Rasierte Kiwis

Abgesehen davon, dass zum Thema »Ganzkörperrasur bei Männern« vermutlich jeder für sich bzw. sein libidinöses Gegenüber eine eigene Meinung hat, zeigt diese Website immerhin einen originellen Weg auf, sich mit einem geeigneten Enthaarungsprodukt (»Philips Bodygroom Man«) dem geneigten Teil der Zielgruppe zu nähern. Der Humor der deutschen Umsetzung wirkt dagegen merklich verkrampfter. Schade.

Mattar Paneer

(Indischer Rahmkäse mit Erbsen und Tomaten)

Zutaten
für 2–4 Personen, je nachdem ob mit oder ohne Beilage

2 kleinere Zwiebeln
2 Zehen Knoblauch
1 daumendickes Stück frischer Ingwer
Butter oder geschmacksneutrales Öl
1 Dose (375 ml) Tomatenpüree oder stückige Tomaten
1 gehäufter TL Curcuma
1 gehäufter TL Koriander
1 gehäufter TL Garam Masala
100 ml Sahne oder Crème Double
1 Paket (300 g) TK-Erbsen
200 g frische Champignons
250 g Paneer oder ungewürzter Grill-/Pfannenkäse (z.B. Grünland)
Salz und Pfeffer

Zwiebeln, Knoblauch und Ingwer schälen und im Mixer zu einer stückigen Paste zerkleinern. Das Fett in einer Pfanne erhitzen, die Paste darin unter Rühren goldbraun anbraten. Mit den Dosentomaten aufgießen und ungefähr 4–5 Minuten köcheln lassen. Mit Curcuma, Koriander und Garam Masala würzen, gut durchrühren und mit Salz und Pfeffer pikant abschmecken. Dann Sahne/Crème Double hinzugeben und weiter für 4–5 Min. köcheln lassen.

Champignons und Käse in grobe Würfel schneiden und – nacheinander oder gemeinsam – bei nicht zu starker Hitze in einer zweiten Pfanne anbraten, herausnehmen und etwas abkühlen lassen. In der Zwischenzeit die TK-Erbsen in die Tomatensoße geben und während des Bratens weiterköcheln lassen. Zum Schluss den gebratenen Käse mit den Pilzen zugeben, unterrühren und nochmals kurz erhitzen.

Dazu passen Naan-Brot, Chapati oder Basmatireis.

© formschub

Verschleppte Prostituierte verdienen Vertrauen

Normalerweise bin ich ja skeptisch, wenn ich an Volkstreffpunkten wie z.B. U-Bahnhöfen von mir unbekannten Personen mit leicht flehendem Blick angesprochen werde. Selbst Mitmenschen mit reinem Teint und gepflegter Garderobe entpuppten sich schon als Bittsteller, die von mir mit sorgsam zusammengeklöppelter, dramatischer Erlebnisprosa Münzgeld oder ähnliche Solidaritätsgaben aus dem Handgepäck zu erhalten hofften.

Dann: gestern am Berliner U-Bahnhof Alex. Eine junge Frau nähert sich mir, als ich gerade dabei bin, am Bahnsteig wartend, eine SMS ins Handy zu tippen. Ich erahne Übliches.

»Entschuldigung, aber Sie haben doch ein Handy. Meins ist kaputt und ich muss dringend meine Freundinnen anrufen. Ich hab mich verspätet und bin auf dem Weg zu GZSZ und will nur bescheid sagen, dass die da an der Bahn auf mich warten.«

Ich entspanne mich etwas. Portemonnaie kann also zu bleiben. Da die Bahn gerade einfährt, zerstreuen sich nach dem Zusteigen auch meine Bedenken, mein Gegenüber hätte es evtl. auf ein neues Handy ohne Vertrag und SIMlock gegen Zahlung von 0,– Euro zzgl. Fersengeld abgesehen.

Nach dem Telefonat entspannt sich die Lage. Die Freundinnen werden warten, und ich erfahre auch, was es mit dem Zielort »GZSZ« auf sich hat: Es ist der Drehort der Daily Soap, wo die Truppe als Komparsinnen zu den nächtlichen Dreharbeiten erwartet wird und die Rollen verschleppter Prostituierter spielen soll. Es gäbe »echt gutes Geld« und zudem einen Nachtzuschlag.

Nein, ich werde deshalb jetzt NICHT anfangen, das zu gucken.
Höchstens mal reinzappen.

Nahrungsaufnahme und Geschlechtsverkehr

Manche deutschen Worte klingen wie Aktendeckelbeschriftungen. Obwohl sie eigentlich etwas sehr Schönes oder Sinnliches beschreiben (ganz im Gegensatz zu z.B. »Kragenspeck« oder »Handkantenschlag«).

Erfreulich daher, dass im Blog von Sebas jetzt zum Bistro Poetry Contest aufgerufen wird, und somit jeder die Chance bekommt, u.a. auch das Umfeld der beiden obengenannten Vorgänge mit wohlklingenderen Worten und eigenen Versen näher zu beleuchten. Und obwohl ich noch ein relativer Blog-Neuling bin, bei jedem Eintrag erneut mit meiner Inhalts- und Stilfindung ringe und meine Dichtversuche bislang auf private Glückwunschkarten beschränkt waren, hat mich diese tolle Idee gleich zum Mitmachen inspiriert.

Hier mein Beitrag:

Chilischoten,
Venusmuscheln.
Sado-Maso
oder Kuscheln?

Artischocken,
Weinbergschnecken.
Harte Stöße,
sanftes Lecken.

Schwarze Trüffel,
Sauerkraut.
Hitzewellen,
Gänsehaut.

Austern, Kaviar,
Korinthen.
Mal von vorne,
mal von hinten.

Nougatcreme,
Forelle blau.
Lippenweich
und zungenrauh.

Ahornsirup,
Haselnüsse.
Süßer Atem,
dunkle Küsse.

Stangenspargel,
Sellerie.
Haut an Haut.
So nah wie nie.

Alle Sinne
öffnen sich.
Sei in mir –
ich schmecke Dich.

Travestie für Carnivore

Es hat lange gedauert, bis ich die vegetarische Küche für mich entdeckt habe. Oma und Opa mütterlicherseits besaßen eine eigene Fleischerei, so dass Fleisch und Wurst ein untrennbarer Teil meiner frühesten Geschmackserinnerungen sind. Opa kaufte zwar die Rinderhälften auswärts ein, aber die Schweine lebten noch direkt hinterm Haus im Stall (auch draußen), labten sich an Futter mit eingemischten Essensresten und wurden selbst geschlachtet und frisch verarbeitet. Der Geschmack war unvergleichlich, ich habe später selten Wurst und Fleisch probiert, das so echt und lecker schmeckte. Auf dem Teller meiner Kindheit gaben sich ansonsten die mit mütterlicher Liebe zubereiteten Klassiker der Siebziger ein Stelldichein: Gulasch, Frikassee, Kasseler, Frikadellen, Eintöpfe, Rouladen, Kohlrouladen, Fischstäbchen. Das Vegetarischste neben den Beilagen (Bonduelle!) waren Kartoffelpuffer, Eierkuchen und Milchreis.

In den Achtzigern machten die »Ökos« erste Geschäfte auf. Ich hab’s immer mal wieder probiert, mich dort vollwertig-vegetarisch begeistern zu lassen, aber entdeckte in den Regalen lange Zeit nur genussfremde, bröckelige und fade Produkte (auch Fleischimitate), deren Geschmack in umgekehrt proportionalen Verhältnis zum Sendungsbewusstsein ihrer Fürsprecher stand.

Die Entdeckung der indischen Küche (Chicago, 1992) hingegen war eine Offenbarung. Endlich vegetarisches Essen ohne Öko-Nimbus, faszinierend neue Aromen und Zubereitungen, die das »fehlende« Fleisch gar nicht erst vermissen ließen. Und das war der Punkt: Die Form- und Geschmackstravestie, mit der Tofu, Seitan und Co. als vegetarisches Hack, Würstchen und Bratlinge verzweifelt versuchten, im aroma- und gewürzgetränkten Kleid den Fleischfresser zu verführen, machte mich nie wirklich an. Wenn Lebensmittel einander imitieren, hat das für mich immer etwas von »Ersatz« – wie bei Muckefuck oder Kaffeeweißer. Wenn sie hingegen ihre wahren Stärken ausspielen können, dann wird’s auch kulinarisch interessant.

Heute gehören Biomärkte und vegetarisches Essen (neben Fleisch) ganz selbstverständlich zu den festen Komponenten meiner leiblichen Versorgung. Die modernen Ökoprodukte sind zu ausgereiften und leckeren Alternativen geworden. Und da habe ich doch tatsächlich jüngst einen kleinen vegetarischen Snack im Fleischkostüm entdeckt, mit dem ich mich ab und zu auf einen Pausenflirt einlasse: »Wheaty Spacebar Hanf«. Schmeckt und kaut sich wie ein leicht geräuchertes, etwas zähes Bockwürstchen.
Na, geht doch.

Hanfriegel

Barmbek live

Die angenehm hohe Dichte an Restaurants und Imbissen in meiner Wohngegend (Barmbek-Nord) verleitet doch gelegentlich dazu, statt des Kochlöffels den Hörer in die Hand zu nehmen und das Abendessen telefonisch zu ordern. So auch heute. Das winzige Thai-Restaurant »Baan Rao« taucht zwar in kaum einem der hippen Hamburger Gastroführer auf, bietet aber durchaus anständige Küche zum akzeptablen Preis. Die emsige Restaurantbesitzerin ist Köchin und Kellnerin in Personalunion und bereitet in der kleinen Küche alles eigenhändig zu. Leider wallen Brat-, Fritier- und Brutzeldünste aus der offenen Kochzelle ungefiltert in den Gastraum hinüber. Will man also nicht selbst wie die soeben verzehrte »17, gebacken« riechen, geht man sein Dinner – wie unsereins – holen.

Als ich das Lokal betrete, sitzt nur ein einziger Gast an einem der Tische. Er scheint mit dem Pils vor sich vollauf zufrieden. Auf dem Tresen steht, transportfertig eingetütet, die bestellte Ente »S5«. Beim Bezahlen übt sich die Hausherrin mit klischeereifem asiatischen Akzent in Smalltalk.
(Dialogwiedergabe gemäß Gedächtnisprotokoll):

Sie: »Und – haben auch schon gehabt Euro-Schein, die zerfallen?«
Ich (kurz überlegend): »Nein, gottseidank nicht.«
Sie: »Auch nicht gehabt. Aber was machen, wenn bekommen? Geht kaputt …«
Ich: »Schnell wieder ausgeben, bevor es zerfällt.«
(Heiterkeit)
Jetzt mischt sich in breitem Barmbeker Slang der Pilstrinker ein.
Er weiß mehr:
»Das is’ aus’m Bankraub. Fünf Mio’n ham die geklaut. Alles präpariert. Da war überall Farbe drauf. Und das ham die versucht, wieder wechzukriegen.«
Sie: »Fünf Million. Aber nur 1500 Scheine gefunden?«
Er: »Fünf Mio’n. Alles präpariert. Das kann man unter Ultraschall sehen, kann man das. Und die ham das dann versucht, mit Chemikalien wieder wechzukriegen. Mit’m Pinsel ham die das von Hand überall draufgemacht, wo die Farbe ist. Darum zerfällt das nur da, wo die Chemikalien sind.«
Sie: »Aber wenn zerfällt, was kann machen? Ist kaputt.«
Er: »Doch, das kamman umtauschen. Nimmtie Bank zurück.«
Ich nicke zustimmend. Meine Ente wird kalt.
Sie: »Nimmt Bank zurück? Kann umtauschen? Ah – ist gut.«
Er: »Jou, das zerfällt ja nur da, wo die Säure ist.«
Ich, dem Ausgang zustrebend: »Das kann ja dauern, mit dem Pinsel. Dann kommen bestimmt noch Scheine nach, die müssen das Geld ja unter die Leute bringen.«
(Heiterkeit. Abgang.)

Später lief im Fernsehen auf WDR 3 »Dittsche«.
Jetzt weiß ich: es ist alles wahr.