Lasagne con Ragù al finocchietto

»Noch ein Lasagnerezept?« mag jetzt mancher denken, doch in der Tat sind es ein paar Kleinigkeiten, die diesem Rezept das gewisse Etwas verleihen: So etwa die Dinkel-Lasagneblätter (z.B. von Naturata/Demeter), die wirklich nach Getreide schmecken und nicht nur als Schichtentrenner in der Lasagne fungieren. Oder die Entscheidung für Bio-Hackfleisch, das nicht nur besser schmeckt, sondern nach meiner Erfahrung beim Braten auch weitaus weniger Wasser absondert. Die mit Vollkornmehl zubereitete Bèchamelsauce, die so ebenfalls einen kräftigeren Eigengeschmack beisteuert. Die frischen Lorbeerblätter, die ein viel grüneres Aroma als getrocknete abgeben. Und nicht zuletzt die Zugabe der zerstoßenen Fenchelsamen, durch die das Ragù einen Hauch des Geschmacks original italienischer Salsiccia bekommt. Zumindest aus meinem Ofen war dies bislang die beste Lasagne. Guten Appetit!

Zutaten
für ca. 4 Personen

250 g Vollkorn-Lasagneblätter (z.B. Dinkel)
Für das Ragù
1 Stück Knollensellerie, geschält (ca. 100 g)
geputzte Karotten (ca. 150 g)
1 Zwiebel, geschält
2 große Knoblauchzehen, geschält
100 g Bacon, fein gewürfelt
500 g Bio-Hackfleisch, halb und halb
650 g feinstückige Tomaten (Konserve)
1 Glas (ca. 150 ml) kräftiger Rotwein
3–4 EL Olivenöl
1 guter TL getrockneter Oregano
1 guter TL getrockneter Thymian
1 guter TL frisch gemörserte Fenchelsamen
Salz und frisch gemahlener schwarzer Pfeffer
1 EL Tomatenmark, in 100 ml Wasser verrührt
1–2 Lorbeerblätter (wenn frisch, zur besseren Aromafreigabe vom Rand her mehrfach mit einer Schere einschneiden)
80 g grob geriebener Parmesan
150 g geriebener Mozzarella-Gratinkäse
Für die Béchamelsauce
60 Gramm Butter
60 Gramm feines Vollkornweizenmehl
500–700 ml Vollmilch
1 Messerspitze frisch geriebenes Muskatpulver
Salz

Zubereitung Ragù:
Knollensellerie, Karotten und Zwiebel in ca. 4 mm kleine Würfel schneiden, den Knoblauch noch feiner hacken. Das Öl in einem großen Topf erhitzen und die feinen Baconwürfen darin leicht anbräunen. Das gewürfelte Gemüse hinzugeben und unter Rühren etwa 5–10 Minuten anschwitzen. Hackfleisch dazu geben, unter Rühren gut zerteilen und mitbraten. Wenn die meiste Flüssigkeit verdunstet ist, den Bratensatz mit Rotwein ablöschen und unterrühren.

Nun die Tomatenmasse hinzugeben und die Gewürze unterrühren. Kurz aufkochen und dann bei mäßiger Hitze etwa eine Stunde weiterkochen lassen. Dabei immer wieder umrühren und gegebenenfalls mit dem verdünnten Tomatenmark auffüllen. Eventuell noch einmal mit Salz und Pfeffer pikant abschmecken.

Zubereitung Béchamelsauce:
Die Butter in einem Topf zerlassen, bis sie leicht schäumt, aber nicht bräunt, dann das Mehl einrühren und anschwitzen. Unter Rühren (Schneebesen) die Vollmilch hinzugießen und vorsichtig zum Kochen bringen, bis die Sauce bindet. Mit Salz und Muskat würzen und vom Herd nehmen.

Auf den Boden einer geeigneten eckigen Auflaufform eine dünne Schicht Ragù und darüber Béchamelsauce verstreichen. Lasagneblätter lückenlos darüberlegen. Dann wieder Ragù und Béchamelsauce auf den Nudelblättern verteilen und dies so lange wiederholen, bis alle Zutaten verbraucht sind (oder die Form voll ist). Die oberste Schicht sollte aus Ragù und Béchamel bestehen. Zum Abschluss erst mit einer Schicht Parmesan und dann mit dem geriebenen Mozzarella bestreuen.

Im vorgeheizten Ofen (bei Umluft etwa 180–200 °C) während ca. 30 Minuten fertigbacken. Vor dem Servieren im abgeschalteten Ofen noch einige Minuten ziehen lassen.

Lasagne
Foto: © formschub

Fete mit Käthe

Vielleicht sind die anhaltenden Minustemperaturen schuld, vielleicht ist es einfach das schiere Überangebot an Veranstaltungen in einer so großen Stadt – anlässlich des gestrigen Comedy-Programms »Fete mit Käthe« fanden gerade mal etwa 60 Zuschauer ihren Weg ins Hamburger Kabaretttheater Polittbüro. Was zwar einerseits sehr schade war, da das kurzweilige Programm, moderiert von der wunderbaren Käthe Lachmann, auf jeden Fall ein größeres Publikum verdient hätte, andererseits keinen Einfluss auf die Stimmung im Saal und auf der Bühne hatte, da sich Künstler und Gäste bestens amüsierten.

Wer Käthe Lachmann nicht kennt, sollte diese Wissenslücke schnellstens füllen, ihr skurril-putziger Sinn für Humor traf bei mir von Anfang an ins Schwarze. Allein der Auftritt ihrer überdrehten Kunstfigur Elke Schmidt, die gestern inbrünstig die Funktionen eines Taschenrechners erklärte (»Eintausendzweihundertfünfundzwanzig! Was für eine wundervolle Zahl – ich möchte sie berühren!«), war das Eintrittsgeld wert.

Als Gastkünstler begrüßte Käthe bei ihrer Fete den Cartoonisten Ralph Ruthe (»Shit happens!«), der mit einem bunten Mix aus auf die Leinwand projizierten Cartoons (darunter köstliche Kalauer) und Animationen, teils moderiert, teils vertont, sowie Liedern und Anekdoten aufwartete. Die Songs trafen zwar nicht unbedingt meinen persönlichen Geschmack, aber mit seinem in aberwitzigem Tempo vorgetragenen Erlebnisbericht aus einem Hotelzimmer, das er in einem nächtlichen Rausch in seine Einzelteile zerlegte, hatte er mich wieder voll auf seiner Seite.

Die andere Hälfte des Gastprogramms bestritt das Hannoversch-Hamburgische Duo »Heino und Mäuse«, alias Heinrich von Gyldenfeldt und Jürgen Krejci. Die beiden reiferen Herren mit ihrem staubtrockenen, sehr norddeutsch anmutenden Witz und ihren zwei Gitarren waren mir bis dato komplett unbekannt, seit gestern haben sie auf jeden Fall einen Fan mehr. Mit an Helge Schneider erinnernden, improvisiert wirkenden Zwischenmoderationen verbanden sie grandiose Vertonungen von Texten Loriots (»Advent« im Mariachi-Sound) und Robert Gernhardts (»Samstagabendfieber«), wortwitzige Eigenkompositionen und gnadenlose Kalauer (»Verse von der Brechstange«) zu einem hinreißenden Bühnenauftritt. Im März gastiert das Duo mit einem abendfüllenden Programm auf der Bühne des literarischen Kabaretts Wendeltreppe im Parlament im Hamburger Rathaus.

Alles in allem eine lustige Fete, vielen Dank, liebe Käthe. Ich hoffe, dass beim nächsten Mal im April ein paar Zuschauer mehr den Saal füllen werden.

Pressefoto Käthe Lachmann
Pressefoto Käthe Lachmann: © Köln Pool

Wok-Wirsing mit Koriander und Zitrone

Aus aktuellem Anlass – mein heutiges Abendessen – hier mal eine selbsterfundene Wirsingvariation etwas abseits von speckfetter Deftigkeit. Was kein Grund sein soll, dazu keine herzhafte Bratwurst zu essen (passt nämlich hervorragend)…

Zutaten
als Beilage für 2–3 Personen

1 kleiner Kopf Wirsing
Saft 1/2 Zitrone
2 TL frisch grob gemörserte Korianderkörner
Salz, Pfeffer
4 cl Madeira
100 ml Tasse Rinder- oder Gemüsebrühe
Rapsöl

Den Wirsing von welken Blättern befreien und in mundgerechte Streifen oder Stücke schneiden. Einen Wok oder eine Wokpfanne mit Rapsöl anheizen und den Kohl in das heiße Öl geben. Für ca. 2 Minuten nicht rühren oder bewegen, damit der Kohl schön anbräunt. Dann umwenden, salzen und noch etwa 5–10 Minuten weiterbräunen lassen. Mit Madeira, Brühe und Zitronensaft ablöschen, die Hitze reduzieren, mit etwas Pfeffer fertigwürzen und unter Rühren bissfest garen.

Wok-Wirsing
Foto: © formschub

Enter the Light

So lautet die Aufforderung zum Betreten der Website des amerikanischen Malers, Illustrators und Bildhauers Marshall Arisman. Tatsächlich wirken viele seiner Werke eher düster als licht und erinnern in Komposition und Stil bisweilen an die Gemälde Francis Bacons. Ich wurde zum ersten Mal durch eine Cover-Illustration des internationalen Grafik-Design-Magazins Graphis auf ihn aufmerksam.

Passt recht gut in die letzten dunklen Monate des Winters, finde ich. Aber jetzt kann es langsam wirklich mal wieder etwas heller werden.

Arisman Intro

Punktlandung

Bei meinen gelegentlichen Streifzügen durch skandinavische Supermärkte nach gelungenem oder ungewöhnlichem Verpackungsdesign bin ich auch in meinem diesjährigen Jahresendurlaub wieder fündig geworden. In der Getränkeabteilung einer Filiale der dänischen Supermarktkette »Kvickly« zog eine ganz besondere Bierflasche meine Aufmerksamkeit auf sich.

Zunächst dachte ich, es handele sich um einen Fehldruck, denn das Frontetikett erscheint nahezu unbedruckt: die knappe Inhaltsbezeichnung »Øl« (Bier) im Fußbereich des goldenen Zierrahmens ist der einzig lesbare Aufdruck. Jedenfalls für Sehende. Denn das Etikett ist sehr wohl beschriftet – im erhaben geprägten Punktraster der Blindenschrift Braille.

Die dänische Brauerei Midtfyns brachte am 31. August 2009 anlässlich des 200. Geburtstages von Louis Braille, dem Erfinder des Blindenalphabets, dieses eigens gebraute Bier in limitierter Auflage auf den Markt. 2 Kronen (ca. 25 Cent) pro verkaufter Flasche gehen an den Dänischen Blindenverein »Dansk Blindesamfund«, darüber hinaus sind via SMS an eine eigens eingerichtete Nummer Spenden über 10 Kronen je gesendete Nachricht an dieselbe Organisation möglich. Zwar liefert ein kleines Klebeetikett auf der Rückseite auch die nötigen obligatorischen Inhalts- und Mengenangaben für Sehende, doch die Braille-Informationen auf dem Frontetikett wurden bewusst nicht »übersetzt« – um Kunden und Konsumenten zu einer Beschäftigung mit der Blindenschrift und der besonderen Lebenssituation der Betroffenen anzuregen.

Nicht nur als Liebhaber guter und außergewöhnlicher Biere und als Grafik-Designer bin ich von dieser Idee und ihrer Umsetzung begeistert. Sie beweist, wie es mit einfachsten Mitteln abseits üblicher Betroffenheitskampagnen möglich ist, sogar beim Einkauf im Supermarkt auf sozial relevante Themen hinzuweisen, dabei Gutes zu tun und (Genießern) eine interessante Produktneuheit anzubieten. Mehr davon – und bitte nicht nur in Dänemark!

Blindenbier