Bücherfragebogen [♂] – 14

14 Ein Buch aus deiner Kindheit
Ach! Wo soll ich da anfangen? Ein paar der liebsten Bücher aus meiner Kindheit stehen noch immer bei mir im Regal, vergilbt, zerlesen, bekritzelt oder mit zum Teil ausgemalten Illustrationen (ein frühes Hobby), neu eingebunden, bestempelt … aber ein wirklich gutes Buch entstellt nichts.

Da wäre zum Beispiel Mein Freund der Zauberer von J. B. S. Haldane. Es erzählt die Geschichte, wie der Autor, Professor Haldane, mitten in London einen älteren Herrn davor bewahrt, beim unachtsamen Überqueren der Straße von einem Auto überfahren zu werden. Der Gerettete, der sich als Mr. Leakey vorstellt, lädt seinen Schutzengel daraufhin zum Dank in seine Wohnung zum Abendessen ein – und spätestens bei Tisch stellt sich heraus, dass der Gastgeber ein waschechter Zauberer ist: die Vorsuppe wird aus seinem Zylinder auf die Teller gegossen, ein riesiger Oktopus trägt von der Decke herab das Essen auf, ein etwa dackelgroßer, zahmer Hausdrache grillt den Fisch in seinen heißen Klauen, eine grüne Miniaturkuh spendet Sahne und ein geflügelter arabischer Dämon holt in Windeseile frische Erdbeeren aus Neuseeland fürs Dessert, während an den vier Ecken des Tisches im Zeitraffer Obstbäume mit saftigreifen Mangos und Pfirsichen wachsen. Die beiden Herren verstehen sich bestens, und der Professor erlebt mit seinem neuen magischen Freund im weiteren Verlauf des Buches noch eine ganze Reihe aufregender und seltsamer Dinge.

Ein nicht minder seltsames Buch, das ebenfalls in England spielt, ist Professor Hirnschlags unglaubliche Abenteuer von Norman Hunter (einen Link fand ich nur zur englischen Ausgabe, wo der Protagonist »Professor Branestawm« heißt). Professor Hirnschlag ist ein sehr, sehr kluger, erfinderischer, aber auch extrem zerstreuter Mensch. Das beginnt bei seinen fünf Brillen: eine zum Lesen, eine zum Schreiben, eine zum Ausgehen, eine, um andere Menschen darüber hinweg anzusehen und eine, um nach den anderen vier zu suchen, weil er sie natürlich ständig verlegt.

Zusammen mit seinem Freund, dem zackigen Oberst Haudrauf und der Haushälterin Frau Schnüffelschnauz stolpert der Professor in 14 Kapiteln durch seinen chaotischen Alltag. Er erfindet eine Frühjahrsputz-Putzmaschine, die so gründlich arbeitet, dass sie alle Möbel in den Garten des Hauses katapultiert. Oder er verlegt alle Exemplare ein und desselben Buches aus zwölf Stadtteilbibliotheken bis auf eins, das er dann reihum immer rechtzeitig vor Ablauf der Leihfrist wieder zurückbringen kann. Einmal erweckt er mit einem stinkenden Elixier versehentlich ein komplettes Fotoalbum zum Leben, woraufhin seine Wohnung von den abgelichteten Personen überschwemmt wird, inklusive am Bildrand angeschnittener, halber Passanten und unscharfer Hintergrundfiguren. Es sind in der Tat unglaubliche Abenteuer, die der Professor erlebt.

Gleich zwei Bände gab es von den heißgeliebten Geschichten des märchenhaften Abenteurers Jeremias Schrumpelhut: Die Reise zum Stern Traumatia und Mit König Eierbatz im Märchenwald, die von Wolf-Dieter von Tippelskirch verfasst wurden. Auch diese beiden Bücher bersten förmlich vor fantastischen Geschichten und Gestalten: Es gibt Mondschafe, die ihre wuchernde kunterbunte Wollpracht selbst verstricken können, mit Kitzelspießen bewaffnete Kobolde, Traumgespenster, echte riesenohrige Angsthasen, den lachhaft gekleideten Herrscher Mieselfratz, der seinen Untertanen bei Strafe verbietet, über ihn zu lästern, Rüsselschnurpse, Mollekieken, den schnellsten Zwerg der Welt, die Riesenschnupfenbazille Schnuppdiwupp oder den friedlichen Drachen Kukifex. Wie oft ich diese Geschichten las und im Kopf die Abenteuer miterlebte – ich weiß es nicht.

Unbedingt mit auf die Liste muss noch Der verzauberte Kater von Barbara Sleigh – eines der Bücher, von denen ich mir nach wie vor eine Verfilmung ganz grandios vorstellte. Das in London (schon wieder England!) spielende Buch erzählt die Geschichte der 12jährigen Rosemary, die während der Sommerferien mit Putzdiensten ein wenig zum kargen Einkommen ihrer alleinerziehenden Mutter beisteuern möchte. Dazu kauft sie auf dem Flohmarkt auf der Suche nach billigen Putzwerkzeugen bei einer seltsamen alten Frau für ein paar Schilling einen Reisigbesen. Der schwarze Kater, der am Stand herumstreicht, ist im Preis inbegriffen. Rosemary staunt nicht schlecht, als der Kater, Carbonel, auf dem Nachhauseweg zu sprechen beginnt und ihr offenbart, dass er ein verzauberter Katzenprinz ist und sie bittet, den auf ihm liegenden Fluch zu brechen. Doch dazu braucht Rosemary Zauberutensilien, welche sich zum Teil noch im Besitz der alten Flohmarkthändlerin – einer Hexe im Ruhestand – befinden. Ein aufregendes und magisches Ferienabenteuer beginnt …

Völlig ohne Gepäck und Geld begibt sich Jasper auf eine Reise rund um den Globus, nachdem er in einem Jasminbusch des Amsterdamer Vondelparks auf den winzigen Reisegeist Korilu trifft und von diesem dazu angestiftet wird. Weltreise mit Korilu heißt dieses ebenso lehrreiche wie fesselnde Kinderbuch von Thea Beckman, den ich ebenfalls mehr als nur einmal verschlang. Jasper lernt überall auf seinem Weg durch die Fremde neue Menschen kennen, muss hart arbeiten, gerät in manche Gefahr, schließt Freundschaften und lernt, was es heißt, Abschied zu nehmen. Dabei ist der kleine Korilu, der sich vor fremden Blicken in Jaspers dichtem Haarschopf versteckt, ihm oft ein erfahrener und nützlicher Ratgeber.

In der Akademie des Meisters Klex, einem Internat ganz besonderer Art, werden nicht nur ausschließlich Jungen aufgenommen, sondern ihr Vorname muss zudem auch mit A beginnen. In diesem elitären Kreis sind die Schulfächer, die der Gründer, Direktor und einzige Lehrer Meister Klex unterrichtet, dann auch entsprechend außergewöhnlich: Klecksographie, Buchstabenspinnen oder Möbelmedizin. Vom Garten der Akademie aus führen zahlreiche Pforten in verschiedene Märchenwelten, wo die Schüler den Figuren aus Andersens oder Grimms Märchen begegnen und in der Mensa wird feinstes Essen aus bunten Scherben und Farblösungen gezaubert. Doch das größte Geheimnis der Akademie ist der sommersprossige, bunthaarige Meister Klex selbst. Und keiner der Schüler ahnt, dass bald eine Schöpfung des Meisters zur größten Gefahr für seine eigene Akademie werden wird … Das fantastische Kinderbuch des polnischen Autors Jan Brzechwa erschien in der Erstausgabe bereits 1946.

Sicherlich war es die Fülle meiner Kindheitsbucherinnerungen, die dazu führte, dass ich diese Bücherfrage so lange vor mir hergeschoben habe. Ich könnte noch viele weitere Bücher nennen, die mich als Kind und Jugendlichen in Lichtjahre entfernte Welten versetzt haben: Der Zauberer von Oz, Momo, Die unendliche Geschichte … In späteren Jahren begeisterten mich Science-Fiction-Geschichten, das Herr-der-Ringe-Epos und Stephen King, aber ich habe mich für diesen Beitrag bewusst auf etwas unbekanntere Bücher beschränkt. Die meisten davon – wie an den Links ersichtlich – sind heute, wenn überhaupt, nur noch antiquarisch erhältlich. Manchmal ist der ständige Drang des Menschen nach immer Neuem, Frischem zum Lesen, Anschauen, Hören ein Fluch. Denn so viele famose Werke verschwinden im Strudel des unaufhörlich Nachströmenden und gehen so für die Kinder von heute quasi verloren. Ein Jammer, wenn man bedenkt, wieviel eigentlich zeitlose Fantasie, Spannung und Witz darin stecken.

Der komplette Fragebogen im Überblick.

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Foto: © formschub

At least 10 reasons to visit Great Britain (12)

#12 – India Pale Ale. During the last two weeks in Yorkshire and Wales we visited almost a dozen different pubs and tried at least 20 different tap ales. Furthermore, we continuously scoured the beer shelves of the local supermarkets for regional ales and stouts to taste. After all these samples, it was «India Pale Ale« (IPA) from various breweries, e.g. Thornbridge, that tickled my taste buds the most. It’s a beer with a very distinguishing flavour: on the one hand a sweet and flowery, perfume-like taste that reminds of jasmine or lychee, on the other hand a strong, hoppy bitterness, somehow reminiscent of wormwood or herb grapefruit. Delicious!

For the time being, this shall be the last episode of my little blog series about the numerous amenities suggesting a visit to Great Britain. But it’s going to be continued, I’m sure.

P.S. – Falls jemand unter den werten Lesern eine erschwingliche Bezugsquelle für importierte oder hierzulande gebraute India Pale Ales kennt (Online-Shop oder im Raum Hamburg), wäre ich sehr interessiert, davon zu erfahren!

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Photo: © walknbostonSome rights reserved

Frühstücksgedanken

In Zeiten der allgemeinen Vertipptastung und Touchscreenisierung des Alltags ist ein Toaster ein angenehm analoger Fels in der digitalen Brandung: Man steckt eine Brotscheibe in einen offen zugänglichen Schlitz, stellt an einem Drehregler stufenlos den Bräunungsgrad ein, drückt einen Hebel herunter, der dann hörbar einrastet und nach einer unbestimmten Zeit wird der geröstete Toast mit einem energischen Federimpuls ausgeworfen.

Kein Brotschlitten, der auf Sensorberührung lautlos aus dem Toastergehäuse gleitet und auf den man in eine brotförmige Vertiefung die Scheibe einlegen muss. Kein Qualm, der bei Fehlfunktion aus den Randfugen des Brotschlittens quillt, während man verzweifelt um Fehlerbehebung bemüht auf Tipptasten trommelt. Kein Display, das dir kaltpixelig einen »Bread Size Error 273« oder einen »Crumble Overflow« entgegenhöhnt. Nur nackte, archaische Mechanik und simple, durchschaubare Elektrik.

Mein Toaster ist mein Freund.

Toaster
Foto: © formschub

At least 10 reasons to visit Great Britain (11)

#11 – Left-hand driving. »Oh my God, I would never want to use a right-hand-drive car in left-hand traffic!« – that’s what many of my friends say when I tell them that we use to rent cars for our trips to Great Britain. Believe me, it’s not as difficult as it seems. The first time I experienced left-hand driving was in 1986, when I brought my first own car, a VW Beetle, to Great Britain for a two-week camping vacation. This car, of course, had a continental left-hand-drive – and it was indeed tricky to sit on the familiar seat, but to drive on the »wrong« side of the road.

During my second holiday in Great Britain in 2003 I rented a local car for the first time and experienced it to be totally different to drive on the left while sitting on the right. My brain instantly seemed to categorize this kind of driving as something completely new and, let’s say, »created a new folder on my mind’s hard drive« for this behavioural pattern. It’s not »sitting in a familiar car, but driving on the ‘wrong’ lane« but »sitting in the appropriate car for driving on the left«. Meanwhile, I’ve covered over a thousand miles in British cars on British streets – and it’s as familiar to me as driving in Germany. There are just a few things to keep in mind:

  1. In roundabouts, the traffic direction is clockwise
  2. Remember to stay on the left lane when turning off on a t-crossing on quiet roads
  3. Remember to stay on the left lane after turning over
  4. Remember to pull over to the left when you meet another car on a narrow road without marking
  5. Remember to take the left lane after a break on an outlying rest stop
  6. Look at traffic signs more attentively than usual

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Foto: © formschub

Afternoon on a Hill

by Edna St. Vincent Millay (1892–1950)

I will be the gladdest thing
Under the sun!
I will touch a hundred flowers
And not pick one.
I will look at cliffs and clouds
With quiet eyes,
Watch the wind bow down the grass,
And the grass rise.
And when lights begin to show
Up from the town,
I will mark which must be mine,
And then start down!

Ein Gedicht, welches die Stimmung unserer täglichen Wanderungen auf die Berge und durch die Natur hier in Wales sehr schön einfängt. Da hier derzeit nicht allzu sonniges Wetter herrscht, greife ich auf ein sonnigeres Bild der hiesigen Landschaft bei flickr zurück.

According to the US copyright term and the rule of shorter term in EU countries, the quoted poem is considered to be in public domain since 50 years after the author’s death.

Sources: wikisource | IMSLP

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Photo: Evening sun on the hills · © jessie owen | Some rights reserved

At least 10 reasons to visit Great Britain (10)

#10 – If you have a passion for graphic design, illustration and typography like me and you’re visiting British pubs, you should watch out for some beautiful pub chalkboards (or »A-Boards«). Their skillful hand-drawn letterings and illustrations are true eye candy and a welcome change in our days of laser printer and cling film signage. There are even professional artists like Adrian Patrick, who have specialised in chalkboard design and are true masters of their art. As for my part, I really would appreciate this nice tradition to spread to pubs and bars in continental Europe. What do you think?

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Foto: © formschub