Kategorie: Von der Tageskarte

Kaum passiert, schon gebloggt

Edinburgh I (Nachtrag)

Fünf Tage in Schottlands Hauptstadt. Kurzurlaub zu zweit. Flug ab Hamburg mit British Airways, Flugzeit anderthalb Stunden. Schön, mal wieder hier zu sein – der letzte Schottlandurlaub davor ist schon fast nicht mehr wahr. Mit dem Taxi in die Innenstadt zur vorläufigen ersten Unterkunft, ehe unser eigentliches Quartier bezugsfertig ist, aber dazu später mehr. Für die erste Übernachtung logieren wir im Hotel Walton, kaum fünf Fußminuten von Edinburghs Zentrum. The rooms: tiny, but cosy, indeed.

Da es erst später Nachmittag ist, halten wir uns mit der Inspektion des Hotelambientes nur wenige Minuten auf, dann lockt uns die Neugier auf ein echt schottisches Bier in einen Pub-Tipp unseres vor Ort erstandenen Reiseführers, Kay’s Bar, 39 Jamaica Street West. Freundlich und hilfsbereit seien die Schotten, sagt man. Stimmt! Denn als wir uns nicht sofort für eins der etwa zehn frischzapfbaren, uns völlig unbekannten lokalen Biere entscheiden können, bietet uns der zwirbelbärtige Pubkeeper nach kurzer Eingrenzung der groben Geschmackspräferenz (»strong and malty«) tatsächlich vier kleine Gläser mit je einem Schluck zum Probieren an. Dafür: Daumen hoch – ebenso wie für das schottentypisch zimmerwarm eingeschenkte »Heavy Ale« unserer Wahl, das wir in einer winzigen Sitznische des gemütlichen Pubs nippen und das angenehm, aber ungewöhlich muskatellersüß die Geschmacksnerven streichelt. – Cheers!

Wieder draußen, erwartet uns Regen. Schottland eben. Da Bier nur bedingt sättigt, befragen wir die Reiseunterlagen nach Empfehlungen umliegender Restaurants. Zwei davon inspizieren wir, lediglich einigermaßen benetzt, dann spült uns der anhaltende Niederschlag in das anheimelnd beleuchtete Nargile, 73 Hanover Street. Der türkische Besitzer persönlich empfängt uns im noch fast leeren Restaurant. Ein Tisch für zwei ohne Reservierung? Erst ernstes Kopfschütteln, dann eine Pause und breites Grinsen. What a naughty little beggar! Als Vorspeise wählen wir ein Mezze-Potpourri: Rote-Bete-Salat, warme marinierte Hähnchenkeulen, geschnetzeltes Lamm, Hummus und verschiedene vegetarische Miniaturen. Alles fein gewürzt und überaus delikat. Begleitet von einem fruchtig-leichten, türkischen Rotwein, setzt sich der Genuss mit dem nächsten Gang genauso köstlich fort: Gegrillte Hähnchenrouladen mit Krebsfleisch-Füllung (sic!) in einer Zitronen-Kapern-Sauce bzw. Lammfleisch, Auberginenpüree und Pitawürfel in einer sämig-würzigen Tomaten-Butter-Sauce. Exzellent!

Wir beschließen das Dinner – und dieses Kapitel – mit einem ungesüßten türkischen Mokka (Kardamom-gewürzt) und kugeln durch die nassen, nachtbeleuchteten Straßen Edinburghs zurück in unser kleines Hotelzimmer.

Grüezi!

Dieses Wochenende steht eine Kurzreise nach Basel auf dem Programm. Per Billigflieger von Hamburg, dem »Venedig des Nordens« in die Schweiz, das »Japan Europas«: Ein relativ kleines Land, die Einwohner sind als fleißig, wohlhabend, humorlos und etwas verschroben verschrien und wenn sie sich unterhalten, verstehen Außenstehende kein Wort. Auf unsere Bierorder im Wirtshaus heißt es z.B.: »Mechz aach eppisch z’asse?«

Hmwasmeintderjetzthabendiehiermehreresortenodernurhellesodernurdunkles
odernurnulldreiodernullfünfoderistamwochenendeüberhauptkeinbierausschank
achessenderfragtobwirwasessenwollendiespeisekartenatürlichgerne … – »Ja.«
Die ca. fünf Dechiffriersekunden, in denen ich den Kellner unverständig anglotze, kommen mir endlos vor.

Nach anfänglichem Regen zeigt sich der Oktober von seiner goldensten Seite. Auf dem Platz um das Hotel verschlossene Buden, geparkte Schaustellerwagen, halbfertige Fahrbetriebe und eine Riesenradbaustelle – offenbar soll hier demnächst ein »Chilbi« (Kirmes) stattfinden. Schade, dass wir dann schon wieder weg sind. Wie gerne hätt’ ich mir an diesem verlockend beschrifteten Stand einen ofenwarmen, knusprig-süßen Wildnagersnack reingezogen …

Kirmesbude

Vorratshaltung

Angesichts einer bevorstehenden Kurzreise bedurfte mein Kühlschrank nochmal einer vorherigen Ausmistung. Angebrochenes, leicht Verderbliches? Weg damit, ehe es einem bei Heimkehr mit irgendwas wedelnd im Flur freudig entgegengelaufen kommt. Von ganz hinten funkelt mich hämisch beim Aufräumen an, was ich irgendwann mal bedarfsweise oder im Affekt gekauft habe (»DAS hab ich ja EEEWIG nicht gegessen«), um es dann zu Hause fast unberührt seiner Verderbnis entgegendämmern zu lassen: Quark, Cornichons oder Oliven im Glas, ungekühlt im Obstkorb auch gern mal Bananen. Oder, was sich dermaßen quälend langsam verbraucht, dass eigentlich ein Bruchteil der einzig erhältlichen Packungsgrößen völlig ausgereicht hätte, um davon Monate, wenn nicht Jahre zu zehren:

Butterschmalz, Worcestersauce, Kapern, Paniermehl. Im Vorratsschrank stapelt sich Scheinverbrauchtes. Darunter fällt alles, was man spontan vorsorglich kauft, weil man meint, es sei alle, was es aber keineswegs ist – wie man nach dem Einkauf, um Stauraum ringend, erkennt. Exemplarisch: Nudeln, Reis, Dosentomaten. Nett gemeint und zweifellos köstlich, aber leider abseits raschen Konsums: exotische Geschenkzutaten aus dem kulinarischen Freundeskreis. Aprikosenkernöl, Südafrikanisches Reisgewürz oder Honigessig aus der Toskana. Die Freundschaft bleibt, die Aromen verfliegen.

Gelobt sei, was sich regelmäßig verbraucht: Wein, Schokolade, Brot und Kaffee.

Es ist überall!

Aargh! Gammelfleisch gets me! Nach abendlicher Heimkehr ereilte mich bei der kurzfristigen persönlichen Dinnerplanung ein plötzlicher bajuwarischer Appetitflash: Mmh – Leberkäse mit Spiegelei an Sauerkraut. Also flugs nochmal um die Ecke zum lokalen gelb-blau beschilderten Supermarkt meines Vertrauens. Welches nach dem Blick ins Kühlregal jedoch rapide schwand, denn der enthüllte Grauenhaftes: der komplette Restvorrat von rund zehn Leberkäse-Packungen seit zwei Tagen ABGELAUFEN! Skepsis. Misstrauen. Genau hingeschaut. Sieht ja eigentlich noch ganz rosig aus. Aber auch ein bisschen schmierig. Eine Geruchsprobe würde die Gewissheit vertiefen, aber die Situation möglicherweise ungewollt komplizieren.

Ausweichprodukt? Vielleicht Nürnberger Rostbratwürstchen? Tatsächlich: in der Truhe nebenan liegen noch zwei Vakupacks – mit immerhin zukünftigem Ablaufdatum. Aber holla: unter dem Haltbarkeitsetikett lugen Klebereste abgelöster Vorläuferetiketten hervor. SKEPSIS. MISSTRAUEN. Nö, jetzt doch lieber woanders einkaufen. Getrübt wurde die dann doch noch erfolgreiche Fleischbeschaffung (klingt irgendwie rotlichtmäßig) von Gewissensbissen: hätte ich »pro-aktiv« tätig werden und die Marktleitung von dem Missstand informieren sollen? Liegt bald aufgrund meiner Ignoranz irgendeine trübsichtige Barmbeker Oma nach dem arglosen Kauf und Verzehr der maroden Fleischbatzen im Gammelkoma?
Morgen Salat.

Sehr schön hat es Heinz Becker mal auf den Punkt gebracht: »Früher henn die Leut’ des Esse fortg’schmisse, wenn’s schlecht wor. Heut esse Se’s, nur weil druffsteht, dass es noch gut is.« (Die unzureichende schriftliche Übertragung ins Saarländische bitte ich mir nachzusehen)

Abgeschmeckt

Drei Dinge, die ich als Kind gerne gegessen habe, die heute aber völlig an mir vorbeigehen:
1. Dosenravioli
2. Scheibletten
3. Schokoküsse

Drei Dinge, die ich als Kind gehasst habe, die dann irgendwann doch einen festen Platz auf meinem Speiseplan gefunden haben:
1. Tomaten
2. Muscheln
3. Kaffee

Drei Dinge, die ich heute wie damals nicht runterkriege:
1. Alle Innereien, außer Leber
2. Sülze im weitesten Sinne
3. Weichgekochte Eier
4. (Bonusbeitrag) Karpfen Blau

Drei geliebte Dinge, die seit Kindertagen unwiederbringlich aus den Lebensmittelregalen verschwunden sind:
1. Hausgemachtes Thüringer Mett aus metzger-eigener Schlachtung
2. Miami Flip von Langnese
3. Tomaten-Schmelzkäse-Ecken

Drei Leckereien, die ich gern viel früher als geschehen für mich entdeckt hätte:
1. Pastinaken
2. Rote-Bete-Chips
3. Gefüllte Zucchiniblüten

Dreimal Nervennahrung, ohne die das Leben echt ärmer wäre:
1. Eiscreme, idealerweise vom guten Italienischen Eisdealer
2. Edel-Bitterschokolade, z.B. Hachez Cocoa de Maracaibo 55%
3. Guter Cappuccino, frisch aus der Maschine

Drei Länderküchen, denen ich mich genussvoll blind ergebe:
1. Indisch
2. Italienisch
3. Syrisch/Libanesisch

to be continued …

Mahlzeit!

Wursttheke_Oxford

Schon auf die Karte geguckt? Was gibt’s denn heute Leckeres? Hmmm… Frikadellen mit Kartoffelsalat. Klassische Hausmannskost, da weiß man, was man hat. Keine Überraschungen. Oder doch die Quallenmedaillons an Wakame-Algensalat auf Wasabi-Galgant-Schaum? Wär‘ ja mal was anderes. Och, andermal. Ich glaub’, heut nehm’ ich nur ’nen kleinen Salat. Eisberg, Tomaten, Möhren, Gurken, wahlweise French oder Italian Dressing. Man muss ja auch auf die Linie achten. ’Nen Guten!

Lange hab ich überlegt, ob ich den »Spielplatz« auf meiner Website nebenan zu so ’ner Art Blog ausbauen soll. Seit die Seite online ist, sehe ich interessante oder skurrile Alltagsbeobachtungen viel öfter durch die »müsste-man-eigentlich-ins-Netz-stellen-Brille«. Aber nicht immer passten diese Erlebnisse und Gedanken zum eigentlichen formschub-Thema »Kreativität und Design«. Deshalb nun dieser separate Bereich. Mit einem eigenen Leitthema, das Klammer und Antrieb für die (meisten) hier erscheinenden Einträge sein soll – meine Leidenschaft für Essen, Trinken und Kochen. Denn das ist a) nicht nur ein schönes und inspirierendes Thema, sondern b) auch noch täglich aktuell. Tjaha! Und da ich im Zweifelsfall meist neugierig bin und gerne neue Gerichte, Produkte, Lebensmittel, Rezepte, Getränke und Restaurants ausprobiere, erhoffe ich mir davon genug »Fleisch« zum regelmäßigen Füttern dieses Blogs. Denn eins soll es nicht: mangels Input verhungern.

Und jetzt gib mir doch mal ein Stück von der Qualle.