Klare Sache

Eigentlich bin ich kein sonderlich religiöser Mensch und würde mich eher als Agnostiker bezeichnen. Aber der wärmenden Aura eines festlichen oder besinnlichen klassischen Kirchenkonzerts mit Orgel oder Gesang kann ich durchaus etwas abgewinnen – gerade in der kalten und dunklen Saison.

Auf der aktuellen Suche nach interessanten Konzerten in Hamburg und Umland blieb mein Auge auf der Website der Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche sofort am Logo hängen, das mir spontan sehr gefiel. Die schlichte, schöne und pointierte visuelle Identität setzt sich auch in den Werbemitteln fort, etwa für die aktuelle Kirchenvorstandswahl. Und neben zeitgemäßer Öffentlichkeitsarbeit zeigen die Verantwortlichen auch subtilen Humor – denn die Möglichkeit, religiöse Rundfunksendungen, z.B. des NDR, per Download zu abonnieren, wird angeboten als »Godcast« (Update: der Podcast wurde inzwischen eingestellt).

Nordelbische Kirche
Logo und Abbildungen: © Nordelbische Evangelisch-Lutherische Kirche
(Prospekttitel und Plakat vom Downloadbereich der Website)

Little Genius II

Der kleine Künstler war wieder am Werk. Irgendjemand hatte in der Zwischenzeit den Sockel des Hauseingangs und damit die makabre untere Hälfte des Œuvres überstrichen und der Vogel schwebte einige Monate allein am Putzfirmament. Doch die Kreide ist mächtiger als der Pinsel. Ein Einhorn. Symbol für Unschuld und Güte. Der Sieg der Poesie über das Profane. Ich sag’ ja: aus dem Kind wird mal was.

Little Genius II

Tischlein, deck Dich!

Als alter Schlemmer mit regelmäßigen Aufenthalten in Berlin stolperte ich irgendwann beim abendlichen TV-Zapping auf dem lokalen Sender FAB über das kurzweilige Gastromagazin Ars Vivendi. Vorgestellt vom genussfreudigen Rezensenten und Moderator Manuel Werner, werden in Berlin und Umland ansässige Restaurants und Hotels besucht und ausgiebig (kulinarisch) getestet. Mit dabei: das ewig hungrige Kamerateam, das regelmäßig am Ende der Sendung, nach getaner Arbeit, ebenfalls ungehemmt zugreifen darf.

Das Spektrum vorgestellten Lokale reicht dabei vom kiezigen Eckrestaurant bis zum ländlichen Romantikhotel und überrascht selbst eingeborene Berliner mit neuen, interessanten Adressen.

Auf der Website des Magazins lassen sich etliche der Restaurantberichte per Streaming abrufen, daneben die nächsten Sendetermine und weitere Schlemmer- und Gastrotipps. Das Beste aber passiert im Kopfbereich. Endlich mal eine Flash-Animation mit Witz, Hand und Fuß (unten im Screenshot sieht man noch nix – selber angucken!).

Ars_Vivendi
Screenshot: © FAB – Fernsehen aus Berlin

Äh, Dings …

Wie heißen die im Flüssigkeitsfilm vor der Pupille schwimmenden Flusen, die bei geistesabwesendem Starren langsam durchs Blickfeld treiben? Oder der kleine, ungenießbare Fruchtfleischzipfel am Boden einer abgelösten Bananenschale? Trotz der geschätzten 500.000 Begriffe des deutschen Wortschatzes klaffen darin immer noch erhebliche Lücken. Doch was tun bei akutem Vokabelnotstand? Wenn selbst Anglizismen versagen und auch in diesem Standardwerk* kein Eintrag weiterhilft, sind eigene Wortschöpfungen gefordert. Hier drei nützliche, alltagstaugliche Vokabeln aus eigener Produktion (und ein versteckter Vorschlag zur Beantwortung der anfangs gestellten Frage):

  • Schamspurt: Der übertriebene, unnötige und meist unbeholfene Kavalierstart, den Autofahrer oft hinlegen, nachdem sie beim Umspringen der Ampel auf »Grün« versehentlich den Motor abgewürgt und dann hektisch wieder angelassen haben.
  • Brutschubse: Unübersehbar schlecht gelaunte, schmallippige Mütter, die Ihr temporär unausgeglichenes Befinden kompensieren, indem sie Buggy oder Kinderwagen (und ihrem unschuldigen Nachwuchs darin) ungerührt als Waffe gegen ihre Mitmenschen einsetzen.
  • Hetzmajuskeln: Durch schnelles, flüchtiges Tippen entstehende Ballungen von Großbuchstaben am Wortanfang (z.B. »SEhr geehrte…«), sehr beliebt bei E-Mail-, Twitter- oder Chatbotschaften.

(* Die Originalausgabe erschien in englischer Sprache)

Stierflusen

Was Buntes gegen das Trübe

Erst dachte ich, es sei der neueste Spot von SONY Bravia nach den Knetkaninchen, aber dann entpuppte es sich doch als Musikvideo des schwedischen Minimal-Techno-Projekts Minilogue von Marcus Henriksson und Sebastian Mullaert. Zu den pluckernden Beats des Tracks »Animal« liefert die Choreographie der putzigen animierten Kreaturen – teils offenbar leicht sadomasochistisch veranlagt – das perfekte Quentchen schrägen Humors (bei Timecode 00:43 auf den unscharfen Kinderwagen am linken Bildrand achten!). Weird, sagt der Nerd und guckt strange.

Minilogue – Animals from ljudbilden on Vimeo.

Entenbrustfilet à l’Orange mit gebratenem Rotkohl und Pastinakentalern

Zutaten
für 2 Personen

1 Entenbrustfilet (ca. 400 g)
1 Bio-Orange
1 EL Englische Orangenmarmelade
2 EL Grand Marnier
200 ml Geflügelfond
1 Zweig Rosmarin
300 g fein geschnittener frischer Rotkohl
1/2 TL gemörserte Korianderkörner
1 große, dicke Pastinake
6 cl Madeira
milder Himbeeressig oder ersatzweise Balsamico
Honig
Salz
Pfeffer
Zimt
Rapsöl

(Eigentlich braucht man für dieses Rezept zwei Ofenröhren – eine für die Entenbrust und einen für die Pastinakentaler. Wer darüber nicht verfügt, kann die Pastinaken erst fertigbacken und dann später an der Seite der Entenbrust wieder aufwärmen)

Den Backofen auf 75–80 °C vorheizen. Die Entenbrust waschen, trockentupfen und von restlichen Federkielen befreien. Das Fett auf der Hautseite diagonal einritzen. In einem Topf oder einer Pfanne die Brust, mit der Hautseite zuerst, von allen Seiten goldbraun anbraten. Auf einen Teller oder in eine Form (hitzefest) legen, salzen und pfeffern und im Ofen bei niedriger Temperatur ca. 35 min. zartrosa weitergaren. Ab und zu den austretenden Saft abgießen und in die Sauce (s.u.) einrühren.

Die Pastinaken schälen, in ca. 8 mm dicke Scheiben schneiden und in einem Topf mit Öl und etwas Salz schwenken, bis sie komplett benetzt sind. Auf einem Backblech mit Backpapier auslegen und im vorgeheizten Backofen bei ca. 200 °C etwa 30 min goldgelb backen. Mit etwas Pfeffer würzen.

Von der gewaschenen Orange mit dem Sparschäler sechs ca. 8 cm lange Schalenstreifen abschälen und den Saft der Orange auspressen. Den Bratensatz der Entenbrust mit 4cl Madeira, Geflügelfond und 2/3 des Orangensafts ablöschen, 3 Streifen der Orangenschale, Orangenmarmelade, 1 TL Honig und den Rosmarinzweig hinzufügen und alles bei schwacher Hitze auf die Hälfte reduzieren. Orangenschale und Rosmarin entfernen. Mit Salz, Pfeffer, einem Hauch Zimt und Grand Marnier abschmecken und nach Belieben mit kalter Butter oder kalt angerührter Speisestärke abbinden.

In einer Wokpfanne etwas Rapsöl erhitzen und den Rotkohl scharf unter ständigem Rühren ca. 5 min. anbraten, dabei leicht salzen und mit Koriander würzen. Die Hitze reduzieren und den Rest Orangensaft, Orangeschale 2 cl Madeira, 1–2 EL Essig und 1/2 TL Honig hinzufügen und unter Rühren »al dente« zuende garen. Vor dem Servieren die Orangenschale wieder entfernen.

Die Entenbrust in Scheiben tranchieren und mit Pastinakentalern, Rotkohl und Sauce anrichten.

Entenbrust
Die Entenbrust auf dem Wege von der Pfanne in den Ofen.
Rezept und Foto: © formschub