Am letzten Tag hatte ich angeregt, nach der nur recht kurzen Tour von gestern, noch mal »den Diem zu carpen« und uns für die Schlusswanderung wieder eine etwas längere Strecke vorzunehmen. Das reichte als Vorgabe – der Mann tüftelte daraufhin eine Tour im Waldgebiet Ølene aus (Komoot-Link), die wir am Nachmittag erwandern wollten.
Die Strecke führte zunächst durch ein fast ausschließlich von Nadelbäumen dominiertes Waldgebiet. Tiefe Gräben durchzogen immer wieder den Waldboden, in einigen stand noch sumpfiges Wasser, andere waren bereits ausgetrocknet, waren aber wohl noch vor kurzem ebenfalls versumpft. Nach etwa einem Drittel der Strecke mussten wir uns dann einen ca. 100 m langen Weg ohne offiziellen Pfad durch den Wald bahnen, hier hatte die Online-Routenkarte zwischen zwei eingezeichneten Wanderpfaden eine Lücke, die es zu überbrücken galt. Später auf der Rückfahrt im Auto spürte ich dann ein Krabbeln auf dem Unterarm und konnte noch rechtzeitig eine Zecke entfernen, ehe sie bei mir »andocken« konnte. Die musste ich mir bei dem kurzen Streifzug durchs Unterholz eingefangen haben. In solchen Momenten und beim etwas »wilderen« Wandern empfinde ich meine vor ca. zwei Jahren erfolgte FSME-Impfung dann doch immer wieder als Quell erhöhter Gelassenheit.
Die Fortsetzung des Wanderweges markierte dann den Beginn des »Øleåsti« (»Øle-Auen-Stieg«), einer schmalen, gewundenen Strecke entlang eines kleinen Wildbaches. In der sehr idyllischen, ursprünglichen Landschaft setzten wir unseren Weg, begleitet vom stetigen Plätschern des Baches, weiter durch den Wald fort. Doch obwohl er durchgehend Wasser führte und die Vegetation ringsum grün und frisch wirkte, konnte man an den mit vertrockneten Wasserpflanzen bewachsenen großen Steinen, die aus dem Bach ragten, erkennen, dass der Wasserstand gut 15–20 cm niedriger als üblich lag. Offenbar hatte es in vielen Regionen der Insel in den letzten Wochen oder Monaten zu wenig geregnet, ich hatte schon auf einigen anderen Touren inmitten der üppig erscheinenden Wiesen und Wälder einige Anzeichen dafür bemerkt: trockene Moospolster, die sich vom steinernen Untergrund abhoben, der dumpfe Klang des Bodens beim Auftreten oder Risse im Erdreich an den Stellen, wo der Wanderweg aus fester lehmigerer Erde bestand. Ich hoffe, der Insel wird in den nächsten Wochen mehr Regen beschert.
Nach gut 10 km erreichten wir wieder den Parkplatz, auf dem das Auto abgestellt war. Von hier aus ging es nahtlos weiter zur Räucherei nahe dem Unterkunftsort, denn – was für ein Zufall! – am Vortag hatte sich ein Ex-Kollege des Mannes ganz aus der Nähe gemeldet, der seit dem Vortag ebenfalls in Begleitung Urlaub auf der Insel machte. So nahmen wir heute, ganz ungewohnt, das Abendessen (nochmal das vortreffliche Fischbuffet) in netter Gesellschaft ein. Es war wieder trotz Abendsonne zu kühl zum Draußensitzen, vorsorglich hatten wir einen Tisch im Innenbereich reserviert.
Nach der Heimkehr musste noch gepackt werden, denn am nächsten Morgen um 10:30 sollte uns die Fähre vom Hafen in Rønne nach Ystad bringen. Der Urlaub ging zuende und deshalb wurde nach getaner Vorbereitung und einer Folge »Absolutely Fabulous« auch zeitig das Licht ausgeknipst.