Kategorie: Von der Tageskarte

Kaum passiert, schon gebloggt

Huldigung der nördlichen Stämme*

Die Beliebtheit der Fonts FF Max, FF Signa und FF Olsen der dänischen Schriftdesigner Ole Søndergaard und Morten Rostgaard Olsen (aka fontpartners) ist zwar schon mal ein Anfang – aber eben nur ein Anfang. Seit meinen ersten Urlaubsreisen nach Dänemark und Schweden verspüre ich eine tiefe Seelenverwandschaft zu skandinavischer Typographie und skandinavischem Grafik-Design. Intelligent. Klar. Genial simpel. Raffiniert und zeitlos. Einfach schön! Ich lief durch Kopenhagen und Stockholm und freute mich über Firmenlogos, Leitsysteme, Bahnhofsanzeigen und Wegweiser. Ich durchstromerte Supermärkte und Kaufhäuser und bewunderte die Verpackungen von Produkten, für die ich überhaupt keinen Bedarf hatte. Darum habe ich heute mal eine kleine Linksammlung zusammengestellt, die vielleicht hilft, die Fangemeinde für skandinavisches Grafik-Design ein bisschen zu vergrößern. Lasst uns die Welt ein bisschen skandinavischer machen und sie wird besser aussehen. Seht selbst:

Adam Bognar – Designer und Fotograf in Malmö, Schweden
Chevychase – Designstudio in Stockholm (Update: Website leider nicht mehr erreichbar)
DDC – Danish Design Centre, viele Links zu designrelevanten Themenseiten und Designer-Websites aller Disziplinen
e-Types – Strategische Designagentur in Kopenhagen, sehr schlicht
Greatworks – Werbe- und Designagentur in Stockholm (Update März 2021: Website leider nicht mehr erreichbar)
Kontrapunkt – dänische Designagentur in Kopenhagen (kostenloser Font zum Downloaden, auch die Projekt-Cases sind lesenswert!)
MAC Rhino Fonts – Coole Fonts des Schriftdesigners Stefan Hattenbach aus Stockholm (4 Freefonts zum Downloaden!)
Oktan Design (inzwischen APRIIL)– Designstudio mit 10 Büros in ganz Skandinavien
re-public – Grafik- und Kommunikationsdesign-Studio in Kopenhagen
Scandinavian Branding – Designagentur des dänischen Designers Johan Adam Linneballe in Kopenhagen (Herausgeber eines interessanten Buches zu ausgewählten Projekten, bestellbar über die Website)
Suprb – Website des Designers Andreas Pihlström, Stockholm
We Recommend – Schwedisch-Dänische Design-Kooperative in Malmö

Skandinavisch

* Eigentlich ist die Überschrift ein Buchtitel zu einem ganz anderen Thema, aber sie passt hier so gut …

Danke für mein Verständnis

Gestern abend. Hamburg, Dammtorbahnhof, Gleis 4. In einer halben Stunde fährt von hier aus mein Zug nach Berlin. Für den nächsten eintreffenden Zug ist auf der Anzeigetafel zu lesen: »ca. 20 Min. später«. Mir egal. Betrifft mich nicht. Der verspätete Zug fährt ein und nach kurzem Halt wieder ab.

Es folgt eine Durchsage: »Der Intercity 2073 nach Dresden (…) fährt heute abweichend ab Hamburg Hauptbahnhof. Reisende nach Dresden nehmen bitte die S-Bahn ab Gleis 2 Richtung Hamburg Hauptbahnhof und steigen dort um (…)«. Aha. Mir egal. Betrifft mich nicht.

Kurz darauf eine Durchsage: »Der Intercity Express 1519 nach Dresden über Berlin (…) verspätet sich voraussichtlich um 5 bis 10 Minuten.« Soso. Betrifft mich zwar, liegt aber im Limit.

Kurz darauf eine Durchsage: »Der Intercity Express 1519 nach Dresden über Berlin (…) verkehrt heute nur mit einem statt zwei Zugteilen.« Na prima. Ist der Zug am Freitag abend eben nur halb so lang. Betrifft mich dann doch. Gut, dass ich keine Reservierung für die ausgefallene Zughälfte habe. Wollte mich sowieso ins BordRestaurant setzen, was mir nach Einfahrt des Zuges auch gelingt.

Unterwegs nicke ich kurz ein. Ich sitze in freier Natur unter einem Baum und schaue über die frühlingsgrüne Landschaft. Plötzlich näselt eine Lautsprecherdurchsage aus der Baumkrone: »Der Sonnenaufgang morgen früh verzögert sich aus technischen Gründen um voraussichtlich 45 Minuten. Aufgrund eines Gezeitenschadens wird darüber hinaus die nächste Ebbe ausfallen. Wie uns die Jahreszeitenleitstelle mitteilt, ist ferner damit zu rechnen, dass die Baumblüte in diesem Jahr erst nach der Obsternte stattfinden kann. Wir danken für Ihr Verständnis.«

Ich erwache aus meinem Dämmerschlaf und befinde mich wieder im vollbesetzten Speisewagen. War nur ein böser Traum.

Paris III (Nachtrag)

Heute ist Museumstag. Passt gut zum trüben, grauen Wetter. Ohne Regen, immerhin. Nach Frühstück und Netzrecherchen bezüglich Adressen, Öffnungszeiten und Programm machen wir uns auf den Weg. A ins Musikinstrumentenmuseum der Cité de la Musique und B (ich) ins Louvre. Eigentlich interessieren mich eher moderne und zeitgenössische Kunst, aber Größe, Architektur, Bedeutung und Kollektion des Louvre sind schon eine Klasse für sich: Über 300.000 Kunstwerke aus 2.500 Jahren Kunstgeschichte, davon allein 35.000 Gemälde, auf mehr als 60.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche. Die gläserne Eingangspyramide. Der »Gastauftritt« als Originalschauplatz in der Verfilmung von »The Da Vinci Code«. Die Mona Lisa. Die Venus von Milo. Allez!

Innerlich schon aufs Schlangestehen gefasst, werde ich im Foyer angenehm überrascht. Nach wenigen Minuten bin ich im Besitz eines Tickets und auf dem Weg in die Ausstellungsräume. Ich lasse die gigantischen Säle, Galerien und Flure insgesamt auf mich wirken und schaue nur näher an, was mir auffällt, mich berührt oder mir schlicht gefällt. Nach rund zweieinhalb Stunden habe ich meine Dosis Kultur für diesen Tag absorbiert – und mein persönliches Lieblingsgemälde gekürt: »Magdalena-Bay, vue prise de la presqu’île des tombeaux, au nord du Spitzberg; effet d’aurore boréale« von François Auguste Biard (1789–1882). Eiskalt, blau und grausam schön.

Unsere Wiedervereinigung nach den getrennten Museumsbesuchen begießen wir im Pub »Le Frog and Rosbif« (116, Rue St. Denis) mit einem hausgebrauten Guinness-Imitat namens »Dark de Triomphe«. Schmeckt deutlich besser, als der Kalauer androht.

Der nächste Programmpunkt ist ein kleines Konzert auf einer der größten Kirchenorgeln Frankreichs in der nahegelegenen Kathedrale von St. Eustache. Der Eintritt ist frei, die Musik himmlisch, die Akustik unbezahlbar. Eine kleine Entdeckung am Rande ist ein wunderschön schlichter Seitenaltar, gestaltet von Keith Haring. Wir gehen, den Orgelklang noch im Ohr. Es ist Abend.

Sonntag ist offenbar für viele Pariser Restaurants der obligatorische Ruhetag. Daher stehen wir bei einigen empfohlenen Adressen prompt vor verschlossener Tür und erkunden das Umfeld nach Alternativen. Fündig werden wir im »Pathya« (222, Rue de Championnet), ein einladendes chinesisch-thailändisches Lokal mit einer appetitanregend umfangreichen Karte und überraschend zivilen Preisen. Die Portionen (Reis zum Hauptgericht nur auf Wunsch) sind nicht üppig, aber ausreichend, der Service freundlich und schnell, die bestellten Gerichte sind lecker und aromatisch gewürzt. Dazu ein fruchtig-runder Bordeaux – kann man nichts sagen fürs Geld. Das Dessert folgt heute mit etwas zeitlichem Abstand, eine kleine improvisierte Käseplatte aus dem Kühlschrank unseres Appartements. Dazu Sofa, Wein und Zweisamkeit. Der Ausklang dieses Kurzurlaubs.

Merci et au revoir, Paris!

Paris II (Nachtrag)

Das Schöne an Kurzurlauben ist – finde ich – dass die Zeit so schön langsam vergeht. Ausschlafen bis halb zehn, gemütlich aufstehen, Frühstück machen (Fuck All Inclusive – Selbstverpflegung rules!), ausgiebigst frühstücken, spontan den weiteren Tagesplan schmieden. Keine Hektik. Keine Termine. Kein anderes Bier.

A propos Frühstück – delikate Entdeckung: Ein vor Ort gekauftes Glas vermeintlicher Schwarzkirschkonfitüre entpuppt sich bei näherem Hinsehen als ein speziell zur Kombination mit Schafskäse (sic!) kreierter Fruchtaufstrich. Und rein zufällig haben wir den benannten »Tomme de Brebis« auf dem Tisch. Und probieren. Schafscamembert mit Kirschmarmelade. Klingt ein bisschen nach Notlösung bei Ebbe im Kühlschrank – schmeckt aber sen-sa-tio-nell. Iswahr.

Weiter mit der Tagesplanung: Wir entscheiden uns für einen Stadtbummel mit Zwischenstopp bei zwei der größten Pariser CD-/DVD-Shops FNAC und Virgin Megastore (Update: beide inzwischen geschlossen). Trotz der Riesenauswahl packt mich vor den DVD-Regalen ein wenig die Ernüchterung, weil fast alle Filmtitel auf französisch kaum Ähnlichkeit mit dem Originaltitel haben. So heißt z.B. »Der Weiße Hai« (OT Jaws) auf französisch »Les Dents de la Mer« (Die Zähne des Meeres). Einen bestimmten Film zu finden, ist da eher Glückssache. Da es allerdings ohnehin kaum DVDs mit deutschem Ton oder Untertiteln gibt, beschließe ich: »L’avarice, c’est chaud!« (Geiz ist geil) und kaufe nichts.

Nach einigem Fußmarsch meldet sich Durst. Unser Reiseführer überrascht mit der Information, dass auch hier in Paris ein paar englische Pubs Fuß gefasst haben. Wir kehren ein ins gemütliche »Mc Bride’s« (54, Rue St. Denis) und freuen uns, dass es den Euro gibt. Denn so hat der für je 0,5 l Cider und Guinness anfallende Betrag von 13,50 EUR wenigstens noch einen günstigen Klang.

An einem normalen Nicht-Urlaubs-Samstag wäre es nach all dem jetzt schon mindestens abends halb acht. Da es aber tatsächlich erst kurz nach fünf ist, will ich die legendäre Lebensmitteletage der Galeries Lafayette nun doch einmal mit eigenen Augen sehen. Tja. Warum bloß bin ich lediglich mit Handgepäck hier, ich Idiot? Wenigstens einen leeren kleinen Schrankkoffer hätte ich mitnehmen sollen. Gegen dieses Angebot an Spezereien aus aller Welt kommt selbst das Berliner KaDeWe nur mit Mühe an. Allein die Menge an Senfsorten übertrifft schon die Zahl der mir bekannten Würste. Contenance!

Es gelingt mir, die anbrandenden Appetitwellen auf das nahende Abendbrot umzulenken und wir begeben uns, wieder gemeinsam, ins »Pub Saint Lazare« (10, Rue du Rome). Für nur 34 EUR p.P. wird hier ein dreigängiges Menü inklusive einer halben Flasche Wein angeboten. Die einzelnen Gänge können dabei aus einer ansehnlichen Liste frei zusammengestellt werden. Ich entscheide mich für Entenleberpastete auf Brot an Feigenconfit, Entrecôte mit Roquefortsauce an Grilltomate plus Ofenkartoffel und Crème Brûlée als Dessert. Chapeau! Das komplette Menü begeistert durch feine, raffinierte Details. Das Brot ist herrlich ofenwarm und harmoniert perfekt mit dem kühlen Schmelz der Leberpastete, die Ofenkartoffeln sind mit Walnußöl benetzt und die Grilltomate ist mit einem Spritzer Estragonessig gewürzt. Das Knacken der Karamelkruste auf der samtweichen Crème Brûlée fordert die letzten Kraftreserven. Ein Espresso noch, und dann: Gute Nacht!

Paris I (Nachtrag)

Eigentlich ist heute nochmal Weihnachten. Denn eins meiner Geschenke hatte ich zwar schon ausgepackt, aber erst heute wurde es »freigeschaltet«: eine Wochenendreise nach Paris. In mäßigem, aber nicht transfergefährdendem Schneetreiben geht es nach leicht vorgezogenem Feierabend Richtung Flughafen Hamburg-Fuhlsbüttel. Kompakt betascht, nur mit Handgepäck, sitze ich schon wenig später eingecheckt am Gate. Geht alles so schnell: Boarding, Takeoff, ein kurzes Nickerchen mit Musik im Ohr, Landeanflug, Bustransfer zum Airportbahnhof – und schon kurz darauf werde ich mitten in der Stadt am Gare du Nord liebstens in Empfang genommen. In ähnlich rasantem Tempo verschwindet der vorangegangene Arbeitstag hinter mir. Ich bin in Paris. Wir sind in Paris.

Die Unterkunft, eine geräumige, mondän eingerichtete Stadtwohnung, liegt keine 3 Gehminuten vom Bahnhof Gare du Nord entfernt. Reinkommen und sich Zuhause fühlen sind eins. Nicht zuletzt, weil der Tisch schon gedeckt ist: mit einem köstlichen Sortiment orientalischer und asiatischer Zubereitungen aus den Schlemmervitrinen der Galeries Lafayette Gourmet. Darum auch Schluss jetzt. Mit vollem Mund bloggt man nicht.

Küchenstöckchen (wortreich)

Mit freundlicher Genehmigung von Ami.

1) Kannst du kochen? Wenn ja, kochst Du gerne?
Ich koche sehr gerne und ich denke, aufgrund des »Feedbacks« meiner Esser kann ich sagen, dass ich es inzwischen recht gut kann. Schon mit 6 Jahren brachte ich regelmäßig die Küche meiner Oma durch das wahllose Zusammenrühren ihrer Zutatenvorräte durcheinander (»Nun lass ihn doch, er ist doch noch klein.«) Bis vor etwa zehn Jahren war ich sklavischer Rezeptenachkocher, mittlerweile reizt es mich zunehmend, selbst Rezepte abzuwandeln oder zu improvisieren. Gelungene Experimente werde ich hier ab und zu veröffentlichen.

2) Wann isst bei Euch die ganze Familie gemeinsam?
Da ich (noch) nicht mit meinem Partner in einer gemeinsamen Stadt zusammenwohne, esse ich meistens allein. Am Wochenende wird jedoch immer zusammen gekocht und/oder gegessen. Der Rest der Familie sitzt in Teilmengen nur noch selten im Jahr bei den gegenseitigen Besuchen mit am Tisch. Selten, aber gerne.

3) Was isst Du zum Frühstück?
Unter der Woche meistens nichts. Ich komme morgens nur langsam in Gang, und da ich mein Essen möglichst immer mit allen Sinnen genießen möchte, warte ich mit dem Essen, bis alle Sinne wach sind. Meistens ist die erste »Mahlzeit« ein guter Cappuccino to go.
Am Wochenende wird ausgiebig und fein gefrühstückt, meist nicht vor halb elf. Vorzugsweise getoastetes Ökobrot mit hohem Vollkornanteil, darauf Käse, Wurst, Frischkäse (ich empfehle Buko Balance, fettarm und ohne Zusatzstoffe) und selbstgezogene Keimlinge als Topping. Dazu frisch gemahlener Kaffee ausgesuchter Sorten, zubereitet mit dem Perkolator oder der Presskanne. Süßes (Marmelade, Nougatcreme) nur selten, ich bin ab Werk eher kein Süßfrühstücker.

4) Wann, wo und wie esst ihr in der Woche?
Wochentags betrifft mich das, wie gesagt, alleine. In der täglichen Büromittagspause schätze ich leichte Mahlzeiten. Ich meide teiglastige Weißmehlsnacks wie belegte Brötchen oder Baguettes, stattdessen z.B. eine Suppe im Stehbistro, ein Schälchen Antipasti oder etwas »auf die Faust« wie Börek, ein Wrap oder Obst. Gelegentliches (kontrolliertes) Imbissfieber führt mich auch mal zu McDonald’s oder auf eine Currywurst in die Frittenbude. Abends bemühe ich mich um eine abwechslungsreiche Folge aus »kalter Küche« mit belegten Broten und/oder Feinkostsalaten, selbst gekochtem Essen und bestelltem Essen. Eingenommen wird es meist im Wohnzimmer vor dem Fernseher, aber ich bemühe mich trotzdem, sorgfältig zu kauen 😉
Am Wochenende wird gemeinsam gekocht und gegessen; die eben genannten Vorlieben bleiben – da geteilt – nahezu dieselben, ergänzt um gemeinsame Restaurantbesuche.

5) Wie oft geht ihr ins Restaurant?
Recht oft, aber meistens zu überschaubaren Preisen. In Berlin, wo wir ca. alle zwei Wochen weilen, ist das einfacher als dazwischen im relativ teuren Hamburg. Im Schnitt gehen wir so etwa dreimal im Monat essen. Daraus resultierende Tipps finden hier gelegentlich Eingang. Ein zu Weihnachten verschenkter Schlemmerblock für Hamburg soll uns motivieren, Neues auszuprobieren, da der Drang zum Wiederholen des Bewährten dem allzu oft – und lecker – im Wege steht.

6) Wie oft bestellt ihr Euch was?
Auch relativ oft, da sowohl in Berlin und Hamburg die Möglichkeiten in erreichbarer Nähe gut und zahlreich sind. Bestelltes/abgeholtes Essen kommt zudem unserer Affinität zum DVD-Gucken entgegen, da Kochen UND Film mir/uns manchmal zu viel wäre(n). Im Berlin unschlagbar: die Steinofenpizza von Trattoria Libau (no URL) oder Indisches vom Amrit, Mirchi oder Amar. In Hamburg favorisiert: Taverna Kamiros (Griechisch), Tung’s Asia Imbiss (no URL) und Zala (Indisch).

7) Zu 5 und 6: Wenn es keine finanziellen Hindernisse gäbe, würdet ihr das gerne öfters tun?
Och, passiert im Urlaub meist automatisch häufiger, so dass sich alltags das Bedürfnis nach häufigerem Auswärts-Essen eher in Grenzen hält. Zudem macht uns das Kochen selbst viel zu viel Spaß, um es allzu oft anderen zu überlassen.

8) Gibt es bei Euch so was wie «Standardgerichte«, die regelmässig auf den Tisch kommen?
Da fallen mir beim Nachdenken nur wenige »komplette« Gerichte ein: jetzt im Winter z.B. Grünkohl mit Pinkel/Bregenwurst oder Lachssteaks auf dem Spinat-Gorgonzolabett. Meist wiederholen sich regelmäßig eher Menübausteine, die wir immer neu variieren, wie gebratene Entenbrust als Fleischbasis oder Rosmarin-Ofenkartoffeln als Beilage. In Abständen immer mal wieder Appetit bekomme ich auf die Klassiker aus Mutters Kochrepertoire: Hühnerfrikassee, Gulasch, Königsberger Klopse oder Kohlrouladen. Manches kann ich mir inzwischen selber kochen, manches kriegt nur Mutter originalgetreu hin – und macht es dann auf Vorbestellung zum Mitnehmen oder Gedenkschlemmen beim nächsten Familienbesuch.

9) Hast Du schon mal für mehr als 6 Personen gekocht?
Ja, einmal Bouillabaisse für 9 Personen und einmal ein völlig misslungenes Chili con Carne (siehe Frage 20) für sieben. Horror. Muss ich nicht haben. Sechs Gäste reichen völlig und sind mit etwas Erfahrung okay zu bewirten.

10) Kochst du jeden Tag?
Um Gottes Willen, nein. Nicht mal vor Wut. Wäre mir logistisch (jeden Tag frisch einkaufen) zu aufwendig, oder ich bin abends zu faul/zu fertig dazu. ich versuche aber, bewusst auf meinen Appetit zu hören, weil ich glaube, dass der Körper intuitiv nach dem verlangt, was er braucht. Und manchmal sind das eben Schnittchen oder ein halbes Grillhendl vom Imbiss.

11) Hast Du schon mal ein Rezept aus dem Kochblog ausprobiert?
Nein, ist aber Zufall. Ich suche und nutze oft Rezepte aus dem Internet, häufig bei chefkoch.de, im Netzkochbuch oder von kochbar. Ansonsten wird gegoogelt, bis die Kochmuse mich küsst. Kann also demnächst auch mal in einem Blog passieren. Viel zu selten gucke ich in meine kiloweise vorhandenen Kochbücher.

12) Wer kocht bei Euch häufiger?
Das hat sich völlig von selbst sehr ausgewogen eingerichtet. Am meisten Spaß macht es zusammen, wobei ich am liebsten einen eigenen Gang alleine zubereite oder mich komplett um einen ganzen Menübaustein (z.B. Beilage) kümmere als zu zweit in einem Topf zu rühren.

13) Und wer kann besser kochen?
Schwer zu sagen. Eigentlich auch beide gleich gut. Ich glaube, ich bin der experimentierfreudigere Part, was neue oder ungewöhnliche Rezepte angeht. Aber das ist kein Qualitätskriterium.

14) Gibt es schon mal Streit ums Essen?
Nö. Höchstens mal anfänglich unterschiedliche Vorstellungen, die sich aber bislang immer per Kompromiss oder Alternative in Einklang bringen ließen. Essen ist etwas viel zu Schönes und Vielfältiges, als dass ich darüber streiten wollte.

15) Kochst du heute völlig anders, als Deine Mutter/Deine Eltern?
Ja. Ich bin fast geneigt, zu sagen »Wir hatten das ja früher alles nicht«, obwohl ich weder in der DDR aufgewachsen bin noch einen Krieg miterleben musste. Tatsächlich habe ich aber durch meine Urlaube, die Medien und das generell wachsende Angebot an Rezepten, Restaurants und Zutaten 70–90% dessen, was ich heute esse (und koche), erst nach meinem 18. Lebensjahr kennengelernt. Allem voran die Länderküchen: asiatisch, indisch, italienisch, syrisch, mexikanisch, portugiesisch, spanisch. Ein Entdeckungsprozss, der sich übrigens bis heute fortsetzt, auch durch meine Neugier, z.B. auf »vergessene« oder exotische Gemüse wie Pastinaken, Kardy, Süßkartoffeln, Kochbananen usw. Und ich freue mich auf alles, was ich noch nicht kenne.

16) Wenn ja, isst Du trotzdem gerne bei Deinen Eltern?
Ja. Siehe Frage 8.

17) Bist Du Vegetarier oder könntest Du Dir vorstellen vegetarisch zu leben?
Nein. Dazu gibt es einen Beitrag in diesem Blog, der die Frage, glaube ich, ganz gut beantwortet.

18) Was würdest Du gerne mal ausprobieren, an was Du Dich bisher nicht rangewagt hast?
Ravioli mit leckerer Füllung selber machen, Brot backen, Gänsebraten. Aber eher des vermeintlich hohen Aufwandes wegen als aus Angst vor dem Misslingen.

19) Kochst Du lieber oder findest Du Backen spannender?
Ich favorisiere eindeutig das Kochen. Da ich schon auf geringe Mengen Kuchen, Torte und Kekse mit sofortiger Gewichtszunahme reagiere, werde ich den Teufel tun und das Zeug auch noch selber herstellen 😉

20) Was war die größte Misere, die Du in der Küche angerichtet hast?
Wie in Frage 9 gesagt, ein völlig missratenes Chili con Carne, das ungefähr um den Faktor 1000 zu scharf war. Ich hatte extra dafür Freunde, teils von außerhalb, eingeladen und dann erwies sich das servierte Essen als ABSOLUT ungeniessbar. Scham! Schmach!! Schande!!! Selbst die mikroskopischen Mengen, die einzelne Gäste (und ich) tatsächlich herunterwürgen konnten, brannten tags darauf »zum zweiten Mal«. Grund dafür war ein Original mexikanisches Rezept mit einer Mengenangabe von 25 g Chili pro vier Personen. Was ich nicht wusste: dass es in Mexiko zahllose verschiedene Chilisorten gibt, von höllenscharf bis babymild, und eine der milderen war gemeint. Tja. Ich war jung, als Koch noch unerfahren, scherte mich nicht drum und nahm einfach 25 g handelsübliches Supermarktchili.
Wir haben dann Pizza bestellt.

21) Was essen Deine Kinder am liebsten?
No kids, no answer.

22) Was mögen Deine Kinder überhaupt nicht?
Hätte ich Kinder, würde ich sie versuchen, zu Neugier, Offenheit und Selbstkritik zu erziehen. Dann erledigen sich anfängliche Aversionen mit der Zeit meist von selbst. War zumindest bei mir so (z.B. bei rohen Tomaten).

23) Was magst Du überhaupt nicht?
Auch dies habe ich ungefragt schon in einem anderen Blogbeitrag beantwortet.

Puh. So viel habe ich noch nie am Stück geschrieben. Da ich zurzeit in meinem Bekanntenkreis der einzige regelmäßige Blogger bin, bleibt das Stöckchen jetzt erstmal unverteilt hier liegen. Erstmal. Aber Spaß gemacht hat’s trotzdem.

Ergänzung: Nach einem freundlichen Wink von Mark (Hippie-Sachen.de) werfe ich das Stöckchen jetzt an ihn weiter. Mit Vergnügen.

Un-ver-zeih-lich

Wenn mir als Grafik-Designer jemand diese Grußkarte schicken würde, wäre ich wenig geneigt, überhaupt irgendwas zu verzeihen. Weder dem Absender, da er mir ein solches Typographiemassaker zumutet (was auch immer sonst sein Gewissen plagt), noch dem DTP-Slasher, der selbiges verbrochen hat. Abhilfe geschaffen hätte die rettende Kraft der Synonyme: »(I’m) Sorry«, »Pardon« oder von mir aus »Es / tut / mir / leid«. Oder aber ein anderes Kartendesign. Wenn man nicht al-les selber macht …

Zerstueckelt