#10 Die Schweden
In den bisherigen neun Beiträgen habe ich viel geschrieben über schwedische Sprache, Infrastruktur, Architektur, Essen, Trinken und Design. Was aber natürlich auf jeden Fall noch Erwähnung finden muss, sind die Menschen, die für all diese sehens-, probierens- und erlebenswerten Dinge verantwortlich sind – und für fast alles andere hier: die Schweden.
Ich habe die einheimischen Menschen in Schweden bei meinen bisherigen Urlaubsreisen immer als sehr offen, freundlich, hilfsbereit, naturverbunden und authentisch erlebt. Nach mehreren Aufenthalten in derselben Unterkunft fühlte es sich schon fast wie ein »Nachhausekommen« an, wenn ich im südschwedischen Ormeshaga mit dem Auto um die letzte Kurve bog und unser »Stammvermieter« uns von seinem Aufsitzmäher aus zuwinkte, während er dem Rasen am Seeufer hinter dem Haus eben noch einen frischen Schnitt verpasste. Ich kenne die Schweden als ebenso zurückhaltende wie gesellige Menschen. Sie sind keine Schwätzer, aber trotzdem kommunikativ und kontaktfreudig. Sie schätzen die Einsamkeit in der Natur ebenso wie Gesellschaft und Geselligkeit. In den langen dunklen Herbst- und Wintermonaten hat die Behaglichkeit zu Hause im Kreise von Freunden und Familie einen hohen Stellenwert. Was der Däne als »hyggelig« bezeichnet, nennt der Schwede »mysig«.
Neben der sympathischen Bevölkerung hat Schweden zahlreiche kluge und kreative Köpfe hervorgebracht, die weit über die Landesgrenzen hinaus berühmt sind. Etwa die Erfinder und Wissenschaftler Anders Jonas Ångström, Jöns Jakob Berzelius, Anders Celsius, Victor Hasselblad, Carl von Linné und Alfred Nobel (historisch üblicher Männerüberschuss inklusive). Und fast jeder kennt die schwedischen Schriftsteller*innen Astrid Lindgren (u.a. Michel aus Lönneberga, Pippi Langstrumpf, Kalle Blomquist, Madita, Die Brüder Löwenherz und Ronja Räubertochter), Selma Lagerlöf (Nils Holgersson), Sven Nordqvist (Pettersson und Findus) oder Gunilla Bergström (Willi Wiberg), die seit Jahrzehnten Millionen Kinder begeistern. Erwachsene Leser können sich von den Krimis aus der Feder von Arne Dahl, Håkan Nesser, Henning Mankell, Stieg Larsson, Per Wahlöö oder Liza Marklund fesseln lassen oder zu klassischen Werken von August Strindberg, Per Olov Enquist oder – auch hier – Selma Lagerlöf greifen.
Was wäre die Popmusik ohne die schwedischen Superstars Agnetha, Björn, Benny und Anni-Frid von ABBA? Aber auch die Acts Europe, Roxette, Ace of Base, Army of Lovers, Robyn, The Cardigans, Rednex, Mando Diao, Lykke Li und Fever Ray stammen aus Schweden, ebenso wie die Solokünstler Neneh Cherry, Dr. Alban, Sophie Zelmani und Anna Ternheim. Nicht ganz so populär, aber auf jeden Fall hörenswert sind auch meine persönlichen »Geheimtipps« Stina Nordenstam, Lisa Ekdahl und Jonathan Johansson. Wer klassische Musik liebt, sollte erwägen, einmal Hugo Alfvén, Wilhelm Stenhammar oder Kurt Atterberg sein Ohr zu leihen und beim Jazz »made in Sweden« geben vor allem Esbjörn Svensson, Nils Landgren und Monika Zetterlund den Ton an. Ihre Jazz-Kolleginnen Alice Babs, Bibi Jones und Anita Lindblom wandten sich – ähnlich wie Nana Mouskouri und Caterina Valente – vom Jazz später eher Pop bzw. Schlager zu und machten ab den 60er Jahren dort Karriere.
Das Kino! Auch hier kommen etliche Protagonisten aus Schweden, wie Zarah Leander, Greta Garbo, Anita Ekberg, Ingrid Bergman und Max von Sydow als Leinwandstars der »alten Garde«, in neueren Produktionen begegnen wir Dolph Lundgren, Noomi Rapace, Katia Winter, Peter Stormare, Stellan Skarsgård, Bill Skarsgård, Alexander Skarsgård, Alicia Vikander, Pernilla August, Lena Endre, Hanna Alström, Fares Fares und Michael Nyqvist. Als Regisseure (wieder leider hauptsächlich Männer) haben sich Ingmar Bergman, Lasse Hallström, Tomas Alfredson und Olle Hellbom international einen Namen gemacht, als Musikvideo-Regisseur setzte Jonas Åkerlund zahlreiche Popstars in Szene.
Und natürlich muss auch noch eine Schwedin genannt werden, die zwar weder Musik komponiert oder interpretiert noch zu Filmschaffenden, literarischen Autor*innen oder Wissenschaftler*innen zählt, aber trotzdem seit ihrem »Skolstrejk för klimatet« im August 2018 weltweit in aller Munde ist: Greta Thunberg.
Uff – so viele Namen. Zum Schluss möchte ich noch ein paar Film- und Serien-Empfehlungen schwedischen Ursprungs loswerden, die ich auch gerne mal mit »ins Urlaubsgepäck« nahm und dann im Land ihres Entstehens angeschaut habe:
- Serie: Jordskott – Die Rache des Waldes
- Serie: Real Humans – Echte Menschen (Äkta människor)
- Serie: Die Brücke – Transit in den Tod (Broen), Koproduktion DNK/SWE/DEU
- Film (Horror): So finster die Nacht (Låt den rätte komma in)
- Film (Komödie): Ein Mann namens Ove (En man som heter Ove)
- Film (Komödie): Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand (Hundraåringen som klev ut genom fönstret och försvann)
- Film (Komödie): Kops
- Film (Komödie): Kitchen Stories (Salmer fra kjøkkenet), Koproduktion NOR/SWE
- Film (Komödie): Jalla! Jalla!
- Film (Komödie): Verschwörung im Berlin-Express (Skenbart – en film om tåg)
Damit endet diese kleine Blogserie mit »Werbung« für dieses schöne Urlaubsland und vielleicht konnte ich ja den einen oder anderen dazu anregen, auch einmal (wieder) eine Auszeit hier zu verbringen. Ich jedenfalls komme auf jeden Fall wieder.
Foto: © formschub