Kategorie: Von der Tageskarte

Kaum passiert, schon gebloggt

Klick! Surr! *wart*

Bilder aus einer anderen Zeit, in der »sofort« ein paar Minuten länger dauert: die Website Polanoid hat sich dem Ziel verschrieben, mit Hilfe ihrer Community das weltweit größte Archiv an Polaroidfotos zusammenzutragen. Ein mal poetisches, mal trashiges Archiv der Flüchtigkeit einzelner Momente abseits des digitalen Endlos-Bilderrauschens.

(via Glaserei)

Polanoid
Thumbnails: © Polanoid

So lange noch Sommer ist

Hier schnell noch ein Eisdielen-Tipp aus Berlin, ehe viele der Schleckoasen zum Überwintern schließen und temporär Teeläden, 99-Cent-Paradiese und Ähnliches die Ladenräume der kühlen Glücksbringer übernehmen. Vom hellblau-goldenen Mosaik über dem schmalen Eingangsbereich des Cuffaro in der Kollwitzstraße 66 (Prenzlauer Berg) schauen kleine Putten herab auf die Schlange der Eisliebhaber, die zumeist vor dem Tresen ansteht. Rund ein Dutzend hausgemachte Sorten hat der original italienische Gelatiere im Programm, nicht zu süß und nicht zu üppig, das Fruchteis frisch-säuerlich, das Milcheis cremig-sahnig und mit 70 Cent pro Kugel geradezu preiswert. Probiertipps: Joghurt pur, Himbeer und Biscotto.

Eiscafé Cuffaro

Dinner bei Sarah (Nachtrag)

Schön, dass es im Zeitalter des Internet so was wie das Regenradar gibt. Anderenfalls hätte uns das unentschlossen verhangene Wetter bestimmt davon abgehalten, am Sonnabend in Berlin das Dinner draußen einzunehmen. So jedoch war die Zugbahn des Regens klar abzusehen und weit genug weg, um im Restaurant Sarah Wiener am Hamburger Bahnhof einen der schönen Außenplätze am Berlin-Spandauer Schifffahrtskanal einzunehmen.

Auf der wöchentlich wechselnden Karte: wie immer eine kleine aber feine Auswahl an Suppen, Salaten, Fisch-, Fleisch- und vegetarischen Gerichten. Meine Entscheidung fiel diesmal auf Entenlebermousse mit gegrilltem Aalfilet an frischem Salat mit Holundervinaigrette und Lachsforellenfilet auf der Haut gebraten mit Sepiagnocchi und Karotten.

Die zunächst etwas gewagt erscheinende Kombination von Geflügelleber und Fisch erwies sich als überraschend harmonisch. Der leicht angebräunte Aal bildete einen zarten Kontrast ohne allzuviel Fischgeschmack zu der geradezu wolkig-fluffigen, milden Mousse und der tragende, knusprig-dünne Gebäckboden des Arrangements fügte dem Spiel der Aromen noch einen frechen Hauch Zimt hinzu. Zusammen mit dem frischen Salatbukett und der wildfruchtigen Holundervinaigrette eine absolut gelungene Vorspeise.

Die Lachsforellenfilets auf knuspriger Haut waren auf den Punkt gegart und die Karotten bildeten mit milder Würzung und angenehmem Biss das ideale Bindeglied zu den zarten Sepiagnocchi und der leichten, mit Safran gewürzten Sauce. Insgesamt weniger Avantgarde und mehr Klassik als der Gang zuvor, aber geschmacklich durchaus auf gleichem Niveau.

Während die Dame des Hauses also offenbar in Hamburg bei der Eat’n’Style Foodmesse das Publikum live bekochte, konnte man sich guten Gewissens der Kompetenz und Obhut der zurückgelassenen Küchen- und Servicekräfte überlassen. Sarah Wieners Restaurant am Hamburger Bahnhof bleibt weiterhin für mich eine der empfehlenswertesten kulinarischen Adressen in Berlin, die ich kenne.

Sarah Wiener Vorspeise
Sarah Wiener Hauptgang

Handarbeit 2.0

Nach der Lektüre eines Artikels über gestickte Minipops (Pixel-Icons) bei Nerdcore interessierte mich mal, wie viele Bastel-Nerds es noch so gibt, die sich mit Werkzeug, Kurzwaren, Pappe und Herd dem Transfer flüchtiger Pixelbilder in die materielle Welt des Real Life verschrieben haben. Und es sind viele. Sie kleben, sticken, backen, malen, schrauben, sprühen und nähen Sprites, Avatare und Screenshots zum Anziehen, Essen oder einfach nur Angucken. Im Blog Sprite Stitch bekommt man einen schönen Überblick, wie solche Handarbeiten im 21. Jahrhundert aussehen können. Ich jedenfalls kriege angesichts der abgefahrenen Pacman-Muffins von hello naomi (via flickr) richtig Appetit auf so ein Konsolengebäck zu meinem täglichen Latte Macchiato.

Pacman_Cupcakes
Photo: © hello naomi @ flickr

Preisverdächtig

»Die Deutsche Bahn erhöht ab 14. Dezember ihre Ticketpreise in der zweiten Klasse um durchschnittlich 3,9 Prozent. Als wesentliche Gründe dafür gab Vorstandsmitglied Karl-Friedrich Rausch gestiegene Energie- und Personalkosten an. Seinen Angaben zufolge steigen die Preise für die BahnCard im Durchschnitt um 3,6 Prozent.«

(Quelle: tagesschau.de vom 29.08.2008)

Im Kontext dazu untenstehend die Textbotschaften des brandneuen Bahn-Werbespots für das »Dauer-Spezial«-Angebot (mit Zugbindung und offenbar ohnehin kaum zu bekommen). Zwei Botschaften, perfektes Timing, perfekte Glaubwürdigkeit.

Bahnpreise_Spot

Nacht der Löwen 2008 in Hamburg

Zurück aus dem Urlaub und gleich wieder voll rein in die Werberszene – bei der »Nacht der Löwen« im TUI Operettenhaus. Auf dem Programm: die Prämierung und Vorführung ausgewählter Arbeiten aus internationalen Kreativschmieden mit den goldenen, silbernen und bronzenen »Cannes Lions«-Awards des alljährlichen Werbe(film)festivals. Neben den ideenreichen Preisträgern gibt sich Hamburgs Medienvolk ein Stelldichein. Hier steht so manches Klischee, das angesagte TV-Soaps vom ausgeflippten Style der coolen Agenturtypen zeichnen, als fleischgewordene Realität an der Bar: pomadig glänzende Männerzöpfe, aufgespritzte Ballonlippen, camouflage-gemusterte Herrensakkos, somnambul zerwuschelte Hauptstadtfrisuren, breitschwarz-eckige Designer-Hornbrillen. Alles da, alle dabei. Gehört aber irgendwie auch dazu, wie Kugeln und Lametta am Tannenbaum.

Wie auch immer, die begleitenden Kollegen waren sämtlich gut drauf, die Häppchen lecker, die Getränke kühl und die prämierten Ideen, fand ich, größtenteils ihre Trophäen wert. Und da eine fast dreistündige Revue nur minutenlanger Clip- und Bildprojektionen unweigerlich zum Härtetest fürs Kurzzeitgedächtnis wird, habe ich mir zu meinen persönlichen Favoriten gleich Notizen gemacht. Hier sind sie:

1. Imagefilm »Musik im Blut« für das Konzerthaus Dortmund.
Fantastische Bilder, perfekt dazukomponierte Musik, geniale Postproduktion – eine simple, aber konsequent und visuell wegweisend umgesetzte Idee.

2. Werbespot »Tentacle« für den Dunkelziffer e.V. gegen sexuellen Missbrauch von Kindern.
Ein düsterer, eindringlicher Film mit subtilen, perfekt umgesetzten CGI-Effekten, verstörenden Sounds und erstklassigen, optimal besetzten Darstellern.

3. Werbespot »Full of lovely stuff« für das Automodell Skoda Fabia.
Liebevoll-nostalgische Autowerbung der anderen Art, mit einer langsam enthüllten Pointe, vielen netten Details und dem perfekten Soundtrack: ‚My Favourite Things‘ von Julie Andrews.

4. Werbespot »Touch« für die Bonbonmarke »Skittles«.
Für mich der Lacher des Abends, mit einer bonbonbunten Neuinterpretation der Legende von König Midas und einem verblüffend ähnlichen Morgan-Freeman-Lookalike.

Noch mehr Gewinner, Infos, Bilder und Clips rund um die Cannes Lions bietet die offizielle Website, für die allerdings eine (kostenlose) Registrierung erforderlich ist.

Cannes_Lions_2008
Red_Ink
Logo: © Cannes Lions | Foto: © Jutta Rotter / PIXELIO