum einen Gutschein zugestellt. Pro Teilnehmer verpflichtete sich der Hersteller, 2,– CHF an die Hilfsorganisation Glückskette zu spenden. Eine Mindestspendensumme von 1.000,– CHF war garantiert, die maximale Spendensumme betrug 10.000,– CHF.

Vorgestern wurde ich als Teilnehmer nominiert und wollte heute in einer ruhigen Wochenendstunde hier die Kette der Nominierungen fortsetzen. Offenbar traf die Aktion jedoch so schnell auf ein so großes Echo, dass die Höchstsumme bereits erreicht wurde und ich den Stab nun nicht mehr weiterreichen kann. Respekt!

Leichten Herzens verzichtete ich daher auf meinen Schokoladengutschein und spendete »solo« an eine der weiteren vertrauenswürdigen Organisationen, welche die Bundesregierung auf ihrer Website listete, einen Beitrag, der mein Zuspätkommen hoffentlich kompensiert.

Weise Worte

Der Hauptunterschied zwischen etwas, was möglicherweise kaputtgehen könnte und etwas, was unmöglich kaputtgehen kann, besteht darin, dass sich bei allem, was unmöglich kaputtgehen kann, falls es doch kaputtgeht, normalerweise herausstellt, dass es unmöglich zerlegt oder repariert werden kann.

Quelle: Douglas Adams (1952–2001) – »Einmal Rupert und zurück« (»Mostly Harmless«), fünfter Teil der Reihe »Per Anhalter durch die Galaxis«, erschienen 1992.

Fukushima
Eine der wiederholten Explosionen im japanischen Kernkraftwerk Fukushima,
hier in Block 3 am 14.03.2011.

Früherling

Ein paar Lenze ist es auf jeden Fall her, als ich diesen Cartoon zeichnete, den ich eben in einem Kuvert auf dem Dachboden fand. So etwa 1985 muss es gewesen sein. Gesucht (und gefunden) habe ich eigentlich eine selbstverfassten Text, ebenfalls aus jener Zeit – aber das wird eine andere Geschichte.

Fruehling_1985
(Klick aufs Bild macht groß)

Cartoon: © formschub

Dancehibitionist

Der in Toronto lebende Philip Villeneuve hat für seine Tanzleidenschaft quasi den »Solo-Flashmob« erfunden (wenn man von den kurzen Gastauftritten seiner Freunde absieht). Scheinbar öde öffentliche Orte, wie die U-Bahn oder ein Supermarkt, macht er auf herrlich sympathische Art zu seiner Showbühne. Ich finde, das macht einfach sofort gute Laune.