Tag eins in Schweden. Ein Waldspaziergang. Einatmen. Hinschauen. Ankommen.
Foto: © formschub
Geschmackssachen
Tag eins in Schweden. Ein Waldspaziergang. Einatmen. Hinschauen. Ankommen.
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Wohl jeder Blogger, der gern ab und zu übers Kochen und Essen berichtet, kennt die Situation: man hat etwas Gelungenes gekocht oder angerichtet oder sitzt im Restaurant vor einem famos arrangierten Tellergericht und möchte die Welt an seinem Gaumenglück in Wort und Bild teilhaben lassen. Der getextete Part ist meist kein Problem, doch schwieriger gestaltet sich der Teil mit dem Bild. Kaum ein Hobby(koch)blogger ist ausgebildeter Foodfotograf oder hat auf Schritt und Tritt eine hochwertige Kamera dabei.
Hinzu kommen die praktischen Unzulänglichkeiten: in Restaurants mit schwerem Gerät und Blitz das eigene Gedeck zu fotografieren erregt peinliche Aufmerksamkeit und auch zu Hause will man nicht immer erst das Stativ rauskramen, wenn die Gäste im Esszimmer schon nervös mit den Servietten rascheln.
Was also tun? Bleibt das gute alte Handyfoto – schnell aus der Faust geschossen, ohne großen Aufbau und im Nu abgespeichert. Doch das Ergebnis wird dem vermeintlich festgehaltenen Moment kulinarischen Entzückens selten gerecht – karges oder langweiliges Licht und die allzu gleichmäßige Schärfe lassen den in Wirklichkeit frischen Salat welk, das rosige Fleisch trocken oder die luftige Schaumspeise pampig erscheinen. Wer will solch unerquickliche Fotos ins Blog stellen und dann dazu schreiben müssen, dass man sich das alles eigentlich »in echt« viel schöner vorzustellen hat? Oder die mauen Schnappschüsse aufwendig von Hand mit Photoshop hinzutzeln? Sind Handyfotos zum Foodknipsen am Ende doch keine Alternative?
Auf der Suche nach einem Weg aus diesem Dilemma stieß ich kürzlich auf ein Tool, das zumindest für mampfbloggende iPhone-/iPad-Besitzer Abhilfe schaffen kann: Die App TiltShift Generator von Art&Mobile für schlappe 0,79 EUR (Update: die App ist inzwischen leider nicht mehr erhältlich).
Jeder kennt die bonbonbunten Panoramafotos, die mit dem gleichnamigen selektiven »Tilt & Shift«-Unschärfeeffekt wirken wie Szenen aus einer Modellbahnlandschaft. Nicht zuletzt eine laufende Kampagne der Deutschen Telekom hat dafür gesorgt, dass die Puppenoptik derzeit der letzte Schrei in der Werberbildsprache ist. (Noch) nicht so verbreitet ist die Erkenntnis, dass man damit, außer synthetisch Panoramen zu schrumpfen, auch beeindruckend und schnell selbstgeknipste Speiseportraits aufhübschen kann. Nur wenige Reglereinstellungen des intuitiv bedienbaren App-Interfaces zu den Parametern »Sättigung«, »Helligkeit« und »Kontrast« können einem unzulänglich eingefangenen Foodbild neue Frische einhauchen. Mit der selektiven Unschärfe, deren Form (linear oder kreisförmig), Position und Radius beliebig einstellbar sind, werden eine Garnele, ein Salatblatt oder die Schnittfläche eines Filetmedaillons appetitlich in den Fokus gerückt. Und mit der ebenfalls regelbaren Vignettierung rücken uninteressantere Bildbereiche am Rand dezent in mildes Dunkel (alles natürlich in Maßen, denn wir wollen ja die Realität ins Bild zurückholen und nicht ins Elysische abdriften).
Ab damit ins Blog – und weiterhin gutes Gelingen!
Fotos: © formschub
Ich liebe Kochbücher. Etliche reihen sich in meinem Bücherregal aneinander, vom Schulkochbuch aus den Fünfziger Jahren über opulente Länderküchen-Bildbände bis hin zum durchgestylten Trendfoodbrevier. Trotzdem hole ich mir die Rezepte, nach denen ich koche, meistens doch aus dem Netz. Kochbücher sind Inspiration, das Internet ist im Alltag meist praktischer.
Auf der Suche nach hitzekompatiblen Rezepten für das gestrige Dinner jedoch habe ich tatsächlich mal wieder ein »Holzmedium« zu Rate gezogen. Für meinen Geschmack bietet neben der italienischen und asiatischen Küche vor allem die orientalische einen wunderbaren Fundus an leichten, sommertauglichen Gerichten. Insbesondere die sogenannten »Mezze«, in kleinen Portionen und meist kalt servierte, oft vegetarische Kleingerichte, sind ideal für tropische Abende, wie wir sie derzeit erleben. Und so ließ ich mich gestern von diesem Buch zu meinem zweigängigen Menü anregen.
Die Vorspeise, Feta-Melonen-Häppchen (hier ein offizieller Link zum Rezept), habe ich nahezu unverändert zubereitet. Sie sehen nicht nur sehr appetitlich aus, sondern holen zudem die Wassermelone einmal aus der reinen Obstecke heraus und rücken sie mit einer köstlichen, pikant-kräutrigen Würzung in ein geschmacklich ganz neues Licht.
Für die Hauptspeise habe ich das bekannte orientalische Mezze-Rezept für Tabouleh (Petersiliensalat) so variiert, dass es auch denen schmeckt, die nicht so gern Petersilie in diesem Mengen mögen. Dazu gab es à la Minute gebratene Rotbarbenfilets, ein kleiner, festfleischiger Fisch, dessen festes, weißes Fleisch in Biss und Geschmack leicht an Hummer oder Langusten erinnert und das hervorragend zum frisch-säuerlichen Geschmack der Salatbeilage passt. Hier das variierte Rezept:
Zutaten
Für 2–3 Personen
12 kleine Rotbarbenfilets
75 g Bulgur (Hartweizengrütze)
250 g vollreife, aromatische Tomaten
1 Frühlingszwiebel
3 Stängel Petersilie
2 Stängel frische Minze
1 Bio-Zitrone
150 g Babyspinat
6–8 Blätter von einem Romana-Salatherz
1/2 TL getrocknete Minze (oder Pfefferminzteeblätter)
4–5 EL Olivenöl
frisch gemahlener Pfeffer
Alle Gemüse und Kräuter abspülen und trockentupfen. Den Bulgur in einer Schüssel mit reichlich kaltem Wasser übergießen und 20–30 Min quellen lassen, bis er »al dente« ist, dann durch ein Sieb abgießen. Inzwischen die Tomaten gegenüber dem Stielansatz kreuzförmig einritzen, in einem Gefäß mit kochendheißem Wasser überbrühen, kurz kalt abschrecken, enthäuten, entkernen und klein würfeln. Die Frühlingszwiebel in sehr feine Ringe schneiden, Petersilie und Minze fein hacken, die Salatblätter längs halbieren und in ca. 1 cm breite Streifen schneiden. Alles zusammen mit dem Spinat in einer Salatschüssel vermengen und den gut abgetropften Bulgur unterheben.
Aus dem Saft der Zitrone, etwas abgeriebener Zitronenschale, Olivenöl, Salz, Pfeffer, getrockneter Minze ein Dressing anrühren und über den Salat geben. Gut vermengen und im Kühlschrank noch etwa 30–45 Minuten durchziehen lassen.
Die Fischfilets abspülen, trockentupfen und mit etwas vom Zitronensaft, Salz und Pfeffer würzen. In einer heißen Pfanne in Olivenöl von einer Seite ca. 4 Minuten braten, bis der Fisch auch auf der Oberseite weiß wird. Salat und Fischfilets zusammen auf einem Teller anrichten und servieren. Guten Appetit!
Foto: © formschub
Es waren zwei wunderbare Tage in Freiburg. Ich hatte nur leichtes Gepäck mitgenommen. Zum einen aufgrund der Kürze der Reise, zum anderen war erstmals dieses Jahr stabiles Sommerwetter vorhergesagt, so dass Jacke und Schirm daheim bleiben konnten.
Die Vorhersage bewahrheitete sich, von einem heftigen Schauer abgesehen, der jedoch im Nachhinein wie ein frecher Streich erschien, ähnlich einer vorwitzigen Windböe, die hitzeträgen Sommergästen unvermittelt die Hüte vom Kopf reißt.
Wann immer möglich, verbringen ich und meine Begleitung Kurzurlaube nicht in Hotels, sondern in Ferienhäusern oder Ferienwohnungen. Das ist nicht nur preiswerter, sondern bietet auch den Luxus ungetakteter Tagesabläufe. Kein Frühstücksbuffet, das bereits zur Lieblingsaufwachzeit wieder abgeräumt wird, keine Geräuschkontamination aus nachbarlichen Zimmern, mehr Privatsphäre, mehr Freiheit.
Je schöner jedoch der Zielort und die bezogene Unterkunft, desto schmerzlicher ist – auch oder gerade bei Kurzreisen – die Pein der unvermeidlichen Wiederabreise. Doch diesmal hatten wir dem etwas Besonderes entgegenzusetzen. Nach dem Frühstück packten wir wie gewohnt unsere Koffer, nur ein paar persönliche Dinge für unterwegs, wie etwas zu Lesen, blieben unverstaut. Der Vermieter hatte uns die notwendigen Handgriffe zum Einschalten der Vorrichtung gezeigt, als wir eingezogen waren und den Heimatort bereits programmiert. Um zehn sollten wir aufbrechen, so war es vereinbart. Die Wohnung lag im obersten Stockwerk, die Sicht von der großen Dachterrasse auf das gegenüberliegende Schwarzwaldpanorama war atemberaubend. Schwalben zogen ihre Kreise über dem Haus, kreischend wie Teeniegirls in der Achterbahn. Die Luft war noch kühl.
Ich ging zum Sicherungskasten im Flur neben der Tür. Der große rote Hebel unterhalb der üblichen Schalterreihen sah aus wie die Notbremse in einem Zug, daneben auf dem schwach beleuchteten Display stand in kantigen Buchstaben „HAMBURG“. Ich zog den Hebel nach unten und wartete. Nach zwei Sekunden spürte ich einen leichten Ruck, als ob in der Wohnung unter mir jemand mit Wucht, aber geräuschlos, eine Tür zugeknallt hätte. Mehr nicht. Der Flur war fensterlos. Ich blickte ins angrenzende Wohnzimmer in Richtung Terrasse. Langsam, ganz langsam begann der Berg jenseits des Geländers nach links zu driften. Ich hörte, wie das Geschirr in der Küche leise im Schrank klirrte, als sich das Haus in Bewegung setzte. Es funktionierte.
Als ich auf die Terrasse trat, spürte ich den leichten Fahrtwind. Ich sah hinunter auf den Bürgersteig vor dem Haus, der wie ein träger grauer Fluss an der Fassade entlangzufließen schien. Auf der anderen Straßenseite standen Spaziergänger, die ihr Flanieren unterbrochen hatten und zu uns nach oben sahen. Sie lachten und winkten. Ein Kind zeigte herauf, ein Hund bellte, ich winkte zurück.
Nach einer Weile nahm ich an dem Gartentisch Platz, der im Schatten des Terrassendachs stand und nahm mein Buch zur Hand. An das leise Vibrieren unter den Füßen und den stetigen leichten Wind hatte ich mich schnell gewöhnt. Etwa zehn Stunden sollte die Rückreise dauern, sicher würde ich später noch einmal ans Geländer treten und herunterschauen zu den Orten und Menschen, an denen wir vorbeizogen.
Zum ersten Mal bei einer Abreise nahm ich die Ferne mit nach Hause.
Foto und Montage: © formschub
Schon als die ersten Bilder dieses Werbespots auf meinem Fernsehbildschirm erschienen, musste ich hinschauen. Der grüne Himmel, die leuchtenden Komplementärkontraste, die spannende Bildkomposition und die wie ein Turbinenchor summende Tonspur saugen Auge und Ohr förmlich ins Geschehen. Doch wofür wird hier geworben? Ein Kinofilm? Eine Videokamera? Ein Parfum?
In einem Stil zwischen »Matrix« und Wackelkamera rauschen surreal anmutende Bilder einer eigentümlich menschenleeren Stadt in den drei Farben Rot, Grün und Blau, mit einem an chromatische Aberration erinnernden Spektraleffekt verfremdet, am Betrachter vorbei. Es gibt keinen gesprochenen Text, keine wohlformulierten Werbesprüche, nur die Worte SPORT, NORMAL und ECON werden eingeblendet. Nun wird klar: es geht um ein Auto – um den neuen Honda CR-Z Sport Hybrid, dessen drei Fahrmodi mit den verschiedenfarbigen Szenen vorgestellt werden. Zum Schluss folgen noch Logo, Claim und URL. Das war’s. Für mich der innovativste und eigenständigste Autowerbespot seit langem, reduziert auf das absolut Wesentliche, super gefilmt und exzellent vertont.
Verantwortlich für die Kreation des Spots ist die Londoner Agentur Wieden+Kennedy (W+K), die vor kurzem anlässlich der Fußball-WM bereits mit dem Nike-Spot »Write Future« kreative Maßstäbe setzte. Und nun erneut, wie ich finde.
Was hat die Kollision subatomarer Teilchen, wie sie in einer Blasenkammer sichtbar wird, mit einer Krawatte zu tun? Auf den ersten Blick nichts. Doch als ich die seltsam wirbelnden Muster betrachtete, die bei solchen physikalischen High-Tech-Experimenten entstehen, fand ich, sie hätten durchaus das Zeug zu einem ebenso stylischen wie originellen Krawattendekor.
Da traf es sich gut, dass ich gerade nach einem persönlichen Geschenk für einen lieben Menschen suchte, der naturwissenschaftlichen Themen zugetan ist. Umgesetzt hat den wertigen Siebdruck mit silbergrauer Stofffarbe auf einer handelsüblichen dunkelblauen Seidenkrawatte das Hamburger Stoffdruckatelier Frohstoff, das ich hiermit gerne weiterempfehle.
Eine schöne und wertige Alternative zum herkömmlichen Copyshop-Stoffdruck, etwas teurer zwar, doch ich bin vom Ergebnis begeistert.
Leider sind derart gemusterte Krawatten – weder mit klassischen, sich wiederholenden Mustern noch mit albernen gegenständlichen Motiven – in normalen Läden kaum zu finden. Dabei hielte die Natur noch so viele famose Krawattenmuster bereit: Zweige zum Beispiel, oder auch Gräser. Ich würde sagen, hier steckt Trendpotenzial!
Ich klicke ja wirklich nicht oft auf Werbebanner. Aber heute gab es mal eine Ausnahme. Schuld war ein auffälliges Logobanner, das mich nach dem Klick auf die offizielle Website zur Tourismusförderung des Gardasees führte. Denn abgesehen davon, dass ich der Kultur und Küche Italiens auch als Hobbykoch und Urlauber zugeneigt bin, gefiel mir spontan die bunte prominente Wortmarke und ich hoffte, auf der verlinkten Website etwas mehr über ihren Ursprung in Erfahrung bringen zu können.
Doch leider – Fehlanzeige. Zwar gibt es eine PDF-Broschüre, in deren Impressum spartanisch eine Agentur namens Plus+ genannt wird, aber allein, um deren Internetauftritt ausfindig zu machen, musste ich noch einige Googlerunden drehen. Vergebens – auch im dortigen Portfolio wird das Logo als Refenz nicht erwähnt. Schade.
Mich erinnert das grafische Konzept ein bisschen an das kürzlich vorgestellte Rebranding des Vogelparks Walsrode zum Weltvogelpark, aber ich würde nicht so weit gehen, zwischen den beiden Logos ein Plagiat zu konstatieren. Eine schöne Kreation, die Lust auf Urlaub und neugierig auf die darin abstrakt dargestellten Kulturschätze macht. Und das ist ja der Sinn der Sache.
Gestern abend hat mich ein Aufruf der famosen @uteweber, Sommergedichte zu twittern, zu einem Beitrag inspiriert, den ich – zunächst in drei einzelnen Strophen – in meine Timeline eingespeist habe. Mir gefiel die Idee dahinter so gut, dass ich meine kleine Ode noch einmal etwas überarbeitet und um eine weitere Strophe ergänzt habe. Hier nun die »reloaded«-Fassung:
Komm, es ist Sommer!
Lass uns Luft matratzen,
Sonnen brillen, Bade latschen.
Will mit Dir Hänge matten.
Denn es ist Sommer.Spürst Du den Sommer?
Mir ist nach Bagger seen,
Korn blumen, Eis dielen.
Jetzt muss man Sand burgen.
Ich mag den Sommer.Das ist der Sommer:
Alle woll’n Grill kohlen,
Schwimm reifen, Liege wiesen.
Könnt‘ ich nicht Bier garten,
dann wär’s kein Sommer.Was für ein Sommer!
Wir konnten Arsch bomben,
Freund schaften, Wellen rauschen,
tagelang Strand laken.
Das war der Sommer.
* #pöm (»poem«) – der Hashtag für die getwitterten Beiträge.
Dank an @Klabauterzwerg für die Inspiration zur »Arschbombe«!
Foto: Sonnenuntergang auf Bornholm | © formschub