Sie gehören zu Schweden wie Schären, Elche und Köttbullar: die gemütlichen, rot-weißen Holzhäuser, die man von der Straße aus am Wegesrand, in fast jeder kleinen Ortschaft, oder auch einsam gelegen mitten im Wald, vorfindet. Ihr kräftiger, braunroter Anstrich kontrastiert wunderschön mit dem umgebenden Grün von Moos, Bäumen und Gras und mit den strahlend weißen Flächen der Sprossenfenster, Türen und Eckbalken.
Die schöne Farbe, so ist zu lesen, war anfangs eher ein pragmatischer Brauch: sie schützte das Holz der Hausfassaden vor Verwitterung und erinnerte an das Ziegelrot der Backsteinhäuser reicher Europäer, wie sie sich die meisten ärmeren Schweden damals nicht leisten, sich ihnen aber so immerhin optisch annähern konnten. Das Pigment entstand als Abfallprodukt beim Abbau von Kupfer in einer großen traditionsreichen Mine nahe der schwedischen Stadt Falun und trägt daher den Namen Faluröd oder Falu rödfärg. Zur Geschichte der Kupfermine und dem tiefroten Farbpigment, das bis heute weiterhin hergestellt wird, kann man im Netz noch etliches Wissenswerte und Interessante nachlesen – oder man lässt den hübschen Anblick der hölzernen warmroten Häuser einfach so auf sich wirken.
Endlich Sommerurlaub! Lange »vor Corona« schon waren Reise und Unterkunft gebucht, noch bis vor wenigen Wochen schwebte der Stornofinger bang und bebend über der Maustaste, als schließlich sowohl das Auswärtige Amt als auch das RKI unser Reiseziel Schweden von der Liste der Risikogebiete entfernten. Uff!
Den Umgang der Schweden mit der Corona-Pandemie lasse ich hier mal unkommentiert, er war und ist außerhalb und innerhalb des Landes vielfach umstritten, hat nachweislich etliche Todesopfer, insbesondere in Alten- und Pflegeheimen gefordert und selbst Schwedens »Chef-Epidemiologe« Anders Tegnell räumt ein, im Nachhinein hätte er einiges anders handhaben lassen.
Was mir jedoch während der ersten Einkaufsstopps in Geschäften und Supermärkten in Göteborg und Växjö auf dem Weg zu unserem Ferienhaus auffiel, war – im Gegensatz zu Deutschland – zweierlei. Erstens: die Menschen trugen zu 90–95% keine Masken. Zweitens: sie achten individuell sehr gewissenhaft auf Abstand, das weiträumige und deutliche einander-Ausweichen bei Begegnungen im Ladeninneren gehört bei den Schweden offenbar inzwischen konsequent zur »fest verdrahteten« Alltagsroutine – und es scheint wirksam zu sein.
23 Millionen Hektar, mehr als die Hälfte (57%) der gesamten Landfläche Schwedens, sind mit Wald bedeckt. Dies entspricht der Oberfläche gesamt Großbritanniens (Link zur Quelle). Man merkt es auf nahezu jeder Autofahrt: links und rechts der Fahrbahn Wald, Wald, Wald. Die Schweden lieben die Natur und den Wald, sie sind ein Volk der Pilz- und Beerensammler, sie pflegen seit jeher das »Jedermannsrecht« (Allemansrätten), welches allen Menschen erlaubt, sich überall ungestört in der schwedischen Natur aufzuhalten, solange der Ort so verlassen wird, wie er vorgefunden wurde und etliche Schweden besitzen selbst ein Wochenend- oder Ferienhäuschen im Grünen. Die Bevölkerungsdichte in Schweden ist mit 23 Einwohnern pro km² rund zehnmal so niedrig wie in Deutschland (2016: 236 Einwohner/km²), in Nordschweden leben sogar im Schnitt nur rund drei Menschen auf einem Quadratkilometer. Wer Ruhe und wohltuende Einsamkeit sucht, ist hier also genau richtig – und im Wald ist die gleich nochmal so erholsam.
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