Kategorie: Von der Tageskarte

Kaum passiert, schon gebloggt

Zeichen und wundern

Kaum ein Jahr nach dem letzten Besuch stand Prag einmal mehr auf meiner Kurzreiseagenda. Und obwohl das Wetter auch dort nicht wirklich zu genussvollen Spaziergängen einlud, stromerte ich mit der Kamera einen Nachmittag lang durch die Straßen. Anders als bei den letzten Städtereisen stachen mir allerdings diesmal nicht typo-, sondern piktographische Fundstücke ins Auge. Lokale, seltene, kuriose und/oder selbstgemachte Bildzeichen, die mehr oder weniger klar zum Tun oder Lassen von irgendwas auffordern. Von was genau, ist bei so viel Kreativität eigentlich Nebensache.

Prag Piktogramme
Fotos: © formschub

Es ist soweit: Spargelzeit!

Mit einer schönen Portion knackigem, frisch gestochenem violetten Spargel habe ich am Samstag zum Dinner die Saison 2010 eröffnet. Die dazu gereichte Sauce ist eine köstliche Alternative zur üblichen butterschweren Hollandaise. Ich habe versucht, bei der Reihenfolge der Zubereitungsschritte im Rezept die Herausforderung zu berücksichtigen, dass alles à point gleichzeitig fertig sein sollte – der Spargel musss noch Biss haben, die Sauce darf nicht zu lange oder zu heiß warmgehalten werden und der Fisch schmeckt »medium« gegart am besten. Allen Nachkochern gutes Gelingen!

Lachsfilet mit Spargelpäckchen und Zitronen-Senf-Sauce

Zutaten
Für 2–3 Personen

3 Lachsfilets mit Haut (insgesamt etwa 600 g)
1 kg frischer weißer Spargel
4 Eier
3 EL Dijon-Senf
1 TL (brauner) Zucker
1 Bio- oder ungespritzte Zitrone
Salz
Orangen- und/oder Zitronenpfeffer
Olivenöl
Alufolie

Die Lachsfilets waschen, trockentupfen, salzen und pfeffern.

Den Spargel ungeschält abspülen, dann schälen und die Enden abschneiden. Schalen und Enden mit 250 ml Wasser, etwas Salz und 1 Prise Zucker ca. 15–20 Minuten zu einem Fond auskochen, abseihen und etwas abkühlen lassen.

Den geschälten Spargel in 3 Portionen jeweils längs auf ein ausreichend großes Stück Alufolie legen, mit Salz und Pfeffer würzen und mit etwas Olivenöl beträufeln. Die Folie zu lockeren, aber dichten Päckchen verschließen. Den Backofen auf 180–200 °C vorheizen. Die Spargelpäckchen auf einem Blech in den heißen Ofen schieben und ca. 20 Minuten garen.

Von dreien der vier Eier das Dotter abtrennen (das Eiweiß kann weg). Wahlweise in einem kleinen Topf (für die Herdplatte) oder einer Stahlschüssel (für ein Wasserbad) den abgekühlten Spargelfond, den Senf, Zucker, etwas Salz, etwas abgeriebene Zitronenschale, die drei Eidotter und das vierte Ei mit einem Schneebesen verschlagen. Auf der Herdplatte bei vorischtiger Hitze oder im Wasserbad unter ständigem Rühren die Sauce so lange schlagen (dauert etwa 15 min.), bis sie sämig eindickt. Dabei darf sie nie kochen, sonst gerinnt das Ei! Mit Zucker, Salz und Pfeffer abschmecken.

In einer schweren Pfanne etwas Öl erhitzen, die Lachsfilets mit der Hautseite nach unten hineinlegen und die Pfanne mit einem Deckel verschließen. Der Lachs brät nun von unten knusprig an und gart von oben durch den in der Pfanne zirkulierenden Dampf. Wenn die Fischstücke oben und seitlich gegart aussehen (etwa 6–10 Minuten), die Pfanne vom Herd nehmen und noch einige Minuten ruhen lassen. Der Fisch hat dann noch einen glasigen Kern und zergeht auf der Zunge.

Jeweils ein Spargelpäckchen mit dem enthaltenen Jus auf einen Teller umbetten und mit einem Lachsfilet und der Sauce servieren.

Lachs
Foto: © formschub

Dufte Aromen

Ich glaube, kleine Glasampullen mit Backaromen waren meine erste Begegnung mit duftenden Essenzen in der Küche, die mich über ihre Eßbarkeit hinaus faszinierten: Zitronenöl, Rumaroma, Bittermandel – Gerüche, die nicht nur appetitlich sind, sondern auch angenehm, wenn sie einfach nur den Raum ausfüllen.

Wenn man selber Essen zubereitet, trifft man fortwährend auf die köstlichen Düfte frischer Zutaten und Gewürze, die der Nase schmeicheln. Das ätherische Grün von Kräuterdüften: Koriander, Minze, Basilikum, Salbei, Rosmarin oder Melisse. Die spritzige Frische fruchtiger Aromen: Zitrone, Limette, Grapefruit, Gurke, Apfel oder Melone. Das Feuer und die Tiefe von Gewürzen; Zimt, Pfeffer, Anis, Fenchel, Kardamom, Lavendel, Piment, Nelken oder Muskat.

Viele dieser Duftnoten finden sich auch in den Kompositionen von Herren- oder Damenparfums wieder, meist tief versteckt in den Akkorden der Kopf-, Herz- und Basisnoten, doch manchmal auch klar erkennbar. Und für diese Duftwässer habe ich als Naturfreund und Hobbykoch eine ganz besondere Vorliebe. Nicht immer sind die Ingredienzien auf Flakons oder in Herstellerangaben verzeichnet und auch das Personal in Parfümerien ist gelegentlich überfordert, wenn ich dort nach einem Parfum mit einer ganz bestimmten Küchenduftnote frage.

Doch im Laufe der Zeit konnte ich auf meinem Badregal eine stattliche Kollektion solcher Eau de Toilettes (»pour Homme«) zusammentragen, bei denen – meiner Nase nach – ein identifizierbares Kräuter-, Frucht- oder Gewürzaroma deutlich im Vordergrund steht. Hier eine kleine Übersicht:

Auf der Suche bin ich noch nach einem basilikum- und einem koriandergrünlastigen Duft. Bis dahin muss mir das Aroma der kleinen Topfgewächse aus dem Supermarkt genügen …

Parfum Aromen
Photos: Ginger © heymrleej | Cucumber © quinn.anya | Cocoa © Timmy Toucan
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Lamm mit Hummus und Zitronen-Oliven-Salat

Ein toller Mix aus warmer orientalischer Würzung und frisch-grünen Aromen trifft in diesem köstlichen Gericht aufeinander, das auf einem Rezept aus einem Haushaltsprospekt der britischen Supermarktkette Somerfield basiert.

Ich habe einige Mengen und Zutaten nach persönlichem Geschmack ergänzt und variiert, das Hummus ist nicht, wie vorgeschlagen, fertig gekauft, sondern hausgemacht und das Fleisch wird mit der Niedrigtemperaturmethode sanft und zart gegart. Wer mag, kann das Lamm nach dem Anbraten auch mit etwas Rotwein, Portwein oder Madeira ablöschen und den gelösten Bratensatz mit Salz und Pfeffer zu einem würzigen Jus abschmecken, ehe es in den Ofen wandert.

Zutaten
Für 3–4 Personen

ca. 1 kg ausgelöste Bratenstücke von der Lammkeule
2–3 große Knoblauchzehen
1 Dose Kichererbsen
2 EL Tahin (Sesampaste, z.B. in türkischen Supermärkten erhältlich)
1/2 TL gemahlener Kreuzkümmel
Saft und Schale einer Biozitrone
ein Glas (ca. 200 g) schwarze Oliven, entsteint, ganz oder in Scheiben
2 Teelöffel Honig
120–150 ml Olivenöl
1 Kopf Endiviensalat
Salz
frisch gemahlener Pfeffer
2 EL frische Minzeblätter
ca. 1/2 TL Rosenpaprika, gemahlen
Pita-Brot

Zubereitung Fleisch
Das Lammfleisch von Sehnen befreien und an einigen Stellen mit einem spitzen Messer einstechen. Eine der Knoblauchzehen schälen, in Stifte schneiden und die Einstiche in den Lammstücken reichlich damit spicken. Den Backofen auf 80–90 °C vorheizen. Etwas Olivenöl in einer schweren Pfanne erhitzen und die Lammstücke bei mutiger Hitze unter Wenden rundherum braun anbraten. Das Lamm mit der Pfanne oder auf einer ofenfesten Unterlage mit etwas Alufolie abdecken, in den Ofen stellen und während ca. 30 Minuten niedrigtemperiert garen.

Zubereitung Hummus (Kichererbsenpüree)
Die Kichererbsen abgießen und abspülen und mit dem Tahin, 1–2 Knoblauchzehen, der Hälfte des Zitronensaftes, Kreuzkümmel, Salz, Pfeffer und der Hälfte des Olivenöls im Mixer zu einer feincremigen Masse pürieren, ggf. mit etwas Wasser verdünnen, um die Geschmeidigkeit zu verbessern. In eine Schale umfüllen und mit etwas Rosenpaprika bestreuen.

Zubereitung Salat
Den Endiviensalat zerteilen, waschen, trockenschleudern und in mundgerechte Stücke schneiden. Aus dem Rest Olivenöl und Zitronensaft, der Zitronenschale, etwas Salz und Pfeffer, der feingeschnittenen Minze und Honig ein Salatdressing rühren. Dann mit dem Endiviensalat und den schwarzen Oliven in einer Salatschüssel vermengen.

Das gegarte, innen noch rosa gefärbte Lammfleisch in dünne Tranchen schneiden und mit je einer Portion Hummus und Salat anrichten. Dazu passt Pita-Brot.

Lamm mit Hummus und Zitronen-Oliven-Salat
Foto: © formschub

Lasagne con Ragù al finocchietto

»Noch ein Lasagnerezept?« mag jetzt mancher denken, doch in der Tat sind es ein paar Kleinigkeiten, die diesem Rezept das gewisse Etwas verleihen: So etwa die Dinkel-Lasagneblätter (z.B. von Naturata/Demeter), die wirklich nach Getreide schmecken und nicht nur als Schichtentrenner in der Lasagne fungieren. Oder die Entscheidung für Bio-Hackfleisch, das nicht nur besser schmeckt, sondern nach meiner Erfahrung beim Braten auch weitaus weniger Wasser absondert. Die mit Vollkornmehl zubereitete Bèchamelsauce, die so ebenfalls einen kräftigeren Eigengeschmack beisteuert. Die frischen Lorbeerblätter, die ein viel grüneres Aroma als getrocknete abgeben. Und nicht zuletzt die Zugabe der zerstoßenen Fenchelsamen, durch die das Ragù einen Hauch des Geschmacks original italienischer Salsiccia bekommt. Zumindest aus meinem Ofen war dies bislang die beste Lasagne. Guten Appetit!

Zutaten
für ca. 4 Personen

250 g Vollkorn-Lasagneblätter (z.B. Dinkel)
Für das Ragù
1 Stück Knollensellerie, geschält (ca. 100 g)
geputzte Karotten (ca. 150 g)
1 Zwiebel, geschält
2 große Knoblauchzehen, geschält
100 g Bacon, fein gewürfelt
500 g Bio-Hackfleisch, halb und halb
650 g feinstückige Tomaten (Konserve)
1 Glas (ca. 150 ml) kräftiger Rotwein
3–4 EL Olivenöl
1 guter TL getrockneter Oregano
1 guter TL getrockneter Thymian
1 guter TL frisch gemörserte Fenchelsamen
Salz und frisch gemahlener schwarzer Pfeffer
1 EL Tomatenmark, in 100 ml Wasser verrührt
1–2 Lorbeerblätter (wenn frisch, zur besseren Aromafreigabe vom Rand her mehrfach mit einer Schere einschneiden)
80 g grob geriebener Parmesan
150 g geriebener Mozzarella-Gratinkäse
Für die Béchamelsauce
60 Gramm Butter
60 Gramm feines Vollkornweizenmehl
500–700 ml Vollmilch
1 Messerspitze frisch geriebenes Muskatpulver
Salz

Zubereitung Ragù:
Knollensellerie, Karotten und Zwiebel in ca. 4 mm kleine Würfel schneiden, den Knoblauch noch feiner hacken. Das Öl in einem großen Topf erhitzen und die feinen Baconwürfen darin leicht anbräunen. Das gewürfelte Gemüse hinzugeben und unter Rühren etwa 5–10 Minuten anschwitzen. Hackfleisch dazu geben, unter Rühren gut zerteilen und mitbraten. Wenn die meiste Flüssigkeit verdunstet ist, den Bratensatz mit Rotwein ablöschen und unterrühren.

Nun die Tomatenmasse hinzugeben und die Gewürze unterrühren. Kurz aufkochen und dann bei mäßiger Hitze etwa eine Stunde weiterkochen lassen. Dabei immer wieder umrühren und gegebenenfalls mit dem verdünnten Tomatenmark auffüllen. Eventuell noch einmal mit Salz und Pfeffer pikant abschmecken.

Zubereitung Béchamelsauce:
Die Butter in einem Topf zerlassen, bis sie leicht schäumt, aber nicht bräunt, dann das Mehl einrühren und anschwitzen. Unter Rühren (Schneebesen) die Vollmilch hinzugießen und vorsichtig zum Kochen bringen, bis die Sauce bindet. Mit Salz und Muskat würzen und vom Herd nehmen.

Auf den Boden einer geeigneten eckigen Auflaufform eine dünne Schicht Ragù und darüber Béchamelsauce verstreichen. Lasagneblätter lückenlos darüberlegen. Dann wieder Ragù und Béchamelsauce auf den Nudelblättern verteilen und dies so lange wiederholen, bis alle Zutaten verbraucht sind (oder die Form voll ist). Die oberste Schicht sollte aus Ragù und Béchamel bestehen. Zum Abschluss erst mit einer Schicht Parmesan und dann mit dem geriebenen Mozzarella bestreuen.

Im vorgeheizten Ofen (bei Umluft etwa 180–200 °C) während ca. 30 Minuten fertigbacken. Vor dem Servieren im abgeschalteten Ofen noch einige Minuten ziehen lassen.

Lasagne
Foto: © formschub

Fete mit Käthe

Vielleicht sind die anhaltenden Minustemperaturen schuld, vielleicht ist es einfach das schiere Überangebot an Veranstaltungen in einer so großen Stadt – anlässlich des gestrigen Comedy-Programms »Fete mit Käthe« fanden gerade mal etwa 60 Zuschauer ihren Weg ins Hamburger Kabaretttheater Polittbüro. Was zwar einerseits sehr schade war, da das kurzweilige Programm, moderiert von der wunderbaren Käthe Lachmann, auf jeden Fall ein größeres Publikum verdient hätte, andererseits keinen Einfluss auf die Stimmung im Saal und auf der Bühne hatte, da sich Künstler und Gäste bestens amüsierten.

Wer Käthe Lachmann nicht kennt, sollte diese Wissenslücke schnellstens füllen, ihr skurril-putziger Sinn für Humor traf bei mir von Anfang an ins Schwarze. Allein der Auftritt ihrer überdrehten Kunstfigur Elke Schmidt, die gestern inbrünstig die Funktionen eines Taschenrechners erklärte (»Eintausendzweihundertfünfundzwanzig! Was für eine wundervolle Zahl – ich möchte sie berühren!«), war das Eintrittsgeld wert.

Als Gastkünstler begrüßte Käthe bei ihrer Fete den Cartoonisten Ralph Ruthe (»Shit happens!«), der mit einem bunten Mix aus auf die Leinwand projizierten Cartoons (darunter köstliche Kalauer) und Animationen, teils moderiert, teils vertont, sowie Liedern und Anekdoten aufwartete. Die Songs trafen zwar nicht unbedingt meinen persönlichen Geschmack, aber mit seinem in aberwitzigem Tempo vorgetragenen Erlebnisbericht aus einem Hotelzimmer, das er in einem nächtlichen Rausch in seine Einzelteile zerlegte, hatte er mich wieder voll auf seiner Seite.

Die andere Hälfte des Gastprogramms bestritt das Hannoversch-Hamburgische Duo »Heino und Mäuse«, alias Heinrich von Gyldenfeldt und Jürgen Krejci. Die beiden reiferen Herren mit ihrem staubtrockenen, sehr norddeutsch anmutenden Witz und ihren zwei Gitarren waren mir bis dato komplett unbekannt, seit gestern haben sie auf jeden Fall einen Fan mehr. Mit an Helge Schneider erinnernden, improvisiert wirkenden Zwischenmoderationen verbanden sie grandiose Vertonungen von Texten Loriots (»Advent« im Mariachi-Sound) und Robert Gernhardts (»Samstagabendfieber«), wortwitzige Eigenkompositionen und gnadenlose Kalauer (»Verse von der Brechstange«) zu einem hinreißenden Bühnenauftritt. Im März gastiert das Duo mit einem abendfüllenden Programm auf der Bühne des literarischen Kabaretts Wendeltreppe im Parlament im Hamburger Rathaus.

Alles in allem eine lustige Fete, vielen Dank, liebe Käthe. Ich hoffe, dass beim nächsten Mal im April ein paar Zuschauer mehr den Saal füllen werden.

Pressefoto Käthe Lachmann
Pressefoto Käthe Lachmann: © Köln Pool

Wok-Wirsing mit Koriander und Zitrone

Aus aktuellem Anlass – mein heutiges Abendessen – hier mal eine selbsterfundene Wirsingvariation etwas abseits von speckfetter Deftigkeit. Was kein Grund sein soll, dazu keine herzhafte Bratwurst zu essen (passt nämlich hervorragend)…

Zutaten
als Beilage für 2–3 Personen

1 kleiner Kopf Wirsing
Saft 1/2 Zitrone
2 TL frisch grob gemörserte Korianderkörner
Salz, Pfeffer
4 cl Madeira
100 ml Tasse Rinder- oder Gemüsebrühe
Rapsöl

Den Wirsing von welken Blättern befreien und in mundgerechte Streifen oder Stücke schneiden. Einen Wok oder eine Wokpfanne mit Rapsöl anheizen und den Kohl in das heiße Öl geben. Für ca. 2 Minuten nicht rühren oder bewegen, damit der Kohl schön anbräunt. Dann umwenden, salzen und noch etwa 5–10 Minuten weiterbräunen lassen. Mit Madeira, Brühe und Zitronensaft ablöschen, die Hitze reduzieren, mit etwas Pfeffer fertigwürzen und unter Rühren bissfest garen.

Wok-Wirsing
Foto: © formschub